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Lektüre für die Seele: Buch „Aloha und alles auf Anfang“ von Annicken R. Day

Wer sich aktuell fragt, was im Leben wirklich wichtig ist, hat vielleicht Lust, es mit diesem Roman zu versuchen:
Maya setzt ihre gesamte Energie für ihre Karriere ein, egal, was das kosten mag. Bis sie an einen Punkt kommt, wo sie die Anweisungen ihres Chefs aus moralischen Gründen nicht umsetzen kann. In beispielloser Ehrlichkeit beantwortet sie die Fragen der ZuschauerInnen eines Kongresses, auch wenn sie schon in dem Moment weiß, dass sie damit ihren beruflichen Selbstmord einleitet. Da sie die Erwartungen ihrer Firma aufgrund eigener Integrität komplett in den Wind geschossen hat, beschließt sie, sich für einige Tage zurückzuziehen und auszuruhen: Schließlich wird sie sowieso keinen Job mehr haben, wenn sie von der Konferenz nach Hause fliegt.
So bleibt sie auf Hawaii, dem Austragungsort der Konferenz, und erlebt dort eine umfassende Transformation ihres Denkens und Fühlens.
In der Schilderung der nächsten Ereignisse streut die Autorin viele philosophische Gedanken ein, die der eigentlich Schatz des Romans sind. Die weitere Handlung fand ich oft unbefriedigend, aber für die Denkanstöße der ersten Kapitel bin ich sehr dankbar. Daher möchte ich einige der Zitate vorstellen:

„Ich habe einfach beschlossen, sämtliche Schubladen (in die Menschen mich stecken möchten) zu ignorieren. (…) Die Menschen glauben, dass die Schubladen, in denen sie ihr Leben verbringen, abgeschlossen oder festzementiert sind, aber in Wirklichkait bestehen sie nur aus Luft. Sie glauben, all die Begrenzungen seien real, aber in Wahrheit sind sie Illusionen. (…) Wenn also Begrenzungen nur Illusionen sind, gibt es sie eigentlich nicht. Was bedeutet, dass wir einfach tun können, worauf wir Lust haben, weil das, von dem wir annehmen, dass es uns hindert, gar nicht wirklich da ist.“

„Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich.“

„Was da spricht, ist das Ego, meine Lieben. Man erkennt es daran, dass es alles tut, um dem Augenblick, in dem ihr euch befindet, die Freude auszusaugen.
Da steht ihr nun im Paradies, barfuß im Sand, und habt allen Grund der Welt, glücklich zu sein und diesen Augenblick zu genießen, und da kommt das Ego mit all den Gründen angehetzt, warum ihr es nicht verdient habt, es so gut zu haben.“

„Eines Morgens fragte Annabelle, die damals gerade einmal fünf war, wie es ist, erwachsen zu sein: „Hast du es auch irgendwann lustig, Mommy?“ wollte sie wissen.“

„Lucy hatte mir ein Motto von sich ans Herz gelegt, und zwar „Fang neu an“, was bedeutet, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und jeden Augenblick als Möglichkeit eines Neustarts zu begreifen.“

aus: „Aloha und alles auf Anfang“, Annicken R. Day

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

Wer selbst Andachten hält und sich Impulse wünscht: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

aufmerksam, feminin, glaubhaft, Presse

Presse: Selbstfürsorge für Angestellte in der Seniorenbetreuung

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Aktivieren“ ermutige ich Angestellte der sozialen Betreuung, wertschätzend mit sich selbst umzugehen. Um eine persönliche Ansprache zu ermöglichen, verfasste ich meine Anregungen als Brief. Hier ein Auszug:

„Meine Liebe,
es tut mir so Leid, von deinem Stresspegel und euren Konflikten im Team zu hören! Wie ärgerlich, dass deine guten Ideen und dein immenser Einsatz so wenig wertgeschätzt werden!

Du wirst lachen: Ich habe mich gestern mal hingesetzt und versucht, mir fünf Aktivitäten einfallen zu lassen, die mir früher (vor dem Job in der Betreuung und vor Corona) Freude gemacht haben. Dachte, das wäre ganz einfach – meine Sehnsucht weist mir den Weg und so. Aber nee, ich fand es richtig schwierig, mich darauf zu fokussieren, was mir Spaß macht, was mein Herz erfüllt, was mich tief durchatmen lässt.
Geht es dir auch so, dass all die Stimmen, die täglich auf dich einstürmen, so viel lauter sind als deine eigene innere Stimme? Dass das, was täglich an dir zieht und zerrt und Aufmerksamkeit beansprucht, noch lange nachhallt – aber deine persönlichen Wünsche oft gar nicht mehr klar zu benennen sind, weil sie unter so viel Anstrengung und Anspannung vergraben liegen?

