aufmerksam, feminin

Alles rutscht an seinen Platz

Carter starrte blind in die Luft.
„Manchmal weiß ich gar nicht, wie das alles gekommen ist, und manchmal ist es, als wäre es schon immer so gewesen. Ich bin nur… es ist… wir…“
„Raus damit.“
„Wenn du eine findest, die du liebst, ganz und gar, und sie liebt dich auch – sogar mit deinen Schwächen, deinen Fehlern, rutscht alles irgendwie an seinen Platz. Und wenn du mir ihr reden kannst, und sie hört zu, wenn sie dich zum Lachen bringt, zum Nachdenken, wenn sie dein Begehren weckt, wenn du durch sie erkennst, wer du wirklich bist und dass es dir mit ihr besser, einfach besser geht, dann wärst du doch verrückt, wenn du nicht den Rest deines Lebens mit ihr verbringen wolltest.“
Mit verlegenem Lächeln hielt er inne. „Ich fasele ein Zeug.“
„Nein.“ Malclom, in dem Carters Worte irgendwas gedreht hatten, schüttelte den Kopf. „Das ist schön für dich, Carter. Du bist ein elender Glückspilz.“
„Heute der größte auf Erden.“

 

aus: „Winterwunder“ von Nora Roberts

 

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aufmerksam, glaubhaft

Der Hochmut und der Fall

„Mein Sohn,“ hatte sein Vater ihm gesagt, „Talent findet man überall. An der Oberfläche kann man es aber oft nicht erkennen, und nichts blendet einen so sehr wie die eigene Großspurigkeit.“
Jack hätte ihm fast widersprochen, aber der Gesichtsausdruck seines Vaters brachte ihn zum Schweigen.
„Also, wenn du dich das nächste Mal überlegen fühlst, Jack, dann leg dich ganz still hin, bis der Anfall vorbei ist.“
Jack behauptete gerne, er hätte das nie vergessen, und auch nicht den milden, weisen Gesichtsausdruck seines Vaters, als er diesen Rat aussprach. Und doch war genau das passiert, dachte er.

 

aus: „Die unverhofften Zutaten des Glücks“ von Deborah McKinlay

 

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aufmerksam, glaubhaft

Buchempfehlung: „Bibliothek der Träume“ von Lynn Austin

Die über achtzigjährige Lillie, eine ehemalige Sklavin der amerikanischen Südstaaten, äußert sich in diesem Roman einer jungen Frau namens Alice gegenüber so:

Lillie: „Maggie ist hierher gekommen, um für Gott zu arbeiten, aber das will er nicht.“
Alice: „Nicht? Ich dachte, wir sollen alle für Gott arbeiten?
Lillie: „Er will, dass wir mit ihm arbeiten, nicht für ihn.“

Alice, eine junge Frau, lebt in Illinois kurz vor dem zweiten Weltkrieg ein gemütliches Leben. Die Wirtschaftskrise betrifft sie (noch) nicht, sie hat eine Anstellung in einer Bibliothek, liebt Bücher über alles und geht mit Gordon, einem anständigen jungen Mann aus – eine Verlobung sollte demnächst folgen. Bis Gordon ihr erklärt, dass sie einfach zu verträumt und versponnen sei und mehr in ihrer Lektüre weile denn am wahren Leben teilnähme. Er habe einen Betrieb zu übernehmen (das Bestattungsinstitut seines Vaters) und brauche eine praktisch handelnde Frau. Außerdem müssen angesichts der Wirtschaftskrise in der Bibliothek Stellen eingespart werden, und da Alice als Letzte eingestellt wurde, muss sie als Erste gehen.
Wie sie von Illinois in ein verschlafenes Nest in den Wäldern und Bergen Kentuckys gerät, lasse ich an dieser Stelle aus – es reicht, zu wissen, dass sie mit ihren hochfliegenden Plänen am Rande der Zivilisation landet und dort gleich mit körperlicher Arbeit und verschiedenen geheimen Missionen betraut wird, deren Sinn und Zweck ihr nicht verraten werden. An erster Stelle wird sie von Lillie, einer alten farbigen Frau, sowohl zu waghalsigen Aktionen überredet als auch von ihr in der Kunst des (Über-)Lebens unterrichtet: Angefangen beim Feuermachen und Brot backen über das Wäsche waschen im Zuber bis hin zu alltagsnahem Glauben.

