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Winterausstellung: Über das Leben der Tomte, den schwedischen Weihnachtswichteln

In der Senioren-Residenz bin ich, neben diversen anderen Arbeitsbereichen wie Veranstaltungsorganisation, Ehrenamtskoordination und Pressearbeit, auch für die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss zuständig. Von der Lobby am Restaurant entlang bis zum Wintergarten kuratiere ich Ausstellungen im öffentlichen Bereich. Da es seit zwei Jahren, coronabedingt, keine externen KünstlerInnen gibt, die bei uns ausstellen wollen (weil sie einerseits weder Vernissagen noch Finissagen mit Publikum aus dem Stadtteil veranstalten dürfen und andererseits natürlich die KäuferInnen fehlen), hühnere ich mit diversen internen Lösungen herum. Zuletzt stellte eine Bewohnerin ihre Quilts aus, zu Weihnachten musste aber eine andere Lösung her.

Das Grundproblem waren die fehlenden Bilderrahmen, aufgrund von Lieferengpässen in den umliegenden Baumärkten. Seit sechs Monaten bekam ich keinen einzigen Bilderrahmen angeschafft. Also bestellte ich auf gut Glück zehn Drucke von schwedischen Tomte, das sind Wichtel, die besonders in skandinavischen Weihnachtsgeschichten auftauchen. Und bat Gott, mir irgendeine Lösung zu schenken, damit ich am Ende genug Bilderrahmen im Haus auftreiben konnte.
Und siehe da: Aus allen möglichen Ecken zog ich Bilderrahmen oder hängte im Restaurant welche ab (um stattdessen festliche Kränze als Ersatz zu montieren). Außerdem schnappte ich mir eine überzählige Pinnwand und nähte einen Wandbehang, der am Beginn der Ausstellung Informationen über die Tomte liefert.

Die hässlichen Bilderhaken der Bilderleiste verdeckte ich mit Tannengrün, das nach wenigen Tagen bereits reichlich trocken und deprimiert aussah. Wie gut, dass ich einen Teil der Bilder mit Plastikzweigen ausstatten konnte, sie wirken alle mal „saftiger“ als ihre natürlichen Kollegen.

Für die Pinnwand gestaltete ich eine bunte Collage, die ich innerhalb einer Viertelstunde zusammen ballerte, da mir jegliche Zeit für sorgfältige, künstlerische Projekte fehlt. Leider, aber es nützt ja nichts. Passend zu meinem „Lichternachmittag in Skandinavien“, wo ich Weihnachtsbräuche vorstellte und die Bibliothek mit vielen Kerzen erhellte, nahm ich noch einmal Bezug zum Thema:
So fragte ich im Rahmen der Collage nach dem Julbock und anderen Traditionen im hohen Norden.

Außerdem klebte ich auf die Schnelle ein Bild mit Silberfolie, die als Spiegel dienen soll:
Hier können die SeniorInnen auf dem Weg zum Mittagessen selbst zu Tomte werden, wenn sie sich vor die stilisierten Gesichter stellen und in der Folie spiegeln. Mit Maske im Gesicht ist leider relativ wenig zu erkennen, aber theoretisch können so alle mit roter Mütze und Wattebart zum Wichtel werden.
Dafür, dass ich weder materielle noch zeitliche Ressourcen für dieses Extraprojekt hatte, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, und die SeniorInnen geben ausgesprochen positive Rückmeldungen.

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Skandinavien für Anfänger: Die besten Reiseziele

Sonnen am Strand von Sylt, Party in Barcelona, wandern im Fjäll – was die einen in den Ferien lieben, finden die anderen ganz schrecklich.
Wohin wir in den Urlaub reisen, ergibt sich oft aus Prägungen und Gewohnheiten. Während die einen die Abwechslung schätzen, fahren andere jedes Jahr in den gleichen Ort ins gleiche Hotel. Manchmal deshalb, weil wir es aus Kindertagen noch so kennen. Manchmal deshalb, weil wir im Urlaub den Gegenentwurf zum Alltag leben wollen. Die Wahl unseres Urlaubsortes und der Aktivitäten vor Ort verrät viel über uns und ist oft nur schwer verhandelbar. Die einen hassen Schweden, die anderen hassen Sardinien, Gewohnheiten lassen sich nur schrittweise verändern.

Heute schreibe ich für alle, die noch nie in Skandinavien waren und entweder selbst neues Terrain entdecken wollen oder von anderen dazu gedrängt werden liebevoll eingeladen werden.
Dabei arbeiten wir uns von Süden nach Norden hoch, vom Lieblichen ins Rauhe.
Überall wird in Landeswährung mit Kronen bezahlt, nur in Finnland (und Teilen von Süddänemark) können wir Euros benutzen. Generell ist das Preisniveau höher als bei uns, weil der großzügige Sozialstaat seine Steuern auch über Nahrungsmittel und Genussmittel bezieht (statt Landwirtschaft zu subventionieren wie bei uns). Alkoholisches und Süßes ist besonders teuer, aber gleichermaßen verzichtbar – wer an dieser Stelle viel Geld ausgibt, braucht sich nicht beschweren. Im Sommer können überall in Skandinavien an den Wegrändern wilde Mirabellen, Äpfel und Brombeeren geerntet werden, die Wälder sind voller Blaubeeren. Damit ist die Vitaminzufuhr kostenlos gedeckt, und die Straßenstände mit Erzeugnissen aus dem eigenen Garten liefern gute und bezahlbare Waren.
Da alle Deutschen mörderische Horrorgeschichten von Mückenplagen in Skandinavien kennen, nehme ich dazu natürlich im jeweiligen Land Stellung.


