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Fehlende Lobby für TherapeutInnen

Im Rahmen der Protestaktion „Die Logopädie geht baden“ entstand ein Gespräch mit Vertretern der Interessensgemeinschaft „Freie Therapeuten“

therapeutenonline (+o): Was machen die Freien Therapeuten?

Freie Therapeuten: Die Freien Therapeuten sind eine Interessengemeinschaft selbstständiger Heilmittelerbringer. Wir setzen uns ein für die Belange von Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Podologen.

Unsere drei Hauptforderungen: Wir fordern die Abschaffung der Richtgrößen! In Anbetracht der Überschüsse der Krankenkassen in Milliardenhöhe sehen wir die Budgetierung nicht mehr gerechtfertigt.

Wir fordern eine bessere Vergütung! Wir Heilmittelerbringer machen nur rund 3% der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich bundesweit aus. Letzte Daten aus 2012 zeigen, dass wir Logopäden davon alleine nur geschätzte 0,3% ausmachen. Es kann nicht angehen, dass wir dafür bestraft werden und für einen Netto-Lohn von13 Euro die Stunde arbeiten.

Wir fordern eine Vereinfachung der Bürokratie! Durch den Gesetzesgeber unterliegen wir der Prüfpflicht von Verordnungen. Es ist wirklich schwierig, durch diesen Kram noch durchzukommen und ich nenne das ganz bewusst ‚Kram’. Es kostet uns viele Nerven und viel Zeit, welche wir nicht bezahlt bekommen.

Viele unserer Kollegen stehen vor einer echten Existenzbedrohung, egal, ob angestellt oder selbstständig. Heute eine Praxis zu führen bedeutet Luxus. Man muss einen guten finanziellen Background haben, um das überhaupt noch leisten zu können.

+o: Sie beschreiben die Situation als untragbar. Was sollten die betroffenen Therapeuten aus Ihrer Sicht tun, um etwas zu verändern?

Freie Therapeuten: Die Therapeuten sitzen zu viel da und jammern. Wir müssen mutiger sein, mehr auf die Straße gehen, so wie heute zum Beispiel. Aber ganz im Gegenteil: Viele Therapeuten treffen sich in irgendwelchen Foren und jammern über immer dasselbe Thema. Wenn es dann darum geht, mal eine Aktion zu starten, dann kann Keiner.

Dass hier heute über 200 Leute gekommen sind, wundert uns wirklich, aber freut uns natürlich auch total. Aber es muss mehr werden! Wir müssen mehr Mut und Selbstbewusstsein haben und für uns einstehen, so wie das zum Beispiel auch die Hebammen machen.

+o: Wie hat Ihnen die Aktion „Die Logopädie geht baden“ gefallen? Was sagen Sie zu den Statements der Politiker?

Freie Therapeuten: Die Politiker sehen ja immer alles ein und wissen von der schwierigen Situation. Jetzt gilt zu prüfen, ob sie ihren Worten Taten folgen lassen. Horst Seehofer selbst sagt, dass das, was vor den Wahlen gesagt wird, nach den Wahlen nicht mehr gilt. Das wissen wir ja schon seit Jahren. Ich habe beim Zuhören gemerkt, wie mir der Hals schwillt. Das ist natürlich alles Geschwafel. Da passiert gar nichts, wenn wir selbst nicht dran bleiben.

Sehr interessant war ja auch zu sehen, dass keiner der Politiker die Frage beantworten konnte, was eine Logopädin eigentlich macht. Sie sagen uns wie toll wir sind und wie viel Wertschätzung wir verdienen, aber was wir wirklich tun, weiß keiner.

Die Politiker sagen, man müsse über die Budgetierung reden. Darüber muss man gar nicht reden! Die Krankenkassen haben einen Milliardenüberschuss. Warum muss man da noch über Richtgrößen sprechen? Das Geld ist doch da!

Wir Heilmittelerbringer haben ja auch einen volkswirtschaftlichen Wert. Viele unserer Patienten werden durch unsere Arbeit wieder in den Arbeitsprozess gebracht und fallen dem Staat somit nicht mehr zur Last.

