aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Auf starken Armen trägt er uns“, tägliche Andachten von Gail MacDonald

Morgens lese ich während des Frühstücks die beiden Bibelverse des Tages aus den „Herrnhuter Losungen“, die oft erstaunlich präzise in mein Leben sprechen. Danach widme ich mich einer fortlaufenden Lektüre, vorletztes Jahr arbeitete ich mich durch den Klassiker von Oswald Chambers: „Mein Äußerstes für sein Höchstes„. Angesichts der herausfordernden Tiefe und Komplexität seiner Gedanken war ich Ende Dezember froh, mich ab Januar wieder etwas leichterer Kost zuzuwenden. Auch, wenn Chambers Gedanken so reichhaltig sind, dass man eigentlich direkt wieder von vorn anfangen könnte….

Nun stieß ich bei meiner Recherche auf Gail MacDonald, die mir bisher primär durch die Arbeit ihres Mannes Gordon ein Begriff ist. Wie so oft, leider auch heute noch, wo die Frauen trotz hochwertiger Arbeit hinter den Männern ganz ungerechtfertigt zurückbleiben. „Auf starken Armen trägt er uns“ wirbt unter dem Titel „Warum wir Gott jeden Tag vertrauen können“ um Leserinnen, so bestellte ich das Buch second-hand (es ist vergriffen) und hoffte auf eine tägliche Portion Ermutigung. Ja, Gail ermutigt – und gleichzeitig fordert sie ganz viel heraus. An einigen Stellen wird deutlich, dass das Buch schon zwanzig Jahre alt ist, aber ihre Botschaft ist weitgehend zeitlos. Ehrlich, klar, zielgerichtet spricht sie in meinen Alltag und regt zum Nachdenken an. Auch und gerade Frauen, die schon lange mit Gott unterwegs sind, und die mehr als die „üblichen netten Gedanken“ als Vertiefung ihres Glaubens wünschen.

Hier ein Blick in das Inhaltsverzeichnis, pro Thema folgen zehn Andachten inklusive Denkanstoß und Gebetsimpuls.
Teil 1: Ein Blick in das Herz Gottes, Teil 2: Der Schmerz als Verbündeter, Teil 3: Mut zur Suche nach dem richtigen Weg, Teil 4: Wege zur Vergebung, Teil 5: Den eigenen Rhythmus finden, Teil 6: Leben, lernen und weitergeben.
Die Andachten sind leicht lesbar und gut verständlich, gleichzeitig führen sie in die Tiefe und begleiten in den Tag – ich schätze sie sehr!

Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

Wer selbst Gottesdienste hält und sich frische Impulse als Gruppenleitung mit Erwachsenen und SeniorInnen wünscht, teste gern mein Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“, viele kostenlose Gottesdienstideen teile ich hier.

aufmerksam

Buchrezension: „Hanami: Die wundersame Geschichte des Engländers, der den Japanern die Kirschblüte zurückbrachte“

Menschen, die ihrem Ziel leidenschaftlich folgen, können am Ende auf ein Leben zurückschauen, das andere inspiriert. Das Sachbuch von Naoko Abe beschreibt einen Briten, der sich um die Rettung der japanischen Zierkirschen bemühte. Vor gut hundert Jahren forschte und sammelte er rund um diese besondere Gattung, wobei er es innerhalb von sechs Jahren schaffte, ein Fachmann auf dem Gebiet der Zierkirschen zu werden. Klar, damals war die Welt (oder erschien zumindest) weniger komplex – dafür gab es zu der Zeit aber auch kaum zivile Flüge, schon gar keine Internetrecherche und andere postmoderne Abkürzungen zum Expertentum.

