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Norwegen ohne Auto: Aktivitäten rund um Volda nahe Alesund

Volda ist eine kleine Stadt südlich von Ålesund, direkt um die Ecke liegt ein Flugplatz, der mehrfach täglich von Oslo angeflogen wird. Diverse Buslinien und zwei Fähren verbinden Volda mit der Umgebung. Wer ohne Auto unterwegs ist, findet hier Ausflugstipps und Ideen für Unternehmungen. Massentourismus ist Volda komplett fremd, aber (fast) alle sprechen fließend und gerne englisch. Es gibt sogar einen Skilift, sodass neben dem in Norwegen üblichen „Querfeldein-Langlauf“ auch Abfahrtsski praktiziert wird.

1.) Den Hausberg von Volda, Rotsethornet, hinauf klettern: Von 0 m auf  570 m
Der Rotsethornet erhebt sich steil hinter Volda am Fjord. NorwegerInnen deklarieren ihn als „leichte Wanderung für Familien mit Vierjährigen, locker für einen Nachmittag machbar, Lebensgefahr“. Ja, so sind sie, die NorwegerInnen: Berge, an deren Felsen man sich mit Seilen und Metallketten hochziehen muss, sind „für Kleinkinder leicht machbar“. Als Nächstes verweisen sie auf die Lebensgefahr an den Hängen zum Fjord hin und erwähnen nebenbei, dass dort schon mehrfach Wandernde in den Tod gestürzt sind. Ja klar.

Also, der Rosethornet ist steil und für Ungeübte nur mit Klettern auf allen Vieren zu erklimmen. Der Ausblick ist wunderbar, wenn es nicht spontan regnet und die Landschaft im Nebel verschwindet – aber das gilt für alle Gipfel in der Region. Auf halber Strecke gibt es eine Schaukel, mit der man fast über den Abgrund schaukeln kann.

2.) Mit der Folkestad-Fähre über den Fjord und den Kornbegsveten hinauf, vorbei am überhängenden Felsen Galten: Von 0 m auf 577 m
Von Volda aus fährt die Folkestad-Fähre in 12 Minuten über den Fjord. An Bauernhöfen vorbei geht es deutlich sanfter als den Rotsethornet hinauf. Der Zwischengipfel Galten lädt zu Fotos über dem Fjord ein. Hinter dem Gipfel des Kornbegsveten liegt eine offene Hütte, in der man sich unterstellen, am Feuer Kaffee kochen und sogar übernachten kann (zumindest sah es schwer nach einem hölzernen Bettgestell aus). Dahinter geht es deutlich steiler auf einem schwer zu erkennenden Pfad zurück zum Fjord hinunter: Soweit möglich den roten Punkten folgen und die Trampelpfade der Schafe nutzen.

3.) Den Melshornet zwischen Volda und Ørsta hinauf wandern: Von 0 m auf 807 m
Von Volda aus beginnt die Wanderung auf den Melshornet entspannt über Schotterwege im Wald. Bald bleiben die Fichten zurück, durch offenes Land führt die Schotterstraße bis zu einem See und einigen (leider verschlossenen) Hütten, die versprengt in der Umgebung liegen. Nach dem See geht es deutlich steiler bergauf, der Weg zum Gipfel besteht später nur noch aus Felsen. Wer einen anderen Weg als die Schotterpiste zurück nach Volda nehmen möchte, folgt den roten „Stikk ut!“-Pfeilen durch sumpfiges Gebiet auf extrem schmalen Pfaden. Einen Weg nach Ørsta hinab haben wir nicht entdecken können.

4.) Mit dem Rad den Voldafjord Richtung Ørsta fahren
Wir starten in Volda am Hafen und folgen der Straße Berkneset den Voldafjord entlang um die Spitze und hinein in den Ørstafjord auf dem Sjøvegen. Links schauen wir über die Fjordlandschaft, rechts ragen die Berge hoch oder es öffnen sich Wiesen mit Bauernhöfen. Zwischendurch pflücken wir Johannisbeeren am Straßenrand und kommen an freilaufenden Hühnern vorbei. Die E39 nehmen wir als Rückweg nach Volda, vorbei am Flughafen Hovden.

