aufmerksam, glaubhaft

Amateurin und Animateurin: Aus dem wilden Alltag in der Senioren-Residenz

Als Animateurin in der Senioren-Residenz bin ich oft genug als begeisterte Amateurin unterwegs, die ihr Wissen aus diversen Fachbüchern und privaten Exkursionen teilt, aber nie behauptet, studiert zu haben.
Am Dienstag traf sich die Gartengruppe das erste Mal draußen, um Schnittlauch und Radieschen zu säen sowie die Erdbeerstauden und den Johannisbeerbusch zu inspizieren, die ich neulich gepflanzt hatte. Dabei fiel uns eine riesige, gelb blühende Pflanze auf, bei der wir eifrig rätselten, was es sein könnte. Raps, meinten die meisten, ich tippte auf Senf. Eine Dame verwies darauf, dass zu den Füßen der Pflanze ein Schild mit „Zucchini“ drauf stünde, aber das konnte ich entkräften: Die Zucchini hatten wir letztes Jahr geerntet und zu Waffeln verarbeitet, die Mutterstaude war im Winter friedlich verrottet. Da meine Damen es gewöhnt sind, dass ich ständig Naturmaterial anschleppe und wir neulich eine sehr intensive Achtsamkeits-Sitzung hatten, in der wir alle möglichen Blätter gerubbelt, erschnüffelt und gekaut hatten, legten sie direkt los, sich die Blüten in den Mund zu stecken. Ich hatte sie eigentlich nur zur besseren Betrachtung abgerupft und verteilt…
Während wir also alle kauten und rätselten und ich zusätzlich die Blätter der Pflanze, die sehr Kohlrabi-ähnlich aussahen, verteilte (sie wurden sofort probiert), fragte ich mich so langsam, ob es wohl sein könnte, dass in unserem fröhlich-wilden Gemüsebeet etwas wächst, das eben nicht essbar ist? Vielleicht sogar giftig???
Als gemütliche Gemeinschaftsphase zum Schluss wollte ich aus Brombeerblättern Tee aufbrühen. Da die meisten völlig geschafft davon waren, Samen auszustreuen, begleitete mich nur eine Dame und fragte: „Wo müssen wir denn ganz hin?“ Ich: „Nur einmal hier über das Stück Wiese in die Hecke, das wird ein bißchen abenteuerlich…“ Sie: „Das kennen und lieben wie an Ihnen, deswegen kommen wir ja auch immer wieder!“
Das Rätsel um die gelbe (Gift-)Pflanze nahm ein gutes Ende, weil ich Spätabends in meinem „Essbare Wildpflanzen“-Buch feststellte, dass es sehr wohl Senf war: Acker-Senf.
Na bitte: Ich hatte recht behalten und keiner war vergiftet, was brauchte es mehr, um zufrieden schlafen zu gehen?!
Mein Status als Kräuterexpertin bleibt bestehen und wurde nur von mir selbst angezweifelt…