Lillie:
„Jesus sagt, dass wir beten sollen: ,Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.` Er weiß nämlich: Wenn wir nicht jeden Tag darum bitten und uns daran erinnern, dass wir vergeben sollen, dann tun wir es nicht. Und ich brauche seine Hilfe, Schätzchen. Ohne sie könnte ich nicht all den Leuten vergeben, die mir unrecht getan haben. Und wenn Jesus mir nicht geholfen hätte, hätte ich ganz bestimmt nicht dem Mann vergeben können, der meinen Mann und meinen Sohn verkauft hat und mir nicht sagen wollte, wo sie sind. Oh nein.“

(…)
„Halt nicht an deinem Groll fest, Schätzchen,“ sagte sie stattdessen.
„Achte darauf, dass du diesen Sack jeden Abend ausleerst, bevor du schlafen gehst. Das steht auch in der Bibel, weißt du. Du sollst die Sonne nicht untergehen lassen, während du noch zornig bist.“

Diese Lektüre habe ich an einem Urlaubstag komplett verschlungen und empfehle sie weiter – Realitätssinn hin oder her, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und außerdem eine große Portion „Herzensbildung“ abbekommen.

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aufmerksam, feminin

Buchrezension: „Der Sommernachtsball“ von Stella Gibbons

Diese Wiederentdeckung aus dem Jahr 1938, als „romantische Komödie“ postuliert, ist ein großartig geschriebenes Buch. In meinen Augen können Bücher gut formuliert oder gut erzählt sein – selten treffe ich beides in einem Roman gleichzeitig an. Erstaunlich frisch und modern, teilweise fast karikierend, beschreibt die Autorin das Innenleben ihrer ProtagonistInnen. Viola, eine kleine Verkäuferin, wurde erst Waise und ließ sich anschließend aus Geldnöten auf eine Vernunftehe mit „dem Klops“, einem reizlosen, deutlich älteren Herrn aus der Bourgeoisie, ein. Bedauerlichweise stirbt auch dieser bald, was nicht sooo schlimm ist, da Viola mit „der Meute“ und ihrer besten Freundin Shirley viel Spaß in London hat. So lange, bis die weitestgehend unbekannte Schwiegerfamilie sie auf ihren Landsitz „The Eagles“ in Essex kommandiert, „weil es sich so gehört“. Viola kommt der Gedanke, dass sie dies ablehnen könnte, gar nicht – artig fährt sie in ihrem abgetragenen Kostümchen raus auf’s Land, wo sie eine sehr miesepetrige, gelangweilte Schwiegerfamilie empfängt. Diese finden Viola dümmlich, ordinär, zu laut und zu flatterig und schauen selbstgefällig auf ihr erstarrtes Leben, das sich darauf begrenzt, die nächste Mahlzeit zu erwarten. Die beiden Töchter sind hoffnungslos in der Leere des Alltags gefangen – einsame Jungfern, die niemand haben will und die nichts Sinnvolles zu tun haben. Unerfüllte Sehnsüchte lassen sie vorschnell altern und die Relevanz ihrer Träume in Frage stellen. Obwohl Viola an dem großen, grauen Anwesen und den leblosen Personen darin verzweifelt, fügt sie sich ihrem Schicksal. Bis ein frischer Wind in „The Eagles“ aufkommt, der langsam, aber doch unaufhörlich das bisher Dagewesene ins Wanken bringt. Plötzlich verunsichert und begeistert die drei Frauen ein Reigen aus ungekannten Gefühlen, neuen Bekanntschaften und Perspektiven, die plötzlich nicht länger unmöglich scheinen.

Sophie Dahl im Nachwort:
Die Männer in ihren Büchern, egal welchen Standes, sind meist mit einer Prise Vorsicht zu genießen. Das Los der Frau schildert sie mit großer Einfühlsamkeit, jeder Menge Humor und tiefem Mitgefühl. Alle Frauen im „Sommernachtsball“ leiden auf ihre eigene Art unter der erstickenden Situation ihrer Geschlechterrolle. Am deutlichsten drückt die Situation der Frauen in den 1930ern wohl Shirley, Violas beste Freundin aus, die trocken verkündet:
„Wahlrecht, Marie* und Dauerwellen und all das, und wir können doch nichts machen.“

Aber wo Schatten ist, da ist auch Licht, und auch hier beweist uns Gibbons ihr Talent durch die Leichtigkeit, mit der sie zwischen beidem wechselt.

