aufmerksam, kreativ

Der Krampf mit der Kunst: Wenn das Pferd nicht will, wie ich wohl will

Aus dem Ton, der noch aus meinem Bildungsurlaub im Mai übrig war, modellierte ich im Sommer zu Hause ein Pferd: Ich war damit sehr zufrieden, nachdem ich zwischenzeitig viel geflucht hatte, nur leider fand ich keine Möglichkeit, es zu brennen. So endete das Pferd in einem sehr trocken-bröseligen Zustand, der dazu führte, dass es beide Beine verlor.
Das passiert, wenn man feinschamottierten weißen Ton nicht brennt.

Direkt nach dem Sommerurlaub nahm ich mir vor, mir „etwas Schönes für meine Künstlerkompetenzen“ zu buchen, um auch mitten im Arbeitsalltag meiner Seele wohlzutun und meine Fähigkeiten zu erweitern. Schließlich möchte ich nicht für immer eine Anfängerin sein.
Frohen Mutes marschierte ich zu einem Töpfer-Wochenende in die Volkshochschule und tat dort die nächsten beiden Tag vorrangig eins:
In meinem Kopf lautlos zu fluchen.

Das Pferd war, aufgrund verschiedener Gründe, viel größer, als ich bisher gearbeitet habe. Daher befand ich mich in einem nicht enden wollenden Krampf um Größenverhältnisse und Proportionen. Eigentlich habe ich ein gutes Talent für Proportionen. Ich behaupte, dass ich darüber gar nicht sooo viel nachdenken muss, um zu gelungenen Ergebnissen zu kommen.
Doch hier kämpfte ich, und kämpfte, und kämpfte.

Tschüß, du armes, schiefes Geschöpf, mit den korrekten Proportionen, die dennoch ständig besch……. schlecht aussehen: Ruhe bis morgen in Frieden unter deiner Tüte.Neuer Tag, neues Glück, erstmal dem Pferd den Schädel abziehen und den gesamten Körper von innen aushöhlen: Das kann ich! Yeah!
Nur, um damit direkt wieder in den Kampf um dicke Leiber, zu kurze Rücken, zu breite Bäuche, plötzlich verschwundene Muskelstränge, fehlende Beine und fehlende Augen einzusteigen.

Der Kampf endete bis zur letzten Minute, als alle außer mir bereit zum nach-Hause-gehen waren, nicht.
So stellte ich ein mopsiges Etwas mit extrem rudimentären Beinen in den Trockenraum und bange seitdem, ob es wohl das Trocknen übersteht, ohne zu kollabieren. Und das Brennen, ohne zu explodieren. Und das anschließende Lasieren, ohne noch hässlicher zu werden.
Merke: Manchmal ist Kunst kein Vergnügen, sondern ein Kampf, der am Ende…. Ja, was tut dieser Kampf am Ende, außer Muskelkater und ein verknotetes Gehirn zu hinterlassen? Die neuronalen Bahnen für künftiges Wissen bahnen? Mich in Demut üben? Mich lehren, doch lieber klein-klein zu arbeiten? Meine Frustrationstoleranz erweitern?
Ich weiß es nicht.
Zumindest habe ich zwei Tage lang nur an das Tonpferd und seinen fragwürdigen Zustand und nicht an das Elend der Welt da draußen gedacht.
Und sei es nur dafür gut gewesen…

aufmerksam

Kreativ und kunstfertig: Österlicher Markt in Hamburg

Stricken, filzen, glasblasen, töpfern, drechseln, nähen, fotografieren: Im Sasel-Haus findet dieses Wochenende der Ostermarkt der KunsthandwerkerInnen statt.
Wer nach all den hippen Do-It-Yourself-Messen und modernen Design-Ausstellungen einen ganz klassischen Markt mit bezahlbaren Kreationen sucht, wird hier fündig. Fensterbilder aus Tiffanyglas, Arrangements aus Kunstblumen, Kleidung für Puppen und jede Menge Seidentücher: Auf der Suche nach einem Geschenk für die ältere Generation bieten sich viele Möglichkeiten. Junge Familienmitglieder freuen sich über weiche Plüschtiere und fröhliche Sabbertücher. Aber auch modernere Ausstellungsstücke wie Kunst aus Treibholz oder handgefertige Brillen entdecken die BesucherInnen.

Jahreszeiten unabhängig sind außerdem maritime Stände vertreten wie diese zauberhaften Seehunde und blau-weiße Kacheln.
Hinkommen: Mit der S-Bahn-Linie S1 bis Poppenbüttel und von dort aus mit den Bussen 174 und 24 bis Stadtbahnstraße bzw. Saseler Markt.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Träume wahr werden lassen: Rezension zweier Ratgeber

Du sehnst dich nach frischem Wind in deinem Leben?
Du möchtest lange unterdrückte und kleingehaltene Wünsche in die Realität befreien?
Du möchtest dich auf die Suche nach deinen Stärken und Potenzialen begeben?
Du hälst das Alte nicht mehr aus, wartest aber noch auf Mut für das anbrechende Neue?
Du gibst dir die Freiheit, noch einmal ganz anders auf dich und deinen Alltag zu schauen, weißt aber nicht, wohin das führen wird?

