aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Der Tod heute in knallbunt

Andacht und Ruhe sind die ersten Assoziationen, wenn wir an den größten Parkfriedhof der Welt in Hamburg-Ohlsdorf denken.
Lifemusik von den Beatles, Bratwürste und Kunst mischten dieses Wochenende die letzte Ruhestätte auf.

Gartenglasfantasien von Anne Dahms

Das Projekt „Ohlsdorf 2050“ soll aus dem Friedhof eine Oase des Naturerlebens und der Kultur gestalten. Viele Menschen lassen sich in Urnen beerdigen, sodass trotz des rasanten Stadtwachstums der vorhandene Raum neu genutzt werden möchte. Wenn die Hamburger Regierung weiterhin eiskalt alles zubaut und ehemals öffentliche Flächen mit Massentiermenschhaltung bestückt, wird der Parkfriedhof irgendwann das letzte Stück lebenswerten Grüns sein.

Holzskulpturen von Hans-Ulrich Kittelmann

Umso sinnvoller ist es, rechtzeitig und im Dialog mit den Menschen der umliegenden Stadtteile nach einer lebenswerten und nachhaltigen Nutzung des Geländes zu suchen.
Im Garten der Frauen wurde heute an Wegbereiterinnen des Wahlrechts und der Gleichberechtigung erinnert, und Musik weiblicher Komponistinnen erklang zur Rhododendronblüte. Unter uralten Buchen wurden irritierende Szenen gefilmt, während nebenan die KünstlerInnen sich gegenseitig in ihren Pavillons besuchten. Ehemalige Nachbarn trafen sich zu einem überraschenden Wiedersehen, sodass viele Begegnungen entstanden.

Acrylbilder von Regina Meier

Nun bin ich gespannt, wie viel täglich genutzter Lebensraum sich für die HamburgerInnen tatsächlich entwickelt oder ob das Projekt noch langfristig im Planungsstadium bleibt, das nur bei einzelnen Anlässen erlebbar wird.

Nashorn von Horst Stockdreher

Leben und Sterben miteinander in Kontakt treten zu lassen und Tabus abzubauen, ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf den Moment. Den Friedhof jenseits von persönlichen „Trauerfällen“ (schreckliches Wort) einladend zu gestalten und positiv erlebbar zu machen, ist ein lohnendes Ziel.
Ich bin sehr gespannt, was sich nach diesem Auftakt in und um den Parkfriedhof entwickelt.

Fischfrauen von Susanne Osterhus

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Träume wahr werden lassen: Rezension zweier Ratgeber

Du sehnst dich nach frischem Wind in deinem Leben?
Du möchtest lange unterdrückte und kleingehaltene Wünsche in die Realität befreien?
Du möchtest dich auf die Suche nach deinen Stärken und Potenzialen begeben?
Du hälst das Alte nicht mehr aus, wartest aber noch auf Mut für das anbrechende Neue?
Du gibst dir die Freiheit, noch einmal ganz anders auf dich und deinen Alltag zu schauen, weißt aber nicht, wohin das führen wird?

Herzlich willkommen zu zwei wunderbaren Büchern, die mir mehrfach von interessanten Dozentinnen empfohlen wurden, bis ich sie mir endlich besorgte:
„Wishcraft – Wie ich bekomme, was ich wirklich will“ von Barbara Sher und „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron. Von beiden Büchern habe ich sehr profitiert, sodass ich mich zum Weiterempfehlen einreihe.

Barbara Sher hat mit ihrem Bestseller „Wishcraft (Wunschhandwerk)“ ein Werk geschaffen, das die Schilderung inspirierender Lebensläufe ganz normaler Menschen mit vielen Aufgaben verbindet. Einige Beispiele sind:
„Zwanzig Dinge, die Sie gerne tun: Wann haben Sie sich zum letzten Mal dafür Zeit genommen? Benötigen Sie dafür Geld? Tun Sie es allein oder mit…? Geplant oder spontan?“ Sowie weitere mögliche Charakteristika nach eigenem Ermessen, um Katergorien zu füllen.
„Ein idealer Tag: Was tun Sie, wo, mit wem? Beschreiben Sie den Tag, den Sie durchleben würden, so, als ob Sie absolute Freiheit, unbegrenzte Mittel und alle Fähigkeiten und Kräfte hätten, die Sie sich jemals gewünscht haben.“
Im Anschluss werden mit sechs Fragen die relevanten Parameter heraus gefiltert, um zu entdecken, was zum idealen Tag fehlt. Diese und weitere Übungen dienen dazu, die eigenen Wünsche immer konkreter zu benennen, damit sie anschließend umgesetzt werden können. Kapitel zum Thema „Zieldefinition“, „Unterstützung suchen“, „Widerstände erkennen und sich davon befreien“ und viele mehr folgen, bis der Wunsch in der Realität angekommen ist.

