aufmerksam, glaubhaft

Gebet „Ich bin ein Schaf, Gott“ für Austausch, Kleingruppe und Gottesdienst

Beim Aufräumen meines Schreibtischs entdeckte ich ein Gebet, das ich im September 2019 schrieb und seitdem irgendwie „unter gemuddelt“ hatte.
Da es zu schade ist, in der Versenkung zu verschwinden, veröffentliche ich es heute in seinem Rohzustand.

Ich bin ein Schaf, Gott:
Ich weiß genau, was ich will,
und wie ich dorthin komme.
Egal, wie oft ich dabei im Gestrüpp stecken bleibe
oder in den Graben stürze.

Ich bin ein Schaf, Gott:
Wenn du mir den richtigen Weg zeigst,
habe ich plötzlich Angst.
Breche aus.
Bleibe stehen und werde bockig,
statt deiner Führung zu folgen.

Ich bin ein Schaf, Gott:
Sitze im trockenen Stall, kaue Heu,
bin umrundet von anderen Schafen
und fühle mich dennoch nicht wohl.
Bin unzufrieden, blöke und verbreite Unruhe,
statt die Pause zu genießen.


Ich bin ein Schaf, Gott:
Lasse mich vom Wind aufschrecken
und vom Regen einschläfern,
statt auf deine Stimme zu hören.
Stürze mich ins Getümmel der Herde,
statt auf dich zu warten.

Ich bin ein Schaf, Gott:
Beleidigt, wenn du dich um andere kümmerst.
Beschäftigt, wenn du mit mir Zeit verbringen möchtest.
Bekümmert, wenn dein Tempo ein anderes ist als meine Vorstellungen.

Ich bin ein Schaf, Gott.
Und du der Hirte, der Schöpfer, der Heiler, der Lehrer, der Vater.
Hilf mir, meine Ohren auf dich auszurichten.
Hilf mir, dich im Blick zu behalten.
Hilf mir, hinter dir herzulaufen.
Ich bin ein Schaf, Gott.
Und du der gute Hirte.

Das Gebet darf im nicht-kommerziellen Rahmen unter Nennung meines Namens verwendet werden.

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.

Eine Sammlung meiner Gebete als handgefertigtes Heft schicke ich gern zu, eine Nachricht erreicht mich über das Kontaktformular.

aufmerksam, glaubhaft

Wieder einmal vom Tod überrascht

Wenn ich morgens in die Senioren-Residenz zum Arbeiten komme, schaue ich an der Rezeption ins Dienstbuch, um alle relevanten Neuigkeiten zu erfahren:
Welche BewohnerInnen sind in den Urlaub gefahren, ins Krankenhaus gekommen, zurückgekehrt oder verstorben? Besonders der letzte Punkt ist extrem wichtig, um im Gespräch mit KollegInnen, SeniorInnen und Angehörigen nicht schwungvoll ins Fettnäpfchen zu stolpern.
Oft passiert es, dass ich auf diese Weise von einem Sterbefall erfahre und mir hundert Gründe einfallen, was ich dieser Person schuldig geblieben bin:
Ich hätte noch einmal anrufen können, einen Besuch zwischen quetschen können, einen Gruß vorbeibringen können….
Natürlich ist mir klar, dass ich bei über 300 BewohnerInnen nicht alle ständig im Blick haben kann, und dennoch…. dennoch….. habe ich oft das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
Umso erleichterter bin ich, wenn wieder einmal ein Sterbefall eintritt und ich guten Gewissens sagen kann, dass ich dort eben noch aktiv war.
Als ich vom Tod von Frau Puttfarken (Name geändert) las, dachte ich direkt daran, dass ich zwei Tage zuvor noch eine Andacht vorbei gebracht hatte. Zudem eine, in der ich die EmpfängerInnen gleich mehrfach persönlich mit Namen angesprochen hatte (hier ist das Booklet zu finden). So konnte ich nur hoffen, dass sie mein Impulsheft gelesen und gute Gedanken daraus mitgenommen hatte. Frau Puttfarken kam zwar immer mal zu meinen Gottesdiensten, war aber keine gläubige Frau im klassischen Sinne. Da ich meine Andachten extra so konzipiere, dass sie offen für alle sind, schien sie sich wohlgefühlt zu haben. Daher vertraue ich darauf, dass zumindest irgendein Detail meines Inputs ihr in den letzten Momenten gegenwärtig war oder kurz zuvor noch zu einem dankbaren Rückblick eingeladen hat.

