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Inneren Reichtum entdecken: Schätze statt Schwächen finden

Viele von uns haben einen sehr klaren Blick auf das, was wir können und wer wir sind. Und entsprechend auch auf die Bereiche der Persönlichkeit, mit denen wir fremdeln und die wir eher verstecken. Ein Blick „in die eigene innere Schatzkiste“ hilft zu erkennen, dass häufig noch mehr Möglichkeiten in uns schlummern, als wir oft meinen.
Oben auf liegen die Charaktermerkmale und Fähigkeiten, die von unserem Umfeld anerkannt werden und derer wir uns häufig bedienen. Hier befindet sich Gold, das wir meinen produzieren oder präsentieren zu müssen, um den Anforderungen der Gesellschaft zu genügen. Wir versuchen, dem allgemeinen Lebenstempo zu folgen und dem Leistungsdiktat zu entsprechen. Theoretisch darf jedeR heute „ganz individuell“ sein – aber bitte auf eine Weise, die in modernen Zeiten Anerkennung findet. Wer auf jedwede Art anders ist, als aktuell propagiert wird, erntet immer noch verletzende Kommentare.
Dabei las ich in der letzten Zeit an mehreren Stellen, dass das, was scheinbar unsere größte Schwäche ist, unsere auffälligste Seltsamkeit, stattdessen unseren größten Schatz und ein immenses Potential bedeutet.
Ja, wir wurden oft schon in unserer Kindheit und Jugendzeit für bestimmte Charaktermerkmale oder Vorlieben beschämt.
Ja, wir haben gelernt, einzelne Facetten gut zu verbergen und, wenn überhaupt, ganz allein für uns auszuleben.
Noch öfter haben wir bestimmte Bereiche unserer Identität abgelehnt, unterdrückt und vor unserem Umfeld herunter gespielt – um nicht schon wieder Ablehnung und Häme dafür zu kassieren.

Ich bekomme gerade von anderen Menschen, die mehr als oberflächlich auf mich schauen, gespiegelt, dass meine „uncoolsten Persönlichkeitsmerkmale“ meine größten Stärken sind. Jenseits von gesellschaftlichen Erwartungen und jenseits von Lebenslügen, die mich immer dazu getrieben haben, bestimmte Talente als Schwächen zu deklarieren und permanent abzuwerten, statt sie wertzuschätzen.
Deshalb lade ich dazu ein, bewusst zu schauen, welche Teile unserer Identität wir verstecken und schützen, statt sie liebevoll zu kultivieren und ihnen Wachstumsmöglichkeiten zu geben.
Gibt es dafür gute (wirklich gute) Gründe oder stecken falsche Urteile unserer Umwelt dahinter?
Ist es an manchen Stellen sogar Kalkül unserer Mitmenschen, um uns kleinzuhalten und von unserem vollen Potential abzubringen?
Der Wert einer Schatztruhe bemisst sich für mich nicht darin, dass sie zu hundert Prozent mit blanken Goldtalern gefüllt ist, die alle wie geklont und fabrikneu aussehen. Sondern darin, dass verschiedene Edelsteine, Metalle, Perlen und ganz unterschiedliche Ressourcen darin aufgestöbert werden können.

Welche inneren Schätze hast du lange vergraben?
Für welche Kompetenzen schämst du dich, statt sie liebevoll aufzupolieren, zum strahlen zu bringen und dich an ihnen zu erfreuen?
Wo duckst du dich unter das heutige Leistungsdiktat, das dir einredet, dass Charaktereigenschaften besser oder schlechter sein können – je nachdem, was der Zeitgeist vorgibt?
Wo wertest du Begabungen ab und sehnst dich nach dem, was deine Freundin oder Kollegin kann – statt stolz auf deine persönliche Eigenheit zu sein?
Vieles, was wir an uns für selbstverständlich, langweilig oder unattraktiv halten, wäre für unser Umfeld eine große Bereicherung – wenn wir es denn wahrnehmen und wertschätzen könnten.

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Verlosung: Gewinne dein Exemplar des Buchs „Wo die Freude wohnt“

Willkommen zu meinem vierten Buch, das heute im Buchhandel ankommt und von dem ich fünf Exemplare an alle Interessierten verlose!