Dänemark ist das ideale Land, um Skandinavien zu beschnuppern: Die Nordseeküste mit hohen Dünen und rauschender Brandung, die Ostseeküste mit flachem Kieselstrand oder malerischen Kreidefelsen (Insel Møn). Das Landesinnere ist sehr unspektakulär, die „dänische Südsee“ mit den Inseln Ærø, Fyn, Langeland, Lolland, Falster und Sjælland schon wesentlich abwechslungsreicher: Hügelige Felder, niedliche Kleinstädte mit historischen Häuschen und Kopfsteinpflaster, lange Strände, ehrwürdige Gutshöfe. Dabei bleibt Dänemark immer malerisch und weitgehend harmlos, weshalb es bei Familien mit kleinen Kindern so beliebt ist.
Und DänInnen haben Humor, wie diese und diese Werbung für den Nahverkehr beweisen.
Der Mückenstatus in Dänemark ist der gleiche wie bei uns: In feuchten Wäldern kommt durchaus mal eine vorbei und sticht auch, sonst gibt es keine.

Mein persönlicher Favorit ist die Insel Bornholm, die von Rügen aus mit der Fähre oder von København (Kopenhagen) aus mit dem Flugzeug erreicht wird. Bornholm gehört zu den sonnigsten Regionen Skandinaviens und bildet die umliegenden Ostseestaaten en miniature ab:
Dramatische Felsen im Norden, endlose feinsandige Strände im Süden, die größte Burgruine Nordeuropas im Westen, malerische Küstenorte im Osten, einzigartige Rundkirchen und Felsmalereien, urzeitliche Farnwälder und Schluchten, ein wildes Waldgebiet… Dicht beieinander liegen auf Bornholm sehr viele Landschaften, die sich extrem unterscheiden. Dazu eine sehr originelle, spleenige Künstlerszene, Museen, Werkstätten, Outdoor-Sport, Konzerte und Kulinarik. Alles mit dem Fahrrad erreichbar, es gibt auch diverse Inselbusse. Die Menschen sind freundlich und humorvoll, wie überall in Skandinavien. Neben englisch sprechen viele deutsch und haben sogar einige Jahre in Deutschland gelebt.
Wer also ganz harmlos einsteigen und dennoch viel erleben möchte, sollte die Annährung an Skandinavien auf Bornholm beginnen. So abwechslungsreich, friedlich und fröhlich ist es sonst selten auf der Welt. Hier erzähle ich von den liebenswerten Eigenheiten Bornholms.
Wer wissen möchte, warum die Skandinavier die glücklichsten Menschen der Welt sind, kann sich mit dieser Lektüre sehr unterhaltsam informieren.
Ach, und Mücken gibt es keine. KEINE.

Schweden zeichnet sich einerseits durch tiefe Wälder und endlose Seen und andererseits durch seine fantastische Schärenlandschaft aus. Wenn ich nicht nach Bornholm darf, möchte ich wenigstens auf einer Schäre Urlaub machen! Für Wassersport in allen Varianten ist Schweden ideal, nur surfen klappt in Dänemarks wilden Nordseewellen besser.
Die meisten Schweden-Fans lieben ihr Ferienhaus im Wald direkt am See zum Angeln, Kanu fahren und Wandern. Erdbeerfelder zum Selbstpflücken, Volksfeste mit historischen Tänzen und die ewige Suche nach einem echten Elch sind typisch für Urlaube in Schweden.
Unbedingt gehört das Open-Air-Konzert „Allsång på Skansen“ in Stockholm auf der Insel Djurgården dazu: Fantastische Stimmung mit BesucherInnen aus ganz Skandinavien, während die aktuellen Charts und schwedische Evergreens zusammen mit den Stars gesungen werden. Viele Kinder, SeniorInnen und Menschen mit Handicap sorgen für ein wunderbares Gemeinschaftsgefühl.


Stockholm ist eine der schönsten Hauptstädte überhaupt, auf 14 Inseln gebaut und mit 30% Wasser in der Stadtfläche. Von imposanten Bauten in der Innenstadt wie dem Schloss und dem Rathaus geht es in wenigen Minuten in die süßen Gassen von Gamla Stan und Östermalm oder in die entgegengesetzte Richtung auf die Insel Djurgården: Wald, Wiesen, Villen, Museen, ein Zoo, ein Vergnügungspark – die reine Lebensfreude mitten in der Stadt und doch gefühlt weit draußen.
Sehr weit draußen fühlt sich auch ein Ausflug auf die Schären an, dabei dauert die Fahrt mit den Fähren ab der Innenstadt nur eine halbe Stunde – oder länger, je nachdem, wohin es in den Skærgården (Schärengarten) gehen soll.

Wir wohnten auf einer Insel außerhalb des innersten Stadtgebiets im Grünen, waren mit dem Rad in 15 Minuten an der Endstation der Tunelban (U-Bahn) und damit schnell im Zentrum. An manchen Tagen waren wir auch komplett mit dem Rad im Stadtgebiet unterwegs, ein Auto braucht man in Stockholm wirklich nicht. Ferienwohnungen gibt es überall in Stockholm, aber auch ganz besondere Unterkünfte wie ein altes Holzschiff oder ein Gefängnis.
Hier erzähle ich mehr über bestimmte Orte und Erlebnisse.
Tja, und die lästige Fragen nach den lästigen Mücken: Wer direkt am See wohnt oder, noch besser, im Fjäll, sollte Mückenspray und lange, feste Hosen mitnehmen. Ich werde sehr gern gestochen, aber es war noch nie so schlimm, dass wir abends deswegen hätten nach drinnen umziehen wollen. Also: Ja, es gibt Mücken, aber normalerweise bleibt ihre Zahl übersichtlich.

