aufmerksam, feminin, glaubhaft

„Psychologie Heute“ Sonderheft: „Ohne mich! Widerstand leisten gegen die Zumutungen der Zeit“

Normalerweise lese ich die Zeitschrift „Psychologie Heute“ nicht, weil ich den Eindruck habe, dass sie für meinen Geschmack zu psychoanalytisch geprägt ist. Mir ist die Psychoanalyse zu hierarchisch und patriarchalisch, weshalb ich um Inhalte aus dieser Denkrichtung einen großen Bogen mache.
Eine Ausnahme bildet das Sonderheft „Ohne mich! Widerstand leisten gegen die Zumutungen der Zeit“. Unterteilt in „Widerstand leisten“, „Grenzen setzen“ und „Abstand halten“ werden unterschiedliche Essays versammelt, die von philosophischen Gedanken bis zu praktischen Ideen viel Wissenswertes bieten.
Aus dem Vorwort:
„Indem wir den Ereignissen des Alltags unseren eigenen Sinn geben, respektieren wir uns selbst.
Indem wir nicht mehr länger etwas tun, nur weil es andere tun, zeigen wir unsere Individualität.
Indem wir darauf verzichten, Meinungen nur dann zu äußern, wenn sie niemandem weh tun, geben wir anderen die Chance, uns wirklich kennenzulernen.
Und: Indem wir Eigensinn lernen, sorgen wir für unsere körperliche Gesundheit und stärken unser psychisches Rückgrat. Unser Selbstbewusstsein wächst – und damit auch unsere innere Unabhängigkeit.“
Ursula Nuber

Wer Lust auf eine Runde Aussteigen aus der normierten, leistungsbezogenen Gesellschaft hat, ist eingeladen, einen Blick in dieses Sonderheft zu werfen.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Weibliche Selbstwahrnehmung zum Thema „Haushalt“

Nach dieser formidablen Überschrift folgt nun ein exzellent recherchierter Essay zum Wandel des Selbstverständnisses der Frau im Rahmen ihrer unbezahlten, häuslichen, selten ausreichend wertgeschätzten Tätigkeit.
Das könnte sein, dem ist jedoch heute nicht so.

Ich ertappe mich vielmehr immer wieder dabei, wie mich angesichts von hergestellten Köstlichkeiten vielbeschäftigter Frauen auf Blogs oder anhand der Erzählungen, welch großartiges Curry mit total exotischen Zutaten meine Freundin letzte Woche am Mittwoch Abend ratzfatz gezaubert hat, der Neid überkommt.
Dann denke ich regelmäßig: „Schön, dass du täglich frisch kochst, Marie, aber so richtig etwas Besonderes machst du selten. Meistens ist es doch das Gleiche (irgendwas mit Gemüse) abhängig von der Jahreszeit in Abwandlungen.“
Anschließend denke ich trotzig: „Macht doch nichts, Hauptsache es ist frisch, saisonal, regional und nährstofferhaltend zubereitet,“ aber dennoch schäme ich mich etwas, weil es so wenig kreativ ist. Okay, neulich habe ich das erste Mal auf dem Wochenmarkt Teltower Rübchen gekauft, aber anschließend in ein „normales Essen“ verwandelt, statt sie zu hobeln und zu hauchdünnen, eleganten Chips zu rösten oder ein saftiges, eloquentes Carpacchio daraus zu bereiten oder sonstige Finessen.

Natürlich ist es total typisch, sich als Frau mit anderen Frauen zu vergleichen und grundsätzlich als Verliererin aus dem Gericht zu gehen, weil es immer etwas gibt, was die andere besser kann. Oder was ich glaube, dass sie besser kann.
Wenn ich eine Frau suche, von der ich annehme, dass sie xyz besser kann als ich, werde ich garantiert fündig – und sei es in meiner Phantasie, weil ich anderen Heldentaten andichte, die ich mir selbst nicht zutraue.

Deswegen an dieser Stelle die Einladung an alle Damen, denen es ähnlich geht, laut mitzusprechen:

Ich kann kochen.
Ich koche kreativ und wohlschmeckend.
Ich tue mein Bestes, mein Repertoire an Gerichten zu variieren, und das reicht völlig aus.
Wenn ich Interesse daran habe, etwas Neues zu versuchen, schaffe ich das.
Wenn ich ein Standardgericht koche, genieße ich anschließend die Mahlzeit und bin dankbar über die Lebensmittel, die mir zu Verfügung stehen.

 

 

P1010662