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Kindermund: Abgesoffenes Schiff im Seniorenheim

Aus meinem Alltag als Logopädin

Der Kindermund wurde von einer älteren Dame kundgetan, trotzdem firmiert er unter obiger Überschrift
Frau Kramer (Name geändert) freut sich jedes Mal auf den letzten Teil der Stunde, wenn ich das Liederbuch hervor hole und wir schauen, was wir heute mal singen wollen.
In der vergangenen Stunde entschied sie sich für „Horch was kommt von draußen rein“ und „Dat du min Leevsten büst“.
Bezüglich des letzten Liedes fragte ich sie, wovon das Lied denn handle.
Frau Kramer antwortete mit größter Selbstverständlichkeit: „Ja, da ist ’n Schiff, und das is` abgesoffen, näch.“
Ich schaute sehr perplex, sie: „Ja, das Schiff ist untergegangen, da kann man nu nichts machen.“
Ich dachte, das Lied handle von einem Mädchen, das des Nachts heimlich einen Verehrer in ihr Kämmerlein lockt, aber gut. Ich wurde eines Besseren belehrt. 😉
Nächstes Mal bringe ich den „Hamborger Veermaster“ mit, dann sind wir auf der sicheren Seite, was das Thema Schifffahrt angeht.

 

aufmerksam

„Obwohl mein Mann normalerweise nicht viele Worte macht, findet er manchmal genau die richtigen.“

Wenn wir beide gesund bleiben und mehr Zeit haben – ich meine als Mann und Frau – nutzen wir sie dann, um mehr über einander zu erfahren? Oder verbringen wir die Zeit nur damit, miteinander auszukommen und Frieden zu halten?“

Ist das wichtig? Muss es das eine oder das andere sein?“

Ich glaube schon.“

Ich nicht. Du musst nur leben, Ave, und das Leben sich entfalten lassen. Sag, was du meinst. Du kannst nicht immer darüber nachdenken, was du verloren hast, was du nicht besitzt oder was du nicht bekommen kannst. Denn wenn du das tust, verpasst du das Jetzt. Ich bin heute Nacht bei dir, aber ich kann nicht wissen, ob ich es morgen oder in einem Jahr sein werde – und ob du hier sein wirst. Egal, wie viele Pläne man macht, man kann dennoch nichts mit Sicherheit vorhersagen. Wir sollten keinen Tag verstreichen lassen, ohne innezuhalten und darüber nachzudenken, was wir uns bedeuten, und uns bewusst werden, dass der beste Teil davon derjenige ist, der sich verändert. Das Unbekannte anzunehmen und darauf zu vertrauen.“

Woher weißt du das?“

Jack lächelt. „Weil ich um ein Haar alles verloren hätte. Und ich dachte darüber nach, was ich wäre, wenn du mich nicht lieben würdest.“

Und was wärst du?“

Ich hätte nie wirkliche Freude und auch keine wirkliche Trauer kennnengelernt. Ich war böse auf dich, weil du mich manchmal traurig gemacht hast, und das ist nur allzu menschlich. Es war nicht deine Schuld, aber wenn es ganz schlimm wurde, wollte ich einen Schuldigen finden. Das hieß nicht, dass ich dich weniger geliebt habe – es hieß nur, dass wir gemeinsam etwas lernen mussten, und wenn wir nur zusammen blieben, würden wir es auch schaffen. Du hast es immer geschafft. Als ich es am nötigsten brauchte, hast du für mich gesorgt. Nie hat eine Frau für einen Mann so gesorgt wie du für mich – außer vielleicht meine Mama für meinen Pa. Ich habe so lange mit der Ehe gewartet, weil ich nicht wusste, ob es so einen Menschen überhaupt gibt. Und dann habe ich dich gefunden. Du hast mich nicht enttäuscht. Ich habe eine gute Frau geheiratet, die mich und meine Kinder zu lieben wusste. Du hast zwei Engel in mein Leben gebracht: Etta war die Freude, und Joe – Joe war die Trauer. Und beide haben mich für die Dauer, die sie bei uns waren, zu einem besseren Menschen gemacht. Was keine Kleinigkeit ist.“

Obwohl mein Mann normalerweise nicht viele Worte macht, findet er manchmal genau die richtigen.

 

Auszug aus: Adriana Trigiani, „Himmelslichter“, Heyne