5.) Mit dem Bus nach  Ålesund
Die Altstadt von Ålesund brannte 1904 in einer einzigen Nacht lichterloh und wurde anschließend im Jugendstil wieder aufgebaut. Ålesund liegt über mehrere Inseln verteilt kurz vor dem Atlantik, sodass der Blick vom Stadtberg Aksla bis zum Meer schweift. Die Stadt kann gut zu Fuß erkundet werden, nur zum wirklich sehenswerten Aquarium, das 3,7 km außerhalb des Zentrums liegt, zieht sich der Weg etwas. Von Volda aus fährt ein FRAM-Bus mit Fähre und durch Tunnel bis nach Ålesund: Einmal einsteigen, am Ziel wieder aussteigen, sehr zuverlässig.

6.) Mit dem Bus nach Runde
Die Vogelinsel Runde liegt nahe Ålesund im Atlantik. Mit zwei bis drei Mal umsteigen fahren Busse ab Volda nach Runde, dabei überqueren wir die Inselketten mit Brücken und durch Tunnel. Wer zum Runde Fyr (Leuchtturm) und den Vogelfelsen möchte, steigt an der Endstation aus. Ab dem Campingplatz beginnt der Wanderweg über die grasige Insel. Wer wegen der Papageitaucher herkommt: Sie brüten von April bis Ende Juli / Anfang August, den Rest des Jahres leben sie draußen auf dem Meer.

7.) Mit dem Bus nach Nordfjordeid
Diese Tour haben wir nicht unternommen, sie stand aber noch auf dem Plan: Nordfjordeid liegt am Ende des namensgebenden Nordfjords. Die kleine Stadt ist das Zentrum der Fjordpferde, der berühmtesten norwegischen Rasse. Ein süßes historisches Stadtviertel und ein frisch eröffnetes Museum zum größten bisher gefundenen Wikingerboot laden zum Entdecken ein. Wie immer fährt ein FRAM-Bus, entweder mit Fährfahrt nach Folkestad und von dort aus per Bus oder im weiten Bogen mit Umsteigen nach Nordfjordeid.

 

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Urlaub auf Kimitoön /Kemiösaari: Tipps für Ferien im finnischen Nichts

Unser Urlaub am gefühlten Ende der Welt im winzigen Dorf Kulla auf der Insel Kimitoön (schwedische Bezeichnung) oder Kemiösaari (finnischer Name) war voller Erlebnisse. Laut Satellitenkarte gab es dort nichts außer Wäldern, Feldern, Seen und Ostseearmen. Tatsächlich können mit dem Fahrrad oder dem örtlichen Überlandbus vielfältige Touren unternommen werden. Im Internet sind die Informationen höchst dürftig, wer also jemals rund um Dragsfjärd Urlaub macht, findet in diesem Artikel alle nötigen Informationen.
Supermärkte gibt es in Dragsfjärd, Genböle (laut Ortsbezeichnung zu Dragsfjärd gehörig) und Dalsbruk am südlichen Ende der Insel. Gemüse wird direkt vom Hof im Söderlångvägen südlich von Dragsfjärd verkauft. Frische Erdbeeren, Frühkartoffeln, Eier und ähnliches steht immer wieder am Straßenrand in kleinen Buden zum Verkauf, bezahlt wird über eine Vertrauenskasse (alle vertrauen darauf, dass der passende Betrag eingeworfen und nichts gestohlen wird).

Badestellen gibt es in Dalsbruk und Dragsfjärd direkt im Ort. Besonders schön ist der Strand in Olmös, nordwestlich von Dragsfjärd. Weicher Sand, kaum Steine, viele blaue Häuschen zum Umziehen, eine Toilette und mehrere Rettungsboote. Mit dem traumhaften Blick in die Schärenlandschaft war es schnell unsere liebste Badestelle.
Die weißen Rettungsboote liegen überall vertäut, weil sich bei Unfällen die Menschen hier selbst helfen müssen. Rettungsringe und eine Telefonnummer für den Notfall sowie Instruktionen sind an einem Schild neben dem Boot festgemacht. In Finnland liegen diese Boote jahraus, jahrein an ihrem Platz, in Deutschland hätte sie längst jemand aus Spaß zum Rudern missbraucht oder gestohlen…

Gleich südlich von Dragsfjärd liegt Labbnäs, ein sehr hübscher Hof. Große, sehr ästhetisch gestaltete alte Räume laden zum Essen, Tanzen und Singen ein. Sie liegen im Erdgeschoss, darüber befinden sich Zimmer zum Übernachten.

