aufmerksam, glaubhaft

Mut zum eigenen Weg

„Wenn Sie sich für das Neue Jahr wünschen,
wieder mehr Sie selbst zu sein
und sich Zeit für sich und die Liebe zu gönnen,
werden viele Dinge auch ohne Druck und Zwang wieder in Balance kommen.
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall für das Neue und alle weiteren Jahre,
dass Sie immer mehr Sie selbst sind und daraus immer weniger ein Geheimnis machen müssen.

Ihre Wahrheit ist das Tollste,
das Sie der Welt und den Menschen um Sie herum schenken können!

Wolfram Zurhorst, zusammen mit seiner Frau im Interview,
aus: „entry“ Nr. 1/2015

Der Titel ist ein Zitat von Eva-Maria Zurhorst.

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aufmerksam, feminin, glaubhaft, Presse

Die Rosa-Hellblau-Falle: Eine Lange Nacht der Geschlechterrollen

Heute habe ich mir knappe drei Stunden lang die Sendung „Die Rosa – Hellblau-Falle: Eine Lange Nacht der Geschlechterrollen“ angehört und war sehr gespannt, welche meiner Statements es aus dem Interview im NDR-Studio in die Sendung geschafft haben.
Im September wurde ich von Almut Schnerring via Telefonleitung im Studio zu Themen rund um Geschlechterrollen und Rollenklischees befragt. Die dreißig Minuten Gespräch über logopädische Themen wie „Warum die körperliche Konstitution die Stimme beeinflusst und was die Psyche damit zu tun hat“ und „Warum es in meinen logopädischen Stunden keine geschlechtsspezifischen Aufgaben, Spielzeuge, Trinkbecher und Buntstifte gibt“ wurden leider nicht in die Sendung aufgenommen, weil sie dem Sender zu „fachspezifisch“ waren. Genau dafür hatte Frau Schnerring mich kontaktiert, aber manchmal gestaltet es sich doch anders. So oder so bin ich mit dem, was ich von mir gehört habe, zufrieden, und da der Fokus im Endprodukt sehr auf Kindererziehung und den Erfahrungsberichten von Eltern lag, ergab sich einfach ein anderer Schwerpunkt als der, der im September angedacht war.
Gerne denke ich an die Stunde im NDR zurück und nehme es dankbar als Lebenserfahrung.

Allen, die keinen persönlichen Bezug zu der Sendung haben, lege ich sie aufgrund der sehr ausgewogenen Mischung an Themen und Interview-PartnerInnen ans Herz. Wer sich für Erziehung, den täglichen Umgang miteinander und Fragen der Gesellschaftskritik interessiert, entdeckt in diesem Radiobeitrag spannende Fragen und Aussagen. Über das Ergebnis der Gespräche bin ich begeistert und finde die „Lange Nacht“ als Kombination aus Courage, Humor und Lebenserfahrung sehr gelungen.

Und wer sich fragt, woher „die langen drei Stunden reinen Zuhörens“ im eng getakteten Alltag genommen werden sollen: Er bügelt während dessen und sie repariert die ferngesteuerten Autos der Kinder, ist doch klar.

Nachtrag: Auch zwei Jahre später noch ist der Beitrag für Interessierte hier online.

aufmerksam

Gute-Laune-Trick 12: „Tag des hässlichen Handtuchs“

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Wie es im Leben so ist, sammeln sich im Laufe der Jahre im Haushalt allerhand Dinge an, die nach einiger Zeit nicht mehr gern benutzt werden: Sie entsprechen nicht mehr dem eigenen Geschmack, sind nicht mehr gut in Schuss (aber zu schade zum Wegwerfen), wurden längere Zeit vergessen und nicht vermisst…
Wer zwei Haushalte zusammen legt, kennt diese Tatsache besonders gut:
Dann sammelt sich nicht nur der eigene, nicht mehr wertgeschätzte Kram, sondern die andere Person bringt viel „Neues“ in die Wohnung, das nicht besonders herzlich empfangen wird:
Der Stil passt nicht, die Farbe ist bereits etwas verblichen, überhaupt:
Muss das sein?
Da die geliebte Person das Gleiche über meine Möbel, Bücher, Küchengeräte und Lieblingslöffel denkt, entsteht ganz schnell eine Patt-Situation.

Was tun mit den Dingen, die nicht mit beidseitigem Einverständnis aussortiert werden können – weil sie der anderen Person gut gefallen, weil sie teuer waren, weil sie „zu gut“ zum Wegschmeißen sind?
Auch wenn Ausmisten für uns Westeuropäer eigentlich die oberste Disziplin sein sollte, angesichts unseres Wohlstands (verbunden mit dem Versuch, weniger Neues zu erwerben), funktioniert es in der Ehe nicht automatisch:
Was ich im Mülleimer versenken will, magst du gern, und umgekehrt.