Unsere Arbeit muss honoriert werden! Wir können unsere Mitarbeiter bald nicht mehr so bezahlen, dass sie einigermaßen davon leben können und wir sprechen hier nicht von Luxusgehältern. Viele kratzen am Existenzminimum. Da bekommt mancher Fabrikarbeiter, der nie einen Beruf erlernt hat, mehr als ein Therapeut, der sich nach jahrelanger Ausbildung mit Menschen beschäftigt. 1200 Netto für eine 40-Stunden-Woche, das ist eine Zumutung!

+o: Welche Forderungen stellen Sie an die Politiker?

Freie Therapeuten: Ich glaube nicht, dass sich die Politiker Gedanken über uns und unseren Beruf machen. Es geht scheinbar eher darum, den eigenen Hintern zu retten und das eigene Ego aufzublasen.

Das Einzige, das die Politik gemacht hat, ist die Bindung an die Grundlohnsumme. Wir dürfen ja nur nach der Grundlohnsummensteigerung eine Tariferhöhung  bekommen und die ist dann ja auch noch Verhandlungssache.

Der CDU-Politiker hat gesagt, die Tarifverhandlungen finden zwischen Ärzten, Krankenkassen und unseren Verbänden statt. Das stimmt aber nicht! Unsere Verbände haben da nur ein Anhörungs- aber kein Mitbestimmungsrecht! Verhandelt wird das zwischen dem gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen. Die entscheiden also im Endeffekt darüber, wie unsere Leistungen vergütet werden.

Wir müssen uns eine Lobby erarbeiten, sind aber ja gerade auf einem ganz guten Weg dahin!

+o: Vielen Dank für das interessante Interview!

 

gefunden auf http://therapeutenonline.de/branchennews/berufspolitik/details/artikel/die-logopaedie-geht-baden-die-freien-therapeuten-im-interview-zur-berufspolitischen-lage/

 

Kerstin von Heyden im Gespräch mit Corina Keller, Thomas Etzmuß und Evi Kaiser

aufmerksam

Kindermund: Bonbontaschentücher

Aus meinem Alltag in der logopädischen Praxis:

In einem mir nicht mehr bekannten Zusammenhang erzählte ein Kind etwas von „Bonbontaschentüchern“ und meinte Bonbonpapier.

Eine große Schwester, die sich zusammen mit ihrer Mutter im Therapieraum aufhielt, um dem kleinen Bruder Sicherheit zu geben, musste zeigen, wie schlau sie ist. Also kommentierte sie das „Schneckenrennen“, während ich das gefühlt millionste Mal in meiner Arbeitstätigkeit die Verbzweitstellung hochfrequent anbot und modellierte.
Die Schwester des kleinen Therapiejungen:
„Der Erste ist am Schnellsten und der Letzte ist am Langsamsten.“
Tschä, damit ist wohl alles gesagt.

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Kindermund: Neue Gentechnik

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin:

Wir spielen mit meinem riesigen Fundus an täuschend echt aussehendem Obst und Gemüse Einkaufen, während ich Input zum Thema „Verbzweitstellung“ gebe.
Das Kind äußert Wünsche: „… und hier auch…. eine Apfelzitrone (Apfelsine)?“

Ich frage eine Sechsjährige, wie gut sie denn im Urlaub an die korrekte Zungenruhelage gedacht hat. Sie schaut mich mit großen Augen an und erklärt es mir:
„Weil da hatte ich so viel Spaß, da konnte ich gar nicht dran denken!“

aufmerksam

Kindermund: Gentechnische Veränderungen

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein vierjähriges Mädchen antwortete auf meine Anweisung in der logopädischen Stunde ganz empört:
„Ich habe doch keine eins- zwei- drei Hände!“, während sie mir lebhaft ihre kleinen Finger zum Zählen vor das Gesicht hielt.