* Marie Stopes (1880-1958), schottische Botanikerin, Autorin und Frauenrechtlerin (Suffragette), Anm.d.Übers.

aufmerksam, feminin, kreativ

Buchempfehlung: „Miss Pettigrews großer Tag“ von Winifred Watson

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„Miss Pettigrew mischte sich unter die Menge. Sie war eine Dame mittleren Alters, von kantiger Statur und durchschnittlicher Größe, mangels ordentlicher Ernährung dünn wie eine Bohnenstange und mit einer guten Portion Verzagtheit und Furcht im Blick – sofern jemand sich die Mühe gemacht hätte, genau hinzusehen. Doch es gab auf der ganzen Welt weder Freunde noch Verwandte, denen bekannt oder wichtig gewesen wäre, ob Miss Pettigrew unter den Lebenden oder unter den Toten weilte.“
Die Dame ist unterwegs zu einem Vorstellungsgespräch als Gouvernante, obwohl sie „keine verzogenen Gören“ mag wie die, mit denen sie seit Jahren arbeiten muss. Da sie leider nichts anderes kann, ist sie darauf angewiesen, eine Familie zu finden, die sie anstellen möchte. So bekommt sie von der Arbeitsvermittlung eine Adresse, bei der sie sich vorstellen soll.
Sie findet sich in einer Wohnung wieder, die einer reizenden jungen Frau in einem Negligé zu gehören scheint. Die junge Frau ist außergewöhnlich hübsch, aber ebenso außergewöhnlich unkonzentriert: Statt sich mit Miss Pettigrew bezüglich ihrer Anstellung zu unterhalten, muss sie einen Liebhaber aus der Wohnung schaffen, bevor ein anderer Liebhaber (und Besitzer der Wohnung) herein kommt.
„Miss Pettigrew warf einen streng missbilligenden Blick in die Runde, doch trotz allem regte sich etwas in ihr, das sie in helle Aufregung zu versetzen drohte. In Räumen wie diesem tat sich etwas, fielen seltsame Dinge vor, wohnten wundersame Geschöpfe wie das, das ihr eben noch Fragen gestellt hatte. Und deren Leben war prall, aufregend, gefährlich.

So muss Miss Pettigrew der angehenden Sängerin und Schauspielerin Miss LaFosse dabei helfen, ihre unterschiedlichen Verehrer rechtzeitig abzufertigen, bevor die nächsten kommen. Die verknöcherte Guinevere Pettigrew, die seit Jahren in einem ärmliche Zimmer haust und sehr klare moralische Vorstellungen hat, weiß vor Aufregung weder ein noch aus. Warum hat das hübsche Mädchen so viele Liebhaber, wenn sie keinen davon mag? Andererseits: Warum mag sie alle zu sehr, um einen davon oder auch alle loswerden zu wollen? Und wer ist der geheimnisvolle Verlobte von der Küste?
Bedauerlicher Weise hat Miss LaFosse aber nicht den Mumm, ihren Liebhaber heraus zu werfen, bevor der nächste kontrolliert, ob sie auch treu ist; sodass sich unversehens die verschreckte Miss Pettigrew in der Situation befindet, den Hausdrachen spielen zu müssen.
Wie die englische Dame im Laufe des Tages zusehens aufblüht, neues Selbstbewusstsein schöpft, einer Typberatung unterzogen wird und anschließend mit auf Parties geschleift wird, wo sich doch tatsächlich ein Verehrer für sie findet – das liest sich im Original viel besser, als ich es hier beschreiben kann.
Ein leichtes, lustiges Buch, das an den Genuss von Schokoküssen erinnert.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Der Sommer auf der Veranda“ von Juliette Fay

Janie LaMarche findet sich plötzlich als Witwe Anfang Dreißig mit einem Kindergartenkind und einem Baby in einem Leben wieder, das aus den Fugen geraten ist: Unterwegs mit dem Fahrrad hatte ihr Mann einen schweren tödlichen Unfall. Die Protagonistin ist so in ihrer Trauer und Wut über diesen Schicksalsschlag gefangen, dass sie nur mit Mühe den täglichen Aufgaben nachkommt – der kleine Sohn kommt zu spät und ohne Schwimmzeug im Kindergarten an, zum Einkaufen hat sie keinen Elan und vergisst ganz, den Kindern etwas zu kochen, weil sie selbst vor Trauer keinen Hunger verspürt.
Hilfestellungen von außen findet Janie nervig und überflüssig – die anderen sollen sich nicht einmischen, ihrer Ansicht nach wissen Freundinnen und Verwandte sowieso nicht, was sie wirklich braucht. Sie wünscht sich ihren Mann zurück – ihren Freund, Gefährten, Liebhaber, Begleiter. Da keiner ihn zurück holen kann, igelt sie sich in ihrem Häuschen ein.
So ist Janie allen gegenüber sehr kratzbürstig und ablehnend. Einmal pro Woche wird sie von einem Pastor besucht, den sie anfangs lächerlich und weltfremd findet, bis sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, die bald mehr als reine Freundschaft ist.