Für meinen eigenen Frieden sowie meine ästhetischen Ansprüche wurde deshalb der „Tag des hässlichen Handtuchs“ erfunden: Wenn gerade eine Ladung „schöner“ Hand- und Duschtücher in der Waschmaschine ihre Runde dreht, hänge ich all jene in Band und Küche auf, die meinem Empfinden nach unter „hässlich, aber leider noch benutzbar“ laufen. Wenn ich diese Aktion als Scherz verkaufe, indem ich es „Tag des hässlichen Handtuchs“ nenne, macht es sogar Spaß!

 

Die beiden oben gezeigten Handtücher sind natürlich nicht „oll“ (wie die Hamburgerin sagt) und hatten hier schon einmal ihren Auftritt.

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Viel zu gewinnen

Es gibt keinen Grund, in Unzufriedenheit zu verharren:
Ob Partnerschaft, Beruf, Wohnsituation, Spannungen in der Familie oder die eigene Gesundheit:
Nichts wird besser, wenn du abwartest. Nichts.
Dieses Leben ist endlich, mehr als du ahnst.
Wir haben keine Zeit zu verlieren – aber viel zu gewinnen.
Es ist kein Grund, wenn du dir vor Augen hälst, dass es anderswo „noch schlechter“ ist.
Das ist keine Entschuldigung – weder für die Umstände, noch für die Täter, noch für die Opfer.
Du hast dein Leben in der Hand: Was machst du daraus?
Hast du jemals erlebt, dass Abwarten langfristig zu positiven Veränderungen führt?
Dass Aushalten eines Tages mit einer Ehrenmedaille belohnt wird?
Dass ständiges „Runterschlucken“ von Unzufriedenheit und Trauer das Leben bunter macht?
Ich nicht.

Natürlich gibt es Momente, in denen Gott im Gebet zu dir sagt: „Warte, ich bin unterwegs, es dauert noch eine Weile.“
Aber bist du dir sicher, dass der Stillstand im Leben daher kommt, dass Gott dich bittet, die Hände in den Schoß zu legen und auf ihn zu vertrauen?
Oder ist es eine ganz andere Macht, die sich darüber freut, wie passiv du bist und wie unbefriedigend dein Leben an dir vorüber zieht?
Dann pack es an und brich, mit Gottes Segen, zu einem weiten Horizont auf und atme die Freiheit.

 

 

Lieblingsstrand Bornholm

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Buchrezension: „Das Geschlechterparadox“ von Susan Pinker

Auf Zanzibar entdeckte ich in unserem kleinen, luxuriösen Strand-Resort am vorletzten Tag das Bücherregal, dessen Fund mich gut unterhielt und geistig rege hielt. Wer auch immer das Buch „Das Geschlechterparadox. Über begabte Mädchen, schwierige Jungs und den wahren Unterschied zwischen Männern und Frauen“ von Susan Pinker gelesen und dort für andere Gäste deponiert hat – es begleitete mich zum Strand und auf dem langen Rückflug.
Normalerweise schreibe ich nur über Bücher, die ich (fast) ohne Wenn und Aber empfehlen kann. Dies trifft auf den vorliegenden Band nicht zu, dennoch möchte ich mich damit auseinandersetzen.
Kurz gefasst stammt Susan Pinker aus der gleichen Familie, zu der Steven Pinker gehört – letzterer ist jeder Linguistin, Logopädin und vielleicht auch Pädagogin ein Begriff. Sie ist Psychologin und Journalistin und beschreibt sich als eine Feministin der 70er und 80er Jahre. Sie habe an die Gleichheit der Geschlechter geglaubt, bis sie festgestellt habe, dass Frauen und Männer in ihrer Genetik und Biologie fundamental unterschiedlich seien und letztendlich völlig verschiedene Lebensziele hätten, was als Folgerung darin münde, dass Männer Karriere machten und Frauen nicht. Weil Frauen nicht wollten. Oder weil sie es versuchten, schafften und dann auf dem Höhepunkt oder kurz vor dem Zenit ihres Erfolgs „etwas Sinnvolles, Soziales“ tun würden oder einfach bei ihren Kindern zu Hause sein wollen.
Elendig lange Kapitel über die Auswirkungen des bereits im Fötus wirkende Testosteron sowie die beispielhaft für das Männliche stehenden Asperger-Autisten haben mich sehr ermüdet und genervt. Dass die Dame in die gleiche Posaune bläst wie Luann Brizendine mit ihrer Denkweise über die deterministischen Auswirkungen des Körpers auf den Geist ist unübersehbar.
Doch so sehr es mich fuchsig macht, wenn eine Dame sich als Feministin darstellt, um dann zu erzählen, dass Frauen ein gemütliches Familienleben der harten Karriere vorziehen und es aufgrund ihrer Biologie auch einfach das Schlauste für sie ist: Manches hat mich zum Nachdenken gebracht.
Ich bin zutiefst der Überzeugung, dass es die viel zitierte gläserne Decke gibt, dass nach wie vor viele Männer durch Beziehungen und Gefälligkeiten Karriere machen und dass Frauen auf bestimmten Posten einfach nicht erwünscht sind. Ja, ich bin für die Quote. Völlig egal, was die Männer davon halten: Wer weiß und männlich ist, hatte mit seinen Geschlechtsgenossen so viele Jahrtausende das Ruder in der Hand, dass sie keinerlei Grund zur Beschwerde haben – weder sachlich noch emotional auf Bild-Zeitungs-Niveau.
Von daher stimme ich der Kernaussage des Buches, dass Frauen überall umfassend gefördert würden, die Männer überholten und dann im Laufe der Karriere ausstiegen, um „etwas Sinnvolles, Soziales“ zu machen, nicht zu. Es gibt hinreichend Frauen, die mehr Einfluss nehmen möchten, was ihnen bisher verwehrt bleibt; und die weit und breit keinen Mentor und keine Mentorin haben, die ihnen den Weg ins Eckbüro ebnen.