Sehr ausführlich erzählt die Autorin den Lebensweg „Cherry“ Ingrams, leider mit wenig persönlichen Einzelheiten. Dafür schenkt es einen guten Einblick in japanische Kultur und Geschichte und zeigt sehr krass, wie sich politische Ideologien sogar innerhalb kurzer Zeit auch ökologisch auswirken: In diesem Fall sorgte die militärische Führung mit ihrer übereilten Industrialisierung für eine nachhaltige Monokultur, was den Nationalbaum angeht. Während seiner Reisen schnitt Ingram einzelne Äste von möglichst vielen Varietäten, um sie zu bestimmen und zurück in England auf Wildkirschen aufzupfropfen, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Leider mussten die Reiser heimlich mit dem Schiff einmal um den Globus bis nach Großbrittannien reisen, was nur wenige von ihnen überlebten. Wie gut, dass es in Japan eine Reihe Männer gab, die ihn unterstützten, und wiederholt Reiser per Schiff schickten. Über die folgenden Jahrzehnte breiteten sich die Kirschbäume in Europa und den USA aus, während sie in Japan immer weiter ausstarben. Obwohl Ingram sehr klare Favoriten hatte und viele Züchtungen hässlich fand, trug er nachhaltig dazu bei, sie zu retten: Bis sie eines Tages, Stück für Stück, wieder in Japan ankamen und langsam in ihrer Vielfalt wertgeschätzt wurden.

Ein Sachbuch, das einige Längen hat, aber wunderbar geeignet ist für stürmische Wintertage. Schade, dass Ingrams „menschliche Seite“ wenig zu Wort kommt – was hielten seine Frau und seine Kinder von der häufigen Abwesenheit, wie war er als Persönlichkeit? Trotz manch unnötiger Passagen ist es ein tolles Zeugnis dafür, was ein Mensch mit Unterstützung Gleichgesinnter schaffen kann. Es gibt Einblick in die Lebens- und Denkweise Japans und schenkt Ehrfurcht vor der Schöpfung – und dem Talent von Züchtern.

aufmerksam, glaubhaft

Buchempfehlung: „Mein Gebet macht mich stark. Was geschieht, wenn Frauen beten“

Morgens lese ich beim Frühstück die Losungen, das sind zufällig ausgeloste Bibelverse, die überraschend oft sehr treffend in meinen Alltag sprechen. Da mir zwei kleine Sätze aber nicht reichen, um kraftvoll Gottes Wort zu hören, habe ich dazu immer ein Andachtsbuch. Das letzte Jahr begleitete mich der Klassiker „Mein Äußerstes für sein Höchstes“, seit knapp hundert Jahren eine Herausforderung für ChristInnen weltweit. Hier schrieb ich über meine Erfahrungen damit. Wer fließend englisch spricht und auch mit einem veralteten Sprachgebrauch zurecht kommt, kann die tägliche Lektüre kostenlos hier verfolgen.

Nun begann ich das Buch im Januar von vorn zu lesen und merkte schnell, dass ich eigentlich stattdessen Lust auf etwas Frisches, Neues habe. Dank einer lieben Freundin kam ich auf Stormie Omartian, von der ich bereits ein Buch besitze. Seit einigen Wochen führt mich jetzt „Mein Gebet macht mich stark. Was passiert, wenn Frauen beten.“ in den Tag. Das Cover, luftig-leicht und in Pinktönen gehalten, verleitet zu der Annahme, es handle sich um oberflächliches Heititei und jede Menge Wohlfühl-Vibes. Dem ist nicht so. Stattdessen hätte der Verlag lieber etwas richtig Starkes, Energiegeladenes als ersten Eindruck auswählen sollen, das käme der Sprengkraft dieses Alltagsbegleiters deutlich näher.
Die Autorin schreibt sehr direkt und herausfordernd, ermutigt zum Umdenken und zu einer ganz klaren Ausrichtung auf Gott. Wer sich nach frischem Wind sehnt und konsequent Gott nachfolgen möchte, findet hier wertvolle Anregungen. Stormie Omartian beginnt jedes Kapitel mit einem Einblick in ihre eigenen Erfahrungen, erklärt anschließend, welche Lektionen sie gelernt hat und nun weitergeben möchte. Es folgt ein Gebet zum lauten Vorlesen und anschließend eine Auswahl an Bibelversen zur Vertiefung.

