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Wie redet Gott mit mir? Fragen und Antworten

Eine zentrale Frage für ChristInnen und die, die sich an eine Beziehung zu Gott heran tasten, ist:
Wie redet Gott mit mir?
Heute möchte ich Erfahrungen versammeln, die ich gemacht habe und von denen ich hoffe, dass sie für dich verständlich und hilfreich sind.

1.) Gott kennen bedeutet, seine Stimme erkennen zu können
Wenn das Telefon klingelt und sich eine fremde Person meldet, erkenne ich ihre Stimme nicht und weiß nicht, mit wem ich spreche. Auch Menschen, mit denen ich nur selten Kontakt habe, erkenne ich an ihrer Stimme nicht sofort. Meine beste Freundin dagegen kann sich melden und „Ich bin’s“ sagen, ohne dass ich eine Sekunde zögern brauche, wer am anderen Ende ist.
Wer Gott hören möchte, sollte ihn kennenlernen. Durch die Bibel, in der Menschen von ihren Erlebnissen mit Gott erzählen. Dabei hilft es, wirklich selbst die Bibel zu lesen, statt sich darauf zu verlassen, was andere über Gott und die Bibel erzählen. Das kann hilfreich sein, ist aber eine Meinung aus zweiter Hand. Wenn ich die Mail einer Person lese, die ich gut kenne, höre ich in meinem inneren Ohr ihre Stimme und weiß, welche Aussage ernst gemeint ist und wo Humor mitschwingt. Genauso ist es mit der Bibel, durch die wir Gottes Stimme kennenlernen.
Oft fällt mir in einer schwierigen Situation plötzlich ein Bibelvers ein oder ich höre innerlich ein Lied, dessen Botschaft perfekt zum aktuellen Moment passt. Je mehr Lieder ich kenne, desto eher kann Gott mich auf diese Weise erreichen.

2.) Gottes Prinzipien zu kennen heißt, seine Stimme von anderen unterscheiden zu können
Mal angenommen, ich bin im Schwimmbad und werde richtig heftig angeflirtet (wahre Geschichte). Dann könnte ich das entweder für eine Weile genießen und mich dann höflich verabschieden, oder ich könnte denken: „Super Gelegenheit, wir haben sowieso fast nichts am Körper, mein Mann ist nicht da, lass uns die Gelegenheit ausnutzen.“ Jetzt könnte ich Gott fragen, ob das in Ordnung geht – ein Mal ist kein Mal. Oder ich kenne die Prinzipien, die Gott für ein gelingendes Leben vorschlägt, so gut, dass ich an dieser Versuchung entspannt vorbei gehen kann. Einfach weil ich weiß, wie Gott tickt, und ich ihn gar nicht erst fragen brauche. Dazu muss ich Gott durch gemeinsame Zeit in der Stille, mit Gebet und Bibellesen natürlich gut genug kennen. Sonst könnte ich mir irgendeinen Quatsch einreden und vorgaukeln, dass Gott das schon okay fände und mich ja irgendwie hindern könnte, sollte Fremdgehen kein göttlicher Gedanke sein.

3.) Gott hat oft ganz andere Ideen für mein Leben als ich
Oft fragen wir Gott um Rat, wenn wir eine Entscheidung treffen wollen oder sie eigentlich schon getroffen haben und uns jetzt eine Bestätigung wünschen. Ich habe oft erlebt, dass bei den typischen „Entweder-Oder-Entscheidungen“ Gott eine ganz andere Idee hatte. Wir versteifen uns häufig extrem auf unseren beschränkten, menschlichen Blickwinkel und meinen, dass es nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl gäbe. Gott ist aber in so viel mehr Dimensionen als wir unterwegs, dass sein Wunsch für unser Leben weit außerhalb unserer Vorstellungskraft ist. Also: Rechne damit, dass Gott als Antwort auf „Entweder-Oder-Fragen“ mit etwas ganzzzzz Anderem um die Ecke kommt.

