aufmerksam

Zutiefst erschrocken

Heute habe ich mich zutiefst erschrocken, weil ich im Flüchtlingsheim in eine schwierige Situation geriet:
Nach dem Kinderprogramm suchte ich zusammen mit einer anderen Ehrenamtlichen draußen, bei Dunkelheit und Regen, nach einem Kettcar, dass sich die Kinder ausgeliehen und nicht zurück gebracht hatten. Ich bat einige der Jungs um ihre Hilfe, ob sie wüssten, wer damit gefahren sei oder wo es stehen könne. Im Gegensatz zu sonst waren die Jungs sehr einsilbig und schnell wieder weg, sodass ich die Mädchen fragte. Mir war natürlich klar, dass die Mädchen mit mir zusammen gebastelt hatten und entsprechend genauso wenig wie ich wussten, wer wann wo mit dem Kettcar gefahren war. Aber Kinder haben ihre Quellen, und Helferinnen zu haben ist immer gut. Das Mädchen mit den besten Deutschkenntnissen meinte, sie zeige mir, bei welcher Familie ich klopfen solle. Es klang so, als habe sie den Verdacht, dass jemand das Kettcar zu sich genommen habe. So stand ich mit einem Haufen Mädchen im Grundschulalter im Flur des Wohncontainers, während sie an die Tür schlug. Als die Tür geöffnet wurde, standen vor mir weitere Mädchen, mit denen ich gebastelt hatte – ganz sicher hatten sie nirgendwo ein Kettcar versteckt. So musste ich schnell mein Anliegen umformulieren und bat sie ebenfalls um Hilfe, was angesichts der streng schauenden, tendenziell rachsüchtigen Mädchen um mich herum schwierig zu vermitteln war…. Der Vater erschien und bat mich, auf englisch zu erklären, worum es ginge. Das tat ich eifrig, während mir klar war, dass er mir nicht helfen könne und es nur darum ging, sein Vertrauen zu gewinnen. Wenn Deutsche aus heiterem Himmel im Wohncontainer stehen und an Türen pochen,  wirkt das sehr schnell bedrohlich für die BewohnerInnen. Während ich noch versuchte, dem Vater klar zu machen, dass für ihn und seine Familie alles in Ordnung sei und ich lediglich ein blödes Kettcar suchte, erschien am hinteren Ende des Gangs eine tränenüberströmte Frau.
Schnell wurde deutlich, dass ein Mädchen vermisst wurde. Sobald ich wusste, dass es sich um Narine (Name geändert) handelte, wurde mir ganz flau und ich ließ den Vater stehen. Ich kenne Narine erst seit wenigen Wochen, aber seit sie mir neulich durch die Tür entgegen flog und um den Hals sprang, ist sie eins meiner „Herzenskinder“.
Nun verstand ich auch, warum ich draußen auf den Vater und den Bruder getroffen war, die mich mit wütendem „Nix Narine“ angefaucht hatten, während ich rufend das Kettcar gesucht hatte. In dem Moment hatte ich geantwortet, dass mir klar sei, dass Narine heute gar nicht im Kinderclub gewesen sei, aber dass die Botschaft „Wir vermissen Narine“ heißen sollte, verstand ich erst jetzt. Leider sprach die Mutter nur kurdisch, sodass ich kaum etwas heraus finden konnte. Offenbar war Narine, als ihr Vater sie zusammen mit dem Bruder von der Schule abholen wollte, nicht dort gewesen und bis zum jetzigen