Ich erlebe das jedenfalls so, und diese Entdeckung hat mich echt entsetzt.
Wie du weißt, bin ich kein Fan von Neujahrsvorsätzen. Aber jetzt frage ich mich doch, was ich tun kann, um im Alltag durchzuhalten – und dabei selbst noch ein schönes Leben zu haben, statt mich für alle anderen ständig aufzureiben.

Als erstes möchte ich einen privaten „Fluchtort“ haben. Einen Ort, wo ich innerlich zur Ruhe komme und Körper und Seele Raum haben, um sich nach einem wilden Tag zu „entknautschen“. Oft fühle ich mich wie ein Blatt Papier, das von anderen zerknickt, zerknäult und zusammengedrückt wird. An meinem „Fluchtort“ möchte ich mir selbst die Möglichkeit geben, mich innerlich zu ent-falten. Wieder ich zu werden, statt von meinen Aufgaben definiert zu werden. Du kennst ja meine Lieblingsbank zwischen den fünf Tannen und der riesigen Buche am Teich, wo ich mich gleich wieder „mehr ich selbst“ fühle. Mal gucken, wo es dafür eine Schlechtwetter-Variante gibt. Und wo für mich Zuhause ein ganz privates Plätzchen bleibt. (…)“

Der komplette Text ist erhältlich in der Ausgabe 1/2022 der Zeitschrift „Aktivieren“
Die blauen Tintenzeichnungen stammen von mir.

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Mein Leben im Kaninchenstall: Warum akzeptieren wir enge Grenzen?

In unserem Alltag sind wir MeisterInnen darin, uns abzufinden:
Wir finden uns ab mit unserem Aussehen, mit unseren Beziehungen, mit unserem Gehalt, mit unseren Familien. Und damit finden wir uns ab mit Einschränkungen und Grenzen und nennen das Ganze „Ist wie´s ist.“ In vielen Fällen ist Kapitulation sinnvoll, damit wir uns nicht täglich an unerreichbaren Zielen und unserem Versagen auf dem Weg dorthin aufreiben.
Aber warum finden wir es normal und gesund, von Gott nichts mehr zu erwarten?
Warum dödeln in unseren Kirchen alle ziellos vor sich hin?
Warum glauben wir das, was wir immer schon geglaubt haben? Oder lassen unsere Beziehung zu Gott sanft einschlafen, nur um uns selbst gelegentlich zu versichern, dass wir immerhin noch „höhere moralische Ansprüche als die anderen“ haben? Frei nach dem Motto „Gott ist mir egal, aber wenigstens schlage ich meine Frau nicht und betrüge nicht bei der Steuererklärung.“
Warum glauben wir, ein kraftvolles Gebetsleben wäre „was für Spinner“?
Warum glauben wir, die Power des Heiligen Geistes wäre „nur etwas für Ausgeflippte“?
Kurz: Warum geben wir uns mit einem Leben grau-in-grau zufrieden? Und wenn schon der Alltag ist, wie er ist: Warum leben wir dann unsere Beziehung zu Gott nicht kraftvoll und hoffnungsvoll? Warum machen wir es uns im Kaninchenstall gemütlich und versichern uns und allen anderen stark gerupften Karnickeln im Gedränge um uns, dass unser Leben so aussehen soll?

Ich bin mir todsicher, dass Gott mit uns allen etwas Größeres vorhat. Mit dem Leben von uns allen, mit den verschnarchten und aussterbenden Kirchen, mit unseren Familien, mit unseren Arbeitsplätzen. Hallo, für so ein ödes Leben wie unseres hätte Jesus sich doch nie kreuzigen lassen und den ganzen Stress mit dem Sterben und Auferstehen durchgezogen! Niemals hätte er gesagt:
„So Leute, das waren wirklich drei heftige Tage, mit Intrigen und Verhören, Folter und Todesangst und stundenlangem Sterben und Trip in die Hölle und zurück. Ich habe die Herausforderung angenommen, stellvertretend für jeden Dreck in eurem Leben zu sterben, jetzt bin ich auferstanden – dann lasst uns mal schön zurück in ein farbloses, enges Leben gehen!“
Natürlich hat Gott etwas Größeres, Bunteres, Kraftvolleres, Gesünderes und Fröhlicheres mit uns vor als diese enttäuschende Darbietung, die wir momentan „Leben“ nennen und mit der wir uns abgefunden haben!

