Während des Urlaubs sind die meisten Blumen auf dem Balkon in der plötzlichen und andauernden Hitze hopps gegangen. Zum Glück bekam ich gleich von zwei Seiten ganz wunderbare neue Stauden geschenkt, und auch einen fantastischen hellblauen Kübel schleppte ich an. Eine meiner heißgeliebten Heuchera fand ihren Platz darin (das Laub wird immer intensiver rot, je länger sie hier wächst), zusammen mit einem gelb-panaschierten Efeu, einem verblühten Mohn (kaum zu sehen), einer neuen Rose und wunderbarem Gras.
In der herbstlichen Bepflanzung Gras einzusetzen ist ein Klassiker: Erstens gibt es nur noch eine begrenzte Anzahl an Blumen (Heide, Astern, Heide, Chrysanthemen und noch ein bißchen Heide), sodass die Gärtnereien froh sind, noch etwas Anderes anbieten zu können und Umsatz zu machen. Zweitens sind Gräser, wie sie feucht im Sonnenlicht glitzern, während Spinnennetze dazwischen funkeln, einfach typisch herbstlich. Und drittens sehen sie auch dann noch gut aus, wenn alles andere vermatscht oder abfriert. Ob mit Frostkristallen besprenkelt oder als verschneite Silhouette: Gräser sind ideal für die Zeit jenseits der Sommerblumen.
Dennoch habe ich, als ich dieses erste Jahr mit Balkon begann, nur an Blumen gedacht (in Blau, Weiß, Violett und dazwischen dezente rötliche Akzente, bitte). Und an Erdbeeren. Und an Kräuter. Aber im Leben nicht an Gräser.
Was soll ich sagen: Wenn ich herzlos wäre, würde ich kurz vor Ende der Gartensaison alle Pflanzungen der Balkonkästen und Töpfe auseinander reißen und mit Heuchera, Funkien, Gräsern in allen Variationen, Buntnesseln und Alpenveilchen neu bestücken. Und Gräsern, sprach ich schon von Gräsern? Sie sind so bodenständig und elegant zugleich.
Natürlich geht es mir heute nicht primär um meine Erlebnisse mit dem neuen Balkon, sondern um das Leben. Die plötzlichen Erkenntnisse sind oft ein großer Gewinn: Wenn wir etwas entdecken, das uns neue Horizonte eröffnet. Etwas Neues, das wir in unser Leben aufnehmen wollen (so wie ich die Gräser in die Balkonkübel). Etwas wie Vergebung, wie Nachsicht, wie Hoffnung, wie wohltuende Albernheit.
Oder etwas Altes, das wir hinter uns lassen und befreit davon tanzen.
Welchen „Fehler“ wolltest du dir immer abtrainieren und sagst heute: „Drauf gepfiffen, ich bin wie ich bin, und wer mein Kjkysdisdvuz nicht mag – egal! Ich höre auf, mich dafür zu schämen, mich deswegen fertig zu machen, mich verändern zu wollen. Ich bin ich, ich bin wertvoll, auch mit Kjkysdisdvuz. Fertig.“ Wie viel leichter das Leben wird!
Solche Entdeckungen tun gut…
Schön, schön, schön hast du es auf deinem Balkon Marie. Und der Blumenkübel den du „angeschleppt“ hast 😉 macht sich auch gut!