Norwegen kannte ich lange Zeit nur im Süden, weil ich dem Vorurteil glaubte, der Rest des Landes sei wahnsinnig rau und abweisend.
Stimmt nicht!
Diesen Sommer waren wir in der Region um Ålesund unterwegs und es war fantastisch! Berge und Meer gleichzeitig, sehr warmherzige Menschen überall, tolle Wandertouren, ständig freilaufende Tiere aus den umliegenden Höfen – wir hatten eine Menge Spaß. Und keine einzige Mücke, was ja die große Angst viele Skandinavienurlauber ist. Grandiose Natur gibt es in Norwegen definitiv überall, von den Sandstränden im Süden über die tiefen Wälder im Osten bis zu den Fjorden im Westen.
Wunderschöne Städte mit historischem Kern inklusive Kultur wartet auf die, die nicht ständig Mountainbiken und Wandern wollen.


Oslo hat uns gut gefallen, kann aber in meinen Augen Stockholm nicht von der Position der schönsten Hauptstadt vertreiben. Ob Oslo eine der teuersten Städte weltweit ist, kann ich nicht sagen: Ich finde es überall in Skandinavien teuer. Oslo hat, ähnlich wie Stockholm, ein sehr abwechslungsreiches Stadtbild:
Fantastische Parks (Botanischer Garten, Skulpturenpark Ekeberg), eine Festung direkt am Hafen, Wasserfälle mitten in der City, großartige Museen auf der Insel Bygdøy (über die Wikinger, die Entdeckung des Nordpols, das Leben vor hundert Jahren in Norwegen). Oslo macht einfach Spaß, und lässt sich auch mit einem kleinen Budget erkunden. Tipps dazu gebe ich hier.
Mit Ausflugsbooten, die direkt am Rathaus starten, können die kleinen Inselchen direkt vor Oslo besucht werden. Einfach von Insel zu Insel gondeln, jede hat ihren eigenen Charakter. Ein toller Tagesausflug!
Niemand braucht in Oslo ein Auto, vieles ist per Fuß oder Fahrrad erreichbar, sonst gibt es Straßenbahnen. Überall im Stadtgebiet werden Ferienwohnungen angeboten, wer früh bucht, zahlt faire Preise. Für alle, die auch in Norwegens Hauptstadt am liebsten draußen sind, gebe ich hier Tipps weiter.

Warum die NorwegerInnen so glücklich sind (und wir mit ihnen), erzählte ich hier.

Kommen wir zuletzt nach Finnland, das wir tatsächlich erst ein Mal besucht haben, weil die völlig fremde Sprache lange abschreckte. Natürlich sprechen in Finnland fast alle englisch, wie überall in Skandinavien, aber bei Straßenschildern, Namen von Geschäften und Zutatenlisten sind wir Deutschen völlig aufgeschmissen. Finnisch sieht aus, als hätte ein sehr wildes kleines Kind Scrabble gespielt und mit Vorliebe die Buchstaben doppelt eingesetzt. Der Rest ist einfach nur Chaos.
Wer sich halbwegs selbstständig orientieren möchte, sollte nach Südfinnland reisen, ganz besonders in den Schärengürtel: Hier leben fast nur Finnlandschweden, alles ist schwedisch ausgezeichnet, das erleichtert das Verständnis erheblich.


Wir haben die zwei Wochen in unserem großen Ferienhaus mitten in der Natur sehr genossen. Es war so unbeschreiblich friedlich wie noch nirgends sonst auf der Welt. Bereits mehrere Bekannte und Kolleginnen erzählten von dem gleichen Frieden, den sie in Finnland erlebt haben. Keine Ahnung, wieso, aber diesen Eindruck teilen die meisten BesucherInnen.
Helsinki liegt, genau wie Stockholm und Oslo, am Meer, was auch hier den besonderen Reiz ausmacht. Wie immer fahren direkt ab dem Zentrum in enger Taktung Fähren zu den vorgelagerten Inselchen, Suomenlinna ist besonders beliebt. Sonst zeichnet sich Helsinki durch herrschaftliche Gebäude und prächtige Straßen aus, der botanische Garten und viel Wasser rund um die Innenstadt sorgen für eine angenehme Atmosphäre.


Hier teile ich Tipps für einen Einkaufsbummel durch Helsinki.
Wohlfühlen in Finnland, so geht´s erkläre ich hier.
Wer einen Tag in Turku verbringen möchte, findet hier diverse Tipps.
Und wer ein Haus auf den Schären erwischen möchte, kann hier von meinen Erfahrungen lesen.
Und die Mücken? Wir haben nur wenige erlebt, dafür waren sie umso giftiger. Als Entschädigung waren die Menschen alle sehr hilfsbereit und fröhlich, ganz entgegen alter Klischees von depressiven FinnInnen.