Wie können wir Gott als Ursprung unseres Lebens hier und heute mehr Raum geben? Wie möchte er uns verwandeln und aus engen Denkmustern befreien?
– Welches Unkraut möchte Gott aus deinem Herzen und deinem Leben reißen? Was möchtest du selbst loswerden? Womit soll Gott dich stattdessen füllen?

– Wo glaubst du, dass erstmal das Chaos geordnet werden muss, bevor dein „echtes“ Leben endlich beginnen kann? Gott ist der allmächtige Chaos-Bändiger. Und lässt viel Gutes aus dem scheinbaren Durcheinander wachsen. Versteckst du dich vielleicht hinter der Ausrede, zuerst „innerlich aufräumen“ zu wollen, bevor Gott dich verändern und als Segen benutzen kann? An welchem Punkt möchtest du Gott dein Vertrauen schenken, dass er am besten weiß, wie dein Leben gelingt? Wo lässt du dich herausfordern, statt auszuweichen?

– Im Paradies war die Schlange unterwegs und hat die Harmonie zwischen Gott und Mensch mit Lügen zerstört. Welchen Lügen glaubst du? Was treibt dich weg von Gott? Was gehört in deiner Seele entlarvt und entmachtet, damit Gott sich heilsam in dir entfalten kann?

– Vielleicht herrscht in dir auch einfach nur Leere. Entweder, weil du mit Gott und Glauben nichts anfangen kannst und auf der Suche nach etwas bist, das dich im Innersten befriedigt. Oder du hast Gott aufgegeben und bist seit einiger Zeit planlos in deinem Alltag unterwegs. Zeige Gott deine Leere und bitte ihn, sie mit dem aufzufüllen, was du heute und hier am meisten brauchst.

– Wenn du dein Leben eigentlich ganz in Ordnung, aber etwas langweilig findest: Bitte Gott um Sehnsucht. Bitte Gott, dass er dein Herz öffnet und dir begegnet. Bitte Gott, dass er durch den Heiligen Geist in dir wirkt und dich von Innen heraus erneuert. Dir die Augen öffnet, dich Neues entdecken lässt, dich Spannendes hören lässt, dich Herausforderndes spüren lässt.

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Korinther 1, 7

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.

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Die Liebe überwindet alles

Kreuzstichbild aus Finnland mit schwedischen Text
„Kärleken övervinner allt“
„Die Liebe überwindet alles“

Das Wort „Liebe“ löst in uns zuerst Bilder von glücklichen Paaren aus. Die romantische Liebe hat den Begriff derart besetzt, dass alle anderen Formen der Liebe nachrangig sind:
Selbstliebe, Mutter- oder Vaterliebe, freundschaftliche Zuneigung, spirituelle Liebe. Die „richtige Art“ von Liebe scheint romantisch und sexuell zu sein, alle anderen Bedeutungen müssen dahinter zurück stehen.

„Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende.“ aus der Bibel, erster Brief des Paulus an die Christen in Korinth, Kapitel 13, Vers 7
Wenn wir dieses Zitat lesen, denken wir automatisch daran, wie „die perfekte Liebe“ uns anfeuert, um für unsere Beziehung auch in schwierigen Momenten zu kämpfen. Das höchste Ideal, das wir in der postmodernen Welt haben, ist die umfassende, sexuelle Liebe zu einer anderen Person. Dabei ist mit dem Wort „Liebe“ in diesem Vers überhaupt nicht die Ehefrau oder der Lebensgefährte gemeint.

„Wenn ich in den unterschiedlichsten Sprachen der Welt, ja, sogar in der Sprache der Engel reden kann, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nur wie ein dröhnender Gong oder ein lärmendes Becken. Wenn ich in Gottes Auftrag prophetisch reden kann, alle Geheimnisse Gottes weiß, seine Gedanken erkennen kann und einen Glauben habe, der Berge versetzt, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nichts.
Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere, aber ich habe keine Liebe, dann nützt es mir gar nichts.
Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab.
Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt.
Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende. Die Liebe wird niemals vergehen.“ Erster Korintherbrief Kapitel 13, Verse 1-8

In diesem Kontext redet niemand von zwei Liebenden, von Romantik, Sex, Abenteuer oder einer gemeinsamen Familie. „Die Liebe“ meint hier eine Kombination aus Frieden, Wohlwollen und Respekt. Das, was wir alle im Alltag so dringend brauchen. Das, was uns mit uns selbst, mit Gott und mit unseren Mitmenschen verbindet. Das, was uns zufrieden macht und die Welt zu einem Ort, den alle genießen.
Die Liebe überwindet alles.