aufmerksam, glaubhaft

Morgenritual: Mit einem Bibelvers und einem Körpergebet in den Tag starten

Als morgendliches Ritual zum Start in den Tag habe ich zwei Bibelverse herausgesucht und mit einem neuen Körpergebet vervollständigt. Bei einem Körpergebet werden langsam die Sätze eines Gebets gesprochen und mit Bewegungen, die den Inhalt unterstreichen, verbunden.

„So sicher, wie morgens die Sonne aufgeht
und im Herbst und Frühjahr der Regen die Erde tränkt,
so gewiss wird Gott kommen und uns helfen.“

Hosea 6, Vers 3

„Gott spricht:
Dann wird mein Licht eure Dunkelheit vertreiben wie die Morgensonne,
und in kurzer Zeit sind eure Wunden geheilt.
Eure barmherzigen Taten gehen vor euch her,
meine Macht und Herrlichkeit beschließt euren Zug.“

Jesaja 58, Vers 8

Körpergebet am Morgen

Die Sonne geht auf.Beide Arme horizontal nach links strecken, die Handflächen liegen aufeinander. Der rechte Arm hebt sich als Halbkreis vor dem Gesicht und wird nach rechts gestreckt, die Arme bilden eine Waagerechte. So, als Laufe die Sonne über den Himmel
Jetzt stehe ichMit beiden Füßen einmal auftreten,
mit verstrubbelten Haarenmit den Fingern im Haar wühlen,
und zerknautschtem Gesichtmit den Fingern die Wangen kneten.
vor dir.Die Hände weisen auf den Raum vor meinen Füßen.
Du bist daDie Hände strecken sich einem imaginären Gegenüber entgegen
und schaust mich an.Die Hände flach auf die Brust legen –
Du freust dich über mich!Lächeln, strahlen.
Mit dir an meiner SeiteSeitlich eine imaginäre Hand fassen, als stünde dort ein Begleiter –
gehe ich in den Tag.einen großen Schritt nach vorn machen.

 

Wer möchte, kann das kurze Ritual hier kostenlos herunterladen und ausdrucken: Körpergebet am Morgen

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

Wer selbst Andachten hält und sich Impulse wünscht: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

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Ein guter Tag beginnt


Micha Keding singt davon, dass es ein guter Tag wird, wenn wir ihn mit Gott un in seiner Liebe beginnen. Weil wir wissen, dass er an unserer Seite ist und sich kümmert, was auch immer uns in den nächsten Stunden passieren wird.

 

Wie wir in den Tag starten, bestimmt, was wir erleben.
Und selbst, wenn viele Termine nicht verhandelbar sind, entscheidet eine bewusste innere Haltung darüber, wie wir sie erleben.
Ich bitte Gott jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit um Segen für den Tag:
Ich bringe jedes Mitglied des Teams vor Gott, bitte für die Leitung, bitte für die Menschen, denen wir dienen.
Ich bitte um gutes Gelingen meiner Veranstaltungen und um eine wohlwollende Gemeinschaft der SeniorInnen untereinander.
Ich bitte Gott, mit seinem Segen voraus zu gehen, die Orte zu fluten, die ich besuche.
Für unsere Seele ist es so wichtig, aufmerksam und positiv in den Tag zu starten und sich geborgen zu wissen.
Das bestimmt nicht nur unsere eigene Herzenshaltung und Leistung, es wirkt sich durch unsere Ausstrahlung auf unser ganzes Umfeld aus.

Einmal saß ich betend in der U-Bahn und ein fremder, farbiger Mann sprach mich an: Obwohl äußerlich nicht erkennbar ist, wenn ich bete, hat er es gespürt und gab mir eine ermutigende Botschaft weiter. Beten verändert nicht nur unser Herz, sondern strahlt auf die gesamte Umgebung aus.

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Der Kleinglaube und ich

Vor dem Einschlafen bete ich auswendig Dietrich Bonhoeffers Abendsegen:

„Herr, mein Gott,
ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast,
ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.
Deine Hand war über mir
und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben
und alles Unrecht dieses Tages
und hilf, dass ich gern denen vergebe,
die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden
unter deinem Schutze schlafen
und bewahre mich
vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen,
ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt.“

 

P1100342Erst vor Kurzem ging mir auf, dass ich (fast) täglich völlig unbeachtet um die Vergebung meines Kleinglaubens bitte.
Okay, abends für meinen privaten Mist um Vergebung zu bitten, scheint logisch.
Aber für meinen Kleinglauben? Erstens denke ich über den nicht nach und zweitens – ist der schlimm, der Kleinglaube?
Offensichtlich: An dieser Stelle nehme ich Dietrich Bonhoeffer, den gestandenen Theologen und Widerstandskämpfer, als Autorität und Vorbild für mich.
Seit dieser Beobachtung, die zu einem neuen Bewusstsein dem Wort und der Haltung des Kleinglaubens gegenüber führte, denke ich darüber nach.
Kleinglaube als Sünde – das ist für mich eine Ungeheuerlichkeit.
Unverschämt, fordernd, jenseits aller Bescheidenheit anmaßend sein –  für mich erkenne ich darin Verhaltensweisen, die ich nicht erleben und auch nicht an mir entdecken möchte. Kleinglaube klang bis vor Kurzem eher wie eine „preußische Tugend“, die unter Sparsamkeit, Arbeitsethos, Genügsamkeit für mich lief. Und damit für „anständige“ Menschen durchaus erstrebenswert.

Nun bin ich aktuell in einer Situation, die viel Glauben und Vertrauen erfordert und wenig Handfestes bietet. Ausgerechnet jetzt stolpere ich in meinem abendlichen Geleier über die „Sünde des Kleinglaubens“. Darin entdecke ich für mich eine Botschaft Gottes, die lautet:
„Marie, du darfst mir (und dir selbst) Neues, Großes, Spannendes, Buntes, Freieres, einfach MEHR zutrauen. Nein, das hat nichts mit übergeschnappten Amerikanern und ständig zitierten `big dreams` zu tun, sondern mit dir und mit dem, woran du glauben darfst! Es geht um mein Versprechen dir gegenüber. Trau dich, ich bin auf deiner Seite.
Du und ich und eine Runde `Großglaube` – wie wär´s?“

Kannst du dir vorstellen, dass Gott so auch zu dir spricht?