Zeitpunkt am Abend nicht heimgekehrt. Natürlich bot ich an, die Polizei anzurufen, auch wenn mir klar war, dass ich kaum Sinnvolles beisteuern konnte. Weder kannte ich den Namen der Schule noch die Uhrzeit des Schulschlusses. Es gab keine Klassenliste, keine Telefonnummer von Freundinnen oder LehrerInnen. Ich hatte nichts in der Hand außer meiner Fähigkeit, deutsch zu sprechen. Die Mutter weinte anhaltend, schüttelte beim Wort „Polizei“ den Kopf und zog mich in ihr Zimmer. Dort redete sie gestikulierend auf kurdisch auf mich ein, was mir trotz der Gesten nichts half. Auch das einzig verständliche Wort „Bahnhof“ brachte mich nicht weiter: Hätte sie dort sein sollen oder gerade nicht? War „Bahnhof“ eine Hoffnung oder eine Befürchtung?
Ich konnte der Mutter so nicht helfen und ging zurück auf den Flur. Dort bat ich eine andere Mutter, die ebenfalls die Polizei rufen wollte, um ihr Telefon. Ich diktierte ihr 110 zu wählen, während ich überlegte, was ich der Polizei überhaupt sagen könnte. Im Verlauf der Aufnahme der Daten seitens des Beamten merkte ich, wie laut es im Flur war, und trat nach draußen. Gerade, als ich den Vornamen NARINE angegeben hatte, antwortete der Polizist mit einem Wort, das ich unmöglich verstehen konnte. Während er es wiederholte, fragte ich mich krampfhaft, ob es irgendein polizeiinternes Fachwort sein könnte, und meinte, ich wisse leider nicht, was er damit meine. Ob die Familie so hieße, antwortete er. Ich trat zurück auf den Gang und wiederholte den Namen, so gut es ging. Nach zwei Versuchen war klar, dass der Nachname passte. Der Polizist gab an, dass das Mädchen in Hamburg-Volksdorf auf der Wache sitze und er mich durchstellen würde. Auf keinen Fall solle ich auflegen! Etwas später sprach ich mit einem Beamten in Hamburg-Poppenbüttel, der sagte, Narine sei bei ihnen gelandet, sie werde umgehend in die Flüchtlingsunterkunft gefahren. Eben habe bereits eine andere Frau angerufen und das gleiche Kind gesucht. Ich war kurz davor, ähnlich der Mutter in Tränen auszubrechen, bedankte mich mehrfach und versuchte den anwesenden Mädchen und Müttern klarzumachen, dass Narine in Sicherheit und unterwegs hierher sei. An dieser Stelle wäre ich vor Erleichterung fast zusammengeklappt.
Inzwischen war der Bruder aufgetaucht, dem ich die Lage erklärte, der sie an die Mutter weitergab. Da auch er erst wenig deutsch spricht, wusste ich nicht, wie viel bei ihm und bei der Mutter angekommen war. Sie lächelte unter Tränen, und plötzlich stand eine Frau aus der Unterkunftsleitung mitsamt dem Vater und einem weiteren Mann im Flur und erklärte, Narine sei bei der Polizei und komme bald. „So weit sind wir auch gerade,“ meinte ich und verabschiedete mich kurz darauf.
Währenddessen war die zweite Ehrenamtliche rufend durch den Regen gelaufen, weil sich zwar das Kettcar wieder angefunden hatte, aber ich verschwunden war. Ich erklärte die Situation, entschuldigte mich und schloss die Räume ab.

