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Buchempfehlung: „Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen

 

>>Das ist das Problem, über das ich viel zu selten nachgedacht habe, das aber viele Angehörige von Demenzkranken kennen. Die Familienmitglieder, die im unmittelbaren Umfeld des Betroffenen leben, bekommen alles hautnah mit: die Unsicherheiten, die fortschreitende Orientierungslosigkeit, die Launen, die Ängste und die Aggressionen. Je weiter man entfernt ist, desto größer ist auch die emotionale Distanz. „Das geht doch alles noch“ lässt sich leicht sagen, wenn man selbst nicht diejenige ist, die alles unter Kontrolle halten muss, das eigene Leben und das des Vaters, das zunehmend aus den Fugen gerät.<<

Dass ich einen Bericht aus dem Leben mit Demenz lese, hängt natürlich eng mit meiner Arbeit zusammen. Dass ich es gern (und freiwillig…)  gelesen habe, ist Bettina Tietjen zu verdanken: Sie schreibt ehrlich, direkt aus dem Leben, benennt Hoffnungen und Ängste. Trotz aller Schwierigkeiten im Alltag ist es ein lebensbejahendes, fröhliches Buch.
In einer Gesellschaft, in der Gesundheit und geistige Leistungsfähigkeit das höchste Gut sind, grenzen wir alles aus, was nicht dazu zu passen scheint: Von der Abtreibung potentiell behinderter Kinder bis zu Alter und Sterben. Umso wichtiger ist es, über Tabuthemen mit Respekt aufzuklären. Denn früher oder später wird es in unseren Familien Angehörige mit Demenz geben – oder es erwischt uns eines Tages selbst. Wer sich mit offenem Herzen mit solchen Themen auseinandersetzt, geht anders durch´s Leben, da bin ich mir sicher.

„Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen, Pieper

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Lektüre für dunkle Winterabende

 

Heute möchte ich zwei Romane der Autorin Susan Mallery vorstellen, die ich gerade in der Bücherhalle (Filialnetz der Hamburger Bibliotheken) im Nachbarstadtteil entdeckte: Eine eher lustig-romantische Geschichte und eine etwas tiefgehendere Handlung, jeweils von Frauen dominiert.

„Weiter geht es nach der Werbung“ beschreibt den Weg eines Mannes und einer Frau, die sich vor sechzehn Jahren als junge Erwachsene getrennt haben. Sie stellte, kurz nachdem sie verlassen worden war, eine Schwangerschaft fest. Ihre Tochter lernte den Vater nie kennen, sie leben zusammen mit der Mutter der Protagonistin und meistern gemeinsam den Alltag. Der Mann, Jonathan Kirby, ist inzwischen ein bekannter und medienwirksamer Psychologe. Die Frau, Taylor McGuire, ist ebenfalls Psychologin geworden. Im Rahmen einer Talkshow treffen sie aufeinander, da der ursprünglich eingeladene zweite Gast abgesprungen ist. Noch ahnt die Moderatorin der Sendung nichts von der früheren Verbindung der beiden, und da Taylor hofft, mit der Sendung Interesse für ihre Doktorarbeit zu wecken, zieht sie das Interview durch. Während der Talkshow entsteht der Gedanke, die beiden sehr unterschiedlichen Theorien darüber, wie Paare zusammen finden und glücklich werden, gegeneinander antreten zu lassen. Taylor McGuire glaubt, dass harmonische Paare mit gleichen Interessen langfristig glücklich werden. Jonathan Kirby besteht darauf, dass Unterschiede und viel Sex eine Beziehung stabil machen.  Die Idee ist, dass beide auf der Grundlage von Fragebögen jeweils zwanzig Paare zusammen stellen: Zwanzig sehr unterschiedliche Paare sowie zwanzig sehr ähnliche Paare. Sie werden ausgewählt, einander vorgestellt und sollen für einen Monat zusammenleben. Die Position, die am Ende die meisten Paare vorweisen kann, die durchgehalten haben und langfristig zusammen bleiben wollen, gewinnt. Unter allen Paaren wird zudem eine Million Dollar verlost, um einen Anreiz zum Mitmachen zu schaffen.
Taylor und Jonathan müssen den Monat eng zusammen arbeiten und stellen einerseits fest, dass die alten Gefühle für einander schnell wieder hochkommen. Andererseits haben sie sich sehr verändert, und die Existenz der bis dahin verheimlichten sechzehnjährigen Tochter stellt den Frieden zwischen ihnen auf eine harte Probe.
Parallel werden drei Paare beschrieben, die sich durch das Experiment finden – mit unterschiedlichem Ausgang. Spannend, lustig und romantisch – dieser Roman bietet alles auf einmal.