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: Romane über das Leben mit der Natur

Rein zufällig habe ich gerade vier Bücher hinter einander aus der örtlichen Bücherhalle ausgeliehen, die vom Alltag mit und in der Natur handeln. Sie fielen mir in die Hand, sprachen mich an, und beim dritten Roman über ein komplettes oder zeitweiliges Aussteiger-Leben fragte ich mich, was mir diese thematische Häufung sagen möchte.

„Im Wald: Mein Jahr im Cockshutt Wood“ von John Lewis-Stempel ist meiner Meinung nach zu Recht preisgekrönt. Als englischer Landwirt ist er für vier Jahre Pächter eines Walds, in dem er sich täglich aufhält und den er nach historischen Prinzipien bewirtschaftet. Das Buch beginnt im Januar und hat ein extrem langsames Erzähltempo. Die Detailtreue der Naturbeobachtungen und die vielen Hintergrundinformationen über Bäume, Pilze und Tiere können die Leserin wahnsinnig machen. Oder in ein anderes Universum ziehen und maximal faszinieren, je nach Interessenslage…
Ich habe in diesem Buch jedenfalls so viel über die Lebewesen und die Ökologie des Waldes gelernt wie in meinem ganzen Leben nicht. Da kommt noch nicht einmal der medienwirksame Förster Peter Wohlleben gegen an.

„Kaffee mit Käuzchen“ von Franziska Jebens ist der Bericht einer jungen Frau, die ihre Karriere und ihre ehrgeizigen Pläne hinter sich lässt, um ein rottes Forsthaus im Nichts zu renovieren. Ich habe mich ausgesprochen gut amüsiert und das Buch im Rekordtempo gelesen (und dabei lese ich immer schnell). Keine Ahnung, warum es mich so mitgerissen hat, die Verwandlung einer modeaffinen Kosmopolitin zum Waldschart zu verfolgen, aber da es lange auf der Bestsellerliste stand, ging es wohl auch vielen anderen LeserInnen so.

Es schloss sich übergangslos „Fräulein Draußen: Wie ich unterwegs das Große in den kleinen Dingen fand“ von Kathrin Heckmann an. Den Titel mit dem Fräulein finde ich als Emanze sehr fragwürdig, davon abgesehen ist auch dieses Debüt einer mutigen Frau sehr, sehr wertvoll zu lesen. Sie berichtet von der wachsenden Liebe zum wochenlangen Wandern und Wildcampen, und auch hier lässt sich eine lohnenswerte innere Reise miterleben.

Inzwischen bin ich bei der „Schäferin von Yorkshire“ von Amanda Owen angelangt. So langsam finde ich meine outdoor-basierte Lektüre der letzten Wochen doch etwas einseitig, oder das Leben mit sieben (inzwischen neun) Kindern spricht mich einfach nicht so an… Dennoch ist es auch in diesem autobiografischen Roman spannend mitzuverfolgen, wie ein Lebenstraum wächst und umgesetzt wird. Amanda lebt mit einem zwanzig Jahre älteren Landwirt auf einer der abgeschiedensten Schaffarmen Great Britains und erzählt sehr bodenständig und humorvoll aus dem Alltag.

Atemfreude, aufmerksam

Rezensionsexemplare des Praxisbuchs „Atemfreude: Schwungvolle Atemgymnastik mit Senioren“ abzugeben

Der Atemfreude-Workshop vor zwei Wochen zeigte deutlich das Interesse pädagogischer und therapeutischer Fachrichtungen an dem Thema „Atemübungen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen“. Ursprünglich für SeniorInnen entwickelt, eignen sich die leicht verständlichen und lustbetonten Übungen auch für Personen mit Handicap sowie Betroffene von Lungenerkrankungen.

Wer als Fachfrau für Zeitschriften im Bereich Logopädie, Seniorenbetreuung, Ergotherapie oder Physiotherapie schreibt, kann bei mir gern ein Rezensionsexemplar meines Praxisbuchs erhalten. Auch in Magazinen für Asthmabetroffene oder COPD-Gruppen werden Fachbücher vorgestellt, was ich als Autorin natürlich nicht selbst tun kann. Wer Interesse an einem Rezensionsexemplar hat und mir den Namen der Publikation oder des Forums nennt, bekommt von mir ein Atemfreude-Buch zugeschickt. Anfragen erreichen mich über das Kontaktformular.