Dennoch stimmt es mich nachdenklich, dass eine der Thesen stimmt:
Männer suchen sich Jobs, die Geld und Aufstieg verheißen,
Frauen suchen sich Jobs, die erfüllend sind und auch in Teilzeit machbar.
Kurz: Männer arbeiten in Industrie und Wirtschaft, sitzen viel im Büro und verdienen viel, Frauen arbeiten eher für soziale oder staatliche Träger sowie unbezahlt für Kinder und zu pflegende Angehörige und verdienen wenig.
Das ist bedauerlicherweise eine Tatsache, egal wie blöd die sonstigen Thesen der Autorin sind. Nun behauptet sie, dass es daran läge, dass Männer einen klaren Plan in Bezug auf ihre Tätigkeit und ihr Vorankommen hätten und Frauen keine oder nur diffuse Vorstellungen von ihrer Arbeit und ihrer Zukunft. – Was dadurch unterstützt wird, dass es die Frauen sind, die für die Kinder beruflich pausieren und für die zu pflegenden Angehörigen später ebenfalls. Das bedeutet, dass vorrangig Frauen Teilzeit arbeiten, wodurch sie bezüglich des Einkommens und der Karriere weiterhin im Rückstand sind und diesen nur selten aufholen können.
Frauen handeln in ihren Entscheidungen, die ihre Arbeit betreffen, flexibler:
Sie wechseln die Arbeitsstelle, wenn es ihnen keine Freude mehr macht, wenn sie ihre Aufgaben als sinnlos empfinden, wenn sie moralisch nicht den Praktiken des Arbeitsgebers zustimmen oder wenn sie sich um die Familie (Babies, Kinder und Senioren) kümmern möchten. Damit ist klar, dass gerade Lebensläufe und strategischer Aufstieg in die höchste Chefetage selten entstehen.
Traurig für die geringe Zahl der Frauen in hohen Positionen, wo Entscheidungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik fallen, aber wahr.

Nun stellt sich die Frage:
Warum hat mein Mann einen technischen, gut bezahlten Beruf, und ich bin unterbezahlte Logopädin?
Klar, weil er der mathematisch Begabte ist und ich die sprachlich Begabte.
Weil Tätigkeiten, die vorrangig von Männern ausgeübt werden, weiterhin bedeutend besser bezahlt werden als Tätigkeiten, die vorrangig von Frauen ausgeübt werden.
Pilot, Architekt, Jurist – Pädagogin, Arzthelferin, Friseurin.
Mir fällt etwas auf – das Gefälle.
Leider können wir nicht feststellen, was Ursprung und was Folge ist:
Mögen Frauen schlecht bezahlte Berufe so gern, weil sie sozial und kreativ sind,
oder sind soziale und kreative Berufe schlecht bezahlt, weil sie vorrangig von teilzeitarbeitenden und genügsamen Frauen ausgeübt werden?
So oder so gibt es eine klare Verteilung, welche Berufe von welchem Geschlecht ergriffen werden, sowie welches Geschlecht Vollzeit arbeitet und welches von einer Teilzeit-Stelle in die nächste rutscht.
Bedauerlicherweise sehe ich nicht, dass sich das langfristig ändert.
Ganz ehrlich, selbst wenn meine Ehre als Feministin auf dem Spiel steht – ich habe trotzdem keine Lust auf MINT. Und ob ich Karriere machen wollte, wenn ich könnte?
Mehr Geld möchte ich haben, um endlich angemessen honoriert statt mit Peanuts abgespeist zu werden. Mehr Einflussnahme und Gestaltungsmöglichkeiten, die nicht automatisch unbezahlt und damit „ehrenamtlich“ laufen, auch. Aber Aufsteigen, um schließlich in gehobener Verwaltungsposition zu sitzen? Das sieht für mich nach keiner Verbesserung aus.