4.) Wenn Gott durch Gefühle redet
ChristInnen kennen beides: Innere Unruhe und tiefen Frieden als Kommunikationsformen Gottes für uns.
Wenn ich auf einmal eine ganz bestimmte Unruhe habe, die mein ganzes Sein erfasst und mit einem klaren Impuls zusammen auftritt, weiß ich: Das ist Gottes Wille, den ich JETZT tun soll. Ich soll JETZT diese Person anrufen und einfach fragen, wie es ihr geht. Ich soll mich JETZT überwinden, auf jemanden zuzugehen und ein Missverständnis aufzuklären. Ich soll JETZT im Meeting für jemanden Partei ergreifen, über den gelästert wird. Diese schreckliche Unruhe geht erst weg, wenn ich dem Impuls folge. Danach fühle ich mich erleichtert, erlebe kraftvolle Rückmeldungen, schaue in glückliche Gesichter und weiß: Heute bin ich innerlich wieder ein Stück mehr zu Gott hin gewachsen.
Will Smith kennt das Prinzip: Hinter der schlimmsten Angst liegt die größte Freude.
Genauso gut kennen ChristInnen einen tiefen inneren Frieden, den Gott schenkt, um eine Entscheidung zu bestätigen. Dieser Frieden ist ein Gefühl, das es sonst nie auf der Welt gibt, noch nicht einmal unter Drogeneinfluss. Er zeigt uns, dass Gott verspricht, dass dieser Entschluss der richtige ist und dass er uns begleitet.

5.) Manchmal beantwortet Gott unsere Frage mit einer Gegenfrage
Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass ich Gott lange mit einer bestimmten Frage nerve und er plötzlich mit einer Gegenfrage antwortet. Meist lautet sie „Vertraust du mir? Würdest du an dieser Stelle über deinen Schatten springen? Würdest du einen Schritt auf mich zumachen und etwas riskieren?“ Oft geht es dabei um unbequeme Entscheidungen, um blöde Pflichten, um Geld, um meinen Stolz. An dieser Stelle auf Gott zuzugehen, ist absolut möglich, nur hindert mich mein Ego daran. Wenn ich die Kontrolle loslasse und etwas tue, das im ersten Moment anstrengend oder schmerzhaft wirkt, erlebe ich danach, dass sich meine Beziehung zu Gott vertieft hat. Und dass er mir alles, was ich losgelassen habe, zehnfach zurück gibt. Plötzlich höre ich dann auch seine Antwort auf meine Frage oder erlebe, dass sich Konflikte ganz von allein auflösen.


6.) Zwei hören mehr als eineR
Oft ist es mir passiert, dass mir andere ChristInnen meine Frage an Gott beantwortet haben: Indem ich in einem Buch über einen Satz stolperte, der mich direkt ins Herz traf und innerlich veränderte. Indem andere davon erzählen, was sie gerade mit Gott erlebt haben und ich mich davon berühren lasse. Indem ich offen bin für das, was andere mir ganz konkret als Ratschlag geben, statt gleich abzuwinken und zu denken: „Die spinnt doch, ich erwarte von Gott eine ganz andere Ansage.“
Andere freuen sich, wenn wir sie ins Vertrauen ziehen und darum bitten, dass wir gemeinsam für meine Fragen beten. Manchmal braucht das Überwindung, weil wir meinen, damit Schwachstellen bloß zu legen – aber auch das hilft uns, unser Ego immer mehr loszulassen und Gottes Wirken in den Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen.