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Hygg Hygg Hurra! Glücklich wie die Dänen“ von Helen Russel

Das letzte Mal, als ich auf dem Balkon saß und vor Lachen schrie, war „Bridgets und Joans Tagebuch: Auf der Suche nach dem Toyboy“ schuld. Ein bitterböses, extrem lustiges Buch über zwei agile Witwen und ihr ungebührliches Treiben im Magnolia Seniorenheim.
Wieder brachte mich eine kluge und lustige Engländerin zum Lachen, diesmal allerdings in meinem Alter und autobiografisch: Der Mann von Helen Russel bekommt eine Stelle in der Firmenzentrale von LEGO angeboten. Beide arbeiten wie verrückt in der Londoner City, können sich trotzdem nur ein winziges Souterrain-Appartement leisten und sind völlig am Ende ihrer Kräfte. Dennoch finden sie ihr Lebens- und ihr Arbeitstempo völlig normal, schließlich geht es allen so. Dass Helen ständig krank ist und es mit der ersehnten Schwangerschaft trotz vielen Behandlungen nichts wird, belastet sie. So fällt nach langem Zögern die Entscheidung, es ein Jahr lang in Dänemark zu versuchen.

Als Journalistin arbeitet Helen von zu Hause aus, sodass sie in der verschneiten dänischen Provinz zum Jahresbeginn erstmal keinerlei Kontakt zu den Nachbarn hat. Alle machen es sich im Januar „hygge“ (gemütlich), die Kleinstadt wirkt wie ausgestorben. Nur die Bäckerei bietet eine endlose Folge von köstlichen Plunderteilchen, Puddingschnecken und Zuckerbretzeln, mit denen sie dem dunklen dänischen Winter trotzen. Helen interviewt für ihre Artikel ständig diverse einheimische Profis zu allen Themen des Lebens, sodass die Leserin einen guten Einblick in die dänische Mentalität bekommt. Sie ist ganz anders als das englische Lebensgefühl, sodass viele lustige Situationen entstehen.
Überhaupt schreibt die Autorin so ehrlich und humorvoll über ihr oft holpriges Einleben in Skandinavien, dass es sehr viel Freude macht, sie dabei zu begleiten.
Jeder Monat wird in einem Kapitel behandelt, und am Ende notiert sie ihre gelernten Lebenslektionen. Da die Dänen seit vielen Jahren an der Spitze der glücklichsten Länder stehen, möchte sie natürlich endlich lernen, wie man so glücklich wie die Skandinavier wird.
Wer sich einstimmen möchte: Die Dänen singen sehr gerne, und lieben ihr Land. Es gibt also jede Menge Lieder über geliebte VOLVOs, geliebtes dänisches Weihnachtsbier, das geliebte dänische Vaterland und überhaupt über alles Dänische.

Der Mann der Autorin berichtet aus der LEGO-Zentrale, was an einem typischen Freitag mit morgendmad passiert:

>>Reihum backt jeder mal Kuchen und Brötchen und bringt sie mit ins Büro. Einer der Kollegen ist dafür extra um vier Uhr morgens aufgestanden.“
„Der Ärmste. Dabei gibt es hier so gute Bäckereien..“ Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich das dänische Gebäckuniversum nennenswert bereichern könnte, indem ich zwei Stunden früher aufstehe.
„Wie auch immer, mooaarrnnssmell zog sich eine Stunde hin, dann hatten wir eine Besprechung, in der beschlossen wurde, dass wir noch eine Besprechung brauchen, bevor wir eine Entscheidung treffen können, dann hatte ich noch eine Besprechung, bei der es Kuchen und Kaffee gab, und dann gingen alle um halb zwölf zum Mittagsessen. Naja, und hinterher gab es dann Kuchen, weil irgendwer Geburtstag hatte. Danach haben alle angefangen, fürs Wochenende zusammen zupacken.“
„Echt harter Tag…“ brumme ich sarkatisch.
„Ja, wirklich, ich bin pappsatt,“ sagt er, ohne eine Miene zu verziehen, lässt sich aufs Sofa fallen und fängt an, in einem Einrichtungsmagazin zu blättern. (…)