Ein kleiner Junge musste dringend auf Toilette und blieb dort eine Weile. Er hatte mir strengstens untersagt, mal nach ihm zu schauen; weshalb ich die Tür des Therapieraums weit offen stehen hatte, um ihn trotzdem zu hören, falls er mich rief.
Stattdessen hörte ich einen fröhlichen Gesang, in dem zwei Comic-Figuren zu einer verschmolzen: „Hey hey Wickie! Hey hey Wickie-Maus!“

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Butterfahrt zur Logopädin

Neue Patienten bedeuten für eine Therapeutin jedes Mal einen neuen Anfang – man beschnuppert sich, sammelt Fakten, versucht ein ganzheitliches Bild aus Einzelteilen zusammen zu fügen, beginnt zu arbeiten und hofft, dass bald eine tragfähige Patienten-Therapeuten-Beziehung entsteht.
So auch bei mir als Logopädin.
Manche Kinder sind zu Beginn offen und begeisterungsfähig – ein Teil davon bleibt es (ca. 40-70%), ein Teil langweilt sich nach einigen Wochen der Therapie mehr oder weniger dezent (ca. 5-30%) und ein Teil entwickelt sich im Laufe der Zeit zu hartnäckigen Fällen (ca. 5-20%).
Manche Kinder müssen wochenlang „aufgewärmt“ werden, bis sie offen mit mir sprechen und arbeiten, was auf der psychologischen Ebene so viel Konzentration erfordert, dass logopädisch wenig passiert. Dann jedoch entdecke ich immer wieder wahre Schätze.
Andere Kinder treten am Anfang wie ein Alptraum aus Erziehungsbüchern auf,  sodass ich um meine Nerven bange (wie soll ich das aushalten?), aber nach einigen Stunden unter vier Augen und klaren Ansagen läuft es plötzlich doch.
Wieder andere verabschieden sich nach der zweiten Stunde mit Küsschen von mir.
Kurz: Wie sich die Zusammenarbeit entwickelt und welche Resultate im Therapieprozess möglich sind, zeigt die Zeit.

Momentan habe ich durch Zufall einen ganzen Schwung älterer Damen in Behandlung (natürlich jede einzeln), was derzeit noch ungewohnt ist.
Die Störungsbilder reichen von neurologischen, degenerativen Erkrankungen über einen Schlaganfall bis zu Stimmstörungen.
Die Damen sind teilweise energiegeladen und taff, teilweise antriebslos, selbstmitleidig und psychisch auffällig – die ganze Bandbreite also.
Die eine wünscht sich klare Instruktionen, viele Übungen und kein Gespräch, die andere scheut vor jeder Form von therapeutischer Intervention zurück und möchte nur reden (oder, wie meine Chefin sagt: „Saug! Saug! Wie ein Vampir. Die zieht deine Energie und Aufmerksamkeit, wo sie nur kann!“). Das erinnert denn mehr an eine Butterfahrt in die Praxis als an konsequente logopädische Übungen.
Alle sind sie deutlich älter als ich, sodass ich momentan sehr damit beschäftigt bin, gleichzeitig respektvoll aufzutreten und klare Grenzen zu ziehen. Mein Job ist die Anamnese (therapiebegleitend, nicht nur in der ersten Stunde), das Angebot von störungsspezifischen Aufgaben sowie die Erarbeitung von alltagsrelevanten Strategien, um der Patientin den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern.
Mein Job ist nicht, von vorn bis hinten nett zu sein und für jedes beliebige Thema ein offenes Ohr zu haben, wie offensichtlich gerade ältere, alleinstehende, einsame Damen glauben.

Kurz: Die Arbeit als Logopädin bleibt immer spannend und herausfordernd – gut, wenn es Kollegen gibt, die den Rücken stärken und ähnliche Erfahrungen gemacht haben!

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Kindermund: Kuscheln unter dem Teppich

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich frage einen kleinen Jungen, was er denn so in der Vorschule erlebt. Er benutzt statt /k/ immer /t/, was man eine „Vorverlagerung“ von Konsonanten nennt und in die Gruppe der phonetisch-phonologischen Störungen fasst.
Er antwortet auf meine Frage: „Tuscheln.“
Ich übersetze gedanklich von /t/ zu /k/: „Ihr kuschelt?“
Er: „Nee, so tuscheln, aber nich mit`n Stift…“
Ich: „Ach, ihr tuscht?!“
Er: „Jaaaa…“ und strahlt.

