aufmerksam, glaubhaft

Die Herrlichkeit Gottes im Apfelmus

Täglich spreche ich ein Gebet, das auf Mose zurückgeht:
„Zeige mir den nächsten Schritt. Sichere mir deine Gegenwart zu. Öffne meinen Blick für deine Herrlichkeit.“
Tatsächlich habe ich bei den ersten beiden Punkten eine konkrete Vorstellung, was ich da bete oder was ich mir von Gott erhoffe. Bei dem riesigen Begriff „Herrlichkeit“ fehlen mir mit meinem menschlichen Fassungsvermögen die nötigen Dimensionen, um wirklich Gottes Herrlichkeit begreifen zu können.
Tatsächlich stand ich gerade in der Küche, um kleine Hutzeläpfel von einem alten Baum in Apfelmus zu verwandeln.
Während ich in unserer engen Küche stand, schien das Sonnenlicht auf meinen Rücken und wärmte mich so umfassend, dass es mir in meiner Fleecejacke zu warm wurde (Heizen ist noch nicht an der Reihe…). Ich genoss einfach die wohltuende Wärme und das warme, strahlende Licht, während ich die dicken Kerngehäuse aus den winzigen Früchten schnitt. Entgegen meiner ersten Vermutung erwiesen sich die Äpfel nicht als sauer, sondern als überraschend süß. So erfreute ich mich am aromatischen Duft und den vielfältigen Farbschattierungen der Schale, die ich als Rettung der Vitamine einfach dran ließ.

Im Nachhinein dachte ich:
Dieser Moment in der Küche, voller Helligkeit und Duft und Wohlgefühl, das war die Herrlichkeit Gottes.
Mitten im Alltag. In einer engen Küche voller harter Hutzeläpfel mit Grünalgen an der Schale. Das klingt nach fisseliger Arbeit und nicht nach Glück. War es aber.

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.

aufmerksam, glaubhaft

Wenn die Wahrheit nicht gut ankommt

Zur Mittagszeit kam ich an einem Tisch mit drei Herren vorbei. Einer davon freut sich immer besonders, mich zu sehen, und kommentiert mein Erscheinen gern mit „Aaah, Frau Krüerke kommt, da geht die Sonne auf!“ oder ähnlichem.
Dieses Mal fragte er mich ganz direkt: „Woher haben Sie immer so gute Laune? Wie machen Sie das?“
Eine ehrliche Frage verdient eine ehrliche Antwort, also riskierte ich sie: „Wissen Sie, Herr Hansen, ich bete jeden Morgen, dass der Tag gut gelingt. Und ich habe den Eindruck, dass das hervorragend wirkt.“

Sämtliche Mienen, eben noch freundlich und interessiert, wurden plötzlich leer und emotionslos. Einen so durchschlagenden Effekt hatte ich nicht erwartet… ähem. Wahrscheinlich hätten die drei Herren es eher toleriert, wenn ich mit orangefarbenen Glückspillen angefangen hätte, statt vom Glauben zu sprechen.

aufmerksam, kreativ

Scheißtage und schöne Tage

Finnischer Regen liefert gratis Sonnenschein mit

Gestern war der mit Abstand beschissenste Arbeitstag des bisherigen Jahres. Ich bin gern außerhalb meiner Komfortzone unterwegs, wäre ich es nicht, würde ich heute noch als Logopädin mit Kindern arbeiten. Stattdessen gestalte ich Veranstaltungen mit SeniorInnen, entwickle mein eigenes Atemtherapie-Konzept und schreibe darüber ein Buch.

Aber gestern war ich so viele Seemeilen außerhalb meiner Komfortzone, während ich ein negatives Statement nach dem anderen ab bekam, dass es mich aus dem Gleichgewicht warf. Nach einer kurzen, unruhigen Nacht stand ich heute Morgen auf und las vor dem Frühstück die Losung des Tages. Der aus einer Lostrommel gezogene Bibelvers für heute heißt:
„Der Herr, dein Gott, wandelte dir den Fluch in Segen um, weil dich der Herr, dein Gott, lieb hatte.“ 5. Buch Mose Kapitel 23, Vers 6
„Na denn, Gott,“ dachte ich, „das tröstet mich etwas. Mal gucken, wie dieser Tag verläuft.“