Lego Man (der aktuelle Name des Ehemanns der Autorin) holt mich ab und führt mich durchs Büro, wo wir an Besprechungszimmern vorbeikommen, die alle nach Spielzeug benannt sind. Beruhigend zu wissen, nachdem ich meinen Mann schon ein paar Wochen lang über „9:30 Uhr im Tinnsoldaten (Zinnsoldaten) und danach eine Sitzung im Bamse (Teddybär)“ habe reden hören. Auf jedem Besprechungstisch steht in der Mitte eine große Glasschüssel mit Legosteinen, was die Mitarbeiter animieren soll, während der Besprechung etwas zu bauen. „In manchen Meetings verstehe ich kaum ein Wort, so laut ist es, wenn die Leute in der Schüssel nach dem passenden Stein wühlen,“ sagt Lego-Man.<<

Am Ende des Jahres sind die beiden Engländer zu dritt, so entspannt und fröhlich wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr und verlängern das Experiment um ein weiteres Jahr.
Kein Wunder, ich bin in Skandinavien (oder dem nördlichsten Zipfel Deutschlands) auch immer am glücklichsten. Die perfekte Lektüre für den Sommerurlaub, für mehr Lebensqualität im Alltag oder für graue Novemberabende zum Aufmuntern.

aufmerksam, glaubhaft

Buchempfehlung: „On fire“ von John O`Leary

Am ganzen Körper brannte John O`Leary als neunjähriger Junge, nachdem er mit Benzin und einem Streichholz gespielt hatte. Komplett brennend rannte er ins Haus, sodass es ebenfalls Feuer fing. Sein großer Bruder rollte ihn in die Schmutzmatte des Eingangs, um die Flammen zu ersticken, und seine kleine Schwester lief drei Mal ins qualmende Haus zurück, um eine Tasse mit Wasser zu füllen und ihm ins Gesicht zu kippen. Trotz Verbrennungen am ganzen Körper, die nur offenes Fleisch zurück ließen, überlebte John. Dank des kalten Wassers der Schwester ist sein Kopf das Einzige, das halbwegs normal aussieht. Nach sehr vielen Operationen, langen Monaten im Krankenhaus und der Amputation seiner Finger konnte er schließlich nach Hause zurück, um sich langsam wieder einen halbwegs normalen Alltag zu erkämpfen.
Mehrere Jahrzehnte später schrieb John ein Buch: „On fire. Das Leben lieben lernen“, wobei der englische Titel noch passender ist: „The 7 Choices to Ingnite a Radically Inspired Life“ (Sieben Entscheidungen, um ein wirklich inspirierendes Leben zu entzünden) Während John abwechselnd von seiner Krankheitszeit als Kind und seinem heutigen Leben erzählt, stellt er die LeserInnen vor sieben Fragen, deren Entscheidung wesentlich zu einem gelingenden Leben beitragen.

„Henri Nouwen, einer meiner Lieblingsautoren, sagte einmal:
>Wir unterscheiden gern zwischen unserem privaten und öffentlichen Leben und sagen: `Was ich privat tue, geht niemanden etwas an.` Aber jeder, der versucht, ein geistliches Leben zu führen, wird schon bald entdecken, dass das Persönlichste das Universellste ist, das Verborgenste das Öffentlichste…<
Was den Einzelnen betrifft, betrifft alle.
Das Licht, das im Innern brennt, soll der ganzen Welt leuchten. Zeiten, in denen wir zerbrochen und heil wurden, sind die Bereiche unseres Lebens, die uns mit unseren Mitmenschen verbinden. Wir mögen vielleicht in verschiedenen Nachbarschaften aufgewachsen und unterschiedliche Schulen besucht haben. Unsere Berufe und Familien unterscheiden sich. Aber wir alle kennen den Schmerz, der im Alleinsein steckt. Wir alle kennen die Angst, nicht geliebt zu sein.
Das sind die Bereiche, die uns zusammenbringen können. So oft stoßen wir Menschen von uns, aus Angst, dass sie die Probleme in unserem Leben nicht akzeptieren werden. Aber gerade die Probleme sind es, die wir gemeinsam angehen sollten. Sie sind es, die uns als Menschen miteinander verbinden.“