„Wie zwei Inseln im Meer“ ist die Geschichte zweier Freundinnen, die sich nach langer Zeit wiedersehen. Zwischen ihnen stehen Enttäuschungen, Missverständnisse, Lügen und viele Fragen. Michelle kehrt nach zehn Jahren im Kriegsdienst zurück in ihr Heimatstädtchen. Sie möchte die Leitung des kleinen Hotels ihrer Familie wieder übernehmen, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Währenddessen hat ihre ehemalige beste Freundin Carly die Stellung gehalten. Darüber ist Michelle nicht erfreut, denn all die Veränderungen, die sie vorfindet und nicht billigt, meint sie Carly anlasten zu können. Zwei große Vertrauensbrüche, inzwischen zehn Jahre alt, stehen zusammen mit diversen Schuldzuweisungen zwischen ihnen. Die finanzielle Lage des Hotel ist sehr angespannt, sodass Michelle auf Carlys Hilfe angewisen ist. Dabei möchte sie eigentlich nur die Albträume und Flashbacks aus Afghanistan loswerden und ihre Schussverletzung in der Hüfte ausheilen lassen. Der Roman beschreibt, wie sich die beiden zwischen ersten Klärungen und wieder aufflammendem Groll einander annähern. Und natürlich kommen auch zwei Männer ins Spiel…

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Wir können alles tun

„Without Emelie and Matthew, I´d be a quivering wreck, hiding out in my mum´s spare bedroom. Or, worse, I´d be back with Simon. Now we could do anything. I could do anything. I could colour my hair, I could start running, I could get a tattoo, I could hunt down my first crush, I could buy myself something obscenely expensive and selfish, I could write Simon a letter that explained what a knob he was, I could bungee jump-ish, I could break the law, I could travel to a country I´d never visited before and I could find a date to my dad´s wedding who made me feel fantastic about myself because he was my best friend. The point of the list wasn´t just to tick items of and forget about them, it was to learn something new. And the most important thing I´d learned was that I could do anything.“

„The Single Girl´s To-Do List“, Lindsey Kelk

 

 

„Ohne Emelie und Matthew wäre ich ein zitterndes Wrack, das sich im Gästeschlafzimmer meiner Mutter versteckte. Oder, schlimmer, ich wäre wieder mit Simon zusammen. Jetzt konnten wir alles tun. Ich konnte alles tun. Ich konnte mir die Haare färben, ich konnte mit laufen anfangen, ich konnte ein Tattoo bekommen, ich konnte meinen ersten Schwarm auftreiben, ich konnte mir etwas obszön Teures und Selbstsüchtiges kaufen, ich konnte Simon einen Brief schreiben indem ich erklärte was für ein Arschloch er war, ich konnte etwas Bungee-Sprung-ähnliches unternehmen, ich konnte das Gesetz brechen, ich konnte ein Land bereisen das ich noch nie besucht hatte und ich konnte eine Begleitung zur Hochzeit meines Vater finden, die mir ein fantastisches Gefühl gab, weil es mein bester Freund war. Der springende Punkt der Liste war nicht, die Dinge abzuhaken und sie zu vergessen, sondern etwas Neues zu lernen. Und der wichtigste Punkt, den ich lernte, war, dass ich alles tun kann.“

aus: „The Single Girl´s To-Do List“, Lindsey Kelk, Übertragung ins Deutsche von mir

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Nur eine B-Version meiner selbst?