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Norwegen ohne Auto: Aktivitäten rund um Volda nahe Alesund

Volda ist eine kleine Stadt südlich von Ålesund, direkt um die Ecke liegt ein Flugplatz, der mehrfach täglich von Oslo angeflogen wird. Diverse Buslinien und zwei Fähren verbinden Volda mit der Umgebung. Wer ohne Auto unterwegs ist, findet hier Ausflugstipps und Ideen für Unternehmungen. Massentourismus ist Volda komplett fremd, aber (fast) alle sprechen fließend und gerne englisch. Es gibt sogar einen Skilift, sodass neben dem in Norwegen üblichen „Querfeldein-Langlauf“ auch Abfahrtsski praktiziert wird.

1.) Den Hausberg von Volda, Rotsethornet, hinauf klettern: Von 0 m auf  570 m
Der Rotsethornet erhebt sich steil hinter Volda am Fjord. NorwegerInnen deklarieren ihn als „leichte Wanderung für Familien mit Vierjährigen, locker für einen Nachmittag machbar, Lebensgefahr“. Ja, so sind sie, die NorwegerInnen: Berge, an deren Felsen man sich mit Seilen und Metallketten hochziehen muss, sind „für Kleinkinder leicht machbar“. Als Nächstes verweisen sie auf die Lebensgefahr an den Hängen zum Fjord hin und erwähnen nebenbei, dass dort schon mehrfach Wandernde in den Tod gestürzt sind. Ja klar.

Also, der Rosethornet ist steil und für Ungeübte nur mit Klettern auf allen Vieren zu erklimmen. Der Ausblick ist wunderbar, wenn es nicht spontan regnet und die Landschaft im Nebel verschwindet – aber das gilt für alle Gipfel in der Region. Auf halber Strecke gibt es eine Schaukel, mit der man fast über den Abgrund schaukeln kann.

2.) Mit der Folkestad-Fähre über den Fjord und den Kornbegsveten hinauf, vorbei am überhängenden Felsen Galten: Von 0 m auf 577 m
Von Volda aus fährt die Folkestad-Fähre in 12 Minuten über den Fjord. An Bauernhöfen vorbei geht es deutlich sanfter als den Rotsethornet hinauf. Der Zwischengipfel Galten lädt zu Fotos über dem Fjord ein. Hinter dem Gipfel des Kornbegsveten liegt eine offene Hütte, in der man sich unterstellen, am Feuer Kaffee kochen und sogar übernachten kann (zumindest sah es schwer nach einem hölzernen Bettgestell aus). Dahinter geht es deutlich steiler auf einem schwer zu erkennenden Pfad zurück zum Fjord hinunter: Soweit möglich den roten Punkten folgen und die Trampelpfade der Schafe nutzen.

3.) Den Melshornet zwischen Volda und Ørsta hinauf wandern: Von 0 m auf 807 m
Von Volda aus beginnt die Wanderung auf den Melshornet entspannt über Schotterwege im Wald. Bald bleiben die Fichten zurück, durch offenes Land führt die Schotterstraße bis zu einem See und einigen (leider verschlossenen) Hütten, die versprengt in der Umgebung liegen. Nach dem See geht es deutlich steiler bergauf, der Weg zum Gipfel besteht später nur noch aus Felsen. Wer einen anderen Weg als die Schotterpiste zurück nach Volda nehmen möchte, folgt den roten „Stikk ut!“-Pfeilen durch sumpfiges Gebiet auf extrem schmalen Pfaden. Einen Weg nach Ørsta hinab haben wir nicht entdecken können.

4.) Mit dem Rad den Voldafjord Richtung Ørsta fahren
Wir starten in Volda am Hafen und folgen der Straße Berkneset den Voldafjord entlang um die Spitze und hinein in den Ørstafjord auf dem Sjøvegen. Links schauen wir über die Fjordlandschaft, rechts ragen die Berge hoch oder es öffnen sich Wiesen mit Bauernhöfen. Zwischendurch pflücken wir Johannisbeeren am Straßenrand und kommen an freilaufenden Hühnern vorbei. Die E39 nehmen wir als Rückweg nach Volda, vorbei am Flughafen Hovden.

5.) Mit dem Bus nach  Ålesund
Die Altstadt von Ålesund brannte 1904 in einer einzigen Nacht lichterloh und wurde anschließend im Jugendstil wieder aufgebaut. Ålesund liegt über mehrere Inseln verteilt kurz vor dem Atlantik, sodass der Blick vom Stadtberg Aksla bis zum Meer schweift. Die Stadt kann gut zu Fuß erkundet werden, nur zum wirklich sehenswerten Aquarium, das 3,7 km außerhalb des Zentrums liegt, zieht sich der Weg etwas. Von Volda aus fährt ein FRAM-Bus mit Fähre und durch Tunnel bis nach Ålesund: Einmal einsteigen, am Ziel wieder aussteigen, sehr zuverlässig.

6.) Mit dem Bus nach Runde
Die Vogelinsel Runde liegt nahe Ålesund im Atlantik. Mit zwei bis drei Mal umsteigen fahren Busse ab Volda nach Runde, dabei überqueren wir die Inselketten mit Brücken und durch Tunnel. Wer zum Runde Fyr (Leuchtturm) und den Vogelfelsen möchte, steigt an der Endstation aus. Ab dem Campingplatz beginnt der Wanderweg über die grasige Insel. Wer wegen der Papageitaucher herkommt: Sie brüten von April bis Ende Juli / Anfang August, den Rest des Jahres leben sie draußen auf dem Meer.