„Wo die Freude wohnt“ lädt dich ein, deine Beziehung zu Gott auf kreative, ermutigende Weise zu vertiefen und neu die Lebenslust mit deinem Glauben zu verbinden. Du erhälst den Schlüssel zur „Villa der Freude“ und darfst die verschiedenen Botschaften der Räume entdecken:


Im Labor stellst du die Grundausstattung für ein fröhliches und zugleich tiefgehendes Leben zusammen. Im Garten lässt du alte Verpflichtungen und Zwänge hinter dir und erforschst, wie Neues, Heilsames wachsen kann. In der Bibliothek warten Gottes Versprechen auf dich und ich möchte dir Lust auf’s Bibellesen machen. Im Schaukelstuhl auf der Veranda wirst du getröstet und gehalten. In der Schatzkiste warten Goldklumpen für verschiedene Lebensbereich auf dich – du bist reich und mit allem ausgestattet, was du für einen erfüllenden Alltag brauchst!

Beim Festmahl begrüßt Gott ganz speziell dich als Ehrengast und möchte alles, was dich davon abhält, dein ganzes Vertrauen auf ihn zu setzen, endgültig entmachten. Am Lagerfeuer berührt dich der Heilige Geist und fängt deine Tiefpunkte auf. Im Wintergarten entdeckst du Raum für Bewegung und besonders kraftvolle, dynamische Gebete. Auf dem Dachboden lässt du deine Sorgen los und unter dem Baum am Wasser denkst du neu über deine Beziehungen nach. Im Wohnzimmer findest du Heimat und im leeren Zimmer entwickelst du ganz neue Perspektiven für deine Lebensträume.
Im Badezimmer erhälst du die Möglichkeit, dich mit deinem Körper zu versöhnen und in der Küche setzt du dich mit Freuden und Spannungen von familiären Beziehungen auseinander. Auf dem Parkplatz löst du alte Blockaden und lässt Ängste los, während ausgerechnet im Arbeitszimmer ein Spiel-und-Spaß-Paradies auf dich wartet.

Jedes Kapitel bietet Raum zum Notieren, schenkt Tipps zum Ausprobieren und Anregungen zum Nachdenken und Beten.
All meine Impulse sind natürlich kein Garant für ein märchenhaftes „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“. Meine Gedanken und Tipps möchten dir eine Tür öffnen, wie du selbst deinen Alltag bunter, lustvoller, vertrauensvoller auf Gott hin gestalten kannst.
Das kreative Mit-mach-Buch ist im Neukirchener Verlag erschienen und für 16,00 Euro im Buchhandel erhältlich.
Eine Vorschau kannst du dir hier ansehen: Vorschau „Wo die Freude wohnt“
Die Illustrationen stammen von Miriam Gamper-Brühl.

Der Neukirchener Verlag stellt fünf Exemplare für eine Verlosung zur Verfügung. Schicke mir über das untenstehende Kontaktformular deine Mailadresse, um am Gewinnspiel teilzunehmen. Pro Person, Haushalt und Familie kann ein Mal teilgenommen werden.
Als zusätzlichen Preis für das sechste Los verschenke ich drei exclusive handgefertige Grußkarten aus meiner eigenen Werkstatt: Sie beziehen sich direkt auf den Inhalt des Buchs, es gibt jeweils eine Karte zum Kapitel „Garten“, „Küche“ und „Parkplatz“.
Der Einsendeschluss ist am Valentinstag, den 14. Februar 2022 um 19:00 Uhr. So kannst du dich selbst mit einer Liebesbotschaft Gottes beschenken – ich wünsche dir viel Glück bei der Teilnahme!
Aus allen MitspielerInnen entscheidet per Zufall das Los. Die sechs ausgelosten Personen werden per Mail von mir angeschrieben und um ihre Postadresse gebeten, der Versand der Bücher erfolgt über den Neukirchener Verlag. Anschließend veröffentliche ich die GewinnerInnen mit Vornamen (ohne weitere Details) hier auf dem Blog. Nach Erhalt der Bücher werden alle Adressen umgehend gelöscht.

