aufmerksam, feminin

Reportage: Die Pille für den Mann

Bis heute fällt es mir sehr, sehr schwer zu verstehen, warum Männer der Meinung sind, dass Frauen sowohl für das Verhüten als auch das Gebären zu hundert Prozent allein verantwortlich sind.
Ich denke: Geteilter Spaß ist geteilte Verantwortung, aber das sehen die allermeisten Männer anders.
Seit sechzig Jahren nehmen die Frauen die Pille, viele erleben ausgeprägte Nebenwirkungen, und an der Front der männlichen Verhütung tut sich weiter wenig. Denn die gesundheitlichen Schäden, denen Frauen durch die Einnahme der Pille ausgesetzt werden, können auf gar keinen Fall einem Mann zugemutet werden. Auf gar keinen Fall! Nicht einem einzigen Mann!
Obwohl die Anwenderinnen der Pille in den letzten Jahren weniger werden, ist die „Hormon-Müdigkeit“ noch längst nicht so groß, dass alternative Zielgruppen für die einschlägigen Pharmafirmen finanziell spannend würden. Dabei gibt es seit fünfzig Jahren sichere Verhütungen, mit Hormonen und ohne, für den Mann (vom Kondom mal abgesehen).
Diese Dokumentation zeigt, wie der wissenschaftliche Stand aussieht, wie weit die Forschung fortgeschritten ist und warum dennoch ständig den Instituten die Fördermittel gekürzt werden.
60 Jahre Pille – Wo bleibt die Pille für den Mann?

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Powerfrauen im Herrenhaus

Geschichten von Powerfrauen finde ich immer großartig, umso mehr, wenn dabei neue Formen des Arbeitens und Wohnens entstehen. Die Dokumentation „Herrenhäuser in Frauenhand“ stellt zupackende Frauen vor, die alten Gemäuern neues Leben schenken.
Die drei Gutshofbesitzerinnen arbeiten mit und in den Gebäuden als Künstlerin, Hotelbesitzerin und Musikerin. Zusammen mit anderen Frauen, die in Mecklenburg-Vorpommern nach ihrer eigenen Faςon leben, gestalten sie ein unterstützendes Netzwerk.
Außerdem aktuell:
Wer die Filme „Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen“ kennt, entdeckt hier den sechsten Teil der Dokumentation der „Gutshausretter“.

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Menstruation. Und raus bist du.

Ein Film aus Indien hat dieses Jahr bei den Oscars und weiteren Filmfestspielen diverse Preise abgeräumt. Im Kurzfilm „Period. End of sentence“ wird das umfassende Tabu der Menstruation in Indien dargestellt und eine Lösung gezeigt:
Dort werden Mädchen nicht aufgeklärt, weder über die hormonellen Abläufe des Zyklus noch über Hygiene, Empfängnisverhütung oder Geburt. Sie gehen während der Blutung nicht in die Schule, sodass sie im Lernfortschritt hinter ihren Mitschülern zurückbleiben und die Abschlussprüfungen nicht oder nur mit schlechten Ergebnissen schaffen. Entsprechend gering sind ihre Chancen auf einen weiteren Schulbesuch sowie auf dem Arbeitsmarkt.
Die Mädchen werden in diesen Tagen von ihren Angehörigen nicht berührt, was die Verunsicherung verstärkt. Auch Frauen erleben bis heute, dass ihre Ehemänner sie meiden, während sie bluten. Da beide Geschlechter weder aufgeklärt noch zu einem sachlichen, hygienischen Umgang angeleitet werden, wuchern Mythen und Lügen um die Periode.
In den USA sammelten Mädchen Geld, um in einem abgelegenen indischen Dorf eine Produktionsstätte für biologisch abbaubare Hygieneprodukte aufzubauen. Einerseits werden im Rahmen des Projekts die Mädchen und Frauen über ihre körperlichen Vorgänge aufgeklärt, andererseits bringt ihnen die Arbeit in der Fabrik Geld. Auch, wenn es erstmal als „schlechte Arbeit und schlechtes Geld“ von vielen Dorfbewohnern angesehen wird, bleiben die Frauen hartnäckig. Parallel muss sich die Dorfgemeinschaft notgedrungen damit auseinander setzen, wofür denn eigentlich diese „Windeln nicht für Babies“ produziert werden. Und dass die Masche mit der permanenten Scham nicht mehr zieht, wenn die Frauen sich weigern, einen natürlichen Vorgang des Körpers als „böse und tragisch“ anzusehen.