Am selben Tag wurde ich wieder einmal damit konfrontiert, dass eine Dame sehr entschieden meinte, ich habe Theologie studiert.
Dieser Verdacht wurde in den vergangenen beiden Jahren oft geäußert, weil ich mein Bestes gebe und gab, um in der Coronazeit emotional und spirituell ermutigende Botschaften weiterzugeben: Mit selbstgebastelten Gebetsheften, handgemachten Postkarten, persönlichen Andachtsheften und Gottesdiensten. Da meine SeniorInnen der Meinung sind, dass meine Worte und Gesten von großer Sachkenntnis zeugen, muss ich ja wohl Theologie studiert haben: Eine andere Lösung kommt nicht in Frage.
Dass ich selbst sehr intensiv mit Gott unterwegs bin, mich viel austausche und lese, Übungen praktiziere und mich nach innerem Wachstum ausstrecke: Alles nebensächlich. Schließlich feiere ich Abendmahl und segne alle am Ende des Gottesdienstes, das macht nur die Pastorin – weil ich, offensichtlich genug, keine Pastorin bin, habe ich wohl früher mal studiert.
Da siehst man’s: Rätsel gelöst. Keine Widersprüche erwünscht.
Derartige Zuschreibungen an meine Kompetenz sind einerseits befremdlich und andererseits schmeichelhaft.
Zeigen sie doch, dass oft genug Talent und Fleiß ausreichen, um solide Kenntnisse zu erwerben und die Begeisterung dafür auch bei anderen Menschen zu wecken.
Deshalb möchte ich dich heute ermutigen, deinen Geist zu füttern und praktisch aktiv zu werden.
Welche Themen machen dich neugierig?
Womit hast du früher gern gespielt, bevor du die volle Breitseite des Leistungsdrucks und der Bewertung von außen erleben musstest?
Welche Fachgeschäfte oder Seminare würdest du gern besuchen, traust dich aber nicht hinein, weil du meinst, nicht dazu zu gehören?
Probier es heimlich einfach aus. Ganz klein, ohne große Selbstverpflichtungen, finanzielle Einsätze oder neugieriges Publikum.
Niemand kann wachsen, wenn Erwartungsdruck droht und schnelle Ergebnisse erzielt werden sollen.
Gib dir selbst den Spielraum, lustvoll herum zu probieren. Vielleicht ist es der Anfang von etwas Fruchtbarem, Schönem, dass deine Seele ernährt und später auch deine Mitmenschen erfreut.
Wenn nicht, hast du zumindest für eine Weile die Tretmühle verlassen und deine Komfortzone erweitert – auch viel wert, selbst ohne sichtbare Erfolge.

aufmerksam

Online-Seminar „Projekttage und Mottowochen“ für die Seniorenbetreuung: Jetzt buchen!

Unter dem abwechslungsreichen Thema „Projekttage und Mottowochen: Bunte Bausteine für die Soziale Betreuung“ lade ich am Freitag, den 30.09.2022 und am Mittwoch, den 05.10.2022 ein. Wir treffen uns von 9:00 bis 12:00 Uhr online und werden gemeinsam verschiedene Möglichkeiten entdecken, Gruppenstunden mit neuen Ideen zu bereichern. Dabei können alle Bausteine für Projekttage und Mottowochen auch als einzelnes Gruppenangebot organisiert werden. Themen sind eine französische Woche, wo wir unter anderem alle Grußkarten mit Spitze und romantischen Akzenten anfertigen, eine amerikanische und eine chinesische Woche. Dabei präsentiere ich jeweils kognitive, körperliche und kreative Elemente, damit alle Bedürfnisse berührt werden und möglichst viele Zielgruppen etwas für sich Passendes erleben. Abgerundet werden die drei Projektwochen von einem „Tag der Wünsche“, wo emotionale und philosophische Themen zu Wort kommen.

Angesichts des Online-Settings ist mir sehr wichtig, möglichst praktisch zu arbeiten. Deshalb stelle ich für alle Teilnehmenden ein wunderschönes Bastel-Set zusammen, sodass traumhafte Materialien direkt nach Hause angeliefert werden. Grundlegende Utensilien wie Schere, Klebe, Bleistift werden benötigt, alle bunten Schätze kommen von mir per Post. Das wird lustig! Ich freue mich jetzt schon auf’s gemeinsame Werkeln. Ein umfangreiches Skript rundet die beiden Vormittage ab und wartet nur darauf, im Alltag angewandt zu werden.

Mehr Infos sowie die Anmeldung sind auf der Website des bpa Niedersachsens zu finden. Alle dürfen deutschlandweit teilnehmen, sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder des bpa sind eingeladen.
Das Wochenende zwischen den beiden Seminartagen dient der eigenen Vertiefung der Inhalte – zum Beispiel, um weiter mit den Materialien aus dem Bastel-Kit zu spielen (-;

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Jetzt anmelden: Seminar „Den Herbst mit allen Sinnen erleben“ in der Seniorenbetreuung