7.) Mit dem Bus nach Nordfjordeid
Diese Tour haben wir nicht unternommen, sie stand aber noch auf dem Plan: Nordfjordeid liegt am Ende des namensgebenden Nordfjords. Die kleine Stadt ist das Zentrum der Fjordpferde, der berühmtesten norwegischen Rasse. Ein süßes historisches Stadtviertel und ein frisch eröffnetes Museum zum größten bisher gefundenen Wikingerboot laden zum Entdecken ein. Wie immer fährt ein FRAM-Bus, entweder mit Fährfahrt nach Folkestad und von dort aus per Bus oder im weiten Bogen mit Umsteigen nach Nordfjordeid.

 

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Warum die NorwegerInnen so glücklich sind – Reisebericht

Hilfe, war es in Deutschland immer schon so zugebaut, eng, laut und hektisch?
Zurück aus Norwegen gibt es einen ordentlichen Kulturschock… Auch, wenn es derzeit „nur“ das drittglücklichste Land der Welt ist (nach Finnland und Dänemark), teile ich meine Eindrücke aus einem Leben, das deutlich freundlicher ist als bei uns.


1.) Ehrlichkeit und Freundlichkeit sind Trumpf
Direkt nach unserer Ankunft, während wir auf den Bus in die Nachbarstadt warteten, kauften wir ein. Und stellten fest: Norwegische Supermärkte erklären Lücken im Warenbestand und entschuldigen sich freiwillig dafür. Obwohl sie nichts dafür können, dass der Hersteller einen Lieferengpass hat. Jegliche Diskussion über „Der Kunde ist in Deutschland kein König, sonst gäbe es weniger Bullshit und mehr Transparenz“ lasse ich an dieser Stelle.


2.) Familienfreundlich sind die NorwegerInnen in jeder Konsequenz
Mir persönlich ist Familienfreundlichkeit ja wurscht, aber die Skandinavier haben es einfach drauf: Hier eine praktische, entspannte Lösung, wie Kinder sicher im Linienbus mitfahren. Kein Gelaber der Politiker, sinnlose Versprechen und fragwürdige Ideen – einfach machen. Im Global Gender Gap steht Norwegen nach Island auf Platz zwei der gerechtesten Länder für Frauenrechte. Konsequent sozial, für alle.


4.) Freiheit für alle, auch für Tiere, soweit möglich

Auf Wanderungen und Radtouren wurden wir oft vom Klingeln der Glocken begleitet: Schafe und Kühe weiden hier einfach querfeldein in Heide und Wald. Hühner hopsen quer durch das Wohngebiet, und wenn eine Straße hindurch führt, die von Joggern und Radfahrern benutzt wird: Ist halt so, sollen sie eben aufpassen. Die SportlerInnen. Und die Hühner.

5.) Sport und Erlebnisse in der freien Natur statt Shopping und Serien anschauen
Wer in Norwegen attraktiv sein möchte, trägt funktionale Kleidung und ist möglichst viel draußen unterwegs. Die Frauen rennen im Stechschritt die Berge rauf und runter, die Männer schieben das Baby zum Einschlafen im Kinderwagen um den See. Hält fit, fördert die Durchblutung und einen klaren Blick auf´s Leben.


6.) Norwegische Männer sind überraschend kommunikativ: Offen, humorvoll, kaum abzubremsen
Mehrfach wurden mein Mann und ich, auch einzeln, von norwegischen Männern festgequatscht: In der Schlange im Supermarkt (bestehend aus maximal drei Personen, Norwegen ist wenig besiedelt), im Park, beim Abschied vom Busfahrer. Als ehemalige Sprachtherapeutin und heutige Veranstaltungs-Fachfrau bin ich naturgemäß ständig am Reden. Im Urlaub versuche ich, als Gast im Land einen guten Eindruck zu hinterlassen: Ich kenne alle notwendige Floskeln, um höflich zu sein und die Menschen nicht aus heiterem Himmel zum Englischsprechen zu zwingen. Vor zwei Jahren in Oslo traf das Gerücht „NorwegerInnen hassen Small-Talk und jede andere Form von Gespräch mit Fremden“ zu. Im ländlichen Norwegen, also dem 98% Rest des Landes, überraschten uns die geselligen Männer. Mein Mann wurde sehr ausgiebig von einem älteren Herrn an der Supermarktkasse inteviewt. Ich wollte in Ålesund nur ein paar aquarellierte Karten kaufen und wurde von dem Künstler in ein Gespräch verwickelt, das ich irgendwann einfach abbrach, weil es kein Ende fand. Im Park unterhalb des Aksla (Ålesund) begann ein Mann eine Unterhaltung mit uns, und ich spielte mit seinem sehr intelligenten Hund. Der jedoch wollte lieber mit meinem Mann spielen, der dazu keine Lust hatte – auch hier würgten wir irgendwann das Gespräch ab, um endlich weiterzukommen. Von dem fast nackten Mann auf dem Rennrad und dem netten Busfahrer fange ich gar nicht erst an.
Kurz: Offen und herzlich mit Fremden umzugehen scheint den Norwegern große Freude zu machen.