 

„Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron hilft Menschen, die ungenutzte Begabungen haben, diese zu fördern und ihnen Raum im Leben zu geben. Dabei bezieht sie sich viel auf Personen, die künstlerisches und kreatives Potenzial haben, dies jedoch nicht im Alltag erleben. Weil der Mut dazu fehlt, mit Freude zu spielen, statt gleich große Erfolge zu erwarten. Weil die Angst vor dem Versagen so groß ist, dass es sicherer erscheint, im alten Beruf zu verharren, statt zu einem erfüllten Leben aufzubrechen.
Einer Freundin, der ich den Inhalt knapp darstellte, war dieser Band zu esoterisch. Meiner Einschätzung nach kommen Menschen, die wahlweise spirituell interessiert oder gläubig sind, mit diesem Buch sehr gut zurecht. Auch wenn die Autorin nicht im klassischen Sinne religiös ist, bezieht sie sich auf Gott und darauf, dass vieles ohne „göttliche Unterstützung“ nicht machbar ist. Wer das spukig findet, lässt den Band liegen – mir persönlich hat die Autorin zahlreiche Impulse gegeben, die ich bisher noch nirgends fand.
Dies ist ein reines Arbeitsbuch, das wochenweise arbeitet. Jede Woche wird ein neues Kapitel bearbeitet, das einen thematischen Schwerpunkt erst theoretisch und dann praktisch behandelt. Mit Hilfe eines Tagebuch sowie eines „Künstlertreffs“ entsteht ein inspirierendes Leben, das durch weitere Workshops vertieft wird.
Der „Künstlertreff“ ist eine Maßnahme, sich selbst dazu zu bringen, der eigenen Kreativität und Entwicklung im Alltag Raum zu geben. Dabei gilt alles als „Künstlertreff“, was ich in Ruhe mit mir allein tue, um Inspirationen zu sammeln: Im Schreibwarenladen Aufkleber und Tüdelkram kaufen und daraus etwas basteln, eine Ausstellung besuchen, einen langen Spaziergang unternehmen und Fundstücke sammeln, mit ganzer Aufmerksamkeit Musik hören oder selbst musizieren, einen tollen Bildband besorgen und darin schmökern, mit Ton matschen, …
Ebenso gibt es Aufgaben wie „Werfen Sie fünf verlotterte Kleidungsstücke weg“, „Beschreiben Sie fünf Charakterzüge, die Sie als Kind an sich mochten“, „Verbotene Freuden: Listen Sie zehn Dinge auf, die Sie mögen und die Sie gerne tun würden, aber sich nicht erlauben“, „Führen Sie sich zu einem geheiligten Ort aus (was auch immer im eigenen Auge heilig ist)“.
Innere Widerstände, Versagensängste und erdrückender Perfektionismus werden als Hemmungen entlarvt und entmachtet. Dabei passt das Wochenthema geradezu perfekt zu der inneren Entwicklung, die die TeilnehmerInnen des Workshops durchlaufen. Wenn Julia Cameron schreibt „Diese Woche werden sie verstärkt….., Sie werden erleben, dass …..“ stimmt es häufig – was zeigt, wie viel Erfahrung sie in der Begleitung von Menschen gesammelt hat.

Wer ungelebtes Leben und verdrängte Träume in die Realität begleiten möchte, ist mit den beiden Bänden gut beraten. In Bibliotheken sind sie ebenso zu finden wie Second-Hand und im Buchhandel – die allerletzte Ausweichstrategie, dass das Geld zum Anschaffen nicht reicht, fällt also auch flach. Auf geht´s!