Zu Hause angekommen musste mich mein Mann erstmal umarmen und festhalten, während ich ihm erklärte, mir sei ein weiterer Grund eingefallen, weshalb wir unmöglich Kinder bekommen könnten: Wenn mich ein Flüchtlingsmädchen und ihr Verschwinden derart mitnehmen, was täte ich dann mit vermissten eigenen Kindern? Erst eine Stunde später ließ das Rumoren meiner Eingeweide nach. In meinen Augen sind Flüchtlingsmädchen ohne Sprachkenntnisse und ohne Orientierung in der Umgebung das perfekte Fressen für Pädophile und ich brauchte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte.
Immerhin wurde mir im Nachhinein bewusst, dass ich aufgrund des vermissten Kettcars die Mutter entdecken und ihr „von Frau zu Frau“ helfen konnte. Dank der Unterkunftsleitung wäre das Mädchen auch ohne mich wieder aufgetaucht. So aber hatte die Mutter spontan Hilfe einer Fremden erfahren, was vielleicht genau die Botschaft war, die Gott ihr heute schicken wollte: Du bist wertvoll und ich sorge für dich und deine Kinder.

 

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Shooting „Tisch des Monats Mai“ in unserer Wohnung

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Ein denkwürdiger Tag ist nur so vorüber geflogen, während ich versuchte, trotz Infekt alles rechtzeitig fertigzustellen und nichts zu vergessen.
Einige Randbereiche waren definitiv nicht fertig, aber die gedeckte Tafel, die heute fotografiert werden sollte, war vollendet. Geraume Zeit war ich mit den Blumen beschäftigt, inklusive Vorbereitung – sie dauerte mal wieder länger als gedacht. Schlussendlich saßen alle Blüten am passenden Fleck und über der Tafel schwebten die kleinen Hängevasen.

 

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Auf dem Tisch platziert wirkten die Blumen ganz anders, als ich mir zuerst vorgestellt hatte. Dass ich deutlich weniger Grün als in der Planung zu Verfügung hatte, war vor Beginn der floristischen Arbeiten klar. Dass die Gestecke derart üppig ausfallen und eher dramatisch als „Frisch aus dem Garten“ aussehen, stellte sich vom Wechsel des Arbeitstischs (Küche) zum Wohnzimmer heraus. Ein wenig zuppelte ich noch an einzelnen Eustoma und Ginsterzweigen herum, dann half es alles nichts: Die Zeit lief. Ich musste mich umziehen und für das Porträtfoto schminken.

 

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Die Jounalistin und der Fotograf kamen pünktlich auf die Minute. Da der Weg von der Wohnungstür über den Flur ins Wohnzimmer sehr kurz ist, fingen wir ohne längere Begrüßung direkt mit der Diskussion des Settings an. Ich war mir nicht sicher, ob all die voluminösen Blüten zusammen mit den verstreuten Kleeblättern „zu viel“ wären. Daher erklärte ich gleich zu Beginn, dass ich nicht wisse, wie viel durch die Beleuchtung und beim Druck des Fotos „geschluckt“ würde. Bühnenschminke wird schließlich auch wesentlich kräftiger aufgetragen als das alltägliche Make-up. Insofern stellte ich gleich klar, dass der Fotograf alles verschieben, wegnehmen und hinlegen könne, wie er wolle, schließlich hat er die Erfahrung.

 

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So stellte er Scheinwerfer und Blitze in diversen Größen auf und fotografierte los, während ich der Journalistin aus meinem Leben erzählte. Sogar Bilder aus meiner Kindheit zeigte ich ihr, als ich mit meiner Puppe und den Puppen meiner Geschwister komplette Gartenparties inszeniert hatte. Schwerpunkte waren natürlich die Eventgestaltung und mein beruflicher Weg. Darüberhinaus wurde ich um vier Tipps gebeten, um die Leserinnen der Zeitschrift mit praktischen Hinweisen zum Nachmachen zu versorgen.

 

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Nachdem ich morgens um sieben Uhr von der Sonne geweckt worden war (und das im Februar!), ging es hier in heiterem Schnee-Sonne-Hagel-Regen-Sonne-Wechsel weiter. Während des Shootings schien die Sonne im genau richtigen Winkel ins Wohnzimmer, wie von mir berechnet. Die Fotos hier nahm ich anschließend auf, als das Licht schon deutlich schlechter war.

Zum Schluss war mein Porträt am Tisch an der Reihe, das wir ganz ohne Blinzeln und geschlossene Augen (trotz des Blitzes….) hinbekamen.