 

Vor Kurzem las ich den Roman „Neun Tage und ein Jahr“ von Taylor Jenkins Reid. Dabei sprang mich eine Passage an, bei der ich sofort daran dachte, sie hier mit Leserinnen zu teilen. Anschließend brachte ich das Buch zurück in die Bücherhalle und merkte erst im Nachhinein, dass ich noch nicht daraus zitiert hatte. So lieh ich mir den Roman ein zweites Mal aus, blätterte durch alle Seiten und fand die Stelle endlich:

>> Obwohl Anna toll aussieht – mit ihren Locken war sie noch nie zufrieden. Wenn ich sage, dass ich meine kleinen Brüste nicht mag, erinnert sie mich daran, dass ich lange Beinen und einen Hintern habe, für den sie töten würde. Sie sagt immer, wie sehr sie ihre kurzen Wimpern  hasst und ihre Knie und dass ihre Füße aussehen wie die von einem Troll.
Vielleicht sitzen wir alle im selben Boot. Vielleicht fühlen sich alle Frauen wie das „Vorher“ auf den Vorher-Nachher-Fotos.<<

 

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Buchempfehlung: „Garten-Geschichten“ von Eva Demski

 

Eine 99jährige Dame, die sich mit Philosophie beschäftigt und bis heute wunderhübsch aussieht, empfahl mir ein Buch:
Eva Demskis „Garten-Geschichten“. Eine Sammlung abwechslungsreicher Erzählungen aus geheimen, überwucherten Ecken, Kindheitserinnerungen und englischen Klassikern.
Es erzählt deutsche Geschichte, lässt uns in andere Epochen reisen, macht uns mit einem neuen Blick auf die Kunst vertraut und warnt vor den typischen Anfängerfehlern im Garten.
Kurz: Für alle Gärtnerinnen und die, die es werden wollen, ein genüssliches Lesevergnügen und eine Quelle vieler kluger Informationen.
Die Kapitel lassen sich wunderbar im heimischen Liegestuhl oder im Strandkorb an der Küste lesen.

 

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Wurzeln bilden

 

Wir müssen etwas pflanzen, damit es Wurzeln schlägt,
selbst wenn wir es nie zu seiner vollen Reife und Schönheit
heranwachsen sehen.

Du kannst alles tun und alles sein, wenn du schöpferisch bist.
Sei einfach reglos.
Sei im Augenblick.
Diese Stille ist es, in der Wunder ihren Anfang nehmen.

 

 

Zitate aus: „So groß wie deine Träume“, Viola Shipman

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Buchempfehlung „Der wilde Garten“ von Barbara Claypole White

Nach Oslo nahm ich zwei dicke Romane mit, die ich kaum las, da wir den ganzen Tag bei bestem Wetter die Stadt erkundeten. Einen der beiden packte ich am vorletzten Tag in den Rucksack für unsere Schären-Tour.
Als wir dann am Südostufer der Insel Hovedøya saßen und ich den Roman mit Blick auf den Fjord und die Nachbarinsel auspackte, ergriff mich erstmal schlechte Laune:
Eine Geschichte über eine alleinerziehende Witwe mit schweren Schuldgefühlen ihrem seit drei Jahren toten Mann gegenüber trifft einen finanziell erfolgreichen, aber dank heftiger Zwangserkrankung psychisch instabilen Mann.
Ja, klar, genau das hatte ich mir für einen erholsamen Inseltörn gewünscht!
Die Beschreibung des Klappentexts hatte irgendwie weniger anstrengend geklungen…

Da ich nun keine andere Wahl hatte (außer nicht zu lesen), versuchte ich nach der ersten Enttäuschung, mich mit der Lektüre zu arrangieren.
Der Schreibstil von Barbara Claypole White ist hervorragend, sehr dicht und präzise. Nach dem ersten Entsetzen über die mehrfach problembelasteten Charaktere nahm mich die Geschichte mit auf ihre Reise:
Tilly ist eigentlich Engländerin und lebt schon lange in Amerika. Sie hat vor drei Jahren ihren Mann verloren, und bis heute plagen sie Schuldgefühle, weil sie dem Arzt nach dem Unfall mitteilte, dass ihr Mann eine Patientenverfügung habe. Aufgrund der Patientenverfügung wurden die Geräte der lebenserhaltenden Maßnahmen abgeschaltet, aber ihr Mann lebte noch fünf Tage weiter – was Tilly auch Jahre später noch als Zeichen nimmt, dass er nicht sterben wollte und sie nie hätte von der Patientenverfügung sprechen sollen. Im schwülen North Carolina fühlt sie sich als Engländerin bis heute nicht wohl, dennoch hat sie nach dem Tod ihres Mannes mehr aus Zufall eine Gärtnerei aufgebaut. Sie sehnt sich häufig nach den milden Temperaturen und dem weiten Himmel Großbritanniens.
James Nealy wird seit seinem zehnten Lebensjahr stark von Ängsten und Zwangsgedanken belastet. Als Flucht vor den inneren Zwängen, die ihn mit bösen Stimmen quälen, hat er mit hohem Einsatz und Tempo ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Um seinem Leben eine neue Richtung zu geben, hat er alles verkauft, ist umgezogen und will endlich seine Zwangserkrankung besiegen. Seit seine Mutter, eine enthusiastische Gärtnerin, an Krebs starb, peinigt ihn der Gedanke, dass Erde und Schmutz Krebs auslösen. Seinen Zwang zur Hygiene möchte er dadurch besiegen, dass er einen Garten anlegen lässt und dabei zuschaut.
Aus diesem Grund sucht er Tilly auf, die sehr zurückgezogen lebt und ihre Pflanzen nur an Großkunden verkauft, um so wenig Kontakt mit Menschen zu haben wie möglich.