Norwegische Busfahrer an einem Umsteigeplatz am Fjord: Erstmal eine Runde schnacken, bevor es weitergeht

7.) Eine gesunde Portion stolz auf die Gemeinschaft und Kultur hebt das Selbstbewusstsein
Die NorwegerInnen sind definitiv patriotisch, so wie alle Skandinavier. Nahrungsmittel sind explizit als norwegisch gekennzeichnet oder verweisen auf eine lange Historie. Überall flattert die Landesfahne, ausländische Markenware ist hier nicht modisch, sondern einfach nicht da (es sei denn, wir befinden uns in einer der wenigen Großstädte, wo es internationale Markenklamotten für die vorbei reisenden Asiaten gibt). Europa finden sie gut, aber nicht so sinnvoll, dass sie ein festes Mitglied sind – zahlen tun sie trotzdem. Sich selbst, die Gesellschaft und Kultur auf eine gesunde Weise gut zu finden und stolz darauf zu sein, macht zufrieden.

Zum Weiterlesen:
Warum die BornholmerInnen so glücklich sind
Günstiger Urlaub in Oslo: Oslo on a Budget

aufmerksam, Gäste & Feste, kreativ

Hej, hej, Midsommar!

Midsommar wird nicht nur in Schweden gefeiert, auch die Dänen sind mit „Sankt Hans Feuern“ am Strand dabei. Die Norweger, die ihre Sprache ja ursprünglich von den Dänen übernommen haben, haben auch die Mittsommertraditionen adoptiert. Dabei ist „Sankt Hans“ der skandinavische Name für Johannes den Täufer, dessen Geburtstag gedacht wird. Auch in Finnland wird die kürzeste Nacht des Jahres mit großen Feuern und Saunabesuchen gefeiert.
So oder so präsentiere ich Ideen zur Gestaltung eines Midsommar-Fests:

  • Draußen sammeln wir im Garten, am Wegesrand oder im Wald Sommerblumen, Gräser und Farn. Daraus arrangieren wir zu Hause kleine Wiesensträuße und winden uns Blumenkränze, die in Schweden durchaus auch von Männern getragen werden.
  • Neben massenhaft Kuchen, am liebsten mit Erdbeeren und Sahne, gibt es Heringssalat und kleine Pellkartoffeln. Die dänische Variante besteht aus kaltem Braten mit Remoulade.
  • Eine Etagère füllen wir mit Rosen, um den Sommer besonders intensiv zu zelebrieren und die Massen von Essen, die auf den Etagen unter und über den Blumen warten, etwas zu kaschieren. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung habe ich hier veröffentlicht.
  • Nach dem Schlemmen folgt eine Runde Frisbee spielen oder ein Spaziergang oder Boule auf dem Rasen.
  • Die langen, hellen Abende genießen wir auf der Terrasse, tanzen, spielen auf der Gitarre und singen dazu oder zünden ein Lagerfeuer an und machen Stockbrot, wenn es eher ein kühler Tag ist.
  • Die passende Musik: Vi elsker vort land (dänisch: Midsommerlied), Sommartider (schwedisch: Sommerzeit), Var ska vi sova i natt (schwedisch: Wo sollen wir heute Nacht schlafen?), Inget stoppar oss nu (schwedisch: Nichts stoppt uns jetzt mehr), das Volvo-Lied (dänisch), Hej hej Monika (schwedisch: Hallo, hallo Monika),   Jag vil vara din Margareta (schwedisch: Ich will dein sein, Margareta). Und der absolute Hit aus unserem Finnlandurlaub letztes Jahr: Diese schreckliche Werbung, die schon wieder gut ist. Und offensichtlich bereits Kultstatus in Finnland hat. Kesä on kreisi!

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Sommerblumen mit skandinavischem Flair

 

Löwenmäulchen liebe ich, weil sie mich an Frauenflachs und Wachtelweizen erinnern – zwei Wildblumen, die für mich sonnige Spaziergänge in Skandinavien bedeuten.
Mit dem wuscheligen Nest aus Kamille, das die Löwenmäulchen bewachen, könnte der Strauß wunderbar vor einem hölzernen Schwedenhaus stehen…

 

 

Snapdragon and camomile remind me of summer in scandinavia. There´s just a coloured wooden house missing…

Verlinkt mit Holunderblütchen, FloralFridayFoto und Freutag.

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Einkaufs-Spaß in Oslo – trotz horrendem Kronen-Kurs

Oslo wird gern die teuerste Stadt der Welt geschimpft. Ob das tatsächlich stimmt, weiß ich nicht, da ich definitiv noch nicht alle Städte dieser Welt bereist habe. Tatsache ist, dass man mit dem doppelten bis dreifachen Preis kalkulieren muss – egal, worum es sich handelt.
Wer es dennoch liebt, sich in schönen Geschäften umzuschauen, sollte einen Plan haben (oder seeeehr viel Geld, aber diese Personen werden meinen Artikel nicht brauchen). In Oslo wimmelt es vor Filialen diverser Ketten, die China-Scheiß zu wilden Preisen verkaufen. Wer also etwas Individuelles und Bezahlbares sucht, braucht eine bessere Idee als gesichtslose Kaufhausketten.


