Am Wochenende erlebte ich eindrücklich, was das Fehlen einer Gastgeberin bedeuten kann. Um direkt auf den Punkt zu kommen: Einem Hotel in bester Lage helfen seine fünf Sterne Superior nicht, wenn die Seele des Hauses fehlt. Wenn niemand souverän mit Gastgeberqualitäten auftritt. Wenn die persönliche Ansprache fehlt.
So viele Menschen (mich eingeschlossen) geben sich mit den Vorbereitungen für Gäste die größte Mühe. Ob es nun die liebsten Speisen der Eingeladenen oder das sauberste Wohnzimmer oder der schick dekorierte Garten sind: Wir versuchen, unser Bestes zu geben, unseren eigenen Talenten gemäß. Das finde ich wunderbar.
Wenn es aber in Stress ausartet (eher bei den älteren Mitmenschen) oder in eine Show mündet (eher bei den jüngeren Mitmenschen), hat kein Gast der Welt etwas davon.
Denn was wünschen sich die meisten Personen, wenn sie zu Besuch sind?
Willkommen geheißen zu werden, gute Begegnungen im Gespräch, ein herzliches Miteinander, gemeinsame Unternehmungen.
Das perfekte Menü hilft niemandem, wenn die Gastgeberin ausgelaugt am Tisch einschläft. Die neusten Interior-Trends interessieren niemanden, wenn alle sich anschweigen und langweilen. Gerade aktuell habe ich den Eindruck, dass der Perfektionszwang in den falschen Momenten durchschlägt.
Ebenso schade finde ich es, wenn die Gastgeberin auf der anderen Seite vom Pferd fällt und denkt, ich fände es großartig, mehrere Tage lang „einfach an unserem Leben teilzuhaben“. So nett gemeinsame Mahlzeiten und abendliche Unterhaltungen sind – wenn sich ein Wochenendbesuch darin erschöpft, möchte ich meine Zeit gern anders verbringen. Solange ich diesseits des Rentenalters bin, sind Unternehmungen und Aktivitäten wichtig. Denn einfach nur reden kann man, finde ich, auch am Telefon. Dafür brauche ich nicht quer durch´s Land zu reisen.
Dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg wie meistens im Leben darin, miteinander die Erwartungen zu klären. Als Übernachtungsgast brauche kein tägliches Kulturprogramm, bei dem mich jemand an der Hand nimmt. Wunderbar komme ich allein zurecht, wenn mir die Gastgeberin sagt, was vor Ort gerade empfehlenswert ist. Wenn beide Seiten, Gastgeberin und Gast, eine Weile Zeit allein verbringen, finde ich das gerade bei längeren Aufenthalten sehr angenehm. Umso wichtiger ist es, ehrlich mitzuteilen, wie beide sich einen gelungenen Besuch vorstellen.
Ideen, um gemeinsame Zeit erfüllend zu gestalten, habe ich bereits hier versammelt:
Programmideen für Feiern in der Familie ebenso wie in der Firma
In der Tat liebe Marie, wenn die Seele des Hauses fehlt, wirkt alles schal und kalt. Tatsächlich, es nützt das beste Luxushotel nichts, wenn das fehlt. Daher bin ich meist lieber in Jugendherbergen als in teuren, kalten und standardisierten Hotelzimmern.
„Ebenso schade finde ich es, wenn die Gastgeberin auf der anderen Seite vom Pferd fällt und denkt, ich fände es großartig, „einfach an unserem Leben teilzuhaben“. So nett gemeinsame Mahlzeiten und abendliche Unterhaltungen sind – wenn es sich darin erschöpft, möchte ich meine Zeit gern anders verbringen. (…)Denn einfach nur reden kann man, finde ich, auch am Telefon.“
Findest du? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man sich „in Person“ trifft, die Körpersprache, der Augenkontakt etc. hinzukommen, die einer Begegnung eine weitere Dimension geben, die nur am Telefon nicht erreicht werden kann. Sind denn gemeinsame Mahlzeiten und abendliche Unterhaltungen nicht gut ? Aber ich vermute stark wir haben andere Bilder vor Augen 😉 wenn wir an diese Worte denken.
Und es ist sicher auch eine Frage der Aufmerksamheit die einem zuteil wird bzw. die man seinem Gast schenkt- wenn die gegeben ist, sind abendliche Unterhaltungen mit einer gemeinsamen Mahlzeit vielleicht auch etwas Nettes ?
Meine Liebe,
du hast völlig Recht – ich habe mich nicht explizit genug ausgedrückt. Wenn ich in Hamburg eine Freundin besuche, finde ich ein ausgiebiges Brunch wunderbar, um sich gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen. Da brauche ich weder ein hochkarätiges Konzert noch ein ein sportliches Abenteuer (oder sonstige Programmpunkte) zusätzlich. Auch Freundinnen, die Mutter sind, besuche ich natürlich „in ihrem Alltag“ und das ist komplett in Ordnung. Wenn ich allerdings weite Strecken auf mich nehme oder mehrere Tage am Stück einen Besuch mache, dann finde ich es schnell langweilig und damit oberflächlich. Einfach, weil ich einen großen Aufwand betreibe, um diese Person zu besuchen, und das anhaltende Verweilen in der Sofa-Ecke oder am Esstisch nicht soooo interessant finde. Was natürlich auch davon abhängt, was sich die anderen Personen als „schönen Besuch“ vorstellen, bei denen ich untergebracht bin. Und ebenso davon, was ich selbst an Erwartungen habe und äußere.
Liebe Grüße,
Marie