Atemfreude, aufmerksam, Presse

Artikel im „Hamburger Abendblatt“ über meine Atemfreude

Um juristisch auf der sicheren Seite zu sein, zeige ich hier nicht den originalen Artikel, sondern einen Einblick in den internen „Hauskurier“

In der aktuellen Wochenendausgabe der größten Hamburger Tageszeitung ist ein Artikel über meine „Atemreisen“ erschienen.
Am 20. Juni fand die Atemfreude „Ausflug ins Freibad“ statt. Viele BewohnerInnen gondelten mit dem Bus auf einer Ausfahrt durch Norddeutschland, sodass wir eine sehr handverlesene, kleine Gruppe waren. Umso intensiver profitierten die Einzelnen von der gemeinsamen Stunde. Während dessen notierte die Journalistin ihre Eindrücke zum Konzept und fotografierte. Anschließend folgte ein Interview mit mir und seitdem war ich gespannt, wann und wie der Bericht abgedruckt wird.
In der Senioren-Residenz, in der meine Kurse stattfinden, leben fitte Damen und Herren in hochpreisigen Appartements und genießen ein äußerst umfangreiches Programm: Von kulturellen Angeboten über sportliche Kurse, Ausflüge und kreative Treffen ist täglich eine Menge los.

Martina Petersen, die Journalistin, hat mir erlaubt, den Text hier zu veröffentlichen. Vielen Dank!

Mit ihren interaktiven Atem- und Lockerungsübungen begeistert die ausgebildete Logopädin Marie Krüerke (33) auch gesundheitlich eingeschränkte Bewohner in der Kursana Residenz Hamburg.

„Atemreisen“ für Senioren

In der Mitte des Stuhlkreises ist aus Badelaken, Sonnenhut und Backförmchen liebevoll eine typische Strandszene aufgebaut. „Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie in Ihrer Jugend an den Badesee gefahren sind?“, fragt Marie Krüerke (33) in die Runde. Die acht Bewohner, die heute zur „Atemreise“ in den Gymnastiksaal der Kursana Residenz Hamburg gekommen sind, nicken eifrig. „Dann schließen Sie kurz die Augen und tauchen Sie ganz in die schöne Erinnerung ein“, sagt die ausgebildete Logopädin, die seit einem halben Jahr in der sozialen Betreuung der Niendorfer Senioreneinrichtung arbeitet. Während sich auf den Gesichtern der Senioren ein Lächeln ausbreitet, startet Marie Krüerke fröhlich eine Phantasiereise, in die sie spielerisch eine Vielzahl therapeutischer Übungen eingebaut hat.
„Viele alte Menschen sitzen einen Großteil des Tages. Der Brustkorb fällt ein, Schultern und Nacken sind oftmals verspannt. Die nach vorn geneigte Haltung wird durch das Gehen am Rollator noch verstärkt“, sagt sie. „Mein Ziel ist es, die Bewohner in eine angenehm aufgerichtete Haltung zu bringen, damit die Lunge wieder Raum zum Atmen bekommt. Da ich auch kognitiv eingeschränkte Senioren ansprechen möchte, tauchen wir gemeinsam in eine Szenerie ein, mit der alle eine möglichst positive Erinnerung verknüpfen.“ So führten die Phantasiereisen, an der auch zahlreiche hochbetagte und demenziell erkrankte Senioren regelmäßig teilnehmen, bereits auf einen Bauernhof, in den Botanischen Garten oder in den Zirkus.
„Der liebevolle Zuspruch, den wir in dieser Runde bekommen, motiviert mich enorm“, sagt Bewohnerin Hella Ebert (99), die alle Übungen im Sitzen ausführt. Mobilere Senioren stapfen indes an der Seite von Marie Krüerke mit kräftigen Schritten im Kreis auf einem imaginären Kiesweg zum Badesee. Dann pusten alle mit kräftigen Atemzügen einen Schwimmreifen auf, wiegen sich mit ihm in den Hüften und tauchen mit weiten Schwimmbewegungen ins erfrischende Nass ein. Spätestens jetzt sind die Senioren mit allen Sinnen in der fröhlichen Szenerie angekommen, viele seufzen genüsslich. Selbst anstrengende Bewegungen wie das Dehnen der Flanken bei den anschließenden Kraulbewegungen führen sie mit einem Lächeln auf den Lippen aus.
Nachdem ein Theraband als Badelaken zum kräftigen Abrubbeln des Wassers vom Körper fungierte, verteilt Marie Krüerke zur Entspannung an alle Seifenblasen. Ilse Erdmann (97) pustet mit entspannten tiefen Atemzügen wie an einer Perlenkette eine Vielzahl bunt schillernder Blasen in den Raum. „Das habe ich schon als Kind sehr geliebt“, sagt sie glücklich.
„Die Senioren-Generation, die bei uns lebt, hat ihr Leben meist mit großer Disziplin bewältigt und war auf Durchhalten programmiert. Viele Frauen waren ihr Leben lang in erster Linie für ihre Kinder und die Familie da“, sagt Marie Krüerke. „Ich freue mich, wenn ich ihnen jetzt spielerisch solche Wohlfühlmomente in der Gemeinschaft vermitteln kann. Es berührt mich sehr, wie viel Dankbarkeit sie mir dafür entgegenbringen.“
Anschließend sollen sich die Kursteilnehmer vorstellen, mit einem Blasebalg begleitet von kräftigen „f-t“-Lauten zur Stimulierung des Zwerchfells eine Luftmatratze aufzupumpen. Nachdem sie sich in der Vorstellung Sonnenmilch ins Gesicht einmassiert haben, wird mit ausholendem Zungenkreisen ein imaginiertes Eis geschleckt. „Hmmm! Lecker Schokoladeneis“, ruft Ursula Krönke (88) begeistert. Durch die ganzheitliche Körperaktivierung bei den „Atemreisen“ wird die Lunge gestärkt, die aufrechtere Haltung unterstützt die Position des Kehlkopfes im Hals und die Stimmlippen können besser schwingen. So können sich zum Abschluss alle daran freuen, mit deutlich belebter Stimme einige Sommerlieder anzustimmen.
„Ich war nach einer schweren Lungenentzündung gesundheitlich sehr angeschlagen“, erzählt Ursula Krönke, die zusammen mit ihrem Mann regelmäßig an den „Atemreisen“ teilnimmt. „Durch diese Übungen habe ich wieder mehr Weite im Brustkorb und bekomme viel besser Luft. Und ich bin auch motivierter, allein für mich Atemübungen zu machen.“