Für alle, die in diesem Jahr noch keine Fortbildung gebucht haben und für ihre Arbeit in der Seniorenbetreuung kreative Ideen suchen:
Am Freitag, den 09.09.2022 und Mittwoch, den 15.09.2022 lade ich jeweils von 9:00 – 12:00 Uhr zum Online-Seminar ein. Wir werden uns vor den Bildschirmen tatkräftig austoben und vielfältige Möglichkeiten für draußen und drinnen entdecken: Für Einzelbetreuungen, Gruppenangebote, mobile und eingeschränkte SeniorInnen. Die hier abgebildeten Naturgesichter gestalten wir ebenso wie andere Aufgaben mit Naturmaterialien. Zusätzlich stelle ich Ideen aus dem hauswirtschaftlichen Bereich vor, lade zu philosophischen Themen ein und verrate, wie Spaziergänge (auch mit Rollstuhl) richtig Spaß machen können. Das Wochenende, das zwischen den beiden Terminen liegt, kann zur Vertiefung der Inhalte genutzt werden. Dabei stehen die Freude am Ausprobieren und der kollegiale Austausch im Vordergrund!
Ein umfangreiches Skript rundet die beiden Vormittage ab und wartet nur darauf, im Alltag angewandt zu werden.
Der Träger ist der bpa Niedersachsen, anmelden können sich deutschlandweit alle Interessierten, ob Mitglied oder nicht. Her ist der Link mit weiteren Informationen, der auch zur Anmeldung führt.

Ich freue mich auf ein Kennenlernen!

aufmerksam, kreativ

Einfach machen: Alte Hobbies ausgraben und alle Hemmungen ablegen

Wer ist gern freiwillig dilettantisch?
Dass wir erwachsen sind, erkennen wir im Alltag daran, dass wir am liebsten nichts tun, bei dem wir Misserfolg erleben könnten.
Habe ich lange nicht gemacht? Lasse ich lieber bleiben.
Könnte daneben gehen? Lasse ich lieber bleiben.
Jemand könnte darüber lachen? Lasse ich lieber bleiben.

Kinder würden es einfach mal ausprobieren. Wenn´s nicht gelingt, kann man das Ergebnis ja immer noch zerknüllen, gegen die Wand pfeffern, drauf rum stampfen, dem Bruder ins Zimmer kicken oder in der Toilette herunter spülen (Das wiederum führt dank Überschwemmungen dann zu ganz anderen Späßen…).
Ich haben schon Eeeewigkeiten nicht mehr gemalt, unterbrochen von einem Bildungsurlaub zum Thema „Kunst“ letztes Jahr in Kiel. Danach war ich schön enthemmt, was meine Schaffenskraft anging, aber kaum verlief der Alltag in seinen Bahnen, fühlten die Farben sich Lichtjahre entfernt an. Und nicht nur im Schrank weg geräumt.

Also schnappte ich mir heute einen Kalender mit Tipps zum Malen, den ich vor über fünf Jahren mal in einem Geschäft aus der Grabbelkiste fischte, und blätterte die Anregungen locker durch. Bis ich ein Motiv fand, das mir gefiel, und schnell loslegte, bevor ich Hemmungen entwickeln konnte.
Dass der Anspruch gleich null ist, weil ich „nur“ ein fertiges Motiv kopiere statt selbst ein Meisterwerk zu kreieren: Geschenkt. Einfach mal die eigenen Ansprüche und inneren Antreiber aussperren und irgendwo anfangen. Irgendwie loslegen. Bloß nicht nachdenken, bloß die erwachsenen Gewohnheiten zur Perfektion ausblenden!

Einfach machen.
Und wenn’s nichts wird: Zusammenknüllen, gegen die Wand werfen, drauf trampeln, mit Benzin übergießen und anzünden, was auch immer.
Das enthemmt auch, und danach geht’s vielleicht besser.
Ansonsten: Sich freuen, dass der arme, alte Tuschkasten mal wieder Leben in seinen vertrockneten Töpfchen gespürt hat.
Locker was anderes anfangen, und das Ergebnis zur eigenen Freude aufhängen. Aber bloß keinem zeigen, nicht bewerten lassen!
Nur selbst dran freuen und bald weitermalen.
Oder musizieren.
Oder schreinern.
Oder backen.