An dieser Stelle halte ich die Frage fest, ob eine klassische Karriere überhaupt erstrebenswert ist.
Viele Frauen finden es ja offensichtlich nicht, sonst würden sie nicht Floristin oder Hebamme werden. Dennoch gibt es genug Frauen, die beruflich aufsteigen wollen und von der Möglichkeit eines erfolgreichen Lebenslaufs hin zu einer einflussreichen Position von den Entscheidungsträgern abgehalten werden.
Davon unabhängig habe ich in meiner Generation den Eindruck, dass Männer ebenfalls keine Lust auf Karriere haben – und auf den Trichter ist Susan Pinker noch nicht gekommen. In ihrem Buch wollen Männer aufsteigen und Frauen sinnerfüllt leben – in meiner Generation hat kaum Jemand Pläne, die weiter als ein paar Jahre gehen. Teilzeit wird inzwischen auch von Männern gewünscht, um mehr Raum für persönliche Interessen zu haben. Start-Ups funktionieren ebenfalls nur, wenn Menschen Ideen umsetzen und dafür ihr festes Gehalt riskieren – ein Merkmal unserer Generation bei beiden Geschlechtern. Dass Familienarbeit geteilt wird, spricht sich bei den jüngeren Männern langsam herum – viel zu langsam für eine wirkliche Revolution gegen alte Rollenbilder, aber immerhin, es ist (gemäääächlich) im Fluss. „Spaß haben und die eigenen Tätigkeiten als sinnvoll erleben“ zählt längst auch für Männer, und das jenseits von Strip-Club-Besuchen der Mittfünfziger Chefriege.

Die Generation Y gilt als vergleichsweise gut ausgebildet, oft mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss.[2] Sie zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus, da es sich um die erste Generation handelt, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist.[3] Sie arbeitet lieber in virtuellen Teams als in tiefen Hierarchien. Anstelle von Status und Prestige rücken die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum. Mehr Freiräume, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y: Sie will nicht mehr dem Beruf alles unterordnen, sondern fordert eine Balance zwischen Beruf und Freizeit. Nicht erst nach der Arbeit beginnt für die Generation Y der Spaß, sondern sie möchte schon während der Arbeit glücklich sein – durch einen Job, der ihnen einen Sinn bietet. Sie verkörpert einen Wertewandel, der auf gesellschaftlicher Ebene bereits stattfindet, den die jungen Beschäftigten nun aber auch in die Berufswelt tragen.

Wikipedia, 13.07.2014,  20.44 Uhr

In meinen Ohren klingt es so, als seien sich die Geschlechter meiner Generation an dieser Stelle sehr einig: Das wäre uns allen in Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel sehr zu wünschen.

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Midsommar – Der kürzeste Tag des Jahres, wenn wir Hochzeit feiern

Unglaublich, aber wahr:
Ab sofort brauche ich keine Gedanken mehr an den Blumenschmuck in der Kirche, den Aufbau der Bonsche-Bar, die Einweisung der Helferinnen sowie die Verteilung der Dankeschön-Geschenktüten an selbige, den bis wenige Stunden vorher unpassenden und fehlenden Schmuck sowie sonstige Punkte im Rahmen des Projekts „Kirchliche Trauung und anschließende Feier“ verschwenden.
Großartig!
Großartig, dass alles bis auf minimale Randerscheinungen geklappt hat – und wunderbar, dass der Lebensabschnitt „Braut und Hauptorganisatorin sein“ hinter mir liegt.
Ich liebe Feste, ich liebe Gäste, ich liebe es ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen, ich liebe Blumen und Speisen und die Symbiose aus Anlass, Raum, Geladenen, Bewirtung und ästhetischem Rahmen.
Aber was genug ist, ist genug. Und ab heute ist es genug – das gesamte Hochzeits-Projekt ist abgewickelt.
Zum Auftakt die unkonventionell-intime Trauung auf dem Pellwormer Leuchtturm und als Hauptteil die persönlich-beschwingte kirchliche Trauung mit anschließendem bunt-fröhlichen Sektempfang, darauf folgend das Fest auf einer entspannt-genussvollen Fahrt mit dem Alsterdampfer zwischen majestätischen weißen Villen und verwunschenen Kanälen.