Mit einem Zweitklässler übe ich die Artikel. Wir unterscheiden in Frauen und Männer und üben den jeweiligen Artikel dazu (die bzw. der).
Ich: „Weißt du, wo DER Indianer wohnt? Im Tipi.“
Er schaut mich leicht verwundert an und wiederholt leise: „Im Teppich…“

 

Auch hier die herzliche Einladung, mal auf dem Teppich zu tusche(l)n…. 😉
Schloss Tremsbüttel

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Kindermund: Weitblick bewiesen

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin:

In der Zweigstelle der logopädischen Praxis arbeite ich in einem Eckraum, der zwei Fenster hat – eins nach Norden und eins nach Osten. Wir sitzen am Tisch und üben.
Der achtjährige Junge schaut aus dem Nord-Fenster, das sich über dem Tisch befindet, und bemerkt: „Es regnet.“
Dann dreht er sich auf seinem Stuhl um,  schaut es aus dem Ost-Fenster und ruft entgeistert: „Es regnet in ganz Hamburg!!!“

Ein kleiner Junge im Kindergartenalter: „Es regnet. Pause. Aber morgen wird’s scheinig!“
(Verschränkung von „sonnig“ und „scheinen“)

Ein weiterer Junge, der mich schon öfter beim Desinfizieren der Hände beobachtet hat, bittet jedes Mal: „Kann ich was von der Stinkeseife haben?“
(So nenne ich den Kindern gegenüber, die Probleme mit der Artikulation und komplexen Fremdwörtern haben, das Desinfektionsmittel).

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Wie Lebensmittel uns krank machen

Gerade habe ich eine sehr interessante Dokumentation zum Thema „Die Tricks der Lebensmittelindustrie“ auf arte angeschaut.
Erschreckend ist, wie sehr die Politik die Konzerne unterstützt – zu Lasten der Gesundheit der Verbraucher und zu Lasten der Krankenkassen, die den Schaden in Form von Krankheiten und wachsenden Allergien wieder ausbügeln müssen.

Beispiele:
– Der durchschnittliche Deutsche nimmt im Jahr 40kg Zucker zu sich (der durchschnittliche US-Bürger 60kg), jeder einzelne Kilogramm davon ist überflüssig!
– Übergewichtige Kinder (die vor allem dank des Zuckers übergewichtig sind) haben den gleichen körperlichen Verschleiß und die gleichen Krankheiten wie ein durchschnittlicher 60 Jähriger.
– Es werden mehr und mehr Zusatzstoffe und chemische Reaktionen in Lebensmitteln eingesetzt, die a) zu Einsparungen an Rohmaterial führen und damit die Herstellungskosten senken und b) von niemandem auf der Welt mehr kontrolliert werden können, weil sie in internen Labors der Konzerne stattfinden und dank der Lobbyarbeit nicht auf dem Produkt deklariert werden müssen.
– Die Höchstgrenzen von Pestiziden in der Landwirtschaft werden seit wenigen Jahren zunehmend mehr eingehalten- klingt super, ist aber falsch: Einzelne Pestizide werden in der Menge weniger versprüht, gleichzeitig wird durch die Hinzunahme weiterer Pestizide ein chemischer Cocktail gemixt, der weniger einschätzbar ist als die bisherigen Schädlingsbekämpfungsmittel. Dadurch wird keines der Pestizide als solches zu viel eingesetzt, aber wie sich die chemischen Substanzen untereinander verhalten und welche Wechselwirkungen sie innerhalb der Mischung und schließlich auf den Menschen haben, weiß niemand: Die Konzerne, die Pestizide herstellen, dürfen diese als Betriebsgeheimnisse unter Verschluss halten. Dadurch weiß keiner, was genau auf dem Obst und Gemüse landet.
– Gesundheitsförderliche Wirkungen, wie sie Activia oder Actimel versprechen, sind zu 80% nicht erwiesen. Im Gegenteil: Der Zusatz von Vitaminen in Getränken und Lebensmitteln ist langfristig schädlich! Kein Mensch in Mitteleuropa muss Vitamine einnehmen, die der Nahrung künstlich zugesetzt werden.
– Die Zahl der Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist in den letzten Jahren explodiert. Warum, erklärt sich, wenn man sich mit dem Thema „Warum Lebensmittelkonzerne nicht satt machen, sondern krank“ näher beschäftigt.