Atemfreude, aufmerksam

Hospitieren bei meinen „Atemfreude“-Stunden

Heute hatte ich Besuch von einer sehr nette Fachfrau, die überraschenderweise zur Hospitation kam. Sie hatte tapfer versucht, mich vorab telefonisch zu erreichen, aber ich war ständig in Veranstaltungen und konnte nicht ans Telefon gehen. So stand sie plötzlich im Türrahmen, und wir hatten mit den 19 anwesenden SeniorInnen heute eine tolle Zeit „auf Safari“.

Daher an dieser Stelle einmal offiziell für alle Interessierten:
Hospitationen sind jederzeit möglich und willkommen.
Jeden Dienstag von 10:45 Uhr bis 11:20 /11:30 Uhr leite ich im Gymnastiksaal die SeniorInnen zum vertieften Atmen an. Abwechselnd mit der Atemfreude (wie heute) und „Lachen am Morgen“, meiner Variante von Lachyoga für hochaltrige Menschen (wie nächste Woche).
Sie finden mich im Hamburger Nordwesten, die Adresse, die Anfahrt und den Weg zum Gymnastiksaal teile ich per Mail mit. Schreiben Sie mich gern über mail@wisperwisper.de an oder nutzen Sie das Kontaktformular. Ja nach Tagesprogramm kann ich mir anschließend Zeit für einen Austausch nehmen, auch „offizielle Hospitationen“ mit einer Quittierung durch Unterschrift sind gern möglich.

Ich freue mich auf ein Kennenlernen!

Atemfreude, aufmerksam

Gelungen: So lief der erste Atemfreude-Workshop ab

Der erste Atemfreude-Workshop war ein voller Erfolg – ich bin ganz beglückt.
Mein ganzheitliches Konzept der Atemgymnastik mit SeniorInnen lockte viele neugierige Therapeutinnen und Betreuerinnen zum interdisziplinären Abend. Obwohl das Angebot kostenlos war und dabei die Gefahr besteht, dass die Angemeldeten es mit der Verbindlichkeit nicht so ernst nehmen, waren wir eine fröhliche Gruppe aus 14 engagierten Frauen. Dank einer munteren Laune des Kopierers war das versprochene Material zum Mitnehmen und Ausprobieren nicht so vollständig wie geplant, aber die Fachfrauen nahmen es gelassen und nutzten rund um den Materialtisch jede Möglichkeit, einander kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen.


Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass mein Konzept von allen als motivierend, einfach umzusetzen und praxistauglich erlebt wurde. Auch Therapeutinnen, die keine Gruppen anleiten, sondern mit körperlich schwer betroffenen Menschen Einzelsitzungen durchführen, bewerteten meine Übungen als geeignet und gut anpassbar.
Eine offizielle Uhrzeit als Ende des Abends hatte ich bewusst offen gelassen, um den Wünschen der Teilnehmenden Raum zu geben: So entspannt, wie die Skandinavier in unserer exemplarischen Atemfreude-Stunde „Eine Hütte in Finnland“ eben mit der Zeit umgehen. Der offizielle Teil des Abends endete nach meiner heimlichen Planung relativ pünktlich, und nach einer weiteren geselligen Runde blieb ein Teil der Besucherinnen noch, um sich die Atmung erklären zu lassen. Die Logopädinnen und Betreuerinnen gingen schon mal nach Hause, während wir den Stuhlkreis enger zusammen rutschten und ich anatomische Zeichnungen austeilte. Nachdem wir die Atemvorgänge sowie die möglichen Gefahren bei der Durchführung von Atemübungen geklärt hatten, gab es noch so viele Fragen rund um die praktischen Aspekte der „Atemfreude“, dass die Gruppe sich erst gegen 21.40 Uhr auflöste.
Dann fand ich beim Aufräumen auch die Blätter im Kopierer, die er uns einige Stunden früher vorenthalten hatte….

