aufmerksam, glaubhaft

Die Welt und wir

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Alles, was das Böse zum Siegen braucht,
sind gute Menschen, die nichts tun.

Edmund Borke, brit. Staatsmann

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Kompass

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Wir sind nicht nur verantwortlich für das,
was wir tun,
sondern auch für das, was wir nicht tun.

Moliere

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Kompass2

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Viel ist schon gewonnen,
wenn nur eineR aufsteht und NEIN sagt.

Berthold Brecht

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Kurzfilm „Unterdrückte Mehrheit“: Wenn der Status quo sich ins Gegenteil verkehrt

Nachdem ich vom Kurzfilm „Majoritée Opprimée“ las und ihn nun entdeckte, möchte ich ihn teilen und zitiere dazu Brigitte.de:

„1977 stellte die norwegische Autorin Gerd Brantenberg in ihrem Roman „Die Töchter Egalias“ die Welt spektakulär auf den Kopf, indem sie die Rollen von Männern und Frauen vertauschte. Jetzt hat auch die französische Regisseurin Éléonore Pourriat in ihrem zehnminütigen Kurzfilm „Majorité Opprimée“ („Unterdrückte Mehrheit“) die Verhältnisse umgedreht: Die Frauen haben das Sagen, die Männer schlüpfen in klassische Frauenrollen.
Protagonist Pierre bringt sein Kind in die Kita, radelt mit dem Fahrrad zur Arbeit und wird immer wieder mit sexuellen Anspielungen konfrontiert. Sein Protest gegen die Anmaßungen der Frauen wird nicht gehört. Eigentlich ist doch auch nichts dabei, wenn ein Mann sich rasiert, weil seine Frau das toll findet, oder? Und mal ehrlich – wenn ein Mann Shorts trägt, muss er sich nicht wundern, wenn er sich den einen oder anderen Spruch einfängt.
Nachdem Pierre von einer Gruppe Frauen angegriffen wird, nimmt ihn die Beamtin auf der Polizeiwache nicht ernst. Von seiner Frau, die erst nach dem Meeting für ihn Zeit hat, mal ganz abgesehen. Gegenüber dem Guardian sagte Pourriat über die Rolle des Pierre: „Wenn Frauen belästigt werden, denken viele, es wäre ihre eigene Schuld, sogar Menschen aus dem engen Umfeld. Das wollte ich mit diesem Charakter zeigen.“

Der Film ist aus dem Jahr 2010, startet aber erst jetzt auf YouTube und Facebook durch. Lohnenswert.“

Quelle und Video sind  hier zu finden:
http://www.brigitte.de/frauen/gesellschaft/sexismus-maenner-1189982/

 

Und ein kafkaesk-erdachter Dialog zwischen einem Polizisten und Mann, der einen bewaffneten Überfall melden möchte, wurde als Analogie einer Vergewaltigungsanzeige getextet.
Quelle: http://watch-salon.blogspot.de/2014/02/geschlechterrollen-mal-andersherum.html

 

Um die Sammlung der „verdrehten Welt“ wieder in die Richtung der „aktuellen Meldungen“ zu wenden:
„One Billion Rising – Menschen erheben sich und treten für die Rechte der Frauen ein“

aufmerksam, feminin

Im Auge der Betrachterin

In einem Experiment sollten Frauen einem forensischen Zeichner ihr Gesicht beschreiben, das dieser währenddessen hinter einem Sichtschutz in einer Zeichnung festhielt.
Anschließend unterhielt jede von ihnen sich eine Weile mit einer ihr bis dato unbekannten Person (Frau oder Mann), die daraufhin den Raum betrat und nun ihrerseits die betreffende Frau beschrieb.
Das Ergebnis, sichtbar in den beiden nebeneinander ausgestellten Zeichnungen, beweist, dass jede der Frauen sich negativer über das eigene Aussehen definierte als die Fremden die Person beschrieben. Kleine Falten, Lebeflecke, gefühlt dicke Gesichter, zu viele Sommersprossen, dünne Haare, ein hervorstehendes Kinn – all die kleinen und belastenden Makel fielen den unbeteiligten fremden Personen gar nicht auf und fanden somit in die zweite Zeichnung keinen Eingang. Interessanter Weise waren alle „zweiten Bilder“ der Wirklichkeit wesentlich näher als die diktierten Selbstbildnisse.

Zu sehen auf youtube auf englisch sowie in einer deutlich kürzeren deutschen Version auf dove.de

Was bedeutet das für uns Frauen und damit unser Selbstbild, unser Verhalten in Bezug auf Kaschieren, Übermalen, Kritisieren, Schönerträumen, Neidischsein?

 

P1030828

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Manchmal helfen auch Geschenke von Kindern, den eigenen Wert zu erkennen.

aufmerksam

Wegwerfgesellschaft auf dem Friedhof

Dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, weiß inzwischen jedeR.
Dass sich die Einmal-benutzen-und-dann-entsorgen-Mentalität bis auf den Friedhof erstreckt, war mir bis vor Kurzem jedoch nicht bewusst.
Der Ohlsdorfer Friedhof, mitten in Hamburg gelegen, wurde am 1. Juli 1877 eingeweiht und ist mit 391 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt. Von vielen wird er wegen der alten Bäume, der großen Rhododendren und der variantenreichen Wasserflächen zu entspannenden Spaziergängen genutzt.
Als ich im Februar zufällig über den Friedhof fuhr, fielen mir die großen Berge auf: Haufen von Tannengrün, das von den Gräbern entfernt und aufgeschichtet wurde, sowie Stapel von Tonschalen und Gestecken, die sich an vielen Stellen an den Straßen befanden. Offensichtlich hatten die Friedhofsgärtnereien beschlossen, dass es Zeit für den Einzug des Frühlings sei und die „alte Dekoration“ weg geschafft werden musste. Da ich Verschwendung nicht leiden kann, nahm ich eine ganze Reihe leerer Tonschalen mit, die auf die Müllautos warteten (inzwischen sprossen darin verschiedene Samenmischungen für einen schönen Sommergarten).
Einige Zeit später, ich fuhr einen Schlenker über den Friedhof, entdeckte ich Körbe voller Heide, Christrosen und kleiner immergrüner Büsche mit leuchtend roten Beeren. Ich ertrug es nicht, die ausgerissenen Pflanzen der Vernichtung zu überlassen und nahm die gesündesten mit, um sie im Hinterhof einzupflanzen.
Als ich mit einer Kollegin darüber sprach, dass es in meinen Augen Wahnsinn ist, mehrjährige Pflanzen nach einer Saison auszureißen und wegzuwerfen (noch dazu die edlen, treublühenden Christrosen!) meinte sie: „Naja, die Friedhofsgärtnereien leben davon, dass sie regelmäßig rausreißen und neu pflanzen. Dafür werden sie bezahlt.“ Womit sie sicherlich Recht hat, trotzdem tut es mir um die Pflanzen Leid, die vernichtet werden. Sie ergänzte: „Das ist bekannt – meine Tante fährt absichtlich über den Friedhof, um gute Pflanzen aus den Müllkörben zu retten, und bestückt ihren Garten damit.“