„Ich habe noch etwas Weiteres entdeckt: Wenn ich meine Maske ablege und andere in die dunklen Ecken meines Herzens hineinlasse, dann werde ich keineswegs weggestoßen, sondern die Menschen reagieren viel öfter mit den wunderbaren Worten: >Ach, dir geht es auch so?< Das eigene Leben zu lieben, vollkommen Feuer und Flamme dafür zu sein, bedeutet, dass Sie keine Angst davor haben, Ihrer eigenen Geschichte ins Auge zu blicken und sie anzunehmen – in aller Verantwortung. Dass Sie die Narben feiern, die Sie sich auf Ihrem Weg zugezogen haben, und dass Sie bereit und willig sind, Ihr Leben ehrlich zu leben.
Andernfalls werden Sie Ihre Geschichte nie als wirkliches Geschenk erfahren.
Sie werden die Kraft, die im Erfahrenen liegt, nicht erkennen. Sie werden die Schönheit Ihrer Narben nicht annehmen können.
Sie werden nie zu dem Licht, nach dem die Welt sich sehnt.“

„Jack hatte sich ganz bewusst entschlossen, ein zutiefst erfülltes Leben zu führen. Und somit ist er das perfekte Beispiel für die sechste Wahl, vor der wir stehen: Der Schlüssel zu wahrer Größe im Leben liegt darin, sich dafür zu entscheiden, Bedeutung statt Erfolg anzustreben. >Ich wünschte, ich könnte dir zeigen… dass dein Dasein ein ganz erstaunliches Licht ist.< Hafis von Schiraz“

Was du liebst, wird alles beeinflussen. Es wird bestimmen, was dich morgens aufstehen lässt, wie du dein Wochenende verbringst, was du liest, was dir das Herz bricht und was dich mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Verliebe dich, bleibe in der Liebe und das wird alles beeinflussen`, so Pedro Arrupe. Das ist eine wunderbare Beschreibung der Macht der Liebe. Sie steht für nahezu alle Bereiche.
Lesen Sie das Zitat noch einmal.
Und nun ein weiteres Mal, aber lassen Sie uns zuvor die Worte Liebe und lieben durch Angst und ängstigen ersetzen:
`Was dich ängstigt, wird alles beeinflussen. Es wird bestimmen, was dich morgens aufstehen lässt, wie du dein Wochenende verbringst, was du liest, was dir das Herz bricht und was dich mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Ängstige dich, bleibe in der Angst und das wird alles beeinflussen.`
Auch in dieser Lesart ist das Zitat zutreffend.
Ob Sie sich nun also dafür entscheiden, von Liebe oder von Angst bestimmt zu sein, wird alles beeinflussen, was in Ihrem Leben geschieht.“

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Unterwegs mit dir. Vier Frauen auf einer Glaubensreise“ von Sharon Garlough Brown

