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Haseldorfer Obstgarten: Ein Paradies vor den Toren Hamburgs

Während einer Radtour entlang der Elbe von Wedel nach Glückstadt entdeckten wir zufällig den Obstgarten Haseldorf:
Hier sind auf ca. zwei Hektar viele alte Apfel-, Birnen-, Zwetschen- und Kirschsorten für BesucherInnen frei zugänglich. Für den eigenen Bedarf darf gepflückt werden, Schafe weiden das Gras unter den Obstbäumen ab. Dennoch sind diejenigen im Vorteil, die lange Hosen tragen, da hier ganz naturbelassen viele Brennnesseln wachsen.

Zwei Hängematten laden zum Entspannen ein, wer etwas lernen möchte, findet an jedem Baum Informationen zur Sorte und zum Pflückzeitpunkt. Für die Apfelernte waren wir zu früh, schließlich kamen wir hier völlig versehentlich vorbei, aber ein paar Exemplare ließen sich mitnehmen. Auch im Frühjahr zur Blüte muss es dort wunderschön sein!
Nähere Infos: Obstgarten alter Sorten

Durch anhaltenden Gegenwind dauerte der Ausflug länger als gedacht, im Abendlicht trudelten wir endlich in Glückstadt ein. Direkt am Hafen aßen wir zu Abend und verpassten dadurch die nächste Regionalbahn zur Heimfahrt – machte aber nichts, im sommerlichen Zwielicht fühlte sich die Altstadt sehr stimmungsvoll an.

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Hamburgs heimliche Höhepunkte: Mit der Barkasse durch die Vierlande

Die Serie „Hamburgs heimliche Höhepunkte“ entführt uns jedes Mal an Orte im Hamburger Stadtgebiet, die TouristInnen mit ihrem Fokus auf die Innenstadt selten sehen. Und auch HamburgerInnen sind oft so in ihrem Stadtteil verwurzelt, dass durch einen Blick über den Tellerrand viele überraschende Erlebnisse beginnen.
Heute starten wir in Bergedorf zu einer abendlichen Barkassenfahrt durch die Vierlande. Die Vier- und Marschlande sind sehr fruchtbar, hier wird traditionell Gemüse, Obst und Blumen angebaut. Stromabwärts auf der anderen Elbseite befindet sich das Alte Land, Nordeuropas größtes Obstanbaugebiet.

Die Vier- und Marschlande wurden ab dem 12. Jahrhundert eingedeicht, daher ist in der Barkasse der beste Platz auf dem Aussichtsdeck: Wer unten sitzt, schaut ständig an die Deiche, statt darüber hinweg…

Mit flachen Booten wurde die Ernte jede Woche mit Körpereinsatz die Kanäle hinauf bis zum Hamburger Großmarkt transportiert.
Heute gibt es hier neben Gemüseanbau und Blumenzucht viel Milchvieh. Entlang des Wassers sind kleine Werften und Yachtclubs angesiedelt, auch eine Hausbootkolonie zeugt vom Leben jenseits der hektischen Großstadt.


Wer abends mit dem Schiff an Höfen und Dörfern vorbei durch die Landschaft treibt, fühlt sich wie im Urlaub. Rechts und links des Ufers führen an vielen Stellen Radwege entlang, sodass niemand die Barkasse zahlen und nutzen muss, um Hamburg von einer neuen Seite zu entdecken.
Und als passende musikalische Begleitung: Wir sind Vierländerkinder

Weitere Ziele für Ausflüge in Hamburg:
Das Bergedorfer Schloss, das Wellingsbüttler Torhaus, grüne Perlen entlang der Alster, Spaziergang entlang des Leinpfads, die Schätze des Stadtparks, das Museumsdorf Volksdorf, Gut Karlshöhe, der Bramfelder See, Heideblüte im Wittmoor und der Stadtpark Norderstedt.

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Stilvolle Unterhaltung

Wer mich gut kennt, weiß, dass ich ein Laster habe: Ich liebe Gutshöfe, ausgedehnte Parks, altes Leinen und Silberbesteck sowie Reportagen rund um das Thema „Adel“. So muss ich umgehend mitteilen, dass ich in der Mediathek des WDR gerade die (fast aktuellen) Sendungen zur dritten Runde „Von und zu lecker“ entdeckt habe.

 

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Wieder laden sechs Besitzerinnen von Landgütern zum Menü ein, reihum besuchen sich die Damen gegenseitig. Es wird sowohl das Gut und die dort wohnende Familie als auch das Dinner vorgestellt. Diese Sendungen sind wunderschön anzusehen, weshalb ich sie Gleichgesinnten wärmstens empfehle:

Von und zu lecker– wie immer nur zeitlich begrenzt in der Mediathek abrufbar.

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Weite Horizonte und fröhliche Herzen

Sicherlich kennst du sie auch: Orte, an denen du Frieden und Freude gleichzeitig spürst. Orte, die zum Auftanken einladen. Orte, an denen du dich leicht und unschuldig fühlst, wie ein dankbares Kind. Wenn nicht, wünsche ich dir, dass du solche Orte für dich entdeckst.