Die Macherinnen über den Film
Eine Dorfbewohnerin über ihr Arbeit in der Fabrik
Kickstarter Kampagne der amerikanischen Mädchen für die Monatshygiene indischer Mädchen

Was passieren würde, wenn indische Jungs menstruieren: Sie wären der Held

Waschbare Binden für Frauen in Entwicklungsländern nähen

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Über den Wert der Frauen in der Bibel. Und ihren Wert in der Kirche heute.

Arboretum

 

„Magdalena, einst wichtigste Jüngerin Jesu, wurde als Propagandafigur der katholischen Kirche missbraucht. Junia, eine berühmte Apostelin der Frühkirche, verwandelte sich unter der Feder eines Bibelkommentators in einen Mann. Phöbe, Vorsteherin einer frühen Christengemeinde, wurde als Hilfskraft des Apostel Paulus kleininterpretiert. Lydia, die erste Christin Europas, geriet fast 2.000 Jahre lang in Vergessenheit. Es gab verschiedene Methoden, Frauen des frühen Christentums verschwinden zu lassen.

Die Dokumentation „Jesus und die verschwundenen Frauen“ von Maria Blumencron versucht, die vergessenen Säulen des Christentums wieder sichtbar zu machen.

Vor 2.000 Jahren kündigte Jesus von Nazareth das Reich Gottes an, in dem alle Menschen gleich wären. In einer streng patriarchal geprägten Zeit war das revolutionär. Und so folgten dem charismatischen Wander-Prediger nicht nur Männer, sondern vielfach auch Frauen nach. Aufgrund einer männerzentrierten Sprache blieben sie in den Evangelien nahezu unerwähnt. Aber Frauen waren Zeuginnen des Todes Jesu, der Grablegung und schließlich seiner Auferstehung, die zum Grundstein des Christentums wird. Es ist Maria aus Magdala, die von Jesus den Auftrag erhält, die Frohe Botschaft zu verkünden. Sie wird damit zur ersten Apostelin. Doch gleich nach Erfüllung des Auftrags verschwindet die Schlüsselfigur des Ostergeschehens aus den kanonischen Evangelien.

Der leere Raum, den sie hinterlässt, wird zum Nährboden abenteuerlicher Legenden. Aus der Apostelin Apostolorum (der Apostelin der Apostel) wird in der von Männern besetzten institutionalisierten Kirche die reuige Sünderin. Aus der Sünderin die asketische Büßerin. Aus der Büßerin ein laszives Pin-up-Girl der Kunst. Heute wird Maria Magdalena vielfach als Ehefrau Jesu empfunden. Aber ist auch dies nicht bloß eine weitere Übermalung, aus unserem Zeitgeist heraus geboren?

Eine folgenschwere Fehlinterpretation erfuhr auch Junia, die als wichtiges Bindeglied zwischen der Jesus-Bewegung und dem frühen Christentum gilt. Von den ersten Kirchenvätern noch als berühmte Apostelin gepriesen, erfährt sie im Mittelalter eine folgenschwere Geschlechtsumwandlung. Unter der Feder des Bibelkommentators Ägidius von Rom wird aus Junia ein Apostel namens Junias. Das Versehen eines unausgeschlafenen Augustiners? Oder Ergebnis eines männerorientierten Weltbildes? Und warum fristet Apostelin Junia in allen gängigen Bibelausgaben bis heute ein Dasein als Mann? (Wobei es keinen Männernamen namens Junias gab, es sind dafür jede Menge Frauen namens Junia zu dieser Zeit in Quellen gefunden worden, Anmerkung von mir ergänzt)“