„Auf jeden Fall,“ fuhr Emily fort, während sie sich auf der Bank zurücklehnte und tief durchatmete, „hatte eine der Frauen eine wirklich großartige Metapher. Sie sagte, es käme ihr so vor, als gäbe es in uns einen großen Abfalleimer. Wir entsorgen unseren Giftmüll darin, decken in mit einem Zierdeckchen ab und tun so, als hätten wir alles unter Kontrolle. Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker wird mir bewusst, wie oft ich mich hinter einer pseudochristlichen Maske verstecke. Aber Jesus lädt mich ein, einfach ich selbst zu sein, das Schlechte anzusehen und es dann loszulassen. Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie befreiend es ist, vor diesen Frauen – diesen Schwestern im Glauben – meine Schwächen und mein Versagen zuzugeben. Ich brauche nicht so zu tun, als hätte ich alles im Griff. Niemand hat das. Das ist ein unfassbar befreiendes Gefühl.“
Sie trank einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche. „Wenn ich an die stressigen Jahre zurückdenke, und daran, wie sehr ich mich unter Druck gesetzt habe und wie ich krank geworden bin, weil ich perfekt sein wollte… na ja, du weißt es ja, Charissa…“ Ihre Stimme verklang. „Ich bin so froh, dass Jesus mich gefunden hat. Wo wäre ich ohne Jesus?“

Hannah:
Ich bin zornig auf Gott. Ich bin enttäuscht und zornig und fühle mich betrogen. Früher habe ich den Menschen geraten: „Gebt euren Zorn an Gott ab. Er kann damit umgehen!“ Und was habe ich getan? Ich habe ihn gehortet. Sorgfältig gehortet. Ich bin eine Heuchlerin. Und nun, da er heraus ist, was mache ich jetzt? Ich kann mit niemandem darüber reden. (…) Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann. Und ich würde ja sagen: „Hilf mir, Herr!“, aber im Augenblick rede ich nicht mit ihm.

Der leuchtende Sonnenuntergang weicht dem Grau der Dämmerung, und alles liegt in Schutt und Asche. Alles.

Die Lebenswege von vier Frauen kreuzen sich, als sie sich in einer Gruppe treffen, die eine geistliche Reise wird: Ins eigene Herz und zu Gott. Sie sind getrieben von Leistungsdenken, Perfektionismus, Scham oder Angst. Jede Frau hat ihre eigene seelische Baustelle, in denen sich die Leserin wiedererkennt. Der Roman stellt sowohl die Lebensgeschichten der Frauen und ihre innere Verwandlung vor, als auch Übungen zur Vertiefung des Glaubens.
Ein spannendes, weises und lebensnahes Buch, das ich aus ganzem Herzen weiterempfehle!

 

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Die Abenteuer der Cluny Brown“ von Margery Sharp

Diese Wiederentdeckung aus den dreißiger Jahren in England ist der pure Lesegenuss:
Cluny Brown wächst bei ihrem Onkel auf und ist inzwischen zwanzig Jahre alt. Laut ihrer Verwandschaft ist ihr größtes Problem, dass sie nicht weiß, „wo ihr Platz ist“. Wenn sie allein durch London streift, gilt das als zu gefährlich. Setzt sie sich zum Nachmittagstee in ein schickes Hotel, empfindet ihre Familie ihr Verhalten als unangemessen. Übernimmt sie spontan am Sonntag einen Auftrag für ihren Onkel, der Klempner ist, wird sie wagemutig und übereifrig geschimpft. Kurz: Cluny kann es niemandem recht machen.
Daher wird sie über eine Stellenvermittlung als Hausmädchen auf ein Gut in Devonshire vermittelt. Dort soll sie lernen, wo ihr Platz in der Welt ist, und insgesamt Vernunft annehmen. Cluny würde ja gern Vernunft annehmen, wenn sie wüsste, wie sie das schaffen soll. Ständig hat sie neue Ideen, die sie ausprobiert, und unbequeme Fragen, die sie allen vom Gärtner bis zur Dame des Hauses unverblümt stellt.
Ebenso erlebt die Leserin die Beziehungen und Lebensrhythmen der Gutsfamilie und ihrer Angestellten. Die täglichen Sorgen der Haushälterin, die politischen Diskussionen des einzigen Sohns der Gutsfamilie und die einfühlsamen Beobachtungen seiner Mutter. Diverse junge Damen aus London treten auf und wieder ab, zwischendurch wird der Frühling im sanften Devonshire beschrieben.

