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Buchempfehlung: „Das Schönste kommt zum Schluss“ von Monica Mc Inerney

Neulich empfahl ich ein Buch als Urlaubslektüre, heute möchte ich einen weiteren Roman vorstellen. Er spielt zwar im Winter, da die Handlung in der sengenden Hitze Australiens dargestellt wird, passt es wiederum sehr gut in die Sommerferien.
„Das Schönste kommt zum Schluss“ heißt im englischen Original „Grüße von den Gillespies“, was deutlich besser zur Handlung passt. Angela Gillespie lebt mit ihrem Mann und dem jüngsten Sohn auf einer Farm im australischen Outback. Sie trägt zum Familieneinkommen bei, indem sie Gäste mit einem netten Zimmer, Verpflegung und einem abwechslungsreichen Programm versorgt. Jedes Jahr verschickt sie am ersten Dezember einen Weihnachtsbrief namens „Grüße von den Gillespies“. Nur dieses Mal weiß sie wirklich nicht, was sie schreiben soll: Die beiden ältesten Töchter, Zwillinge, leben in unruhigen Berufen und verbringen ihre Freizeit mit kurzfristigen Affären. Die mittlere Tochter ist völlig antriebs- und planlos, statt erwachsen zu werden und ein eigenes Leben zu beginnen. Der Sohn, ein Nachzügler, bricht ständig aus seinem Internat in der Stadt aus und unterhält sich durchgehend mit einem imaginären Freund, was die Familie wahlweise in den Wahnsinn treibt oder zutiefst beunruhigt. Der Familienvater ist so sehr in seine Ahnenforschung in Irland vertieft, dass seine Frau schon glaubt, er habe eine Liebesbeziehung mit seiner Chatbekanntschaft in Dublin. Angela selbst fühlt sich mit all den Konflikten und offenen Fragen allein gelassen. Die schwere Wirtschaftskrise in der Schafzucht hat die Familie in eine finanzielle Notlage gebracht, über die ihr Mann allerdings nicht sprechen möchte. Noch dazu kündigt sich seine entfernte, sehr anstrengende Tante zu einem sechswöchigen Besuch an, dem alle mit Grauen entgegen sehen. So sorgt Angela sich täglich um die gemeinsame Zukunft, was wirklich kein passendes Thema für einen Weihnachtsbrief an über hundert Personen ist.
Schließlich ist das primäre Ziel des jährlichen Schreibens, ein harmonisches, erlebnisreiches Jahr einer wunderbaren Familie darzustellen. Oder vorzuspiegeln, je nach dem…

Kurzentschlossen setzt Angela sich hin und schreibt sich die ganze Wahrheit von der Seele. Natürlich nicht, um sie per Mail zu versenden. Nur, um für eine halbe Stunde den Druck auf der Seele zu lockern. Und hoffentlich die bohrenden Kopfschmerzen auszublenden, die sie in den letzten Wochen an den Rand des Belastbarkeit führten. Im Outback gibt es keinen Arzt, so wurschtelt sie sich weiter durch. Und träumt in den wenigen ruhigen Minuten von einem früheren Verehrer in England und sein sicherlich wohlhabendes Leben voller kultureller Höhepunkte.
Als ihr Sohn sich verletzt und Angela quer durchs Land in die nächste Stadt düst, stellt ihre zu Hause gebliebene Familie fest, dass sie den Entwurf für den Weihnachtsbrief noch gar nicht versendet hat. Mit einem Klick der Maus saust die ungeschönte Wahrheit der Familie Gillespie rund um den Globus…

Ein tolles Buch, das zu Ehrlichkeit und innerfamiliären Gesprächen jenseits des Small-Talks einlädt. Die einzelnen Charaktere sind alle reichlich anstrengende Zeitgenossen, aber gerade dadurch wirkt der Roman authentisch. Und im Lauf der Handlung finden die Familienmitglieder jedeR für sich und miteinander zu mehr Reife und Miteinander.

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Mit einer Prise Glück und Liebe“ von Barbara O ´ Neal

Urlaubslektüre muss die Laune heben, lustig und spannend zugleich sein. Wenn der Roman nichts taugt, sind Tage am Strand oder lange Ausflüge gleich viel weniger erholsam. Daher teile ich gerne eine Empfehlung für einen Roman, den ich neulich las.
Er verbindet drei Generationen einer Familie, die sich gerade wieder zusammenrauft. Ramona Gallagher wurde mit fünfzehn während eines mittelmäßigen ersten Mals schwanger. Von der entsetzten Mutter weit weg zur Tante auf´s Land verfrachtet, lernt sie viel über sich und ihre Wünsche für´s Leben. Auch ein junger Mann im Plattenladen der Kleinstadt trägt dazu bei, dass sie sich weniger einsam fühlt.
Zwei Jahrzehnte später ist ihre Tochter, die sie trotz der Ablehnung ihrer Eltern geboren hat, mit einem Soldaten verheiratet. Mit heftigen Kriegsverletzungen liegt er nach einem Einsatz in Afghanistan im Krankenhaus und wartet darauf, zurück in die USA geflogen zu werden. Ihre Tochter, selbst hochschwanger, besucht ihren kaum wiederzuerkennenden Mann in Europa. Übrig bleibt die Enkelin aus einer ersten Ehe, die auf die Schnelle bei Ramona einquartiert wird. Ramona versucht gerade, ihre Bäckerei am Laufen zu halten, wobei diverse Tiefschläge ihre Zuversicht immer mehr untergraben. Plötzlich eine bockige, fremde Enkelin und ihren streunenden Hund zu beherbergen ist das Letzte, was sie sich momentan wünscht.

Und während alle Frauen der drei Generationen um ein glückliches Ende dieser Verkettung von Zufällen kämpfen, wachsen sie als Familie langsam zusammen. Und reifen jede für sich, indem sie alte Verletzungen langsam hinter sich lassen. Am Ende geht natürlich alles gut aus, und auch die Liebe kommt zu ihrem Auftritt: Plötzlich wohnt der Plattenladen-Mann in Ramonas Nachbarschaft und sorgt für wilde Hormontänze…