Hier treffen sich Vereine, das Dorf lädt zum abendlichen Singen oder zum winterlichen Bad im See ein, in der Scheune wird geheiratet. Wir haben dort den jährlichen Flohmarkt besucht und Laxsoppa (Lachssuppe) gegessen. Wer sich über die nächsten Veranstaltungen informieren möchte, sollte unbedingt die schwedische oder finnische Version der Seite besuchen, auf englisch wird der Eventkalender nicht gepflegt!


Meine liebsten Wörter im skandinavischen Raum sind „Loppis“ oder „Loppemarknad“: Flohmarkt. Auf finnisch „Kirppis“, aber hier im Süden Finnlands sprechen die meisten BewohnerInnen des Schärengartens schwedisch. „Betala vad du kan“ auf den Schildern neben den Verkaufskisten bedeutet „Bezahle, soviel du kannst / magst“ und auch hier gibt es oft Vertrauenskassen.
Die dänische Variante sind Straßenstände mit dem Schild „Antik og gammel“, was „antik und alt“ bedeutet.

Wer der Straße aus Dragsfjärd, an Labbnäs vorbei, weiter in den Süden nach Dalsbruk folgt, kommt in einem lebhaften Küstenort an. Ein Segelhafen, diverse Cafés und Restaurants, Supermärkte und Fachgeschäfte versammeln sich hier. Direkt am Hafen steht ein zauberhafter Buchladen, der außerdem Kunstkarten, Poster, Geschenkpapier, Kunsthandwerk und Selbstgemachtes verkauft. Auch eine Kiste voller englischer Bücher für einen Euro das Stück wartet auf LiebhaberInnen. Falls es in Finnland jemals regnen sollte, lässt es sich hier wunderbar stöbern und mit neuer Lektüre versorgen.
Anfang Juli findet jedes Jahr in Dalsbruk das Festival „Baltic Jazz“ statt.

Wer Kunst und Äpfel liebt, sollte nach Söderlångvik fahren:
Der elegante Gutshof vereint ein Museum mit damaliger Einrichtung und moderner Kunst in einer Galerie. Ein ländliches Café, ein Laden mit Handgemachtem und viele Apfelwiesen bevölkern das Anwesen. Direkt am See gelegen, bietet sich das Gut als Ausgangspunkt für Spaziergänge an. Wer jemals etwas über den Verleger Amos Anderson wissen wollte: Er hat das Gut 1927 gekauft, was in einer extra Ausstellung gewürdigt wird.


Seltsame Robben, bunt bemalt und mit Fisch im Maul, stehen nicht nur in Söderlångvik: Auch in Turku und Helsinki haben wir sie entdeckt. Mein Mann meinte, es sei vielleicht ein nationales Suchspiel…
Neben moderner Kunst räkeln sich auch nacksche griechische Damen oberhalb der Apfelfelder. Abwechslung muss sein, dachte sich wohl der gute Amos Anderson.

Kimito / Kemiö, die namensgebende Hauptstadt der Insel, ist reichlich seelenlos und nichtssagend. Nur das Museum „Sagalund“ ist ganz charmant, hier wird das ländliche Leben vor hundert Jahren dargestellt.
Alle Orte sind leicht per Rad oder mit dem pünktlichen, stets leeren Überlandbus zu erreichen.
Den Tagesausflug nach Turku/Åbo und unseren Aufenthalt in Helsinki stelle ich in separaten Artikeln vor.
Hier erschien der einleitende Beitrag über Urlaub in den finnischen Schären.