7.) Die Balance aus Geben und Nehmen
Wenn ich mich nur bei meinen Freundinnen melden würde, wenn ich ihre Hilfe beim Umzug, ihr Auto zum Ausleihen und ihr Ohr zum Vollheulen brauche, werden sie nicht lange meine Freundinnen sein. Mit Gott ist es genauso: Fordere ich nur oder gebe ich auch etwas von mir selbst – Zeit, Aufmerksamkeit, Verpflichtungen oder sogar Geld?
Gebet ist kein Handel, Gott ist souverän und überaus großzügig. Dennoch können wir nicht erwarten, dass wir immer nur quengeln und bitten, damit Gott wie ein Automat unsere Bedürfnisse erfüllt. Er freut sich, wenn wir mit ihm Zeit verbringen. Wenn wir aufmerksam sind und uns für seine Hilfe und Versorgung im Alltag bedanken. Wenn wir andere unterstützen, denn durch eine starke Gemeinschaft fördern wir Gottes Wirken in dieser Welt.

Ich hoffe, dass meine Erfahrungen für dich verständlich dargestellt wurden und dir weiterhelfen. Bei Fragen stehe ich gern über die Kommentarfunktion zu Verfügung!
Eine Andacht zum Thema habe ich vor vielen Jahren hier vorgestellt.
Zum Schluss empfehle ich aus ganzem Herzen diesen fröhlichen Song, um Gott einzuladen, zu uns zu reden: Heiliger Geist von DMMK

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Berufung leben trotz Fragen und Zweifeln

Am liebsten würde ich behaupten, mein Leben sähe derzeit so aus wie die Pfingstrosen in voller Blüte: Farbgewaltig, prall, gesund und kraftstrotzend. Tatsächlich habe ich gerade eher Ähnlichkeit mit den halbverblühten Exemplaren: Meine Pläne stagnieren, längst abgeschlossene Projekte hängen in der Luft und mein Körper will nicht so, wie ich das will.

Eine Freundin fragte mich, wie mein aktueller Stand zum Thema „Berufung“ aussieht:
Für ChristInnen ist das die Verschmelzung von Persönlichkeit, Talenten und Lebenszielen. Das, wofür wir unsere Energie einsetzen und einer der Gründe, warum wir auf der Welt sind. Was Berufung angeht, war ich schon als Teeny mit vollem Ernst ganz vorne dabei. Bis ich in den letzten Jahrzehnten feststellte, dass Gottes Zeitplan oft ein ganz anderer ist als meiner. Und dass er mir tonnenweise Sehnsucht schenkt, endlich meine Berufung zu leben, und gleichzeitig Geduld und Vertrauen fordert, bis es eines Tages soweit ist.
Meine Freundin gab mir einige schlaue Gedanken mit, die heute von einer anderen Person im Gottesdienst-Livestream meiner Gemeinde aufgegriffen wurden. Und da sicherlich auch andere Menschen nur darauf brennen, ihre Begabungen endlich am passenden Ort einzusetzen, möchte ich sie hier teilen.

  • Zuallererst ist unsere Berufung als ChristInnen, täglich unsere Beziehung zu Gott zu pflegen: Zu beten, zu schweigen, zu singen, zu lesen, zu tanzen, zu meditieren – was auch immer unser persönlicher Kanal zu Jesus ist. Er ist der Mittelpunkt unseres Lebens, er gibt uns Freude und Kraft zu leben, er ist unser Anfang und unser Ziel. Alles andere kommt erst danach.
  • Berufung hat auch eine zeitliche Dimension: In verschiedenen Lebensphasen kann sie im Vordergrund stehen oder in den Hintergrund rücken, kann offen gelebt oder eher innerlich genährt werden.
  • Die Anforderungen der freien Wirtschaft sind keine gesunden Maßeinheiten für unsere Berufung: Wir sollten nicht erwarten, dass unsere Berufung möglichst effektiv gelebt wird und dem Leistungsdenken entspricht. Gott plant unser Versagen, unsere Umwege und Verzögerungen, unsere Krankheitsphasen mit ein. Wir sind diejenigen, die überrascht und frustriert sind, wenn es nicht zügig vorangeht. Dann schämen wir uns, zweifeln und lassen uns schwächen. Für Gott dagegen ist es ganz normal, dass Berufung kein börsennotiertes Aktiengeschäft ist, das Tag und Nacht reibungslos läuft.
  • Berufung heißt nicht, dass alles leicht gehen wird. Und dass es locker gelingen muss. Berufung ist genauso von Suche, Anstrengung und Aushalten-müssen geprägt wie jeder andere Bereich unseres Lebens.
  • Große Erfolge sind viel weniger wichtig als jeder einzelne Mensch, dem wir begegnen und dem wir mit unserer Berufung dienen. Es zählt nicht die Masse an Erfolgen, sondern jeder zwischenmenschliche Moment. Auch dann, wenn unsere Berufung gerade nicht so ganzheitlich gelebt werden kann, wie wir es uns wünschen.
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Gut versorgt