Tilly weigert sich natürlich vehement gegen den Auftrag, da sie jeder Verpflichtung aus dem Weg geht und um Herausforderungen einen weiten Bogen macht. Doch James bleibt hartnäckig und fliegt ihr sogar hinterher, als sie ihre Mutter in England besucht, die sich vor Kurzem das Bein gebrochen hat. Dort begegnet Tilly ihrer ersten großen Liebe Sebastian wieder. Während sie von der Trauer um ihren Mann zurückgehalten wird, versuchen Sebastian und James beide, ihre Aufmerksamkeit zu erregen…

Weiter möchte ich nichts verraten. Wer einen typischen „Ich verdufte auf die Insel“-Roman braucht, sollte vielleicht wirklich leichtere Kost aussuchen. Wer Zeit und Lust hat, sich auf eine intensive Geschichte einzulassen, sollte diesem wunderbar geschriebenen Roman eine Chance geben.

Barbar Claypole White, „Der wilde Garten“, erschienen bei ullstein

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Buchempfehlung: „Nine Woman, One Dress“ von Jane L. Rosen

Aktuell bin ich froh über jede ruhige Minute und vertiefe mich gern in Bücher, wozu mir in den letzten Monaten oft die Zeit fehlte.
Heute möchte ich das Buch „Nine Woman, One Dress“ empfehlen, das es auf englisch in den Hamburger Bücherhallen auszuleihen gibt.
Es lässt sich leicht lesen und enthält nur wenige Vokabeln, die mir unbekannt waren. Daher gehe ich davon aus, dass es auch andere gerne und flüssig lesen werden…

 

Stecknadeln

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Zum Inhalt:
Jane L. Rosen schreibt, dass es in jeder Saison ein Kleid gäbe, das zum Liebling der Frauen wird. Es würde entweder von einem bekannten Supermodel oder von einem Laufsteg-Neuling in die Öffentlichkeit getragen und innerhalb kürzester Zeit weltberühmt.
Der Roman startet bei einem neunzigjährigen Schneider, der viele Jahrzehnte lang Schnittmuster entwarf und letztlich für die Gestaltung des Kleids verantwortlich ist. Jedes folgende Kapitel erzählt von einer Frau (manchmal auch einem Mann), ihrem Leben und dem Bezug zu diesem Kleid. Ein unerfahrenes Model, das mit diesem „kleinen Schwarzen“ zum ersten Mal den Laufsteg betritt. Eine Frau mittleren Alters, die schon lange in einem bekannten New Yorker Kaufhaus in der Damenmode-Abteilung die Kundinnen berät. Eine Sekretärin, die seit zwanzig Jahren heimlich in ihren Chef verliebt ist. Zwei arabische Schwestern in Paris, die keine andere Möglichkeit der Kleidung als die Burka kennen. Eine Frau, die nach dem Betrug ihres Manns und dem Ende ihrer Ehe als Privatdetektivin unterwegs ist. Und viele weitere mehr, deren Wege sich kreuzen. Sie arbeiten mit dem Kleid, sie leihen es, sie tragen es, sie bringen es zurück oder behalten es für immer. Sie erleben Sternstunden, Niederlagen, neue Hoffnung und verwirrende Zweifel. Sie entdecken sich selbst, ihre Familie oder neue Bekannte in anderem Licht.
Dieser Roman ist eine Hommage an das Leben, die Liebe und New York.
Sehr zu empfehlen!