 

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Der Dreck meines Herzens

Heute putzte ich eifrig die Kirche, weil ich mal wieder an der Reihe war. Zum Glück ist eine Freundin in meinem Team, sodass wir zwischendurch schnacken konnten und es nicht nur eine Pflicht war. Während das Staubsaugen von Treppe, Küche, Lobby und weiterer Treppen noch deutliche Unterschiede von „vorher“ zu „nachher“ ergab, hatte ich beim Feudeln (norddeutsch für feucht wischen) nicht den Eindruck, dass mein Einsatz einen Unterschied machte. Der geschliffene Estrich wirkt irgendwie immer gleich scheckig, egal, wie gründlich ich wische oder nicht. Entsprechend feudle ich irgendwann dann etwas liebloser als zu Beginn…
Als ich den Eimer mit dem Putzwasser auskippte, wunderte ich mich, wie schwarz das Wasser war. Im Eimer war mir die Verschmutzung gar nicht aufgefallen, und auf dem Estrich hatte mein Bemühen kaum Unterschied gemacht. Dennoch bewies die schwarze Brühe, dass zuvor unsichtbarer Dreck entfernt worden war.

Ich glaube, so ist es in unserem Leben auch oft:
Wir wissen gar nicht, wie viel Schmutz wir in unserer Seele ansammeln. Wir haben keine Ahnung, wie viel Neid, Schuldgefühle, Ressentiments und nachtragende Gedanken wir mit uns herum schleppen. Auch, was wir uns selbst nie verzeihen oder wo wir uns für unsere eigene Schwäche schämen. Wir fühlen uns eigentlich ganz normal und bemerken die Dreckschicht gar nicht, die auf unserem Herzen liegt. Oder den dunklen Nebelschleier, der unsere Seele nieder drückt.
Dass wir nachts unruhig schlafen, schnell zickig reagieren oder hinter scheinbar unschuldigen Äußerungen Vorwürfe hören, bemerken wir nicht.

Wie gut, dass es jederzeit die Chance auf einen Neubeginn gibt:
Wir können uns unseren Neid eingestehen und mit anderen gemeinsam entschärfen. Wir können unmoralische Praktiken im Berufsleben aufdecken oder einen neuen, fairen Arbeitsplatz suchen. Wir können auch nach Jahrzehnten noch um Verzeihung bitten. Wir können Geld zurückzahlen, das wir unterschlagen haben.
ChristInnen haben dabei Jesus Christus vor Augen, der für unseren Mist gestorben ist, ihn ein für alle Mal bezahlt hat. Er ist auferstanden und bietet jeder und jedem an, mit ihm zusammen einen Neustart zu wagen.

„Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sollen mein Schutz sein.
Herr, auf dich allein hoffe ich!“
(Die Bibel, Psalm Kapitel 25, Vers 21)

Und das passende Lied dazu: Du machst alles neu

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Hinschmeißen befreit

„Es gibt im Grunde nur ein Problem in der Welt…
Wie bricht man durch? Wie kommt man ins Freie?
Wie sprengt man die Puppe und wird zum Schmetterling?“

Thomas Mann

Wir alle haben in unserem Leben diverse Rollen gleichzeitig: Tochter, Freundin, Angestellte, Ehefrau, Vereinsmitglied, Schwester und viele mehr. Abhängig von der Lebenssituation sind wir in bestimmten Rollen mehr und intensiver unterwegs, in anderen weniger. Noch wichtiger: In manchen Rollen fühlen wir uns wohler als in anderen, auch das befindet sich im Fluss.
In einigen Rollen erleben wir uns selbst als kompetent und wertgeschätzt. In anderen empfinden wir den Druck, etwas darzustellen oder zu leisten, das uns selbst kaum oder gar nicht entspricht. Manchmal schaffen wir es, diese Rolle abzulegen, indem wir eine Freundschaft beenden, ein Arbeitsverhältnis kündigen oder uns weniger an bestimmten Orten engagieren. Wenn es sich um die eigene Verwandtschaft handelt oder andere Bedingungen unveränderlich sind, gestaltet es sich als sehr schwierig, die eigene Rolle abzulegen und auszusteigen. Solange es eine Beziehung ist, die nur mich betrifft, kenne ich keine Scheu, nach gründlichem Abwägen ein Verhältnis zu beenden. Wenn andere Familienmitglieder, Kolleginnen, Sportsfreundinnen usw. beteiligt sind, ist es schon viel schwieriger, zu sagen: „Mir reicht´s, macht euren Kram alleine, ich bin nicht mehr zuständig!“
Und dennoch kommen wir alle immer wieder in Situationen, wo Hoffnungen und Erwartungen nicht erfüllt werden. Wir statt dessen Grenzüberschreitungen, Ablehnung oder missverständliche Botschaften erleben. Oft strampeln wir uns ab, geben unser Bestes und merken doch: Es reicht nicht. Dennoch schlucken wir immer wieder Ärger runter, machen eine nettes Gesicht und lenken geschmeidig das Gespräch in eine andere Richtung. Statt zu sagen: „Scheiß auf die unausgesprochenen Anforderungen anderer an mich und ihr doppeldeutiges Versteckspiel, mir reicht´s! Ich kann nicht aus dieser Familie austreten, aber ich kann mich distanzieren. Grenzen ziehen. Eigene, unrealistische Wünsche runter schrauben und statt dessen die Realität in den Blick nehmen. Nicht um positive Aufmerksamkeit in meiner Rolle als perfekte Mutter / Ehefrau / Tochter / Schwiegertochter / Schwester betteln, sondern mein eigenes Ding machen. Wer mich bewerten will, soll mich bewerten. Das ist mir egal. Die Erwartungen anderer an mich sind ihre Projektion und nicht mein Problem. Ich bin, wie ich bin. Ich ändere mich dann, wenn ich den Eindruck habe, dass es für mich dran ist. Nicht, weil andere mich in eine Form pressen wollen. Hier und heute bin ich, wie ich bin. Ich liebe mich, wie ich bin, und lebe meine Freiheit!“