Wer ganz klar als Verbraucher Position beziehen will, muss als logische Konsequenz alle großen Lebensmittelkonzerne meiden (angefangen bei Danone, Kellogs, Kraft, Nestle, Unilever und vielen weiteren) und sein Kaufverhalten nachhaltig umstrukturieren:
– Gemüse und Obst frisch kaufen: Das heißt regional (aus der Umgebung) und saisonal (der Jahreszeit entsprechend) – also auf dem Wochenmarkt oder beim Erzeuger
– Fertiggerichte meiden (und damit meine ich alles, was man nicht persönlich aus frischen Zutaten zu Hause kocht – von der Pizza bis zur Tütensuppe)
– Zucker reduzieren
– Bio-Produkte kaufen
– die Zutatenlisten gründlich lesen und Produkte meiden, die Dinge enthalten, die kein Mensch freiwillig essen will (eine Auflistung spare ich mir, da sie endlos wäre – die folgenden Internet-Adressen wissen eh besser Bescheid als ich)

Tatort Supermarkt

http://www.foodwatch.de/

http://www.lebensmittelklarheit.de/

http://www.greenpeace.de/

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Kariesschutz bei Babies und Kleinkindern fängt mit der Ernährung an

Es ist erschreckend, wie viele Kleinkinder mir beruflich begegnen, die schlechte Zähne haben oder mit knapp drei Jahren komplett zahnlos sind, weil die verfaulten Stümpfe gezogen werden mussten.
Vielen Eltern scheint bis heute nicht klar zu sein, dass sie mit der Gabe von Säften, Schorlen, Limonaden und gesüßten Tees den Babies und Kleinkindern nichts Gutes tun.
Ebenso wundere ich mich täglich, wie leichtfertig Kindern Kaugummis, Bonbons, Schokoriegel und anderer Blödsinn als Belohnung bzw. Beschäftigung gegeben wird.
Dass der Karies aus den Milchzähnen die in der Entwicklung begriffenen nachfolgenden Zähne schädigt und verfaulte Milchzähne keine Lappalie sind, scheint vielen nicht bewusst zu sein. Wenn dem Kind die schwarzen Reste gezogen werden, sind sowohl die Artikulation als auch das weitere Wachstum des Kiefers betroffen.
Heute unterhielt ich mich mit einer Mutter (mit niedrigem Bildungsgrad) über das Angebot eines Trinkbechers mit Teepulver, das Ihre Tochter abends mit ins Bett bekommt. Dass das Teepulver voller Zuckerarten und Säurungsmittel steckt und das vorangegangene Zähneputzen innerhalb von Sekunden zunichte macht, war ihr nicht bewusst. Auch dass das Schnabelteil des Trinkbechers viel zu groß für den Mund des Mädchens ist und die muskuläre Unterspannung verstärkt, war ihr vollkommen neu. Letzteres ist sicher ein Punkt, den erst Fachleute ansprechen – über gesunde Ernährung jedoch sollte heute jeder Bescheid wissen, unabhängig des Bildungsgrades. Schade, dass Deutschland in dieser Hinsicht ein Entwicklungsland ist.
Was ein Baby, Kleinkind, Schulkind und Jugendlicher zu trinken bekommt, sollten Eltern bewusst zum Wohle der Gesundheit entscheiden – und genau daran hapert es: In bildungsschwachen sozialen Schichten sicher mehr als im Villenviertel, trotzdem ist es illusorisch zu glauben, Karies wäre auf der Welt ausgestorben, nur weil jeder eine Zahnbürste besitzt.
Was Heranwachsende meiner Meinung nach trinken sollen:
Stilles Mineralwasser (wenn nötig mit dem Aufdruck „Für Babynahrung“), gefiltertes Leitungswasser und, wenn das zu langweilig wird, ungesüßte frisch zubereitete Tees.
Womit gleich ein Beitrag gegen die Zunahme von Adipositas im Kinder- und Jugendalter geleistet ist.
Es spricht absolut nichts dagegen, dem Kind ein Glas Saft zu gönnen – wenn es gezielt im Sinne einer Süßigkeit und eines gelegentlich verzehrten Genussmittels angeboten wird.

 

 

Um Missverständnissen angesichts des gewählten Bildes vorzubeugen: Diese Zähne sind gesund und entsprechen einer normalen, unauffälligen Entwicklung.

Das Foto wurde aufgenommen von „vauvau“ und ist zu finden unter http://www.flickr.com/photos/vauvau/5746615916/sizes/z/in/photostream/

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„Frau nackig – Mann redet“

Nein, mit dem Thema „Emanzipation“ bin ich noch lange nicht durch.
In der Juni Ausgabe 2011 der Zeitschrift PSYCHOLOGIE HEUTE liegt der Fokus auf dem Thema Typisch Frau? Typisch Mann? Es gibt mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede!