zitiert vom Fernsehsender Phoenix.de

Um uns der als Mann verwandelten Junia näher zu widmen und damit die Spur der Frauen in der Bibel aufzunehmen:
Zusammen mit ihrem Ehemann war sie Leiterin einer der ersten Christengemeinden, die sich zum Essen in deren Haus trafen. Oft in kleiner Runde, mit Kathedralen und Kirchenchören und Predigt hatte das alles noch nichts zu tun. Eine Reihe Jahre später, nachdem die Zahl der Christen stark gewachsen war, entstand die erste organisierte Kirche in Rom. Die Identität der ersten Christen, die Frauen und Männer, Sklaven und Herrscher gleichberechtigt fanden (im Gegensatz zur umgebenden männlich beherrschten Kultur), geriet mit Gründung der ersten offiziellen Kirchen und dem Beginn einer Staatsreligion schon deutlich in Vergessenheit. Denn wer machte aus einer sehr lebendigen, antiautoritären Bewegung ein geordnetes System, in dem Frauen nichts mehr zu sagen hatten? Männer natürlich. Die gleichen, die die Evangelien (Schriften über Jesus und Briefe der Apostel an die Gemeinden) so zensierten, dass keine Frauen in wichtigen Positionen mehr vorkamen.
Aus diesem ersten Meilenstein in der Bedeutung des Christentums als anerkannter Religion wurde bald eine Institution, die mehr mit Geld, Macht und Gewalt zu tun hatte als mit Jesus und den Anfängen als revolutionäre Bewegung. Diese Institution nennt sich bis heute katholische Kirche und hat bis heute, im Gegensatz zu vielen anderen Bibelübersetzungen, in ihrer „Einheitsübersetzung“ die Person Junias als Mann (statt der tatsächlichen Frau) im Römerbrief.
Während der Reformation, die eigentlich nur die katholische Kirche wieder auf ihre Anfänge besinnen sollte, entstand versehentlich eine zweite christliche Kirche, die evangelische. Den Gründern war es wichtig, keine „dumme Masse“ zu lenken, sondern den Menschen die Bibel in ihrer Sprache zum Lesen zu geben, mit Geld fair umzugehen und den ganzen Pomp auf ein Minimum zu reduzieren. Bis Frauen Leitungspositionen besetzen konnten, dauerte es noch einige Jahrhunderte, aber es wurde schließlich doch Realität.
Parallel dazu entstanden Freikirchen, die die Trennung von Staat und Kirche verlangten und Religionsfreiheit für alle einforderten. Statt der Taufe von ahnungslosen Babies praktizieren sie nur die Taufe von Erwachsenen und Jugendlichen, die alt genug sind, um freiwillig glauben zu können und ihren Glauben zu formulieren. Lange und oft verfolgt, profitierten auch die Freikirchen irgendwann von sich ändernden Gesellschaftsregeln. Und haben natürlich längst Frauen in Leitungspositionen.

Warum ich das alles erkläre? Um zu zeigen, dass es nicht „die Kirche“ gibt.
Es gibt diverse Varianten von Kirche, weil es so viele Möglichkeiten gibt, zwischen Tradition und Innovation eine Gruppe von Gläubigen zu verbinden. Unabhängig von den jeweils einzelnen Glaubensgemeinschaften gibt es wiederum die persönliche Beziehung zu Gott, die meiner Meinung nach tausend Mal wichtiger ist als „die Kirche“, „die Religion“ und „das Christentum“. Denn worum geht es letztlich, wenn Menschen von sich sagen, dass sie glauben? Es geht darum, dass sie beten, dass sie eine Beziehung zu Gott haben, dass sie auf Gott im Alltag vertrauen. Natürlich ist es wichtig, mit anderen Personen zusammen zu singen, zu beten, die Bibel zu lesen und sich darüber auszutauschen. Ob nun in einer organisierten Gemeinde oder in einem privaten Kreis. Das alles ist aber nur die Folge einer persönlichen Beziehung zu Gott, die den Anfang bildet. Für Frauen und Männer gleichermaßen.