Trotz des Mottos „Eine Hütte in Finnland“ finde ich die schwedische Flagge einfach hübscher als die sachlich-schlichte finnische…

Atemfreude, aufmerksam

Letzte Plätze für den Workshop „Atemfreude“: Schwungvolle Atemgymnastik mit SeniorInnen

Noch sind die letzten Plätze für meinen „Atemfreude“-Workshop am 10.07.2019 um 17:30 Uhr in Hamburg-Niendorf zu ergattern.
Wer Lust hat, sich selbst in einer fröhlichen Runde etwas Gutes zu tun und mehr über die Kraft des Atems zu erfahren, ist herzlich eingeladen. Interessierte aus den Bereichen Therapie, Betreuung und Pflege erleben zu Beginn eine exemplarische Atemfreude-Stunde unter dem Motto „Eine Hütte in Finnland“. Nachdem wir die Wirkungen des Konzepts am eigenen Körper erfahren haben, erkläre ich aus meiner Berufspraxis als Logopädin die Hintergründe des Programms. „Atemfreude“ wurde für SeniorInnen und Menschen mit Handicap entwickelt, aber auch Fachkräfte und Ehrenamtliche aus anderen sozialen Bereichen profitieren von den Übungen, die sich leicht weitergeben lassen.

Vielfältige Materialien liegen zum Mitnehmen aus und ich stehe für alle Fragen rund um die Themen „Gruppenstunden anleiten“, „Atemübungen durchführen“ und „Demenzsensibel arbeiten“ zur Verfügung. Wir starten um 17:30 Uhr und sind gegen 19:30 Uhr fertig, ja nach den Fragen und Wünschen der BesucherInnen. Weitere Informationen sind unter Atemfreude zu finden.
Der kostenlose Workshop findet in der Residenz Kursana im Ernst-Mittelbach-Ring 47, 22455 Hamburg statt.
Um Anmeldung unter mail@wisperwisper.de wird gebeten.

Niendorfer Wochenblatt vom 04.07.2019

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Beten: Wie geht das eigentlich?

Neulich telefonierte ich mit einer Freundin, und wir kamen auf das Thema „Gebet“. Sie glaubt nicht an Gott und schien sich bisher auch überhaupt nicht dafür zu interessieren, wie ich meine Beziehung zu Gott praktisch im Alltag lebe. Aber jetzt stellte sie Fragen, und da sich bestimmt andere Menschen ähnliche Fragen stellen, möchte ich sie heute beantworten. Dabei hangle ich mich an den W-Fragen entlang: Wer, wo, wie, was, wann, wozu und so weiter.

Wer kann beten?
Gott ist nicht der Chef eines exklusiven Clubs, bei dem man Mitglied sein muss. Beten können alle, egal, ob sie überhaupt an Gott glauben, oder nicht. Für Gott zählt nur, dass wir uns an ihn wenden. Völlig egal, wenn wir seit Jahrzehnten nicht gebetet haben oder überhaupt noch nie, er ist immer an uns interessiert.

Wo können wir beten?
Zum Beten ist keine Kirche nötig. Wir können im Bett beten, auf dem Klo, im Bus, bei der Arbeit, überall – völlig egal.

Wie beten wir?
In Gedanken formulieren wir, was wir Gott sagen wollen: Wofür wir dankbar sind, was wir brauchen, wovor wir Angst haben, welche Hilfe wir uns wünschen. Wenn wir allein sind, können wir diese Gedanken laut aussprechen. Wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, reicht es, sie zu denken.
Wenn ich morgens U-Bahn fahre, bete ich im Stillen für die Menschen, die mir den Tag über begegnen und für meine Arbeit. Einmal saß mir ein farbiger Mann gegenüber, während ich innerlich betete, und spürte mein Gebet. Er fragte mich, ob ich an Gott glaube, und gab mir einen guten Gedanken mit auf den Weg. Krass, oder? Gebet bewegt Gott und die Welt, auch wenn es nur in unserem Kopf passiert.
Auch, wenn wir christliche Lieder singen, ist das eine Art Gebet.
Wer mag, kann Bibelverse auswendig lernen, wie den Psalm 23 oder das „Vater unser“. Das hilft in den Momenten, wenn wir zu müde, zu ängstlich oder zu verwirrt sind, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Dann wirkt das Gebet wie eine Art beruhigender Meditation, die uns von Sorgen ablenkt und unseren Blick auf Gott fokussiert.