Da der geliehene Schmuck vom Goldschmied, perfekt gearbeitete Unikate von schwindelerregendem Wert, leider trotz aller Bemühungen unvollständig war (es gab herzzerreißend schöne Ohrhänger mit verschiedensten Edelsteinen, aber keine einzige dazu passende Kette, sodass ich mit einem schlechten Kompromiss nach Hause fuhr), war ich noch am Abend vor der Trauung in der Stadt gewesen. Müde von fünf Stunden floristischer und innenarchitektonischer Arbeit, mit erschöpften Beinen und schmerzendem Rücken, war ich kurz vor knapp noch in der Hamburger Innenstadt unterwegs. Mit dabei die Fotos von mir im Kleid sowie seidenen Stoffproben, Bilder von meinem Probe-Styling sowie eigenem Schmuck, um etwas Passendes zu finden.

 

SchmuckDie Unikate vom Geldschmied, zwecks Tageslichts mal schnell in der Küche am Fenster fotografiert, um das Bild an Freundinnen zu mailen und um Rat zu fragen…

 

Gott hat Humor – mir blieb nichts, als darauf zu vertrauen, dass ich am Tag der Hochzeit zufrieden mit meinen Bemühungen und meinem Äußeren das Haus verlassen und ins Taxi steigen kann.
Als ich völlig übermüdet an einer roten Ampel aus dem Auto meiner Freundin hüpfte und durch die Innenstadt stolperte, ohne zu wissen, wo genau ich endlich fündig werde, ließ er die Erinnerung an den dafür perfekt geeigneten Laden aufsteigen – wie perfekt, erlebte ich erst, als ich ihn zum ersten Mal betrat, statt nur am Schaufenster zu stehen. Eine alte Dame, eine der vielen Hamburger Originale offensichtlich, nahm meine antike Strasskette, die in den Augen meiner Freundin und mir der Favorit war, in Augenschein und suchte mir passenden Ohrschmuck aus den Vitrinen. Nicht antik wie das Original, aber immerhin „ungetragen und alt“. Gerettet!

Am Tag der Trauung (gestern, ganz unprosaisch…) war ich grundentspannt.
Der Drops war gelutscht, noch ehe ich aufstand.
Alles, was ich in der Hand gehabt hatte, hatte ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht erledigt. Mir blieb nur, den längst aufgestellten Stundenplan einzuhalten und es einfach passieren zu lassen. Das Styling, das Foto-Shooting (aufgrund des sehr wechselhaften Wetters zwischen strahlender Sonne und Wolkenbrüchen kurzfristig im Studio), das „Verstecken“ und Warten im Kaminzimmer der Kirche bis zum Einmarsch in den Gottesdienstraum – der Drops war gelutscht.
Es gab nichts mehr zu tun, als den Dingen ihren Lauf zu lassen und zu versuchen, so viel wie möglich von alldem mit offenen Sinnen zu erleben. Zu singen, zu beten, zu lachen, „Ja, ich will“ zu sagen und sich einfach an allen Gästen aus den verschiedensten Zusammenhängen unser beider Leben zu erfreuen.

Unendlich dankbar bin ich für meine Kirchengemeinde, weil dank der letzten neun Jahre und all der Verbindungen dort die Trauung das reinste Heimspiel war. Ich kenne die Räume im Schlaf, den Pastor seit Jahren sowohl auf der professionellen als auch auf der persönlichen Ebene (was bei uns in der Freikirche quasi das Gleiche ist), die herzensguten Damen zum Sekt-Ausschenken und alle Gratulanten, die betonten, wie froh sie sind, uns in der Gemeinde zu haben. Kurz dachte ich daran, wie es wohl wäre, eine nicht-gläubige Braut zu sein, die die Kirche nach rein ästhetischen Gründen auswählt und mit einem Schwung voll Gäste diesen sakralen Raum benutzt wie
– wie eine Kulisse.
Wie unendlich froh bin ich, im wahrsten Sinne des Wortes „zu Hause“ heiraten zu dürfen:
Zu Hause in einem Gebäude, dass ich lange kenne, mit Menschen, die mich wertschätzen, unter den Augen eines Gottes, der im Hier wie auch im Jenseits meine Heimat ist.
Verdammt, besser kann’s doch nicht sein!