Eine Frau ist wie eine Blume,
die blühen will…

„… und dann kam der Tag,
an dem es mir größere Schmerzen bereitete
eine verschlossene Knospe zu bleiben
als zu wagen, mich zur Blüte zu öffnen…“

Anais Nin

Liebe dich selbst, jeden Tag mehr, und liebe Dein Leben!
In dir steckt eine sinnliche, kraftvolle, dynamische,
lebendige, erotische, wache, wunderbare, einzigartige Frau.
Lasse sie zum Vorschein kommen und spiele.
Die Welt wartet auf Dich!

Quelle der Zitate: http://www.weg-der-weiblichkeit.de/
Brigitte Hebekeuser

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Vergebung ist der Schlüssel zum Handeln und zur Freiheit

 

Gerade lese ich ein wunderbares, sehr inspirierendes Buch, von dem ich sicher bald mehr erzählen werde.
Heute möchte ich die Idee teilen, sich mit Vergebung auseinander zu setzen.
Dass Vergebung gut tut und innerlich befreit, sagen seit einigen Jahren immer mehr PsychologInnen und Studien. Lange Zeit war „Vergebung“ etwas für christliche Weicheier und verknöcherte Bibelleser, kurz: Sehr unattraktiv. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, was ich sehr begrüße. Denn Verzeihen hat eine Kraft und bewirkt eine tiefe Freiheit, auch wenn es im ersten Moment Überwindung kostet. Und im zweiten auch. Und im dritten auch.
Denn je enger wir den alten Ärger und Groll bei uns halten, desto mehr finden wir, wir hätten die Kontrolle über das, was uns angetan wurde. Indem wir jemanden gedanklich büßen lassen oder im langfristig böse sein können. Was natürlich eine Sackgasse ist, die uns in Opferrollen und negativen Vergangenheitsszenarien festhält. Mit Kontrolle hat das wenig zu tun, viel mehr mit alter Gewohnheit und anhaltend schlechten Gedanken.
Mir gefällt die Idee sehr gut, absichtlich die einzelnen Lebensbereiche und Beziehungen zu betrachten und zu schauen, ob es alten Groll gibt. Einerseits anderen Personen gegenüber, von denen wir uns schlecht behandelt und verraten fühlen. Aber auch wir selbst verzeihen uns vieles nicht, was längst seit Jahren in der Vergangenheit liegt. Natürlich kommt beim Nachdenken im ersten Moment der ganze „Schiet und Dreck“, wie wir in Hamburg sagen, so richtig ins Bewusstsein. Aber gleichzeitig wird uns meistens auffallen, wie lange her diese Erlebnisse schon sind: Jahre und Jahrzehnte sind seitdem vergangen, und immer noch haben wir eine dunkle Ecke, in der wir unsere düsteren Gefühle kultivieren. Und jeder dieser verletzenden Momente hat eine eigene dunkle Ecke, sodass sie alle zusammen eine Menge Energie und Lebensfreude blockieren.
So lautet die Frage, wie sehr wir der Person und dem Geschehen verziehen haben. Gar nicht, ein bißchen, fast ganz?
Vergebung muss wachsen und entsteht nicht über Nacht, darin sind sich TheologInnen und PsychologInnen einig. Nur wir selbst haben es in der Hand, ob wir die Türen und Fenster zu unseren dunklen Ecken öffnen und damit frische Luft und helles Licht hereinlassen. Das befreit uns selbst. Denn die kalte Wut und die vernarbte Verletzung hat uns immer nur selbst weh getan, die „Täter“ haben davon nichts gemerkt.
Oft sind die Täter ja nicht die anderen, sondern wir selbst. Fehler und Versäumnisse kreiden wir uns selbst auch unerbittlich an. So halten wir uns als „böse Täter“ einerseits und „Opfer der Umstände“ andererseits an der Kette. Wer anderen nicht vergeben will, kann vielleicht damit beginnen, sich selbst zu vergeben. Die Vergangenheit ist vorbei und kommt nie wieder, völlig egal, wie sehr wir uns innerlich zerfleischen. All die Lebensfreude, die dabei verloren geht, könnten wir so viel sinnvoller einsetzen – für uns selbst und andere.
Also, was haben wir uns selbst nie vergeben? Wäre es an der Zeit, loszulassen? Was brauchen wir dafür? Können wir zumindest „ein bißchen“ vergeben, als ersten Schritt?
Und was können wir anderen vergeben, indem wir die inneren Vorwürfe ausmisten?