Inzwischen habe ich mein Konzept für eine Fachzeitschrift aufbereitet und werde berichten, sobald dort der Abdruck erfolgt.

Wer mehr zum Konzept der Atemfreude wissen möchte:

Grundlagen des Konzepts
Begriffserklärung in fünf Sätzen
Atemübungen mit dem ganzen Körper genießen
Einblick in eine Atemfreude – was währenddessen passiert
Spielen verboten! Ich bin doch schon neunundachtzig!

Bei Madoo habe ich die ersten Atemfreude-Konzepte hier veröffentlicht.

aufmerksam

Umgang der Krankenkassen mit TherapeutInnen

LogopädInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen wird die Arbeit durch ausufernde bürokratische Maßnahmen erschwert. Statt sich voll auf eine individuelle, kompetente Behandlung der Patienten konzentrieren zu können, verbraucht die tägliche Büroarbeit immer mehr unbezahlte Arbeitszeit. Die neuen Heilmittelrichtlinien der Krankenkassen beziehen sich darauf, wie Verordnungen des Arztes an die Therapeuten auszufüllen sind. Dabei ist es inzwischen von größer Wichtigkeit, ob ein Kreuzchen fehlt oder die ärztliche Formulierung der Leitsymptomatik minimal vom Indikationsschlüssel abweicht. Wenn ja, muss die Logopädin im eigenen Interesse so lange der Rezept-Änderung hinterher sein, bis alles perfekt stimmt – und die Frage, was „korrekt“ bedeutet, ändert sich von Seiten der Kassen häufiger, als man sich an die Vorgaben gewöhnen kann.
Sollte die Therapeutin eine Kleinigkeit übersehen und die Dreistigkeit besitzen, statt des bürokratischen Wahnsinns einfach den Patienten zu behandeln, wird sie dadurch bestraft, dass die Kosten der bereits stattgefundenen Therapie-Einheiten nicht bezahlt werden.
Was bedeutet: Der Patient bezahlt die Kasse, die Kasse jedoch nicht die Therapeutin.
Darunter leidet sowohl die Qualität der Therapie (weil Logopädinnen zu bürokratischen Prinzipienreitern werden müssen, statt ihrer Kompetenzen gemäß zu agieren) als auch die Versorgung der Patienten. Ebenso ist das Verhältnis zwischen verordnenden Ärzten und Logopädinnen zunehmend angespannt, da ungültige Verordnungen vom Arzt wiederholt geändert werden müssen, bis die Krankenkasse zufrieden ist und die Logopädin ihrer Arbeit nachkommen kann.

Mehr dazu unter Frontal 21 von Minute 8 – 17, Sendung vom 22. 05. 2012