Und schon ging der Segen los: Ein Pfund Hamburger Erdbeeren auf dem Markt bekam ich für zwei Euro, ein Kilo heimische Kirschen für vier Euro. Und der Antipasti-Stand war wieder da, mit Antipasti kann man mich immer erfreuen (oder trösten). Im Antiquitätengeschäft schräg gegenüber entdeckte ich ein gerahmtes Aquarell für schlappe fünf Euro und zog aus der „Kostenlosen Kiste“ eine weiß-blaue Vase. Im Supermarkt gab es wunderbare Balkonpflanzen als Ersatz für die vertrockneten Exemplare, die unseren Urlaub nicht überlebt haben. Und ein Sonderangebot meiner Lieblings-Nussriegel für mein 16:30-Uhr-Tief fiel mir auch in die Hände.
Zurück zu Hause zog ich einen netten Brief aus dem Briefkasten, der mir das Honorar einer Zeitschrift versprach, für die ich eigentlich ehrenamtlich schreibe.

Was soll ich sagen? Gott liebt mich, das hat er mir in knapp anderthalb Stunden so intensiv und eindeutig gezeigt, dass ich meinen Frieden mit den Konflikten von gestern machen kann.

aufmerksam, glaubhaft

Aufgetaucht

Im Urlaub hatten wir das große Glück, gleich am ersten Tag Delfine beobachten zu können. Wir waren grade oben auf den Felsen angekommen, da entdeckte mein Mann sie zufällig.
Jedes Mal, wenn ich in den folgenden Tagen am Meer war, hielt ich nach ihnen Ausschau. Ein weiteres Mal hatte ich Glück, ein Pärchen in unruhigen Wellen entdecken zu können. Als wir mit dem Rad an der „Heimatbucht“ der Delfine entlang fuhren, sahen wir leider keine. Dennoch hoffte ich jedes Mal auf’s Neue, sie noch einmal beobachten zu können.
Das ließ mich an Bibelstellen denken, in denen die betende Person beschreibt, wie sie sich auf Gott ausrichtet und ihn erwartet:
„Bei Nacht sind meine Gedanken bei dir, voller Sehnsucht suche ich dich.“ Jesaja 26, Vers 9
Wie gut ist es, dir, HERR, zu danken und deinen Namen, du höchster Gott, zu besingen, schon früh am Morgen deine Gnade zu loben und noch in der Nacht deine Treue zu preisen,“ Psalm 92, Verse 2 und 3

Eine große Sehnsucht spricht aus den Worten, ein tiefes Verlangen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich Gott in meinem Leben bisher nur sehr selten so sehnlichst erwartet habe. Klar, in besonders schwierigen Momenten oder in Krisen ging es mir durchaus ähnlich. Aber dass ich im Alltag Gott mit offenen Armen empfange, nach ihm Ausschau halte, ihn in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stelle? Das passiert leider selten und ich erwarte eher die Rückkehr meines Mannes von einem Abendtermin oder einer Geschäftsreise.
Der Psalm erinnert mich an die Wünsche der jungen Liebenden, die im Hohelied der Bibel dokumentiert sind (Nachts auf meinem Bett sehnte ich mich nach meinem Liebsten. So gern wollte ich bei ihm sein, doch er war nicht da! Hoheslied Kapitel 3, Vers 1). Intensive Sehnsucht ist in meinem Erleben oft mehr mit romantischer Liebe verbunden als mit dem Warten auf Gott. Wobei Gott im Vergleich zu menschlichen Beziehungen die sicherere Alternative ist, schließlich hat er uns bedingungslose Liebe mit der Perspektive Ewigkeit versprochen. Meist sind uns die Beziehungen zu „echten“ Menschen aber wichtiger und lieber als die doch schwer fassbare Beziehung zu Gott. Und so wenig ich mich auf die Loyalität von Menschen verlassen kann, hilft mit der Gedanke an Gottes Loyalität manchmal nur bedingt: Schließlich ist Gott für mich nicht ständig greifbar, nicht in jedem Moment des Lebens gleichermaßen spürbar. Das Wissen im Kopf („Gott ist da“) und das Gefühl im Herz („Gott ist spürbar da“) ist nicht immer deckungsgleich: Manchmal fühlt mein Herz etwas ganz anderes als das, worauf sich der Kopf verlassen will. Jenseits der Emotionen kann ich mich am Wort der Bibel festhalten, aber auch das gelingt meist nur bruchstückhaft.
So wünsche ich mir und uns, dass wir Gottes Nähe öfter als etwas Lohnenswertes begreifen und unsere Aufmerksamkeit auf ihn richten, statt zu erwarten, dass er schon von allein in unserem Leben auftauchen wird. Die Delfine habe ich schließlich auch aktiv gesucht, statt zu glauben, dass sie in der Ferienwohnung am Frühstückstisch erscheinen.