Und jetzt, wo ich dies schreibe, kommen plötzlich die Tränen, mit denen ich gestern fest rechnete und die gar nicht auftauchten. Jetzt, im Nachhinein, jenseits des Adrenalin-Pegels der letzten Wochen, kann ich es gar nicht fassen. Dass wir so ein Glück haben. Dass es unser Tag war – so schnell verflogen, dass es kaum zu glauben ist. Dass alle da waren. Dass es rund lief. Dass mein grünes Kleid nach eigenem Entwurf so hundertprozentig mir entspricht, dass ich es gestern wie eine sehr angenehme, sanft schwingende zweite Haut trug.
Und dass wir unsere Freizeit als echte Freizeit und nicht als Listen-Abarbeitungs-Zeit wieder haben. Da bin ich ja trotz aller nachträglicher Rührung hundertprozentige Realistin!

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Überleben in den Hochzeits-Vorbereitungen

Da ich noch mitten in den Hochzeits-Vorbereitungen stecke, wird dieser Artikel veröffentlicht, obwohl bisher nicht das letzte Wort zu diesem Thema gesprochen ist. Dementsprechend werde ich noch eine Weile unregelmäßig ergänzen, was mir bis zur kirchlichen Trauung einfällt und wie ich es im Nachhinein sehe.

 

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– Setze dich früh genug mit dem Partner / der Partnerin zusammen und überlegt, was ihr euch wünscht:
Welcher Rahmen soll es sein: Klein und privat oder mit möglichst allen Freunden, Verwandten und Bekannten?
Was ist wichtiger: Euer Wohlbefinden oder euer Image (darauf läuft in meinen Augen der gesamte Hochzeits-Stress und dessen Umfang hinaus)?
Wie wichtig sind Feier und Flitterwochen, was davon steht während der Planungen im Vordergrund? Es ist utopisch zu glauben, die standesamtliche Trauung, die kirchliche Feier, das Familienfest sowie die Flitterwochen könnten alle gleich gut und aufwendig geplant werden. Setzt Schwerpunkte! Auch in der Finanzierung….
Wie teuer kann oder darf es werden? Denkt daran, dass sich die einzelnen Teile der Feierlichkeiten sowie die Flitterwochen summieren! Der jeweilige Posten mag überschaubar wirken, in der Summe läppert es sich zusammen, wie die Hamburgerin sagt!

– Wenn ihr euch über eure Wünsche unterhaltet, bedenkt, dass darin viel von der eigenen Familiengeschichte und Biografie sichtbar wird:
Wie wird gefeiert? Wie kritisch ist die Frage nach den Gästen, die „draußen bleiben müssen“, dürfen lästige Onkels und überflüssige Nachbarn außen vor bleiben oder darf das nicht sein? Welches Niveau an Speisen und äußerer Gestaltung wird als „normal“ gesehen? Da kommen Prägungen und Glaubenssätze stark zum Tragen! Fragt nach, warum die andere Person gerade in dieser Weise über Feste und Einladungen denkt und spricht, statt zu beurteilen und zu bewerten.
Versucht immer, eine Win-Win-Situation herbei zu führen! Deine Vorstellungen und Wünsche sind wichtig und richtig – meine Vorstellungen und Wünsche sind genauso wichtig und richtig.
Wie können wir sie möglichst ohne Kompromisse so verbinden, dass wir beide zufrieden sind? Es muss keinen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ geben: Beide dürfen ihren eigenen Teil des Ganzen gestalten.
Was zählt, ist sowohl jetzt als auch in der Ehe das „und„. Es geht nicht um „oder“: Richtig oder falsch, kitschig oder edel, familiär oder aufwendig: Völlig egal, im besten Fall wird es richtig und falsch, kitschig und edel, familiär und aufwendig gleichermaßen. Wenn jedeR einen eigenen Akzent setzen darf, entsteht eine viel authentischere Hochzeit als ein perfekt glasiertes Hochglanz-Fest.

– Bleibt miteinander in Kontakt! Gerade, wenn die meiste Organisation und Planung typischer Weise an den Frauen hängen bleibt und ein dichtes Geflecht aus Freundinnen und Beraterinnen die Braut begleiten – haltet euren Zukünftigen auf dem Laufenden! Ermutigt ihn, nachzufragen – den meisten Männern ist die meiste Vorbereitung egal, aber wenn Frau etwas plant, das Mann blöd findet, was Frau nicht weiß, weil Mann sich raushält, ist das Geschrei plötzlich groß.