Gleichzeitig taucht ein Handwerker auf, der noch von ihrem Mann beauftragt wurde, im neuen Jahr zu Janies Geburtstag eine schöne Veranda um das Haus zu bauen. Nun ist sie sowohl mit dem verspäteten Geschenk ihres verstorbenen Mannes als auch mit der Anwesenheit des Handwerkers konfrontiert – dementsprechend ruppig verhält sie sich.
Im Laufe des Buches bekommt Janie zunehmend mehr Boden unter den Füßen und kann sich an kleinen Dingen wieder freuen. Auch die Beziehung zu ihren Kindern wird wieder inniger, nachdem sie sich aus Trauer zwischenzeitig sehr abgekapselt hat. Trotzdem fällt sie noch in depressive Momente zurück, was der Geschichte viel Glaubwürdigkeit verleiht: Schließlich wird auch „im echten Leben“ nicht von jetzt auf gleich alles perfekt.
Wer wissen möchte, welche Rolle der geduldige Pastor einerseits und der schwer durchschaubare Handwerker andererseits spielen, ist eingeladen selbst das Buch zu lesen 😉

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Der Duft des Mangobaums“ von Jan Winter

Wer sich rechtzeitig auf die länger und schnell dunkler werdenden Abende vorbereiten will, sollte sich dieses Buch aus der Bücherhalle/Bibliothek ausleihen:
Es bietet jede Menge Irrungen und Wirrungen in den 30er und 40er Jahren vor der Kulisse Malayas. Eine junge Frau, Alma, verlässt ihre Heimat Bremen und bricht nach England auf, weil ihr Vater mit seiner Firma Konkurs gegangen ist und es für sie keine Zukunft in Deutschland gibt. Dort lernt sie Howard kennen, sie heiraten und bekommen einen Sohn, Albert. Kurz darauf bricht Howard in die englischen Kolonien auf und folgt seinem Bruder nach Malaya, um dort eine Kautschuk-Plantage zu bestellen. Erst nach anderthalb Jahren folgt seine Frau und findet ihre Ehe mit Howard innerhalb kurzer Zeit aufgrund von Alkoholsucht und Untreue in Scherben vor. Sie lebt sich jedoch, verglichen mit anderen weißen Ladies, sehr gut ein und pflegt enge Kontakte mit den Einheimischen. Bald darauf stirbt Howard bei einem Tigerangriff (so ein Glück) und danach nimmt die Handlung weiter an Fahrt auf, weil Alma einige Zeit später zwischen zwei Männern steht und nicht weiß, in welche Richtung ihre Zuneigung sie zieht…

Dieses Buch ist gut geschrieben, aber kein Meisterstück. Es reicht, um es auszuleihen und gemütliche Stunden auf der Parkbank oder dem Sessel zu verbringen. Besonders schön sind die Schilderungen über die Menschen und die Landschaft Malayas, sodass man sich die Szenen sehr gut bildlich vorstellen kann.

Mangroven

 

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Weit übers Meer“ von Dörthe Binkert

„Möchten Sie meine Meinung hören?“, fragte er schließlich.
Valentina nickte.
„Ich glaube, Sie sollten damit beginnen, darüber nachzudenken, was Sie mit Ihrem Leben anfangen möchten, ganz unabhängig davon, was andere Menschen von Ihnen wollen und was Sie glauben, ihnen schuldig zu sein.“
Er sah sie freundlich an.
„Das klingt vielleicht etwas ungewohnt, und Sie haben vermutlich eine andere Erziehung genossen. Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, die Aufgabe hat, darüber nachzudenken und herauszufinden, was seine ganz eigenen Talente und Begabungen sind, und dass wir Menschen verpflichtet sind, uns den Träumen zu stellen, die wir tief in uns finden. Wir erfüllen unser Leben nur, wenn wir das, was wir tun, mit Liebe tun. Nur, was wir mit Liebe tun, gelingt auf die Dauer. Und wir müssen herausfinden, was das ist, was wir lieben können.“
Dr. Kirschbaum reichte Valentina ein Taschentuch. „Die Stürme im Innern sind manchmal heftiger als die Stürme hier draußen auf dem Meer,“ sagte er sachlich (…).