Vergebung ist der Schlüssel zum Handeln und zur Freiheit.

Hannah Arendt

 

 

Die giftigen Erinnerungen einfach davon fliegen lassen und Freiheit atmen…

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Wenn brave Mädchen kritische Frauen werden

 

Dank eines grippalen Infekts, der mich und mein Leben vorübergehend lahmlegte, öffnete sich für mich die Welt derer, die gern Fernsehserien schauen. In diesem Fall nutzte ich den Amazon-Account meines Mannes, um mich von ekligen Schmerzen abzulenken. Dabei stolperte ich über die Serie „Good Girls Revolt“:
Im Jahr 1969 dürfen in einer modernen Redaktion des Wochenmagazins „News of the Week“ Frauen recherchieren, Kontakte spielen lassen, sich im Archiv vergraben und stundenlang Polizeireviere auf der Suche nach Informationen abtelefonieren. Sie dürfen auch auf der Grundlage ihrer Recherchen eine eigene Darstellung des Themas schreiben. Sie dürfen diese allerdings nicht veröffentlichen, und schon gar nicht unter ihrem Namen. Das tut der ihnen jeweils zugeordnete Journalist, der in der Vorlage der Frauen zwei Kommata ändert und fünf Minuten später den Artikel unter seinem Namen veröffentlichen lässt. Bei gleicher Ausbildung dürfen Frauen nur Rechercheurinnen sein, nie Journalistinnen. Und mit einem Bruchteil des Gehalts dürfen sie auch zufrieden sein. Das macht den hübschen, schlanken Mädchen aber gar nichts aus, denn sie sind schrecklich froh, überhaupt arbeiten zu können – und das in einem derart modernen Büro!
Langsam wird ihnen klar, dass ihre beruflichen und persönlichen Lebensumstände nicht so wunderbar und erstrebenswert sind, wie sie bisher glaubten. Den einen dämmert es früher, den anderen später, was innerhalb der Belegschaft zu neuen Dynamiken führt. Die erste (und leider bereits letzte) Staffel endet damit, dass die Frauen sich so weit zusammen raufen, dass sie Beschwerde wegen Ungleichbehandlung gegen ihren Arbeitgeber einreichen und mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gehen.
Die Serie lebt von schwungvollen Dialogen, sehr hübschen und sehr schlanken jungen Frauen, kurzen Röcken, viel Sex, tollem Design von der Frisur bis zur Tapete und einer grundlegend guten Laune, egal, wie dramatisch es zwischenzeitig aussieht. Kurz: Es macht Spaß, zuzuschauen.

Vor kurzem lief bei uns eine ähnliche Serie im ZDF namens „Zarah – Die wilden Jahre“. Hier übernimmt eine durchsetzungsstarke Frau 1973 die Position der stellvertretenden Chefredakteurin in Deutschlands fiktiver größter Illustrierten. Zarah ist, ähnlich wie die Hauptdarstellerin in der amerikanischen Variante, ebenfalls schrecklich dünn und trägt genauso enganliegende Kleider und superkurze Röcke. Davon abgesehen weiß sie vom ersten Moment an genau, was sie will. Sie ist bissig, kantig, pfeift auf nette Konversationen und macht sofort deutlich, worin sie ihre Aufgabe in der Redaktion sieht. Im Privatleben ist sie genauso schlecht gelaunt wie im Beruf, und Gefühle sind nicht so ihrs. Damit das Ganze nicht versehentlich in einen dieser oberrealistischen, pessimistischen deutschen Filme abgleitet, muss sie natürlich Sex haben und nackt zu sehen sein, bloß mit einer Frau statt mit einem Mann.