– Arbeite nach wie vor mit Volldampf im Job. Bleibe auf dem Laufenden. Triff dich genauso wie vorher im Feierabend mit KollegInnen – niemand kann es sich leisten, für ein Dreivierteljahr während der Hochzeitsvorbereitungen ins Abseits zu geraten oder für alle sichtbar als einziges Thema „Hochzeit“ auf der Stirn zu tragen. Das rächt sich, trenne also Privates und Arbeit bis auf ein paar nette Anekdötchen aus dem Hochzeits-Stress  sowie danach eine Handvoll schöner Fotos von der Trauung (alle sind neugierig und möchten mal gucken, ist ja auch nett). Mein einziges Eingeständnis an mein persönlich machbares Pensum ist die Tatsache, dass ich während dieser Zeit Fortbildungen auf später verschiebe. Nicht perfekt, aber möglich.

– Halte den Freundinnen und dem Sportverein die Treue.
Triff dich nach wie vor mit Personen, die nicht zu deinem engsten Zirkel der mitfiebernden Frauen gehören. Tu dir die Sorgen deines Freundeskreises an, statt an nichts anderes als Catering und Floristik zu denken. Die Welt ist so viel größer als der Horizont einer überarbeiteten Braut. Halte die Augen und Ohren für deine Wegbegleiterinnen offen, statt ständig über den letzten Stand der Gespräche mit der Schneiderin zu berichten.

– Überlege dir, was du selbst machen und was du abgeben möchtest.
Wofür bist du zuständig? Wofür dein Partner?
Die Bereiche, für die du die Verantwortung trägst, kannst du nicht zu hundert Prozent alleine planen UND umsetzen. Ein gewisses Maß an Delegantion gehört ab einer bestimmten Größe der Veranstaltung dazu. Wem möchtest du was anvertrauen? Mir war es wichtig, gewisse Bereiche von Freundinnen ausführen zulassen (was parallel zum Traugottesdienst im Hintergrund passiert, KANN die Braut unmöglich selbst erledigen, da sie gerade „Ja“ sagen soll). Dabei war es mir wichtig, Freundinnen grundsätzlich sehr offen zu fragen, ob sie überhaupt mithelfen wollen und wenn ja, worauf sie Lust haben. Bis auf meine beste Freundin, die an mehreren Terminen beteiligt war, habe ich die zeitliche Belastung für jede Person möglichst knapp gehalten. Meine Freundinnen freuen sich mit mir, und das soll auch bis zur letzten Minute so bleiben – wenn sie sich im Nachhinein ausgenutzt und versklavt fühlen, habe ich als Braut einen dicken Fehler gemacht. Unsere Hochzeit ist ein einziger Tag – meine Freundinnen möchte ich bedeutend länger an meiner Seite wissen als diesen einzigen Tag. Grund genug, vorsichtig damit zu sein, wer wofür eingespannt wird. Meiner Meinung nach kann das Wort „Danke“ unmöglich zu oft ausgesprochen werden. Und Dankes-Geschenke für jede Beteiligte, egal wie gering die Aufgabe erscheinen mag, gehören für mich zum guten Ton.
Die Bereiche, die mir wichtig waren und in denen sich meine Kernkompetenzen und Begabungen zeigen, habe ich natürlich selbst ausgeführt. Egal, wie viel Stunden die Planung und Umsetzung letztlich dauerten. Was mir wichtig ist, ist meine Verantwortung und liegt damit in meinen Händen. Was ich delegiere (in welchem Umfang) und was besser nicht, ist eine wichtige Entscheidung.

– Gehe in die Natur und versuche, eine Weile nichts zu tun und zu denken. Nur zu laufen, zu schauen, zu hören und zu riechen. Werde nass, werde verschwitzt, werde kalt. Lass den ganzen Zivilisationskram und die Luxusprobleme eine Weile außen vor.

– Garantiere dir selbst, dass es mindestens eine Aktion gibt, die dir als Braut hundertprozentig Freude macht! Wenn du der Meinung bist, anderer Leute Vorstellungen entsprechen zu wollen und Traditionen fortzusetzen, okay – aber sieh zu, dass du nicht nur für anderer Leute Augen und Meinungen arbeitest. Plane mindestens einen Bereich der Feierlichkeiten, in denen alle Menschen außer dir und deiner Freude egal sind. Du verdienst es!

– Halte dir Tage und Stunden mit der bald zu heiratenden Person im Kalender frei. Dann redet ihr nicht über ökofaire Goldringe, nicht über die Anzahl der Blumenstreu-Körbchen und nicht über die Orgelmusik. Nehmt euch eine Auszeit von euch und eurem Planungs-Programm!
Wichtig für die Braut, die völlig wahnsinnig wird und sich vom Partner allein gelassen fühlt (Das ist auch deine Hochzeit, verdammt! Wann können wir mal in Ruhe reden?).
Wichtig für den Bräutigam, der den Eindruck hat, die Verlobte plane die Ankunft der schwedischen Königsfamilien und deren Entourage (Es ist nur eine Hochzeit und kein Staatsereignis, verdammt! Wann können wir mal in Ruhe reden?).