Das Zitat stammt aus einem wunderbaren Roman, der Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer Überfahrt nach New York spielt und die Frage „Wie lebe ich das Leben, das ich wirklich will“ behandelt.

 

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: Vier Mädels gründen eine Hochzeits-Agentur

Um abzuschalten, lese ich gerne Liebesromane. Völlig hirnamputiert sollten sie jedoch nicht sein: Ein guter Schreibstil, interessante Charaktere und ausführliche Schilderungen dessen, was zwischen den Liebenden passiert, gehören für mich dazu.
Eine meiner Freundinnen berichtete von einer Buch-Serie von Nora Roberts, die ich auch kenne – und da sie in diesen Büchern ebenso schwelgte wie ich, nehme ich an, dass es weitere Frauen gibt, denen es so geht.

Die Bücher heißen „Frühlingsträume“ (Band 1), „Sommersehnsucht“ (Band 2) und „Herbstmagie“ (Band 3) – der vierte Band soll Ende 2011 erscheinen.

Vier junge Frauen Ende zwanzig leben auf dem Grundstück eines traumhaften Anwesens inklusive mehrerer Nebengebäude in der Nähe New Yorks. Sie kennen sich seit Kindertagen und haben sich zu einer Geschäftsgründung zusammen gefunden:
Parker ist diejenige, die alle Fäden in der Hand hat und für die Organisation der Hochzeiten zuständig ist, die auf dem Gelände der elterlichen Villa stattfinden. Ihre Eltern sind bei einem Unfall tragisch verstorben, und nach einer Zeit der gebührenden Trauer 😥 nutzen die vier die guten Rahmenbedingungen um sich selbstständig zu machen. Der große Bruder von Parker wird später der Mann einer ihrer Freundinnen, aber so weit sind wir noch nicht. Sie rennt ständig mit einem Headset am Ohr herum, ist auch nachts um 2 Uhr am Telefon für hysterische Bräute da und die absolute Perfektionistin.
Mac, um die es im ersten Band geht, ist die Fotografin. Sie stammt aus schwierigen familiären Verhältnissen und muss im Rahmen ihrer Liebesgeschichte ihre Bindungsangst überwinden. Ihre Bilder fangen die Essenz der Persönlichkeit und die Stimmung der Feier ein. Sie bleibt mit ihrer Kamera stets im Hintergrund und ist doch immer ganz nah dran. Mac verlobt sich später mit Carter, einem motorisch ungeschickten Lehrer in Tweed-Jackets, der sie seit der Highschool heimlich liebt.
Emma ist die Floristin, die täglich das gesamte Anwesen mehrfach umdekoriert – je nach dem, was die nächste Hochzeitsgesellschaft verlangt. Sehr ausführlich werden all die Sträuße, Gestecke und Girlanden beschrieben, die sie täglich in Handarbeit bindet. Sie findet später mit dem Architekten Jack zusammen – sie kennen und lieben sich seit langem, haben es sich jedoch nie eingestanden. 😳 Von den beiden wird im zweiten Band erzählt.
Laurel ist die Konditorin, sie fertig pausenlos siebenstöckige Torten, Muffins, verzierte Kekse, goldbestäubte Desserts und Pralinen. Sie verliebt sich ausgerechnet in den Anwalt Del, den großen Bruder von Parker – oh nein oh nein! Auch sie haben einander schon lange ins Auge gefasst, doch können sie sich zwischen sicherer Freundschaft und bodenloser Leidenschaft entscheiden? Welches wird der richtige Weg für die Zukunft sein? 😯
Der letzte Band wird von der Perfektionistin Parker handeln, und aller Wahrscheinlichkeit nach bekommt sie einen dreckigen, fluchenden und trotzdem sehr herzlichen Automechaniker. 😎 Die Fetzen werden vor Ablehnung und Erotik fliegen, und nachher gründen sie in tiefem Frieden und voller gegenseitiger Wertschätzung eine eigene Familie.
Oder so. Nora Roberts schreibt schließlich immer gleich.

