aufmerksam, feminin

Leidenschaftlich roter Strauß

Vor Kurzem entstand folgender Dialog:
Samstagvormittag.
Ich: „Schatz, nachher kommen ja Laura und Ramon (Namen geändert) und wir haben gar keine schönen, frischen Blumen im Haus. Bringst du auf dem Rückweg vom Einkaufen welche mit?“
Er: „Hm, vorhin beim Brötchenholen hätte es mir besser gepasst – na gut, mach ich, bis später.“
Ich putzte und räumte weiter auf, während ich innerlich davon ausging, dass er ein Bund dünner Rosen „ohne alles“ von Blume 2000 mitbringen würde. Da ich keine speziellen Hinweise zur Wahl der Blumen gegeben hatte, um es unkompliziert zu halten, wäre ich damit auch gut klar gekommen. Schöne Vasen habe ich genug, irgendetwas lässt sich immer zaubern…
Stattdessen hielt Schatz beim inhabergeführten Floristen an und trug dies nach Hause:

 

P1040518

 

Ich war ganz überwältigt ob des schönen Straußes – vielleicht sollte ich den Kauf von Blumen öfter aus meinem Ressort in seines verschieben?!
Danke!

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Viele schöne Blumen können hier und dort entdeckt werden.

aufmerksam

Buchrezension „Erzähl doch mal von früher: Loki Schmidt im Gespräch mit Reinhold Beckmann“

Intelligente, starke Frauen finde ich großartig.
Eine solche war Loki Schmidt.
Im vorliegenden Buch wird sie, in Etappen über Wochen hinweg, am Ende ihres Lebens bei sich zu Hause interviewt. Zur Sprache kommen neben historischen Ereignissen viele persönliche Erinnerungen sowie ihre Interpretation des politischen Wirken ihres Mannes sowie ihres Beitrags dazu.
Unprätentiös, ehrlich, oft lakonisch, stets aufrecht.
Nie verliert sie die Contenance, nie beschwert sie sich, nie verliert sie sich in Gefühlen.
Eine wirklich großartige Frau.

Eine herzliche Empfehlung zur Lektüre dieses autobiographischen Buches.

aufmerksam, glaubhaft

Jeunesse dorée

Normalerweise benutze ich mein Blog als Forum, um über Themen zu schreiben, die zu Kreativität einladen, erheitern, bilden, Ästhetik feiern, zum Nachdenken anregen.
Ich vermeide es, über Themen zu referieren, die mich aufregen.
Einfach, weil es genug Negatives in dieser Welt gibt und weil ich viele Menschen treffe, die lieber lästern und abwerten, statt das Wertvolle zu schätzen.
Aber heute muss ich meinen Unmut äußern.
Es regt mich in gewissen Abständen aus bestimmten Situationen heraus auf, wenn ich erlebe, wie Jugendliche durch Gruppendruck und Markenwahn das Geld ihrer Eltern verprassen. Wenn eine Freundin mir erzählt, dass am örtlichen Gymnasium (das ihre beiden Kinder inzwischen Richtung Universität verlassen haben) das Tragen einer bestimmten teuren Jacke notwendig ist, um in der Clique zu bestehen. Alle Welt stolziert nun in dieser besagten Jacke über den Schulhof, Hautsache „gleich“:
An dieser Stelle denke ich an das Zitat „Alle Tiere sind gleich, nur manche sind gleicher.“ aus „Farm der Tiere“ von George Orwell.
Mir wäre es mit 16 Jahren nie in den Kopf gegangen, warum ich die gleiche Jacke wie bestimmte MeinungsmacherInnen tragen soll. Ich finde es beunruhigend, dass über der Individualität offensichtlich (auch an vielen weiteren Gymnasien Hamburgs) das stromlinienförmige Erscheinungsbild steht.
Seit wann ist die Pubertät dazu da, unreflektiert Standpunkte und Erscheinungsbilder zu übernehmen? Bedeutend erheiternder fand ich damals und jetzt, wenn sich Jugendliche auf der Suche nach einem Sinn und Ziel im Leben unter anderem mit dem eigenen Äußeren beschäftigten und dabei allerhand Kuriositäten entstanden. Wunderbar! Den Mathelehrer interessiert es sowieso nicht! Wenn nicht jetzt experimentieren und „spinnen“, wann dann?
Wenn alle das Gleiche tragen, egal wie die Kleidungsstücke hergestellt werden, wie überteuert sie sind und welches Menschenbild die Marke propagiert (ich sage nur: Abercrombie&Fitch sowie Tochterfirma Hollister), dann ist das in meinen Augen „Verdummen auf hohem Niveau“.
Wer verdient denn das Geld für die „angesagten Teile“?
Im seltensten Fall das verwöhnte Kind selbst. Im „besten Fall“ haben die Eltern keinerlei finanzielle Sorgen, sodass es sich von selbst ergibt, dass das Kind die Konsumgewohnheiten der Eltern übernimmt und es sich, ohne je dafür einen Handschlag getan zu haben, leisten kann, auf jeder modischen Welle zu surfen.
Im „schlechtesten Fall“ versucht das Kind krampfhaft, die weniger begüterten Eltern und sein sparsames Elternhaus gegenüber den KlassenkameradInnen vergessen zu machen, indem es um jeden Preis die überteuerten Markenpullover ebenfalls bekommen möchte.
Wenn Jugendliche Nebenjobs annehmen, um sich ihr Konsumverhalten finanzieren zu können, finde ich es insofern dämlich, als dass Konsumgewohnheiten anderer unkritisch übernommen werden. Es ist aber in meinen Augen allemal korrekter und verantwortungsbewusster, als die Eltern für die eigenen, unausdifferenzierten Wünsche Überstunden machen zu lassen.
Zu meinen Zeiten hieß es noch „Das Aufziehen von Kindern kostet von der Geburt bis zum Auszug einen Lamborghini“.
Ich behauptet, dass es heute „Das Aufziehen von Kindern kostet eine Privatinsel in der Karibik.“ heißen muss.
Traurig, besonders, wenn sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet und es offensichtlich schon in Kindertagen wichtig ist, auf „der richtigen Seite“ zu landen.

Koste es, was es wolle.