Ebenso kennst du vielleicht die Sehnsucht nach diesen Orten, die manchmal aufbricht und nach Erfüllung schreit. Dann ist es gut, die nächste Möglichkeit zu ergreifen, dorthin zu gelangen.

 

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Im Urlaub waren wir unter anderem an der Schlei. Schon lange war die Reise geplant, weil es dort so wunderschön sein soll – zu Gunsten spannendere Reisen oder anderer Veranstaltungen in den letzten Jahren wurde meine innere Schlei-Idee stets verschoben. Zu unspektakulär.
Doch nun war es Zeit: Nach einigen Tagen in lieblicher Landschaft, netten Begegnungen mit Wildfremden, vielen Wild- und Bauernhoftieren, warmer Sonne, frischem Wind und glitzerndem Wasser waren wir so entspannt, glücklich und gelassen wie selten zuvor. Diese Landschaft stellt etwas mit der Seele an, das kaum zu greifen und gleichzeitig sehr tiefgehend ist.

Der Blick aus dem Fenster, den das obige Bild zeigt, begrüßte mich morgens, wenn ich die sanfte Morgenluft herein ließ. Gegen das gleißend helle Licht erscheint das Zimmer durch die Kamera dunkel, was es natürlich nicht war: Wir wohnten in einem roten Schwedenhaus aus Holz, dessen Balken innen weiß lasiert waren. Auf der Terrasse verweilen und in den Garten schauen, Johannisbeeren pflücken, den typischen Duft des Holzhauses riechen, stets barfuß laufen, im Wohnzimmer sitzen und die hohe Decke unter einem heftigen Sommergewitter förmlich zittern sehen: Das verwandelt ein Ferienhaus in ein Wohlfühlhaus. Wenn die Kräuter direkt aus dem Beet im Salat landen, das Dorf nur aus wenigen Häusern besteht und ich jederzeit durch die Felder zum Wasser laufen kann: Dann hat meine Seele Raum. Wie an vielen Orten nahe der Schlei, in Schwansen und Angeln.

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Eine nette ältere Dame backt dort jedes Wochenende köstliche Torte, die sie im eigenen Garten zwischen Reetdachhaus und Schafweide (siehe Foto) serviert. Steht das Schild mit der gelben Schleife an der Landstraße, wissen alle Bescheid. Offensichtlich gibt es auch Ausnahmen der Regel, so entdeckten wir das Schild plötzlich zusätzlich am Donnerstag…

Gastfreundschaft wird an der Schlei wirklich gelebt.
Schulkinder grüßten uns, wenn wir mit dem Rad unterwegs waren.
Bei einer Weberin schaute ich in die Werkstatt und unterhielt mich sehr nett und kompetent mit ihr, unter anderem über mangelhaften Kunstunterricht in Schulen und motorisch ungeschickte Kinder.
Als wir völlig verschwitzt und müde auf der letzten Etappe einer Tagestour genau im richtigen Moment an einem Garten-Café vorbei kamen, entdeckten wir, dass es in wenigen Minuten schließt. Dennoch stellten wir die Räder ab und ich trat ein, mit der Frage, ob wir noch bedient werden könnten. Die nette Dame lud uns herzlich ein, einen Platz im Garten zu wählen und uns auszuruhen. Sie bot mir einen Erdbeer-Guavensaft an, den sie im Kühlschrank des Cafés verwahrt, aber bisher nur privat trank. Dazu brachte sie etwas später eine Flasche Wasser mit nach draußen, mit dem Hinweis, ich würde den köstlichen Saft vielleicht lieber als Schorle trinken – sie berechne das Wasser nicht. Im Übrigen sollten wir uns Zeit lassen, die Öffnungszeiten seien variabel. Selten wurde ich von einer Wildfremden derart willkommen geheißen.
Ein Landwirt erzählte uns unaufgefordert sehr ausführlich über die Ausgrabungsarbeiten auf seinem Feld. Von den Wikingern habe er eine Vielzahl an Gegenständen gefunden, auch goldenen Schmuck. Leider sei es ein Kartoffelacker gewesen, von dem all die Jahre viele Steine und damit wohl auch Fundstücke beim Sortieren weggeworfen wurden (um als Straßenbelag zu enden…). Er bat uns in seinen Bauernhof, um Fotos zu zeigen.
Neben dem Ausgrabungsfeld, das längst wieder zugeschüttet wurde und bis heute nicht seitens des Museums in Schleswig erwähnt wird, blühen Kornblumen, Kamille und Mohn.