Warum es mir so wichtig ist, mich heute darüber auszulassen, weshalb es nicht „die Kirche“ gibt?
Einerseits, weil es mein einziger Kritikpunkt an der oben zitierten Sendung ist (am 21.11.2016 um 19.15 Uhr läuft die Dokumentation noch einmal auf Phoenix). Es gibt das Leben von diversen Personen, die mehr oder minder intensiv ihre Beziehung zu Gott im Alltag leben. Diese Personen sind wiederum mehr oder weniger eng mit einer Kirchengemeinde vor Ort verbunden. Diese Kirchengemeinde vor Ort ist in mehr oder weniger großen Vereinigungen eingebunden – je nachdem, ob es eine Staatskirche ist (Evangelisch-lutherisch oder römisch-katholisch) oder eine Freikirche.
Keine dieser Kirchen ist „die Kirche“!
Auch, wenn das Vertreter der katholischen Kirche oft behaupten und bedauerlicherweise im Sprachgebrauch viele Personen diesen Begriff übernommen haben. Als Folge davon glauben bis heute viele, dass „die Kirche“ keinen adäquaten Raum für „die Frauen“ biete und weiterhin von allen einflussreichen Positionen fernhalte (was ja angesichts der evangelischen und freikirchlichen Führungspositionen, die von Frauen besetzt werden, nicht stimmen kann, aber so weit denkt kaum jemand).
Entsprechend finden viele Deutsche „die Religion“ und „die Kirche“ altmodisch und für das tägliche Leben unwichtig, weil die Identifikation fehlt. Was in Kirchenaustritte mündet. Weshalb Führer der katholischen Kirche weinen. Aber offensichtlich nicht genug, um ihre Bibelübersetzung den tatsächlichen Tatsachen anzupassen und ihre Männerherrschaft zu überdenken. Was viele gläubige KatholikInnen freuen würde, die durchaus Kritik an der religiösen Spitze üben.

Warum es mir wichtig ist, den Glauben jeder Einzelnen wichtiger zu finden als „die Religion“?
„Wenn wir verstehen dass es im Kern um Beziehung geht, können wir als Nächstes fragen, wie es gelingt, eine solch konstant wachsende Beziehung aufzubauen. Glaube ist eine lebendige Freundschaft mit dem schönsten, dem edelsten, dem glücklichsten und reinsten Wesen des Universums. Darum ruft Jesus Menschen in seine Nachfolge: damit wir von ihm lernen, wie wir in dieser Beziehung leben. Damit wir bei ihm studieren, wie ein Leben aussieht, das in der ständig wachsenden Beziehung zu Gott steht.
Jesus zu folgen bedeutet, zu entdecken, dass wir nicht zuerst in ein Regelwerk von Gesetzen eingeladen sind, sondern in Liebe und Freundschaft. Jesus zu folgen bedeutet, zu lernen, dass wir niemals die Wahrheit haben – quasi als Besitz – , sondern dass wir der Wahrheit nur folgen können. Denn die Wahrheit ist eine Person. Jesus zu folgen bedeutet, zu lernen, dass es nicht zuerst um Moral oder Lebensstil geht, sondern um die Suche nach dem, was der Liebe entspricht. (…)
Gott will unser Leben zu einem täglichen, stündlichen, ja minütlichen Austausch von Liebe machen. Er will, dass wir immer wieder eintauchen in den nie versiegenden Strom der Liebe, die er für uns hat. Er will, dass wir uns bei ihm Rat holen. Dass wir seine Kraft anzapfen, von seiner Weisheit profitieren, an seinem Trost Anteil bekommen, seine Hoffnung immer wieder in uns erneuern, seinen Frieden in unserem Herzen haben. Er will uns Dinge schenken, die weit über unsere Kraft hinausgehen, Dinge erleben lassen, die unser Denken sprengen. Jeder Moment unseres Lebens birgt die Chance, Gott zu begegnen und seine Nähe zu erfahren. Dieser Gott ist völlig anders, als wir uns je ausmalen können.“

aus: „23. Mit dem Psalm der Psalmen durch den Tag“ von Jörg Ahlbrecht

 

Tempel

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Die Macht der Erwartung

Bildung für jedes Alter und jede Herkunft ist ein wichtiges Thema für mich. Daher möchte ich auf diese Sendung im NDR hinweisen, die sich damit beschäftigt, wie uns die Herkunft und der äußere Eindruck von Menschen beeinflussen.
Was entscheidet den schulischen sowie den anschließenden beruflichen Erfolg: Das Elternhaus? Die eigene Intelligenz? Fleiß und der gute Wille?

Wenn ein ungepflegter Mann sich mitten in der Fußgängerzone an´s Herz greift, taumelt, keucht und zu Boden geht – wer hilft? Und wann? Wer hilft nicht – und warum?
Wenn der gleiche Mann frisch gewaschene Haare hat, einen gepflegten Bart und einen Anzug trägt – was ändert sich an der gleichen Szene?

Können wir überhaupt objektiv anderen Menschen begegnen oder sind wir so schnell mit oberflächlichen Beurteilungen beschäftigt, dass ein zweiter Blick nur schwer möglich ist?

Das Experiment mit Linda Zervakis, Mediathek des NDR

 

Helligdomsklipperne