PSYCHOLOGIE HEUTE: Die Ergebnisse Ihrer Aufsatzstudie schüren Zweifel: Haben unsere ganzen Emanzipations- und Gleichstellungsbemühungen nichts genützt? Haben wir als Eltern versagt?
RENATE VALTIN: Obwohl Eltern sich bemühen, ihre Kinder nach gleichen Maßstäben zu erziehen, wirken die „heimlichen Erzieher“ mit, wie Werbung und Fernsehen. Wenn Sie sich die Bilder von Frauen und Männern in der Werbung, auf Titelseiten der Illustrierten, im Fernsehen vergegewärtigen, so verführen sie zu der Schlussfolgerung, zu der die knapp zweijährige Tochter der Autorin Marianne Grabrucker gelangt ist: „Frau nackig – Mann redet.“ Auch wenn wir noch so gute Absichten haben: Wir leben in einer männerdominierten Welt, und wir alle stellen die Geschlechterverhältnisse immer wieder neu her und reproduzieren sie im Umgang mit der materiellen Welt und in der alltäglichen Interaktion durch Stimme, Verhalten, Kleidung, Sprache.
(…)
Mädchen haben ein weniger positives Selbstbild und eine geringere psychische Stabilität: Ihre Leistungsängstlichkeit und psychosomatischen Beschwerden sind höher. Auch im Leistungsvertrauen schneiden Mädchen schlechter ab: Sie haben ein niedriges Selbstkonzept der Leistungsfähigkeit (Begabung) und eine niedrigere Erfolgszuversicht – und dies, obwohl sie in der Schule erfolgreicher sind. Es gelingt ihnen nicht, aus besseren Zensuren und Schulabschlüssen Kapital zu schlagen.

PH: In der Studie wurde auch offensichtlich, dass es für Mädchen heute wichtiger denn je ist, schön und attraktiv zu sein. Wie kann man sich das erklären?
VALTIN: Laut dem Soziologen Pierre Bourdieu „existieren Frauen zuallererst und durch die Blicke der anderen, das heißt als liebenswürdige, attraktive, verfügbare Objekte.“ Tagtäglich wird dies durch die Medien bestätigt: die sexualisierte Werbung, die Abbildung von „Vorzeigefrauen“ an der Seite ihrer deutlich älteren Partner. Frauen haben es schwer, allein durch Kompetenz zu beeindrucken. Dass zehnjährige Mädchen so stark auf Schönheit und Attraktivität fixiert sind, ist ja durchaus ein Zerrspiegel des Bildes der Frau in Medien und Werbung.

PH: Warum sind Jungs überzeugter von Ihren Fähigkeiten als Mädchen?
VALTIN: Jungen sind das bevorzugte Geschlecht, sie haben, eben weil sie männlich sind, von vornherein einen Vorsprung in ihrem Selbstwert und ihrem Leistungsvertrauen – selbst bei schlechten Schulleistungen können sie sich Frauen überlegen fühlen. Ferner gelingt es Jungen besser als Mädchen, die vielen schulischen Misserfolge von sich fernzuhalten. Sie haben weniger Leistungsängste und verarbeiten Misserfolge selbstwertdienlicher, das heißt, sie führen sie nicht auf eigenes Unvermögen zurück, wie Mädchen das tun, sondern auf mangelnde Anstrengung.
(…)

 

Renate Valtin ist emerierte Professorin für Grundschulpädagogik an der Humboldt-Universität in Berlin und war Vorsitzende der PISA-Task-Force der International Reading Association

aus: PSYCHOLOGIE HEUTE   Juni 2011   Seite 30

 

Aktueller Beweis dafür, dass bei Frauen weniger die Kompetenz als die erotische Komponente zählt:
Fünf Spielerinnen der Fußball-Nationalmannschaft ziehen sich für den Playboy aus.
Unnötig, unpassend, nicht zielführend und sich selbst respektlos gegenüber:
Das haben sie wirklich nicht nötig.

http://www.playboy.de/stars-stories/stars/fifa-frauen-wm-2011