aufmerksam, glaubhaft

Versöhnung

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Wenn wir in das verborgene Leben
selbst unserer Feinde Einblick nehmen könnten,
würden wir darin genug Leid und Kummer entdecken,
um allen Feindseligkeiten ein Ende zu machen.

Henry W. Longfellow

 

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aufmerksam, feminin, glaubhaft

Nicht zuständig

„Frauen erkunden den weiten Garten der Opferbereitschaft.
Dieser Satz ist seit 10 000 Jahren wahr.
Aber jetzt reicht’s. Ich will keine dieser Frauen sein. (…) Millionen von Frauen mussten ihre Hoffnungen aufgeben. Ich werde das nicht tun!“

sagt Celine (gespielt von Julie Deply in „Before Midnight“, zitiert in „Neon 6/2013“)

Ich habe einen neuen Satz, den ich mir vor Kurzem selbst beigebracht habe und den ich noch hart umkämpfen muss, bis er mir wirklich selbstverständlich über die Lippen kommt.
Diese Aussage ist „Ich bin nicht zuständig“ beziehungsweise „Das ist nicht mein Problem“.
Als typische Therapeutin kümmere ich mich auch in der Freizeit um Alles und Jedes, und beileibe nicht nur um meine eigenen Angelegenheiten.
Es gibt unendlich viele Dinge, die „Frau“ übernimmt, kaum dass sie „Mann“ kennenlernt. Noch bevor die beiden wirklich ein Paar sind (geschweigedenn in einer Beziehung leben, die als Langzeitmodell gedacht ist und zusammen gezogen sind), kümmert sie sich um so viele Belange in seinem Leben, dass beide innerhalb weniger Monate nicht mehr wissen, wie es vorher lief:
Eh sie sich’s versieht, stemmt sie im Sinne des eigenen Ehrgeizes gleich zwei Leben und deren Organisation (von gesunder Ernährung bis zu Glückwünschen an (ihr wildfremde) Verwandte alles Themen, die er nicht mag).
Und wozu das alles?
Warum sammeln wir Frauen rechts und links ständig unbezahlte, unbeliebte Aufgaben am Wegesrand, die für immer an uns hängen bleiben, elendig viel Energie verbrauchen und nie honoriert werden?
Weil wir glauben, wir sollten es?
Weil es sonst niemand tut?
Weil wir für eine gesündere, ordentlichere, sauberere, gebildetere Welt kämpfen (und nichts erreichen, außer uns selbst aufzureiben)?
Weil es „die anderen Frauen“ ebenfalls tun – dem Mann neue Socken kaufen und gegen die löchrigen austauschen, der Tochter teure Geigenstunden vom mageren Teilzeitgehalt finanzieren, den Sohn dreimal pro Woche zum Fußballtraining und zurück kutschieren, den Schwiegereltern nette Grüße zukommen lassen, die eigene Mutter regelmäßig anrufen, der Nachbarin im Urlaub den Garten gießen und nebenher die kranke Kollegin vertreten?
Und das alles, ohne je dafür einen Ausgleich oder eine Gegenleistung zu fordern!
Wie blöd sind wir eigentlich, Mädels?

Mir reicht’s.
Ich bin ab heute nur noch für meine eigenen Angelegenheiten zuständig:
Alle anderen Verpflichtungen gehören sortiert und, wenn nötig, gestrichen.
Ich bin für viel weniger zuständig, als andere mir suggerieren.

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Nachtrag
„Nicht mein Problem“: Warum sagen Männer das so viel öfter und selbstverständlicher als wir?
Und warum dürfen Männer so etwas sagen, wir Frauen aber werden dafür schief angeschaut?

aufmerksam

Wach bleiben

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In der Ehe muss man einen unaufhörlichen Kampf
gegen ein Ungeheuer führen,
das alles verschlingt:
die Gewohnheit.
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Honoré de Balzac

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Leidenschaftlich roter Strauß

Vor Kurzem entstand folgender Dialog:
Samstagvormittag.
Ich: „Schatz, nachher kommen ja Laura und Ramon (Namen geändert) und wir haben gar keine schönen, frischen Blumen im Haus. Bringst du auf dem Rückweg vom Einkaufen welche mit?“
Er: „Hm, vorhin beim Brötchenholen hätte es mir besser gepasst – na gut, mach ich, bis später.“
Ich putzte und räumte weiter auf, während ich innerlich davon ausging, dass er ein Bund dünner Rosen „ohne alles“ von Blume 2000 mitbringen würde. Da ich keine speziellen Hinweise zur Wahl der Blumen gegeben hatte, um es unkompliziert zu halten, wäre ich damit auch gut klar gekommen. Schöne Vasen habe ich genug, irgendetwas lässt sich immer zaubern…
Stattdessen hielt Schatz beim inhabergeführten Floristen an und trug dies nach Hause:

 

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Ich war ganz überwältigt ob des schönen Straußes – vielleicht sollte ich den Kauf von Blumen öfter aus meinem Ressort in seines verschieben?!
Danke!

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Viele schöne Blumen können hier und dort entdeckt werden.