aufmerksam, glaubhaft

Vom Menschenrecht, sich zu waschen: Duschbus für Obdachlose

Wir haben in der Kirche vier Wochen lang jeden Sonntag das Thema „Geld“ miteinander behandelt:
Wie prägt uns unser Einkommen, die Werbung, der gesellschaftliche Umgang mit Konsum?
Inwiefern können wir als ChristInnen ein anderes Verhältnis zu unseren Finanzen entwickeln – uns weniger über Gehalt und Status definieren, bewusster konsumieren oder den Wert unseres Lebens davon unabhängig machen?
Heute sammeln wir für den „Duschbus“: Einen umgestalteten Linienbus, der von einem ehemaligen Obdachlosen und seinem Team neu genutzt wird. Wer sich nicht waschen kann, fühlt sich selbst langfristig äußerlich und innerlich dreckig und wird häufig respektlos behandelt. Im Duschbus erhalten Betroffene Handtücher, Zahnbürste und weitere Drogerieartikel, um in Ruhe und in Würde eins von drei vollständig eingerichteten mobilen Bädern benutzen zu können. Anschließend bekommen sie frische Kleidung, um nicht wieder zurück in die verschmutzten Klamotten steigen zu müssen.
Wer sich für das Thema interessiert: GoBanyo heißt die Organisation, die Wohl und Würde der obdachlosen Menschen auf dem Herzen hat.

Wer nicht weiß, wie viel sie oder er spenden soll: Einfach mal Gott fragen.
Wenn dir der Betrag, den du dann hörst, ganz schön hoch vorkommt und du eigentlich weniger spenden wolltest, weil du selbst nur bescheiden verdienst, vertrau darauf: Gott versorgt uns. Immer, und überall. Das habe ich oft erlebt und verlasse mich auch heute darauf.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Mode ist… zutiefst menschlich

„We´re all human, we bleed the same, we´re born the same, and we die the same.
When I started to know my own worth, I started to manifest what was worthy of me.“

Mari Malek, Humanitarian, Model
New York

in: „True Style is what´s underneath“, Elise Goodkind and Lily Mandelbaum

„Wir sind alle menschlich, wir bluten gleich, wir werden gleich geboren, wir sterben gleich.
Als ich anfing, meinen eigenen Wert zu (er)kennen, begann ich festzustellen, was für mich wertvoll ist.“

Mari Malek, Menschenfreundin, Model
New York

aufmerksam

Nette Begegnungen

Die erste Begegnung: Als ich heute im Zug zurück nach Hamburg Löcher in die Luft starrte und dabei versuchte, die Tatsache zu verarbeiten, dass eine wunderschöne Urlaubswoche voller gemeinsamer Unternehmungen schon vorbei war, meinte die Dame neben mir:
„Hier, wollen Sie was lesen? (zeigte mir eine Zeitschrift) Die ist zwar nicht mehr aktuell, aber macht nichts. Sie sehen ja so traurig aus.“
Dass der „Focus“, den sie mir hinhielt, alles andere als erbauliche Lektüre war und von Katastrophenberichten aus allen Ecken der Welt nur so überquoll, entging ihr offenbar. Trotzdem nahm ich das Angebot dankbar an und las einen Bericht über das Sterben eines deutschen Pädagogen (danach ging es mir erst recht so richtig schlecht) und über die aufgetauchte Rezeptur der ursprünglichen Coca-Cola (danach war ich innerlich wenigstens wieder auf dem Nullpunkt). Das Angebot, die andere Ausgabe des „Focus“ ebenfalls lesen zu dürfen, lehnte ich dann aber ab…

Die zweite Begegnung: Was war der erste Geruch, der mich zurück in Hamburg empfing (abgesehen von den verschwitzen Japanern vor mir)? Der von Fischbrötchen! Ich mag keine Fischbrötchen, aber trotzdem fühlte ich mich in gewisser Weise zu Hause.

Die dritte Begegnung: Wenige Sekunden nach dem Fischbrötchen-Duft rief jemand „Frau Krüeeeerke!“ über den Bahnsteig. Ich drehte mich suchend um und entdeckte eine Mutter mit ihrem Sohn, der bei mir in logopädischer Therapie ist – also schnackten wir einen Moment. Sie kamen auch gerade aus dem Urlaub zurück und warteten auf ihre S-Bahn, die vom benachbarten Gleis meiner S-Bahn abfuhr.

So war ich mit dem Umstand, nach einer Woche Gemeinschaft pur wieder allein unterwegs zu sein, zumindest etwas versöhnt.

 

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