Trotz meiner unverhohlenen Ironie gefallen mir diese sehr romantischen, kitschigen, femininen Bücher: Sie laden dazu ein, sich in das Unternehmen der Frauen hinein zu träumen. Wer hätte nicht gerne einen kreativen, herausfordernden Beruf, versüßt durch die vielen zufriedenen Komplimente seitens der KundInnen? Täglich dürfen sie die heimlichen Träume der weiblichen US-Amerikanerinnen ausleben… All die Aufregung und der Stress, die durch die unterschiedlichen Erwartungen verschiedener Familienmitglieder an die gleiche Feier gestellt werden, machen das Ganze interessant.
Mich begleitet seitdem die Idee, in einem eingeschworenen Frauen-Team kreativ zu sein und den eigenen Leidenschaften in Form eines erfolgreichen Berufs zu folgen.

So sehr ich es wichtig finde, alte Geschlechter-Klischees zu beerdigen:
Manchmal brauchen Frauen Romantik – hier ist sie!

 

 

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aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „West End Girls“ von Jane Green

Das Buch „West End Girls“ spielt in London und handelt von einer Clique junger Erwachsener Anfang dreißig, die sich noch aus Unizeiten kennen:
Cath, die Ich-Erzählerin, hat sich nach einer katastrophalen Beziehung im Single-Dasein eingerichtet, ist mit sich als Person und ihrem Leben insgesamt unzufrieden und gleichzeitig zu ängstlich, um ihre Komfort-Zone zu verlassen.
Tim ist ihr bester Freund, homosexuell (natürlich, wie in allen diesen Romanen) und eifrig auf der Suche nach dem perfekten Mann.
Josh ist ruhig, intelligent und verlässlich, er hat die natürliche und selbstbewusste Lucy geheiratet, die er im Ski-Urlaub kennen lernte. Mit ihr hat er einen Sohn, Max, der die Protagonistin nicht ausstehen kann und sich oft als Flegel aufführt. In ihrem Haus wohnt das schwedische Au-pair-Mädchen Ingrid, das gut mit Max zurecht kommt, ansonsten aber sowohl bei den Figuren des Buches als auch seitens der Leserin viel Antipathie auslöst.
Fehlt nur noch Portia – eine kühle, sarkastische Schönheit, die zu Unizeiten die Clique dominierte und von allen verehrt wurde. Aufgrund ihres intriganten Verhaltens wandten sich gegen Ende des Studiums alle von ihr ab, verfolgten aber doch aus der Ferne mit Neid ihren Aufstieg in der Medienbranche – bis sie plötzlich verschwand.
Der Roman handelt größtenteils davon, wie die Protagonistin Cath sich dem Leben öffnet, Mut fasst und Schritte in eine neue Richtung wagt: Sie gibt ihren Job auf und eröffnet mit Lucy zusammen ein Buchcafé. Dabei ist sie für die Bücher zuständig und Lucy für den kulinarischen Teil. Während dessen lernt Cath viel über sich selbst, erweitert ihren Handlungsspielraum und hat plötzlich sogar einen Verehrer, der ihr Herz verdient. Cath versucht, zu Portia Kontakt aufzunehmen, weil sie es bereut, ihre ehemals beste Freundin aus den Augen verloren zu haben und immer noch eine innere Lücke spürt, die sie hinterlassen hat. Zusätzlich ist der Clique aufgegangen, dass die Lieblings-Serie im Fernsehen, die sie alle sehr gern anschauen, aus Portias Feder stammt und dass sie alle darin vorkommen. Dabei wird keine/r von ihnen positiv dargestellt…
Zur Eröffnung des Buchcafés taucht Portia auf und plötzlich nimmt die Handlung zusätzlich an Fahrt auf, als sich der Verdacht ergibt, dass sie ein weiteres Mal eine Intrige spinnt. Während Cath an James, dem sympathischen Verehrer aus der Nachbarschaft, interessiert ist aber es nicht auf die Reihe bekommt, dies auch zu zeigen, verändert sich auch im Leben der anderen vieles.
Die Moral von der Geschicht: Am Ende des Buches sind alle ein gutes Stück erwachsener und sehen das Leben aus einem neuen Blickwinkel.

Ich empfehle das Buch, weil es sehr realistisch erzählt und dabei gut geschrieben ist:
Detailliert, aber in der Handlung straff. Dass der übliche „beste Freund mit homosexueller Neigung“ vorkommen muss, wie in allen Frauenromanen der letzten Jahre, ist zu verschmerzen.