Am liebsten entdecke ich die besten Second-Hand-Shops dieser Welt, weshalb ich mich inzwischen bereits vorher informiere, wo ich welche finden kann. Mein persönliches Highlight ist immer noch Myrorna in Stockholm, Kolargatan 2 nahe der Tunelbaner „Ropsten“.  An dieses Geschäft kam in Oslo niemand heran, aber ich wurde dennoch fündig.
Filialen der Second-Hand-Kette „Fretex“ sind, ebenso wie die Sammelcontainer, in vielen Stadtteilen Oslos zu finden. „Fretex“ verkauft vorrangig Kleidung, eine Filiale im hippen Stadtteil Grünerløkka besuchte ich. Leider gefiel mir die Qualität der Kleidungsstücke überhaupt nicht, vielleicht war es Zufall oder andere Filialen haben ein besseres Angebot.
Überhaupt ist Grünerløkka ein guter Anlaufpunkt für alle, die interessante Geschäfte jenseits des Mainstreams finden möchten. Es gibt diverse weitere Second-Hand-Läden, mir gefiel „Marita“ im Markveien sehr gut. Neben sehr viel Geschirr und skandinavischen Einrichtungsgegenständen wurde vor Kurzem im Keller eine Abteilung für Bekleidung eröffnet. Hier entdeckte ich ein schönes Shirt (dass ich bei einer Woche voller Sonnenschein und Wärme gut gebrauchen konnte) sowie originale norwegische Porzellanbilder. Die Wahrscheinlichkeit, etwas „typisch Norwegisches“ aufzustöbern, ist hoch – und dank der Preise gut bezahlbar.
Im Markveien erkundete ich außerdem die Boutique „Frøken Dianas Salonger“, die sowohl umgenähte Vintage-Stücke als auch neue Kleidung im Vintage-Stil verkauft. Sehr charmant, sehr hochwertig, aber natürlich in einer anderen Preisklasse als „normales Second-Hand“.


Außerdem gibt es wunderschöne Geschäfte, die Blumen und Wohnaccessoires (Mitt lille hjem) oder Blumen und Kleidung (MustangSally) kombinieren.

Natürlich muss ein Skandinavien-Urlaub unbedingt den Besuch einer Wand voll Lakritz und Gummiviecher beinhalten. Jeder Supermarkt hat eine große Auswahl an solchen Boxen, aus denen man sich bedient – bezahlt wird nach Menge. Im Markveien stolperten wir in einen „Yummy Heaven“, der nichts anderes als leere Kohlehydrate mit viel Farbe und Aroma verkauft.
Als Hamburgerin, die viele Sommer ihres Lebens in diversen skandinavischen Orten verbracht hat, bin ich an Lakritz gut gewöhnt. Wobei es in Deutschland kaum Salzlakritz gibt, das diesen Namen verdient. Ganz im Gegensatz zu Skandinavien, wo so intensives Salzlakritz angeboten wird, dass man davon fast weinen muss oder Kopfschmerzen bekommt (ich zitiere bloß, mich schreckt natürlich gar nichts… 😉 ).

Wer also wirklich, wirklich die Reisekasse im Blick behalten muss, die dank Flug, Unterkunft, öffentlichem Nahverkehr, Verpflegung und Museumseintritten täglich strapaziert wird:
Schaut euch bei „Fretex“ und „Marita“ um, kauft ein paar schöne Postkarten und labt euch an Salzlakritz. So viel Spaß muss sein!

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Weltbeste Schweine-Fotos. Ach nee: Oslo-Tipps für Naturfreundinnen

Gerade aus Oslo gelandet muss ich unbedingt von den schönsten Orten erzählen, die auf Freundinnen von Natur, Blumen, Wasser und Kunst warten.

An unserem ersten Tag haben wir nach dem Hinflug erstmal unser Appartement bezogen und eingekauft. Danach sind wir zum Botanisk hage (Botanischen Garten) gelaufen, um sanft den ersten Kontakt zur norwegischen Hauptstadt aufzunehmen. So, wie wir damals in Stockholm am ersten Tag Millesgården besucht haben: Perfekt, um zwischen Blumen und Blicken über die Stadt langsam anzukommen.
Jetzt im Mai hat das nordische Klima unsere Temperaturen eingeholt, auch die Pflanzen sind fast so weit wie in Hamburg. So fanden wir viele wunderschön blühende Stauden und Sträucher und bewunderten diverse Narzissen und Tulpen, die in Deutschland längst verblüht sind.
Sehr lohnend sind die beiden historischen Gewächshäuser (Palmehuset und Victoriahuset) in der Mitte des Parks, sowohl wegen des nostalgischen Charmes als auch wegen der tropischen Vegetation.
Direkt südlich des Zoologischen Museums liegt „Großmutters Garten“. Westlich angrenzend ist ein idyllischer Hang zu finden, der sich perfekt für ein abendliches Picknick eignet (wie uns viele NorwegerInnen vormachten).
Nächste Station der Tunelbanen: Tøyen. Nordwestlich schließt sich Grünerløkka an, ein hippes Viertel mit viel szeniger Gastronomie.

Tags drauf, am Sonntag, machten wir mit den schönsten Parks weiter und wanderten durch den Ekeberg-Park, südlich von Gamlebyen oberhalb des Oslo Fjords gelegen. Wer hinauf will, muss ordentlich den steilen Hang hoch schnaufen. Oben auf dem Höhenzug warten ein ausgedehnter Wald mit verstreuten Skulpturen sowie wunderbare Architektur. Alte Holzhäuser mit einem malerischen Café sind ebenso zu finden wie ein bedeutendes Beispiel norwegischen Minimalismus´. Auf die Kinder wartet ein völlig überfüllter Streichelzoo (voller Kinder, nicht voller Tiere) sowie Ponies zum Im-Kreis-Reiten.


Während wir unterwegs waren, kreiste die ganze Zeit ein Hubschrauber am Himmel. Zufällig stellte sich auch heraus, warum – als wir eher versehentlich an die Rennstrecke der „Tour de Norway“ kamen. Dank meines guten Riechers zischten die Radrenn-Profis später noch zwei Mal an uns vorbei.