 

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Alle Kissenhüllen, Hussen und Servietten sind von mir selbst genäht. Die Ideen stammen ebenfalls alle von mir, vom Kranz aus Kirschlorbeer rund um die Teller über die Gestaltung der Blumen bis zu sämtlichen dekorativen Elementen. Die Bilder dürfen nicht heruntergeladen oder anderweitig genutzt werden (wie immer auf diesem Blog).
Ich danke der Schwiegerfamilie für die Blumengutscheine (die ich eifrig gesammelt habe 😉 ), Frau Sommer vom Blumenhaus Daebler für die Organisation der Blumen sowie der hilfsbereiten Dame von Credenza für die Dresdener Pappen (den Klee) und das nette Gespräch.
Mein „Tisch des Monats“ erscheint als Doppelseite im Magazin „Hier leben“ in der Mai-Ausgabe.

 

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For a magazine I styled a tablesetting in our home. The issue was „Tabledecoration in May“, so I bought lots of (expensive…) flowers and created a colourful atmosphere. While the photographer was taking pictures, a journalist asked me many questions about my work and my inspirations.

 

Diese fröhlichen Blumen trage ich zur Mitmachaktion der German Interior Bloggers bei, die im Februar „Flower Power“ suchen.
Wie jeden Freitag verlinke ich mit dem FloralFridayFoto Holunderblütchen und Maleviks Rosengarten.

aufmerksam, kreativ

Endspurt zum Shooting

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Seit heute sind die Blumen für die Gestecke bei mir, die ein Herzstück des „Tisch des Monats Mai“ bilden werden. Sie sollen noch etwas Zeit haben, um perfekt aufzublühen. Beim Zücken meiner EC-Karte im Blumenladen habe ich kurz überlegt, wie viel eigentlich die Blumen für unsere Hochzeit gekostet haben – gefühlt nicht viel mehr. Aber es ist aktuell noch Februar, entsprechend sind die Schnittblumenpreise… Dank des Sponsorings der Schwiegerfamilie musste ich zum Glück angesichts der Summe nur ein Mal schlucken und nicht mehrfach.

 

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Zusätzlich war ich gestern plötzlich der Meinung, dringend neue Gläser zu brauchen: Die vorhandenen Durchsichtigen wirken beim Shoot wahrscheinlich überhaupt nicht (da durchsichtig, haha), und die Farbigen harmonieren mit Nichts und Niemandem auf der Tafel. Also schnell über die Kleinanzeigen neue Gläser in zartem Grün aufgetrieben und heute zackig abgeholt: Zwischen Friseurtermin und Blumenladen, wie immer mit dem Rad… Das war allemal weniger Aufwand, als durch die Innenstadt zu hetzen, und hat mir in Erinnerung gerufen, dass der nächste Reiterhof in zehn Minuten zu erreichen ist (dort nebenan holte ich die Gläser ab).
Zu Hause kurz abgewaschen und probehalber auf das Tischtuch gestellt: Farblich passt´s!

 

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Immerhin sind wir am Wochenende unseren überzähligen Sessel losgeworden, nachdem bereits neulich hier ein neuer einzog. Über ein Jahr lang habe ich dem perfekten Sessel aufgelauert, ausgerechnet jetzt fand ich ihn – ein schönes Erbstück. Alte Möbel mag ich grundsätzlich lieber als neue, nun habe ich endlich den passenden Leseplatz.
Da ich schon befürchtete, den überzähligen Sessel für die Dauer des Shoots auf den Balkon auslagern zu müssen, bin ich unendlich froh, dass er nun doch einen Abnehmer gefunden hat.
Inzwischen ist bedauerlicher Weise die Journalistin erkrankt, so werden wir das Interview nachholen und hier taucht „nur“ der Fotograf auf. Seit heute habe ich ebenfalls erste Grippeanzeichen, bin aber festen Willens, den Fototermin für die Zeitschrift durchzuziehen. Den praktischen Teil des Examens habe ich damals schließlich auch mit Fieber bewältigt – egal, wie lange das her ist, in diesem Sinne packe ich das!