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Buchrezension „Erzähl doch mal von früher: Loki Schmidt im Gespräch mit Reinhold Beckmann“

Intelligente, starke Frauen finde ich großartig.
Eine solche war Loki Schmidt.
Im vorliegenden Buch wird sie, in Etappen über Wochen hinweg, am Ende ihres Lebens bei sich zu Hause interviewt. Zur Sprache kommen neben historischen Ereignissen viele persönliche Erinnerungen sowie ihre Interpretation des politischen Wirken ihres Mannes sowie ihres Beitrags dazu.
Unprätentiös, ehrlich, oft lakonisch, stets aufrecht.
Nie verliert sie die Contenance, nie beschwert sie sich, nie verliert sie sich in Gefühlen.
Eine wirklich großartige Frau.

Eine herzliche Empfehlung zur Lektüre dieses autobiographischen Buches.

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Le Jardin

Le Jardin

Des milliers et des milliers d’années
Ne sauraient suffire
Pour dire
La petite seconde d‘ éternité
Où tu m’as embrassé
Où je t’ai embrassé
Un matin dans la lumière de l’hiver
Au parc Montsouris à Paris
A Paris
Sur la terre
La terre qui est un astre

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Jaqus Prévert

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Hochzeit planen und sich dennoch selbst treu bleiben

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Wie wird ein Tag, der für mich bisher ein reines Pflichtprogramm im Lebenslauf darstellt, zu einem für mich schönen Tag? Sogar ein Festtag?
Wie finde ich einen Ort, der mir gefällt, und von der Kirche aus gut zu erreichen ist?
Wie gehe ich damit um, dass es zwangsläufig eine Familienfeier wird, obwohl ich absolut kein Familien-Typ bin?
Wie vermeide ich unangenehme Momente, ohne alles generalstabsmäßig zu planen?
Wie schaffe ich es, mich von Traditionen und Erwartungen anderer zu distanzieren, ohne einen Affront zu provozieren?
Wie gelingt es, dass mein Verlobter und ich im Mittelpunkt stehen und nicht der Erfolg der Feier als solches?
Wie wird eine Hochzeit intim und persönlich?
Wie schaffe ich es, positive Stimmen und Personen um mich zu versammeln und die anderen auszublenden?
Welche Botschaft haben wir als Paar? Welche Bedeutung hat die Heirat für uns?

Kurz: Wie bleibe ich mir in der Planung der Hochzeit selbst treu?
Ich hoffe auf sehr viel Weisheit, die mir zeigt, wie wir als Paar ein Fest zustande bringen, das nicht spießig gerät und uns selbst Spaß macht.

 

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Gerechtigkeit für Frauen

„Frauen, wehrt euch!“, forderte die Schriftstellerin Sibylle Berg in ihrer Kolumne auf „Spiegel Online“:
„Bitten Sie nicht um Einsicht und Anerkennung, bitten Sie nicht um Gleichberechtigung, um die Gleichheit aller Menschen, um Respekt und all die schönen Dinge – nehmen Sie sich all das!“

Alltags-Sexismus ist nur ein Symptom.
Die Krankheit heißt: fehlende Gleichberechtigung.
Das Heilmittel: mehr Frauen in Führungspositionen, die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen für gleiche Arbeit, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen, eine ausreichende, bedarfsgerechte Versorgung mit Betreuungsplätzen und Ganztagsschulen.
Und nicht zuletzt:
Väter, die genauso oft putzen, einkaufen, kochen und Kinderkotze wegwischen wie Mütter.
Erst dann, wenn es normal geworden ist, dass Männer und Frauen sich Macht, Privilegien und Familienpflichten teilen, wird sich das Thema Sexismus erledigt haben.

Die fünfte Erkenntnis verdanke ich einem Freund, Vater von drei Mädchen:
„Männer, fragt euch, bevor ihr den Mund aufmacht,
wie ihr reagieren würdet,
wenn ein anderer Mann so mit eurer Tochter spricht.
Dann wisst ihr, was geht und was nicht.“

 

 

sagte Julia Karnick in der „Brigitte“, Ausgabe 6/2013

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Mein diesjähriges Fasten-Projekt

Traditionellerweise werden in der Fastenzeit Genussmittel gestrichen:
Alkohol, Schokolade, Kaffee, Fleisch, aber auch Fernsehen und im-Internet-surfen.
Dabei geht es grundsätzlich darum, etwas, das das Leben versüßt, einzuschränken – damit es um so mehr ein Genuss ist und keine Routine oder gar eine Abhängigkeit wird.

Im letzten Jahr fastete ich (zum wiederholten Mal) Konsum: Hier und dort nachzulesen.

Dieses Jahr möchte ich alles Negative fasten – blöde Gedanken, Kritik, Sarkasmus, meckern und so weiter. Mein Ziel ist ein ganzes Telefonat lang (und ich telefoniere sehr ausgiebig) nur Gutes zu sagen. Keine Beschwerden, kein „Was mich heute genervt hat“. Wenn ich nichts Gutes zu einem Thema sagen kann, möchte ich mich im Schweigen üben.

Ich gebe zu: Bisher habe ich es nicht geschafft, nicht ansatzweise.
Aber jede Kritik, die schneller über meine Lippen kommt als ich sie bremsen kann, steht mir überdeutlich vor Augen.
Immerhin.
Etwas Zeit habe ich ja noch.