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Die Gastfreundschaft wird sogar auf Privatgärten ausgeweitet:
Unterwegs bewunderte ich überall die traumhaften Gärten, einige sind zu bestimmten Zeiten sowie „nach Zufall“ zu besichtigen. Dieser Garten darf besucht werden, wenn das Gartentor offen steht. Wir schlichen auf den engen Wegen durch überbordende Beete, um niemanden zu stören. Japanische Zwerghühner waren unterwegs, eine Katze tauchte auf, im Teich badeten Frösche. An den Garten schließt sich eine Wildblumenwiese an, dort trafen wir den Hausherren beim Mähen mit der Sense. Wir unterhielten uns über wilde Orchideen, die den Weg auf seine Wiese gefunden haben, und japanische Zwerghühner: Ihre Eier bestünden zu zwei Dritteln aus Eigelb, perfekt zum Backen, erzählte er. In der Diele ist ein kleines Museum eingerichtet, gebastelte Grußkarten, Lavendelherzen und eingetopfte Pflanzen können für wenige Euros mitgenommen werden. Ich entschied mich für zwei Tütchen mit Samen, die ich zu Hause aussäen möchte. Die Hausherrin kam herein, während ich mich in das Gästebuch eintrug. Ich erzählte, dass ich Samentütchen mitgenommen und das Geld in die Kiste gelegt habe. Sie antwortete, dass ich die Samen auch einfach so hätte einstecken können und bot mir an, weitere Samen im Garten zu sammeln.
Selten habe ich so viel zweckfreie Freundlichkeit erlebt.

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Überall gibt es wunderbare Cafés, teilweise mit angrenzendem Atelier. Wir saßen in Gärten, vor Feldern, mit Blick auf das Wasser. Manche Cafés leben vom Tatendrang einer einzigen Frau auf privaten Grundstücken, andere werden als Geschäft geführt.

Zahlreiche Gutshöfe, die meisten gut versteckt, warten darauf entdeckt zu werden.
Konzerte in malerischen alten Dorfkirchen, Erdbeeren pflücken auf der Plantage, Schweine füttern beim Bauern, Segeln mit den Wikingern in Haithabu: Erlebnisse für jeden Geschmack warten auf die Gäste.
Nur Hektik und Ignoranz nicht.
Wir kommen wieder, versprochen.

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Preußisch Blau

Wer stilvolle Unterhaltung und lebendige Geschichten aus einer anderen Zeit mag, findet vier schöne Reportagen zum Thema „Gutshöfe in Preußen – damals und heute“ unter folgendem Link:

Ard.Mediathek

Während dessen nehme ich Pullover auseinander und nähe sie anschließend „optisch aufgefrischt“ wieder zusammen, so macht die öde Tätigkeit des Auftrennens und mit-der Hand-Nähens angesichts des vor mir Flimmernden Spaß und ich komme gut voran.

 

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Gut Tremsbüttel nahe Bargteheide
(Seltsam, wie irritierend so eine baumelnde Deutschlandflagge wirkt und negative Gedanken evoziert).

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Neues aus Büttenwarder

Zwischen den Jahren ist es ein Genuss, Romane an einem Stück durchzulesen – wann komme ich sonst dazu?
Aber, so schön schmökern ist, die Stunden auf dem Sofa möchten abwechslungsreich gestaltet werden, bevor es Zeit ist, zum Nähtisch zu wechseln.
Meine Empfehlung ist die Sendereihe „Neues aus Büttenwarder“ auf dem NDR, die jedes Jahr um diese Zeit alte und neue Folgen präsentiert.
Büttenwarder ist ein fiktives Dorf in Schleswig-Holstein, das aus einigen Bauernhöfen, einer Dorfkneipe und Natur allerorten besteht.
Die Protagonisten sind stoppelige Bauern, die ganzjährig in Gummistiefeln unterwegs sind und sich täglich etwas Neues einfallen lassen, um das große Geld anzulocken – Hauptsache, sie können das Arbeiten auf Morgen verschieben. Mit Subventionen ist ja heute auch kein Auskommen mehr, außerdem versickern die im verfeindeten Nachbarort Klingsiel (wie jeder weiß). Tatsache ist, die Touristen müssen kommen, und wie sie angelockt werden – dazu gibt´s bannich Ideen. Die werden wahlweise auf dem Liegestuhl neben dem Misthaufen oder im Dorfkrug bei einem „Gedeck“ (Bier und Schnaps) bzw. „Lütt un lütt“ ausklamüstert.
Und was ihnen im Laufe der Zeit alles einfällt – kanns ma kieken!
Meist entsteht zwischen den besten Freunden Brakelmann und Adsche ein heftiger Wettstreit, der in eine kurzzeitige Feindschaft ausartet. Fochbar is dat. Aber auch voller Situationskomik.
Bedauerlicherweise gibt es nach hoffnungsvollen Anfängen spätestens am Ende der Sendung die Einsicht, dass die Sache mit den Millionen wieder einmal nicht gelungen ist. Aber die Freundschaft bleibt, und was wäre das Leben, wenn es sich nur um Geld drehen würde?! Eben.
Wer Einblicke in die norddeutsche Seele riskieren und sich dabei amüsieren möchte findet den Weg dorthin hier entlang.