aufmerksam, Gäste & Feste

Aus dem Leben der Brautausstatterinnen

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Wer sich gerade in Hochzeitsvorbereitungen befindet und noch viel Kleinkram in Handarbeit zu erledigen hat: Hier stelle ich die passende Bespaßung vor, während der die kleinteilige Arbeit wunderbar von der Hand geht.
In der Dokumentation aus der NDR-Mediathek steht ein großes Geschäft voller Festkleidung im Mittelpunkt. Ein ehemaliger Bauernhof in Dithmarschen ist Norddeutschlands größter Anbieter von Braut- und Abendkleidung. Bodenständig und sympathisch werden Bräute, Bräutigame und Familien bei den Anproben für Festkleidung begleitet: Vom Termin beim Standesamt bis zu eigenen Silberhochzeit. Wir erhalten Einblick in einen Familienbetrieb, schauen hinter die Kulissen und erfreuen uns am norddeutschen, trockenen Humor.
Nebenher lässt es sich hervorragend basteln, nähen, stricken und Dekorationen gestalten – auch ohne Hochzeitsvorbereitungen!
Brautalarm auf dem Land, Teil 1, Teil 2 und Teil 3.

 

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aufmerksam, kreativ

Zarte Blüten im Schnee

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Im Februar suchen die „Urban Jungle Bloggers“ nach Tieren, die den heimischen Dschungel bevölkern. Angesichts des frischen Schnees besteht mein Urwald aus Frühblühern, weißen Chrysanthemen und einem Porzellanreh.

 

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Zum Glück habe ich neulich Moos gesammelt, das ich erstmal nicht verbraucht und deshalb draußen gelagert habe. Heute fand ich es, mit frischem Schnee bedeckt, als hervorragende Vorlage für ein blumiges Arrangement. Auch die German Interior Bloggers laden zu einer Mitmachaktion ein, das Februarthema heißt „Flower Power“. So wie die Blüten tapfer im Schnee blühen, haben sie definitiv eine Menge „Power“!

 

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This jungle is covered with fresh snow, so there aren´t any tropic animals to find. But you can spot a young deer between the first flowers of spring. The Urban Jungle Bloggers are looking for more animals between greenery and blooms.

Auch beim FloralFridayFoto, Holunderblütchen und Maleviks Rosengarten teile ich meine Frühlingsboten.

 

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Ode an die Freude

Die Ode an die Freude, geschrieben von Friedrich Schiller 1785, ist die offizielle Hymne der Europäischen Union (seit 1985). Es berührt mich, wie diese Melodie mit ihrem Text sowohl fröhlich als auch feierlich und erhebend wirkt.

Hier beginnt ein Mädchen mit Blockflöte einen Flashmob in Nürnberg.
Zwischen Nahrungsmitteln singt der Flashmob in einer ukrainischen Martkhalle,

Politische Dimensionen zeigt die Demonstration der UkrainerInnen auf dem Maidan zugunsten eines EU-Beitritts.
Ebenso die Gegendemo aus dem Staatstheater Mainz: 120 MitarbeiterInnen des Hauses sangen ihre Botschaft für Toleranz hinunter auf den Gutenbergplatz, wo die AfD demonstrierte. Die Polizei erstatte dagegen Anzeige, weil eine „genehmigte Demonstration gestört wurde“.

aufmerksam, Gäste & Feste, kreativ

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

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In Kürze empfange ich das erste Mal einen Fotografen und eine Journalistin in unserem Wohnzimmer, wo der „Tisch des Monats Mai“ geshootet werden soll. Aktuell muss ich täglich meinen (sehr ästhetischen analogen) Kalender mit Tipp-Ex traktieren, weil sich allein innerhalb eines Tages sowohl berufliche als auch private Termine ständig ändern. Abends wundere ich mich oft, wo ich war und was ich getan habe, weil alles derzeit permanent der kurzfristigen Veränderung unterworfen ist.

