aufmerksam, glaubhaft

Gesprächsrunde: Achtsamer Jahresrückblick

So, wie der Herbst von Tag zu Tag deutlich spürbarer wird, nähert sich das Jahresende. Das bestimmt auch meine Angebote als Kursleitung in einer Senioren-Residenz. In Schriftgröße 16 habe ich eine leicht lesbare, aber dennoch tiefgehende Aktivität als Rückblick auf die vergangenen Monate konzipiert. Wer Lust hat, in den nächsten Monaten im Rahmen einer Gruppenstunde mit Erwachsenen in einer Gesprächsrunde oder einer Achtsamkeitsstunde Rückblick zu halten, kann dazu meine PDF-Datei verwenden. Auch für einen Gottesdienst zum Erntedank kann die Vorlage verwendet werden.
Wer mag, geht die Fragen mit den TeilnehmerInnen gemeinsam durch und hält Beispiele an einer Flipchart fest, bevor sich alle in Stillarbeit ihren persönlichen Erlebnissen zuwenden.
Natürlich ist das Blatt auch für eigene Reflektionen geeignet.

Kostenloser Download Rückblick auf das Jahr

Viele weitere Ideen und Konzepte für Achtsamkeits-Nachmittage präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“, erschienen im Verlag Vincentz Network.

aufmerksam, glaubhaft

Sternstunden und Sternschnuppen

Letzte Woche gestaltete ich den „Musikalischen Nachmittag“ mit Abend- und Gute-Nacht-Liedern. Da es kein gemeinsames Singen zu später Stunde gibt, beschloss ich, die liebsten Abendlieder der SeniorInnen einfach mal am Nachmittag zu singen. So früh, wie es dunkel wird, fällt das gar nicht groß auf…
Zwischendurch machten wir Pause, um aus gelber und cremefarbener Pappe Sterne auszuschneiden (ich hatte mit einer Schablone vorgearbeitet und für alle arthritischen Finger bereits einen Schwung Sterne ausgeschnitten). Darauf sollte eine „Sternstunde“ in diesem Jahr notiert werden –  ein Dank. Und auf die Rückseite eine „Sternschnuppe“ für das kommende Jahr – ein Wunsch.
Im Anschluss ging es mit Englisch weiter, hier hatte ich mir mit einem Blick auf den Kalender als Thema „Thanksgiving – Count your blessings“ ausgedacht. Dabei tauchte die Schwierigkeit auf, dass ein Herr meinte, er fände das mit der Dankbarkeit sehr schwierig. Weil er nicht wisse, wem er danken solle: Für den schönen Urlaub, die Gesundheit, dass er sich im Haus wohlfühlt. Ihm fehlte ein Adressat für den Dank, was in der Gruppe mit Befremden aufgenommen wurde, ich aber sehr gut nachvollziehen konnte. Auch weil ich etwas Mitleid mit seinem leeren Stern hatte… 😉
Wem danken wir dafür, dass wir in einem sicheren, wirtschaftlich starken Land leben? Dafür haben wir nichts geleistet. Dass wir hier geboren wurden und nicht im Slum in Indien, ist nicht unser Verdienst. Wem danken wir, dass wir dieses Jahr gesund und im Straßenverkehr bewahrt blieben? Auch dafür haben wir nichts geleistet. Wem danken wir, dass das Geld reichte? Natürlich haben wir dafür gearbeitet, aber dass es letztlich reichte und noch etwas für Schokolade und Urlaub übrig war, das hätte auch anders ausgehen können.
Vieles liegt nicht in unserer Hand. Wir meinen, wir könnten unser Leben kontrollieren, indem wir uns an die Regeln halten und allgemein „unser Bestes geben“. Dass wir vor Arbeitslosigkeit verschont blieben, die Freundinnen und Familienmitglieder gesund und munter sind, das Haus warm und stabil ist, der Bus täglich pünktlich fährt, der Supermarkt vor Nahrungsmitteln überquillt – all das liegt nicht in unserer Macht.

So bleibt die Frage, wem wir dafür danken.
Wer an Gott glaubt, hat eine Adresse. Diese Adresse eignet sich nicht nur für Dankbarkeit, auch für Enttäuschung, Anklage und geplatzte Träume. Natürlich sind wir selbst es, die unser Leben täglich füllen. Und dennoch gibt es keine Geling-Garantie. Weshalb Dankbarkeit uns immer wieder neu vor Augen führt, was uns im Alltag geschenkt wird. Was uns zufällt, oft unverhofft. Meist gehen wir achselzuckend daran vorbei oder glauben, es verdient zu haben. Aber warum sollten wir es verdient haben, und andere nicht? Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Mensch gleich wertvoll ist?
Dankbarkeit hilft, jenseits des Machbarkeitswahns das im Blick zu behalten, was uns geschenkt wird. Unverhofft. Unverdient.

Die beschrifteten Sterne klebte ich an die „goldene Wand“ in der Lobby, sodass alle BewohnerInnen und BesucherInnen einen Blick darauf werfen können. Wer wollte, konnte den Stern auch leise für sich beschriften und unter Ausschluss der Öffentlichkeit mitnehmen.

Verlinkt mit CreaDienstag, ein kleiner blog, Meertje, HandmadeOnTuesday und DienstagsDinge.