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Buchempfehlung: „Letters from Lighthouse Cottage“

Wer die eigenen Englisch-Kenntnisse auffrischen möchte, schaut sich oft etwas unwohl in den Regal des örtlichen Buchladens oder der Bibliothek um: Was lässt sich gut lesen? Was ist spannender Lesestoff, dessen Schreibstil und Inhalt uns auch unter „erschwerten Bedingungen“ gefällt? Wer entspannt und zügig mit der Lektüre voran kommen und niveauvoll unterhalten werden möchte, sollte zu „Letters from Lighthouse Cottage“ von Ali McNamara greifen. Der Roman ist genauso leicht zu lesen wie manch andere Unterhaltsungsliteratur, dabei humorvoll und weise geschrieben.

 

Leuchtturm

 

Wir begleiten Grace, die in einem englischen Küstenort namens Sandybridge aufwächst und von der weiten Welt träumt, ab ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Sie hardert mit ihrem Image, wünscht sich cool und schlank zu sein und hasst es, ihren Eltern bei Haushaltsauflösungen für das eigene Antiquitätengeschäft zu helfen. Eines Tages entdeckt sie bei einer Haushaltsauflösung eine alte Remington-Schreibmaschine. Zu ihrem großen Erstaunen schreibt dieses alte Gerät von allein Briefe, die ihr Ratschläge für die nächste Zukunft geben – allerdings manchmal so ungenau, dass Grace sich oft mehr ärgert, als es als Hilfe zu erleben. Kurz darauf trifft sie Charlie, der mit seinen Eltern gerade in die Stadt zieht und ihr bester Freund wird. Beide als „uncool“ abgestempelt, sind sie oft mit Graces Hund am Strand unterwegs und teilen ihren Alltag. Während Grace ihre erste Liebe mit Danny erfährt, gibt sie ihr Bestes, um den Kontakt zu Charlie weiterhin aufrecht zu erhalten.
Der Roman begleitet Grace durch die letzten Schuljahre, die Uni, ihre Reisen, ihre Ehe und ihre Rückkehr mit ihrer Tochter nach Sandybridge. Dabei geben kurze Rückblicke Informationen über ihre Lebensstationen, während die meiste Handlung abläuft, wenn sie in Sandybridge ist. Charlie und sie haben immer Kontakt gehalten, auch ihre erste Liebe Danny wird im Laufe der Jahre zu einem Freund, auf den sie bei Besuchen in der Heimat trifft.
Nun ist Grace über vierzig, die Ehe gescheitert, das Leben in London zu teuer, und findet sich mit ihrer Tochter „zu Hause“ wieder. Ihre Mutter braucht nach dem Tod ihres Vaters dringend Unterstützung im Geschäft und es ist schön, Cahrlie wieder öfter zu sehen und mit Danny Bier zu trinken. Doch war´s das? Grace sehnt sich nach einem beruflichen Projekt, das ihren Ehrgeiz weckt. Und danach, dass ihr Herz heilt. Sie findet die alte Schreibmaschine, die sie all die Jahre nur gelegentlich gesehen und nach ihrem Rat befragt hat, wieder. Doch trotz deren Briefe liegen die Entscheidungen in Graces Hand…

 

Schären

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Buchrezension: „Eine Flaschenpost voller Träume“ von Penelope J. Stokes

„Wir alle haben Wünsche – Träume, Ziele und Sehnsüchte – für unser Leben. Einge davon gehen in Erfüllung und einige nicht. Wenn sie nicht in Erfüllung gehen, versuche daran zu denken, dass Gott vielleicht etwas Besseres für dich bereithält als das, worum du gebeten hast.“

Brenda Delaney, Anfang dreißig, befand sich noch am Drehort, als einer der Bauarbeiter ihr eine blaue Flasche brachte. Er reichte sie der Journalistin ins Auto, mit der Information, diese Falsche in dem historischen Gebäude gefunden zu haben, das nun abgerissen werden sollte. Etwas später entdeckte sie in der Flasche vier beschriebene Blätter von Freundinnen, die am Weihnachtsmorgen 1929 ihre Wünsche formuliert und gemeinsam verwahrt hatten. Obwohl Brenda in ihrem Sender eine gute Position erreicht hatte und beruflichen Erfolg erlebte, fühlte sie sich in letzter Zeit oft unruhig und unzufrieden. Voller Neugier machte sie sich auf die Suche nach den vier Freundinnen, in der Hoffnung, ihren Beruf mit neuer Leidenschaft füllen zu können.