Was nach dem Konsum beider Serien hängen bleibt:
Frauen im Fernsehen müssen primär dünn sein, dies deutlich zeigen, und regelmäßig nackt auftreten.
Dass die Filme vorrangig Frauen ansprechen sollen, ist an dieser Stelle völlig egal. Die Optik, die alle Filme durchdringt, die Männer machen, muss auch in kritischen Frauenfilmen durchgehalten werden. Wo kommen wir denn da hin, wenn es plötzlich moppelige Frauen im Fernsehen gäbe? Oder welche mit mausbraunem Haar statt roter Mähnen (wie komischerweise beide Hauptdarstellerinnen in Deutschland und USA)? Oder gar Frauen, die nicht eindeutig weiß sind? Nein nein, egal, wie politisch das Thema ist, Frauen sind dünn und oft nackt, das muss so. Auch und gerade in Filmen über Emanzipation. Schließlich weiß ich, Marie Krüerke, ja nicht, wie dünne nackte Frauen aussehen, nachdem ich täglich tausende davon auf Reklametafeln und Zeitschriftenseiten gesehen habe (oder mich selbst im Spiegel…)! Und in den Sechzigern und Siebzigern trugen alle immer superkurze Röcke ohne Strumpfhose, besonders im Winter, wo beide Serien gedreht wurden. Es gab ja keine bodenlangen Walla-walla-Kleider oder wilde Schlaghosen, nein, es gab nur kaum pobedeckende Minis. Ehrlich, die Darstellerinnen müssen beim Dreh chronische Blasenentzündungen gehabt haben. Solch eklige Themen interessiert die Filmcrew aber nicht, das läuft unter „privaten Problemchen“.
Offensichtlich haben selbst in Fernsehprojekten, die politische Revolutionen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung darstellen sollen, Männer genug Durchsetzungskraft, dass die herrschenden Schönheitsmerkmale propagiert werden müssen. Und Sexismus in einem Film gegen Sexismus ist nun wirklich Korinthenkackerei.

 

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Couragiert leben, standhaft bleiben

Als ihre Tränen versiegt waren, sah sie mich fest entschlossen an.
„Ich meine es ernst. Versprechen Sie dieser sterbenden alten Frau, dass Sie mutig genug sein werden, so zu leben, wie Sie es sich wünschen, egal, was andere dazu sagen.“
Die Spitzengardinen bewegten sich leicht im Wind. Wir sahen uns in die Augen voller Liebe, Klarheit und Entschlossenheit.

„Ich verspreche es Ihnen, Grace. Ich versuche es jetzt schon. Aber ich verspreche Ihnen hiermit, dass ich auf jeden Fall so weitermachen werde,“ erwiderte ich aufrichtig und aus tiefstem Herzen. Sie hielt meine Hand fest und lächelte, weil sie wusste, dass ihre bittere Lektion nicht vollkommen umsonst gewesen war.

aus: Bonnie Ware, „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Einsichten, die Ihr Leben verändern werden“

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Freiheit für Frauen: Zur eigenen Person stehen

„Dein Kleinmachen dient nicht der Welt,“ heißt es in einem wunderbaren Gedicht der südafrikanischen Schriftstellerin Marianne Williamson. Und weiter:
„Es zeugt nicht von Erleuchtung, sich zurückzunehmen, nur damit sich die Menschen um dich herum nicht verunsichert fühlen… Wenn du von deiner eigenen Angst befreit bist, befreist du damit auch andere.“
Frauen, die aus der Reihe tanzen, schütteln Gewohnheiten und Klischees ab, eröffnen ihren Spielraum, weiten Grenzen, erobern die Welt.
Sie leben mit Alternativen, gehen lustvoll neue Wege.
Fallen durchs Raster – in die Freiheit.

aus: Sabine Asgodom, „Lebe wild und unersättlich! 10 Freiheiten für Frauen, die mehr vom Leben wollen“