Herzlich willkommen zu zwei wunderbaren Büchern, die mir mehrfach von interessanten Dozentinnen empfohlen wurden, bis ich sie mir endlich besorgte:
„Wishcraft – Wie ich bekomme, was ich wirklich will“ von Barbara Sher und „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron. Von beiden Büchern habe ich sehr profitiert, sodass ich mich zum Weiterempfehlen einreihe.

Barbara Sher hat mit ihrem Bestseller „Wishcraft (Wunschhandwerk)“ ein Werk geschaffen, das die Schilderung inspirierender Lebensläufe ganz normaler Menschen mit vielen Aufgaben verbindet. Einige Beispiele sind:
„Zwanzig Dinge, die Sie gerne tun: Wann haben Sie sich zum letzten Mal dafür Zeit genommen? Benötigen Sie dafür Geld? Tun Sie es allein oder mit…? Geplant oder spontan?“ Sowie weitere mögliche Charakteristika nach eigenem Ermessen, um Katergorien zu füllen.
„Ein idealer Tag: Was tun Sie, wo, mit wem? Beschreiben Sie den Tag, den Sie durchleben würden, so, als ob Sie absolute Freiheit, unbegrenzte Mittel und alle Fähigkeiten und Kräfte hätten, die Sie sich jemals gewünscht haben.“
Im Anschluss werden mit sechs Fragen die relevanten Parameter heraus gefiltert, um zu entdecken, was zum idealen Tag fehlt. Diese und weitere Übungen dienen dazu, die eigenen Wünsche immer konkreter zu benennen, damit sie anschließend umgesetzt werden können. Kapitel zum Thema „Zieldefinition“, „Unterstützung suchen“, „Widerstände erkennen und sich davon befreien“ und viele mehr folgen, bis der Wunsch in der Realität angekommen ist.

 

„Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron hilft Menschen, die ungenutzte Begabungen haben, diese zu fördern und ihnen Raum im Leben zu geben. Dabei bezieht sie sich viel auf Personen, die künstlerisches und kreatives Potenzial haben, dies jedoch nicht im Alltag erleben. Weil der Mut dazu fehlt, mit Freude zu spielen, statt gleich große Erfolge zu erwarten. Weil die Angst vor dem Versagen so groß ist, dass es sicherer erscheint, im alten Beruf zu verharren, statt zu einem erfüllten Leben aufzubrechen.
Einer Freundin, der ich den Inhalt knapp darstellte, war dieser Band zu esoterisch. Meiner Einschätzung nach kommen Menschen, die wahlweise spirituell interessiert oder gläubig sind, mit diesem Buch sehr gut zurecht. Auch wenn die Autorin nicht im klassischen Sinne religiös ist, bezieht sie sich auf Gott und darauf, dass vieles ohne „göttliche Unterstützung“ nicht machbar ist. Wer das spukig findet, lässt den Band liegen – mir persönlich hat die Autorin zahlreiche Impulse gegeben, die ich bisher noch nirgends fand.
Dies ist ein reines Arbeitsbuch, das wochenweise arbeitet. Jede Woche wird ein neues Kapitel bearbeitet, das einen thematischen Schwerpunkt erst theoretisch und dann praktisch behandelt. Mit Hilfe eines Tagebuch sowie eines „Künstlertreffs“ entsteht ein inspirierendes Leben, das durch weitere Workshops vertieft wird.
Der „Künstlertreff“ ist eine Maßnahme, sich selbst dazu zu bringen, der eigenen Kreativität und Entwicklung im Alltag Raum zu geben. Dabei gilt alles als „Künstlertreff“, was ich in Ruhe mit mir allein tue, um Inspirationen zu sammeln: Im Schreibwarenladen Aufkleber und Tüdelkram kaufen und daraus etwas basteln, eine Ausstellung besuchen, einen langen Spaziergang unternehmen und Fundstücke sammeln, mit ganzer Aufmerksamkeit Musik hören oder selbst musizieren, einen tollen Bildband besorgen und darin schmökern, mit Ton matschen, …
Ebenso gibt es Aufgaben wie „Werfen Sie fünf verlotterte Kleidungsstücke weg“, „Beschreiben Sie fünf Charakterzüge, die Sie als Kind an sich mochten“, „Verbotene Freuden: Listen Sie zehn Dinge auf, die Sie mögen und die Sie gerne tun würden, aber sich nicht erlauben“, „Führen Sie sich zu einem geheiligten Ort aus (was auch immer im eigenen Auge heilig ist)“.
Innere Widerstände, Versagensängste und erdrückender Perfektionismus werden als Hemmungen entlarvt und entmachtet. Dabei passt das Wochenthema geradezu perfekt zu der inneren Entwicklung, die die TeilnehmerInnen des Workshops durchlaufen. Wenn Julia Cameron schreibt „Diese Woche werden sie verstärkt….., Sie werden erleben, dass …..“ stimmt es häufig – was zeigt, wie viel Erfahrung sie in der Begleitung von Menschen gesammelt hat.

Wer ungelebtes Leben und verdrängte Träume in die Realität begleiten möchte, ist mit den beiden Bänden gut beraten. In Bibliotheken sind sie ebenso zu finden wie Second-Hand und im Buchhandel – die allerletzte Ausweichstrategie, dass das Geld zum Anschaffen nicht reicht, fällt also auch flach. Auf geht´s!