 

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Halbfertige neue Stuhlhusse mit provisorischer Schleife

 

Wenn ich dann nicht dazu komme, meine Listen für die Shooting-Vorbereitung abzuarbeiten, macht sich langsam Ungeduld breit. Dafür läuft aktuell an vielen anderen Fronten alles super, sodass ich fest davon ausgehe, zeitlich einen passenden Endspurt hinzulegen.

Immerhin habe ich heute meine Blumenbestellung aufgegeben, sodass das Material für die Herzstücke der Gestaltung pünktlich vom Großmarkt kommt. Dafür warten diverse Näharbeiten noch darauf, ausgeführt zu werden. Ebenso gehören sehr, sehr viele Kleeblätter aus Dresdener Pappe geschnitten und ähnliche Späße….

 

DSC02199_v1Entwurf für Serviette und passenden Schmuck

Herausforderungen bringen uns voran, und ein Mai-Shooting im Februar ist relativ leicht zu lösen, solange ich stur meinen Plan abarbeite und einige Provisorien auf mich wirken lasse.
In diesem Zusammenhang halte ich analog zum Paradigma „Man kann nicht nicht kommunizieren“ von Watzlawick den Satz „Man kann nicht nicht wirken“ fest:
Alles wirkt, ob Menschen, Räume oder Atmosphäre. Die Frage ist nur, wie es sich darstellt und ob die erwünschte Aussage getroffen wird. Insofern schleiche ich um das Provisorium, das in Kürze der „Tisch des Monats Mai“ werden soll, herum und lasse das Setting im bisherigen Aufbau auf mich wirken.

 

Ein kleiner Gruß an die Link-Parties CreaDienstag und Meertjes Stuff, wo auch Unfertiges seinen Platz hat…

aufmerksam, glaubhaft

Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge

Heute beginnt die Zeit vor Ostern. Sieben Wochen im Jahr nehmen sich viele Menschen Zeit, einmal anders auf ihr Leben zu schauen. Die sogenannte Fastenzeit lädt ein, alte Gewohnheiten zu überdenken und neue Blickwinkel auszuprobieren. Durch das zeitweilige Aufgeben von etwas, das uns sonst beschäftigt, entsteht neuer Raum in uns, der mit Positivem gefüllt werden kann.
Es gibt klassische Möglichkeiten des Fastens wie Verzicht auf Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten. Ebenso moderne Ideen wie „Sieben Wochen ohne Shopping“ oder „Sieben Wochen ohne Lästern, ich möchte nur Gutes sagen“. In diesem Sinne können es auch „Sieben Wochen mit…“ sein: Sieben Wochen mit Vergebung, sieben Wochen mit Toleranz, sieben Wochen mit offenen Türen.

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Die Fastenaktion der evangelischen Kirche Deutschlands bietet „Sieben Wochen ohne Enge“ an. Ein Kalender gibt tägliche Impulse, eine kostenlose Mail pro Woche teilt Gedanken und Ideen. Das Thema „Großes Herz!“ entstand Ende letzten Jahres unter dem Eindruck der anhaltenden Flüchtlingsströme.

 

dnemark241

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Herzlich willkommen zum „Club der ausgestiegenen Logopädinnen“

Neulich habe ich einen Artikel über „das wahre Leben der Logopädinnen“ geschrieben. Die Reaktionen von Logopädinnen darauf zeigen, dass ich einen Nerv getroffen habe und unsägliche Zustände auch andere Sprachtherapeutinnen aus ihrem Beruf vertrieben haben. Ich persönlich kenne mehr Logopädinnen, die aufgegeben haben, als Logopädinnen, die auch nach einer Vielzahl von Berufsjahren engagiert tätig sind.
Die Reaktionen von Nicht-Logopädinnen zeigen, dass kaum jemand glauben möchte, dass es in niedergelassenen Praxen (und dort arbeitet die große Mehrzahl der Sprachtherapeutinnen) tatsächlich so prekär aussieht.