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Kindermund: Beste Wünsche

Aktuell informiere ich sämtliche Angehörige, Pflegepersonal, Lehrerinnen und wo immer ich die Woche über arbeite, über die stattfindenden logopädischen Termine sowie die Terminausfälle aufgrund der standesamtlichen Trauung und später der Flitterwochen. Fast alle freuen sich sehr ehrlich und fragen neugierig nach Einzelheiten (wann wird wo wie geheiratet, gibt es danach einen neuen Namen?). Besonders die älteren Damen im Seniorenheim fiebern regelrecht mit und bestehen darauf, genauestens über den aktuellen Stand der Vorbereitungen informiert zu werden. Da im Heim praktisch nichts passiert, und wenn, dann nur Sterbefälle, kann ich gut nachvollziehen, wie gern die Damen in alten Erinnerungen schwelgen und zumindest ein bißchen an meiner Hochzeit teilhaben wollen. Dort berichte ich also gerne und freiwillig, alle anderen bekommen die reinen Fakten geliefert: Wann bin ich am Arbeitsplatz und wann nicht. Dennoch scheinen auch die, die von mir keine Details hören, gedanklich sehr angeregt über die reine Ankündigung, dass aufgrund der Hochzeit Termine verschoben werden (müssen).
Heute wünschte mir die Mutter eines Therapiekinds „alles Gute für die kommende Woche und eine schöne Hochzeitsnacht.“
Äh, ja, danke bestens….

 

Dessous

In diesem Sinne… 😉

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„Bin ich großartig? Ich bin großartig!“ Oder: Auf zum Klassentreffen

Kommende Woche findet das erste Klassentreffen des gesamten Abiturjahrgangs statt, das offiziell veranstaltet wird (wenn von der Zählung Veranstaltungen, die damals über studiVZ liefen und nur einem Teil bekannt waren, ausgeklammert werden).
Nun überschlagen sich die Fragen:
Was ziehe ich an?
Freundin 1 sagt: Völlig egal, ich hätte viel mehr Schiss, dass mein Leben nicht erfolgreich genug für den Jahrgangs-Schnitt wirkt.
Freundin 2 sagt: Phhh, denkst du da drüber nach, ob die anderen darauf achten? Ich denk da nie dran…
Freundin 3 sagt: Echt, Klassentreffen? Zu wem hast du denn noch Kontakt?
Zu niemandem, deswegen ist es ja auch so spannend.
Fangen wir von vorne an:
Was ziehe ich an?
Erweitert um: Was sage ich? Darf ich sagen, was mir entspricht, oder muss ich einen Werbespot für mich selbst einstudieren?

So wie es aussieht, werde ich weder geschniegelt und gestriegelt in meinem schicksten „Ich stehe vor der Gemeinde und bete für das Abendmahl-Outfit“ erscheinen noch auf die Schnelle extrem abgerockte Klamotten für den totalen Hipster-Style einkaufen (in der Hoffnung, dass mich keineR erkennt und alle sagen: „Boah, DAS ist Marie? Hätt ich nie erkannt!“).
Nee, ich werde wohl das tragen, was mein Kleiderschrank hergibt, eventuell mit Statement-Schmuck dazu. Fertig.
Und was mein überaus erfolgreiches Leben angeht: Die Wahrheit war schon immer das, was am Sympathischsten wirkte und am wenigsten Kopfzerbrechen bereitet hat. Lügen habe ich noch nie auf die Reihe bekommen, weil mein Mund stets die Wahrheit sagt, bevor mein Gehirn die „Halbwahrheit“ ins Reine geschrieben und ausgedruckt hat.
Kurz: Wenn ich mich verstelle und mein Leben retuschiere, wirke ich blöder, als wenn ich zu mir stehe und sage:
„Ja, ich bin im Großen und Ganzen die Marie, die ihr vor sehr vielen Jahren kennen gelernt habt. Und, hey, ihr seid auch noch die Selben. Gereift, verändert, desillusioniert, frisch verliebt, kurz vor dem Burn-Out, eben aufgestiegen, grade gekündigt – alles dabei. Lasst uns gegenseitig so viel Respekt vor einander und vor uns selbst haben, dass wir bei der Wahrheit bleiben. Unsere (noch unerfüllten) Lebensträume und Visionen finden dennoch ihren Platz.“