Was beten wir?
Wir können für jeden Bereich unseres Lebens beten: Beziehungen, Arbeit, Geld, Zukunftsfragen. Wir können Gott um Hilfe bitten, um einen klugen Hinweis, wir können ihm danken oder einfach beschreiben, wir wir uns fühlen.
Wenn wir gemeinsam mit anderen beten, tauschen wir uns vorher aus. Wir erzählen, was in unserem Leben gerade los ist, was uns freut, ärgert oder Sorgen bereitet. Alle in der Runde erzählen von sich, dann schließen wir die Augen und werden einen Moment still, um uns auf Gott zu konzentrieren und alle Ablenkungen auszublenden. Wenn wir für andere Menschen beten, tun wir das laut, damit sie unserem Gebet inhaltlich folgen und es im eigenen Herzen unterstützen können. Im Gebet versuchen wir uns auf das zu konzentrieren, was wir dieser Person aufgrund ihrer aktuellen Situation wünschen. Alle Interessen unseres Egos klammern wir aus und erzählen Gott, was wir uns wünschen, was er im Leben dieser Person tun soll. Christen nennen das „segnen“.
Das Gebet für andere ist immer positiv! Selbst, wenn eine Person gemobbt wird, beten wir nur dafür, dass sich der Konflikt bald auflöst und die gemeinen Personen erkennen, wie unfair ihr Verhalten ist. Im Gebet wird niemals etwas Böses ausgesprochen oder anderen gewünscht.

Wann beten wir?
Morgens beim Frühstück oder auf dem Weg zur Arbeit beten wir, um entspannt und konzentriert in den Tag zu starten. Wir wünschen unseren Kolleginnen, Kundinnen, Vorgesetzten alles denkbare Gute. Wir bitten Gott um Weisheit, damit wir kluge Entscheidungen treffen. Wir bitten ihn um Fairness und innere Ruhe in Konflikten. Wir können auch mitten in einer Teambesprechung beten oder in einer Gehaltsverhandlung. Den ganzen Tag über können wir uns immer wieder an ihn wenden oder gedanklich kurz durchschnaufen.
Abends danken wir Gott beim Abendessen oder im Bett für alle Momente, in denen er uns gehört und geholfen hat.

Wozu beten wir?
Kurz gesagt: Weil Gott allmächtig ist und wir nicht. Weil unser Blickfeld oft so begrenzt ist und Gott den absoluten Überblick hat, immer und überall. Weil er weiß, wie sich knifflige Situationen am Besten lösen lassen. Weil er weiß, was für uns das Richtige ist, auch wenn wir noch komplett auf dem Egotrip unterwegs sind. Weil sich unsere Ängste vor Gott beruhigen, wenn wir sie ihm hinhalten. Weil täglich so wahnsinnig viel Gutes passiert, das einfach kein Zufall sein kann: Es ist Gottes sichtbare Liebe in unserem Leben.

Zu wem beten wir?
Christen glauben, dass Gott eine Person als drei Varianten ist: Gott, Jesus und Heiliger Geist. Wenn wir beten, ist es für Gott völlig egal, ob wir ihn ansprechen oder Jesus oder den Heiligen Geist. Aber wir selbst haben unterschiedliche Bedürfnisse: Zu Gott beten viele, wenn es um kraftvolle Entscheidungen und mächtiges Eingreifen geht. Zu Jesus beten Menschen eher, wenn sie Trost suchen, ängstlich sind, sich schwach fühlen. Und der Heilige Geist wird meistens angesprochen, wenn wir uns übernatürliches Wirken wünschen: Veränderungen im Herzen von uns selbst und anderen.
Das sind allerdings nur Beispiele, jeder kann sich mit jedem Anliegen sowohl an Gott als auch an Jesus Christus und den Heiligen Geist wenden.