 

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Diese unbewussten Träume sind die wichtigsten. Gott sieht in unser Herz und kennt unsere Seele in- und auswendig. Unsere bewussten Träume bleiben vielleicht unerfüllt, aber die Träume der Seele, diese tieferen Träume, gehen immer in Erfüllung. Wir müssen nur unsere Augen offen halten und das Wunder erkennen, wenn es geschieht.

Tatsächlich findet Brenda über einige Umwege die Freundinnen, die zum Glück alle noch leben. In langen Gesprächen erfährt sie viel über deren Lebenswege, geplatzte Hoffnungen und neue Perspektiven.

 

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„Dann merke dir auf jeden Fall die folgenden Zeilen,“ fuhr Hazel fort. „Die Zeit kann es leichter machen, weise zu sein… Man braucht nur Geduld.“
„Was bedeutet das?“
„Das bedeutet,“ seufzte Hazel,“dass man, wenn man mit Hoffnung wartet, Weisheit finden wird. Weisheit kommt nicht vom Verstand, durch Verständnis, sondern aus dem Herzen durch Vertrauen. Glaube, Kind. Gott macht keine Fehler. Mit Gott gibt es keine verpassten Gelegenheiten, kein irreparables Versagen, nur Lektionen, die gelernt werden müssen.“ (…)

„Ich wünschte mir, ich hätte etwas tun können…“
Catherin zog sie in die Arme. „Es gab etwas,“ flüsterte sie Ellie ins Ohr. „Und du hast es getan. Du hast sie geliebt. Deine Anwesenheit hat in ihrem Leben etwas bewirkt.“
„Bist du sicher?“ schluchzte Ellie. „Das erscheint mir nicht genug zu sein.“
Catherine lente sich zurück und hielt Ellie auf Armeslänge von sich fort. „Liebe ist immer genug. Sie ist das Beste, das wir einander schenken können. Liebe ist Gottes Hand in Menschengestalt.“
„Aber einfach nur zu lieben, ist so… so unangemessen, so wenig,“ widersprach Ellie.
„Ich wollte mit meinem Leben etwas bewirken, wollte ihm Bedeutung verleihen. Ich wollte etwas tun, etwas… etwas…“ Sie zuckte die Achseln, weil ihr die Worte fehlten.

„Etwas Sinnvolles?“ beendete Catherine den Satz für sie. „Dein Leben zählt, Ellie, vielleicht nicht so, wie du es dir als Teenager mit großen Träumen vorgestellt hast. Die Bedeutung ist eher im Kleinen sichtbar.“ (…)

Es war nicht nur die Geschichte von vier Freundinnen, die sich trotz aller widrigen Umstände nach fünfundsechzig Jahren wiedergefunden hatten. Hierbei ging es um Träume, um ihre Erfüllung und ihren Tod. Das war der gemeinsame Nenner, der Faktor, der den Zuschauer dazu brachte, sich mit diesen Frauen zu identifizieren. Jeder hat Träume und die meisten Menschen, dachte Brenda, haben nie die Gelegenheit, sie sich zu erfüllen, oder gehen nicht das Risiko ein, es zu versuchen. Versagen ist der große menschliche Gleichmacher und die Träume sterben unerfüllt. In dieser Geschichte gab es alles: Liebe, Verlust, Pathos, Erfüllung.
Und sie stellte eine der größten universellen Fragen des Lebens:
Welches sind deine Träume? Und was bist du bereit, auf dich zu nehmen, um sie in Erfüllung gehen zu lassen?

 

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Diesen Roman fand ich beim Aufräumen im Bücherregal wieder, nachdem ich ihn als Teeny bekommen hatte und lange nicht mehr darin gelesen habe. Ich finde darin viele Lebensweisheiten und empfehle ihn als amüsante und zugleich philosophische Lektüre.

Penelope J. Stokes, „Eine Flaschenpost voller Träume“, GerthMedien (aktuell nur antiquarisch erhältlich)