Kurz: Dieses Juwel hat es verdient, aus der Versenkung geholt zu werden. Lustig, nachdenklich und schwungvoll geschrieben eignet es sich für sonnige Stunden im Garten oder einen regnerischen Herbstabend auf dem Sofa.

aufmerksam

Buchempfehlung: „Das Schönste kommt zum Schluss“ von Monica Mc Inerney

Neulich empfahl ich ein Buch als Urlaubslektüre, heute möchte ich einen weiteren Roman vorstellen. Er spielt zwar im Winter, da die Handlung in der sengenden Hitze Australiens dargestellt wird, passt es wiederum sehr gut in die Sommerferien.
„Das Schönste kommt zum Schluss“ heißt im englischen Original „Grüße von den Gillespies“, was deutlich besser zur Handlung passt. Angela Gillespie lebt mit ihrem Mann und dem jüngsten Sohn auf einer Farm im australischen Outback. Sie trägt zum Familieneinkommen bei, indem sie Gäste mit einem netten Zimmer, Verpflegung und einem abwechslungsreichen Programm versorgt. Jedes Jahr verschickt sie am ersten Dezember einen Weihnachtsbrief namens „Grüße von den Gillespies“. Nur dieses Mal weiß sie wirklich nicht, was sie schreiben soll: Die beiden ältesten Töchter, Zwillinge, leben in unruhigen Berufen und verbringen ihre Freizeit mit kurzfristigen Affären. Die mittlere Tochter ist völlig antriebs- und planlos, statt erwachsen zu werden und ein eigenes Leben zu beginnen. Der Sohn, ein Nachzügler, bricht ständig aus seinem Internat in der Stadt aus und unterhält sich durchgehend mit einem imaginären Freund, was die Familie wahlweise in den Wahnsinn treibt oder zutiefst beunruhigt. Der Familienvater ist so sehr in seine Ahnenforschung in Irland vertieft, dass seine Frau schon glaubt, er habe eine Liebesbeziehung mit seiner Chatbekanntschaft in Dublin. Angela selbst fühlt sich mit all den Konflikten und offenen Fragen allein gelassen. Die schwere Wirtschaftskrise in der Schafzucht hat die Familie in eine finanzielle Notlage gebracht, über die ihr Mann allerdings nicht sprechen möchte. Noch dazu kündigt sich seine entfernte, sehr anstrengende Tante zu einem sechswöchigen Besuch an, dem alle mit Grauen entgegen sehen. So sorgt Angela sich täglich um die gemeinsame Zukunft, was wirklich kein passendes Thema für einen Weihnachtsbrief an über hundert Personen ist.
Schließlich ist das primäre Ziel des jährlichen Schreibens, ein harmonisches, erlebnisreiches Jahr einer wunderbaren Familie darzustellen. Oder vorzuspiegeln, je nach dem…

Kurzentschlossen setzt Angela sich hin und schreibt sich die ganze Wahrheit von der Seele. Natürlich nicht, um sie per Mail zu versenden. Nur, um für eine halbe Stunde den Druck auf der Seele zu lockern. Und hoffentlich die bohrenden Kopfschmerzen auszublenden, die sie in den letzten Wochen an den Rand des Belastbarkeit führten. Im Outback gibt es keinen Arzt, so wurschtelt sie sich weiter durch. Und träumt in den wenigen ruhigen Minuten von einem früheren Verehrer in England und sein sicherlich wohlhabendes Leben voller kultureller Höhepunkte.
Als ihr Sohn sich verletzt und Angela quer durchs Land in die nächste Stadt düst, stellt ihre zu Hause gebliebene Familie fest, dass sie den Entwurf für den Weihnachtsbrief noch gar nicht versendet hat. Mit einem Klick der Maus saust die ungeschönte Wahrheit der Familie Gillespie rund um den Globus…

Ein tolles Buch, das zu Ehrlichkeit und innerfamiliären Gesprächen jenseits des Small-Talks einlädt. Die einzelnen Charaktere sind alle reichlich anstrengende Zeitgenossen, aber gerade dadurch wirkt der Roman authentisch. Und im Lauf der Handlung finden die Familienmitglieder jedeR für sich und miteinander zu mehr Reife und Miteinander.