Gestern war ich mit vollem Rucksack, einem monströsen Hüftgürtel voller Wasserflaschen und neuen Wanderstiefeln unterwegs. Da ich aus Prinzip kein Smartphone besitze, musste eine klassische Wanderkarte herhalten. Alles, um für den anstehenden Urlaub das Equipment zu testen und mehr Kondition aufzubauen. So marschierte ich von meiner besten Freundin, die mir den extrem praktischen und gleichzeitig extrem hässlichen Hüftgurt aufgeschwatzt hatte, durch ein Naturschutzgebiet in Schleswig Holstein bis zur Endstation der Hamburger U-Bahn.
Zu Beginn verlief die Orientierung sehr einfach, der Weg ergab sich fast von allein. Irgendwann stand ich an einer Kreuzung, an der die gelben Markierungen an den Bäumen nicht mehr zu lesen waren, weil die bemalte Borke abgefallen war. Ausgerechnet hier hätte ich mal gelbe Pfeile gebrauchen können…. So tigerte ich im Kreis über die Kreuzung, überlegte und betete, dass Gott mir eine Richtung zeigt. Da kamen zwei Radfahrer aus dem Wald, Mutter und Sohn, die ich ansprechen konnte. Sie waren erstens hilfreich und konnten zweitens sagen, woher sie kamen, sodass sich der richtige Weg schnell ergab. Ich hob meinen Rucksack von der Bank, wo ich ihn abgestellt hatte, und entdeckte daneben ein Ein-Cent-Stück: Gott sorgt für mich und meine Bedürfnisse! Schon bevor ich überhaupt meine Wanderung angetreten hatte, hatte er Mutter und Sohn den Gedanken gegeben, spontan bei bestem Sommerwetter durch das Naturschutzgebiet zu radeln.

Auf Gottes Hilfe und Versorgung in allen Lebenslagen zu vertrauen, ist immer wieder eine Entscheidung, zu der wir uns durchringen (müssen). Darauf zu bauen, dass in all unserer Ratlosigkeit Gott den Überblick behält, kostet uns Überwindung. Oft genug probieren wir es so lange selbst, bis wir merken, dass Gott derjenige ist, der mehr Weisheit hat – und wir mit unserer Geduld und unserem begrenzten Wissen längst am Ende. Und dennoch ist Gottvertrauen kein Selbstgänger, sondern immer wieder ein bewusster Entschluss -den wir oft genug vermeiden wollen, um selbst die Richtung zu bestimmen.

Heute teile ich Bibelverse, die in solchen Momenten eine Hilfestellung sein können:

„Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unheil, denn du, Herr, bist bei mir.
Du schützt mich und führst mich, das macht mir Mut.“
Psalm Kapitel 23, Vers 4

„Überlass deine Sorgen dem Herrn, er selbst wird sich um dich kümmern!
Niemals lässt er die im Stich, die ihm die Treue halten.“
Psalm 55, Vers 23

„Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sollen mein Schutz sein.
Herr, auf dich allein hoffe ich!“
Psalm 25, Vers 21

„Er erfülle die Wünsche deines Herzens und lasse alle deine Pläne gelingen!“
Psalm 20, Vers 5

„Mein Plan für euch steht fest:
Ich will euer Glück und nicht euer Unglück.
Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der Herr.“
Jeremia 29, Vers 11