In diesem Zusammenhang kam mir der Gedanke, für all jene Sprachtherapeutinnen den „Club der ausgestiegenen Logopädinnen“ zu gründen: Und sei es rein virtuell allein der Gedanke einer Interessengemeinschaft. Tatsache ist, dass Logopädinnen weiterhin vorrangig aus akademischen Kreisen stammen, aber der Beruf nicht akademisiert ist (darum kämpfen wir seit mehr als hundert Jahren…). Somit hat die Logopädin, die ihren Beruf schweren Herzens hinter sich lässt, zwei Makel in den Augen der PersonalerInnen, auf die sie nun trifft:
Erstens ist eine Berufsfachschule für Logopädie nicht die Art von Bildung, die Unternehmen gerne sehen. Völlig egal, wie viele Unterrichtseinheiten wir von Medizin über Psychologie bis hin zu Rechtskunde hatten: Niemand ahnt die Breite des Wissens und niemand lässt sich davon überzeugen.
All die Kompetenzen, die eine Logopädin im Praxisalltag entwickeln muss, sind ebenfalls im Lebenslauf schlecht darstellbar:
Organisationstalent (sonst bestelle ich für Dienstag um 14.30 Uhr zwei PatientInnen gleichzeitig ein und für Mittwoch um 11.45 Uhr versehentlich niemanden, was eine Menge Ärger und unbezahlte Arbeitszeit gibt), Büromanagement (sonst würde ich all die Anmeldungen nie aufnehmen und Rückrufe vergessen, auch Ärzte bekämen ihre Therapieberichte zu spät, von der Abrechnung der ärztlichen Verordnungen ganz abgesehen) sowie eine umfassende Menschenkenntnis, weil von SozialhilfeempfängerInnen bis PrivatpatientInnen alle Gesellschaftsgruppen innerhalb weniger Stunden durch das Behandlungszimmer laufen.
Zusätzlich viel Spontanität, da kaum eine Therapiestunde so abläuft, wie geplant, denn täglich steht der „Faktor Mensch“ im Mittelpunkt. Alle anderen Kompetenzen und Voraussetzungen habe ich hier beschrieben.

 

Wie soll nun eine Logopädin, die ihren Job hinter sich gelassen hat und als begeisterte Quereinsteigerin im Bewerbungsgespräch sitzt, erklären, was sie alles kann? Die meisten Personen denken bei Logopädie an „sprachförderndes Bauernhof-Spielen“ und „intensives Baustellen-Buch-Vorlesen“. Tatsache. Kaum jemand kennt die Komplexität des Berufs, entsprechend schwierig ist es, aus der „logopädischen Ecke“ herauszukommen: Es wird uns schlicht nichts zugetraut. Was daran liegt, dass die Logopädinnen keine Lobby haben und der Bundesverband der Logopädinnen ein gleichzeitig chaotischer und zickiger Hühnerhaufen ist. Sorry, hier muss ich sämtliche Klischees bestätigen.

Insofern: Auf zum „Club der ausgestiegenen Logopädinnen“! Wir ermutigen uns und finden individuelle Wege, die Kompetenzen der Therapeutenlaufbahn mit neuen beruflichen Ideen zu verknüpfen! Wir kennen die Misere aus dem Effeff, niemand muss sich hier rechtfertigen! KeineR kommt mit dem dämlichen Satz „Ich dachte, Logopädin ist ein schöner Beruf!“ Ja, Ladies, es ist ein spannender Beruf. Aber weder rentabel noch mit Perspektiven gesegnet. Schluss mit dem Zaudern, wir schmeißen hin und nehmen neue Möglichkeiten in den Blick!

Wer macht mit?

Für alle Interessierten habe ich da mal etwas vorbereitet… 😉