Warum beenden wir Gebete mit „Amen“?
„Amen“ bedeutet so viel wie „So sei es!“ Es ist eine Unterstreichung und Verstärkung dessen, was wir vorher gebetet haben. Wenn andere Menschen zu unserem Gebet „Amen“ sagen, bedeutet das „Ich bin deiner Meinung! Ich schließe mich deinem Gebet an!“ In Afrika und Amerika rufen viele, die einer betenden Person zuhören, zwischen durch „Amen!“ und „Hallelujah!“, um sie anzufeuern und zu unterstützen. Eine Art Cheerleading für Gott und die Menschen, für die wir beten.

kreativ

Kreative Sommerferien: Kunstwerke mit historischen Druckpressen gestalten

Der zweite Bericht aus meinen künstlerischen Sommerferien findet im hamburger „Museum der Arbeit“ statt. Begonnen hat die kreative Serie zur Freizeitgestaltung mit dem Besuch einer Ausstellung und dem Angebot „Japanischen Stempel schnitzen“. Später werde ich mit Acrylfarbe matschen, einen Strauß am Wegesrand pflücken, eine Bonbonmanufaktur besuchen und eine Kreativ-Party organisieren.

 

Druck Flamingos

 

Jeden Montag haben im Museum der Arbeit am Barmbeker Bahnhof die historischen Werkstätten geöffnet. Überraschend viele, sehr motivierte und sympathische Ehrenamtliche erzählen dort alles Wissenswerte über das Buchbinden sowie die Geschichte des Setzens und Druckens. Von 17.00 bis 21.00 Uhr können die Maschinen unter Anleitung benutzt werden – völlig egal, für welches Projekt und in welcher Stückzahl. Neben dem Museumseintritt wird eine Spende nach eigenem Ermessen für das Material (und die Instandhaltung) gezahlt. Auch Kinder sind willkommen!

 

Wandgestaltung

 

Ich hatte das Glück, einen ganz wunderbaren Profi an der Hand zu haben, der meine spontane Inspiration angesichts eines Flamingo-Stempels fachgerecht umsetzte. Mit endloser Geduld ließ er sich von mir anweisen, an welcher Stelle der Flamingo als nächstes platziert werden sollte, damit am Ende auf dem Blatt ein ganzer Schwarm gedruckt war. Dabei druckten wir nach dem ersten Farbauftrag auch einen zweiten bis vierten Flamingo, ohne neue Farbe einzusetzen. Dadurch entstanden immer hellere Töne, die dem Schwarm eine gewisse Tiefe geben. Der nette Ehrenamtliche errechnete anhand meiner Wünsche den korrekten Platz des Flamingos auf der Druckplatte, damit am Ende der Vogel dort zu sehen war, wo ich ihn haben wollte. Dank meiner Instruktionen und deren kompetenter Umsetzung nahm das Unikat bald Formen an, während sich sogar Schaulustige um die Druckpresse sammelten. Ich fand meine Idee mit der multiplizierten, farblich changierenden Variation der gleichen Figur sehr simpel und war ganz überrascht, wie interessiert und begeistert die Kommentare der anderen BesucherInnen ausfielen.

 

Flamingos

 

Nebenan wurden Dankeskarten für die „Nachbereitung“ einer Hochzeit gedruckt, während eine Ecke weiter komplette selbst geschriebene Gedichte gesetzt und gedruckt wurden. Wer mit einem Plan kommt, liegt klar im Vorteil; aber wie ich festgestellt habe, sind auch spontane Ideen verheißungsvoll und umsetzbar.
Damit lade ich sehr herzlich ein, diese Möglichkeit zu nutzen und zu unterstützen und eifrig in die winzigen grauen Kästen zu spenden, die leicht zu übersehen sind. Das Angebot besteht ganzjährig und ist dank der Uhrzeit auch nach Dienstschluss im Feierabend praktisch nutzbar. Ein rundum gelungenes Angebot!

 

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