Grün und ultimativ historisch ist es auch auf der Festung Akershus, direkt zwischen Sentrum und Oslo-Fjord. Einfach schlendern und die Spuren vergangener Zeiten wirken lassen… ein ruhiges Plätzchen jenseits der Touristenströme ist meist zu finden.
Zu erreichen am besten mit Bus und Trikk (Straßenbahn) am Rådhus plassen (Rathausplatz).

Im Park rund um das königliche Schloss soll man dringend die Wege verlassen und Bäume umarmen, dazu wird man amtlich aufgefordert. Stattdessen saßen wir auf einer Bank, aßen Birnen und beobachteten amüsiert das Treiben der königlichen Angestellten im Schlosshof.
Tunelbanen: Nationaltheatret.

Die Halbinsel Bygdøy ist nicht nur zum Bersten voll mit hochwürdigen Museen rund um die Großartigkeit der Norweger: Wikingerschiffe (Vikingskipshuset), Erreichen des Nord- und Südpols (Polarschiffe Gjøa und Fram), Herumtreiben mit historischen Stroh-Flößen quer über die Weltmeere (Kon-Tiki und Ra) sowie häusliche Betriebsamkeit vor hundert Jahren (Norsk Folkemuseum).
Nein, man kann hier zusätzlich wunderbar spazierengehen und baden. Mindestens einen ganzen Tag einplanen! Wir haben uns gleich zwei Tage Zeit genommen und dafür den ollen Holmenkollen ausgelassen. Wen interessiert schon Skispringen, wenn man auch auf Felsen am Wasser sitzen kann, wo ein Südamerikaner auf seiner Flöte den Walen etwas vorspielt? Also.
Dann ist natürlich das Norsk-Folkemuseum ein Highlight für sich, allerdings unter der Woche etwas arm an Attraktionen. Dafür nicht so voll wie am Wochenende. Und der Blick auf die weltbesten Schweine ist völlig frei.
Hin kommt man per Bus und per Fähre. Letzteres macht natürlich mehr Spaß, ist ja klar. Unbedingt Hin- und Rückfahrt-Kombi-Karte kaufen, das belastet das strapazierte NOK-Konto weniger.

Selbstverständlich findet auch die furchtbar berühmte Vigeland-Anlage im Frogner-Park unsere Beachtung, bestehend aus monumentalen Darstellungen des menschlichen Lebens. Und Leidens. Und Liebens. Und Leidens. Ach, sprach ich schon von Leid? Mir war es etwas zu melodramatisch, auch wenn die schieren Ausmaße der Skulpturen natürlich Respekt verlangen. Viel Natur ist hier nicht, nur JapanerInnen überall.
Tunelbanen: Majorstuen, diverse Buslinien im Kirkeveien.

Das absolute Highlight ist natürlich eine Tour mit der Fähre von Insel zu Insel im Fjord vor Oslo. Nur lieber nicht zu Himmelfahrt. Oder am gleichen Wochenende. Oder überhaupt bei gutem Wetter dann, wenn Oslos EinwohnerInnen selbst frei haben könnten. Sie reißen sich dann nämlich die Klamotten vom Leib, packen Unmengen von Eingweggrills, Strandmatten, Kinderwagen, Bier und noch mehr Einweggrills ein und düsen ab auf die Inseln. Absolut verständlich. Nur leider nicht so idyllisch wie erträumt… Zum Glück verlaufen sich die Massen aus den Booten recht zügig, und wer etwas Ausdauer und gesunde Füße hat, kann weit genug wandern, bis ein ersehntes einsames Plätzchen gefunden ist. Bis zum Aufbruch auf die nächste Insel, wo der Sturm auf schöne, ungestörte Buchten von Neuem beginnt…
Start aller Boote ab Råthus plassen (Radhausplatz).

Am besten während der Himmelfahrts-Woche ist, dass es erst kurz vor Mitternacht dunkel wird. Noch Abends um 21.00 Uhr steht die Sonne hoch am Himmel, und auch wenn die Dämmerung einsetzt, dauert es noch mehrere Stunden, bis es tatsächlich dunkel ist. Und kurz darauf ist es auch schon wieder hell. Ein wunderbares Vor-Midsommar-Gefühl stellt sich ganz schnell ein… bei permanentem Sonnenschein und T-Shirt-Wetter kein Wunder!

aufmerksam, kreativ

Skandinavisches Gipfeltreffen in der U-Bahn

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Unterwegs mit der U-Bahn ergab sich heute eine nette Situation:
Ein Mann mittleren Alters sowie eine ältere Frau stiegen am anderen Ende des Waggons ein und unterhielten sich auf Schwedisch. An der nächsten Station stieg unter anderem eine schicke ältere Dame zu: Sie meldete sich nach einigen Minuten des Zuhörens, indem sie aufstand und sich zu den beiden herüber lehnte, zu Wort: Eine Dänin. Während die drei sich quer durch den Waggon unterhielten und sich die schicke Dame kurz darauf zu den anderen setzte, gab sich gegenüber eine blonde junge Frau Ende zwanzig zu Erkennen: Eine Norwegerin. Nun fingen sie an, miteinander auf drei Sprachen zu kommunizieren, was zu einigen Nachfragen führte. Trotzdem meinte der Mann mittleren Alters sehr zufrieden auf schwedisch, dass die Skandinavier die Mehrheit in der „tunnelbaner“ darstellen würden. Daraufhin musste ich lachen und nicken, sodass die vier dachten, ich gehöre ebenfalls dazu.
Großartig.