aufmerksam, feminin

TERRE DES FEMMES

Wer darüber nachdenkt, was zu erledigen ist, bevor dieses Jahr endgültig Vergangenheit ist: Mir fällt dazu ein, wem ich was spenden wollte – und es im Trubel des Alltags vergaß.
Wer in diesem Jahr noch einmal politisch sein möchte oder sich vornimmt, im neuen Jahr die Frauen überall auf der Welt zu unterstützen (sei es durch Engagement, Spenden oder Unterschriften):
Wie wäre es mit TERRE DES FEMMES?
Wer keine mildtätigen Regungen verspürt, hilft dort durch Unterschriften: Aktuell bei einer Aktion zur Gesetzesänderung zur Vergewaltigung.

Kaum ein Verbrechen in Deutschland wird so selten bestraft wie eine Vergewaltigung – obwohl es eine der häufigsten Formen von Gewalt an Frauen ist: Alle drei Minuten wird in Deutschland eine Frau vergewaltigt! Die Betroffenen leiden oft ein ganzes Leben darunter; die Täter hingegen werden nur in den seltensten Fällen zur Rechenschaft gezogen. Das liegt auch daran, dass viele Betroffene keine Anzeige erstatten. Aus Angst, aus Scham und weil sie kein Vertrauen in den Rechtsstaat mehr haben. Zurecht: Momentan wird nur etwa jeder achte angezeigte Sexualtäter verurteilt, viele Verfahren werden frühzeitig eingestellt.

Gesetzesreform ist dringend notwendig

Das Gesetz zu Vergewaltigung (§177 StGB) weist gravierende Lücken auf. Zum Beispiel kann es sein, dass die Frau „nein“ sagt, sich versteift und die ganze Zeit über weint. Wenn der Täter aber keine Gewalt anwendet und ihr nicht mit „gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben“ droht, liegt im (derzeitigen) Rechtssinne keine Vergewaltigung vor. Die momentane Gesetzeslage führt nicht nur dazu, dass immer weniger Betroffene sich zu einer Anzeige entschließen, sondern steht auch im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtskonventionen wie dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt sowie der UN-Frauenrechtskonvention CEDAW.

Wir fordern, dass diese Gesetzeslücke geschlossen wird. Es ist zwingend notwendig, dass der Paragraph 177 StGB reformiert und zukünftig die Person bestraft wird, die ohne Einverständnis der anderen Person sexuelle Handlungen an ihr vornimmt.

TERRE DES FEMMES

aufmerksam

Dringend! LogopädInnen unterstützen – Petition an den Bundestag

Die laufende Petition an den Bundstag bezüglich der Vergütung der LogopädInnen und des steigenden Reallohnverlusts benötigt bis zum 19.04.2013 noch viele Unterstützerinnen und Unterstützer, damit wir die Marke der 50.000 Unterschriften knacken und Gehör finden.
Aktuell dümpeln wir bei 12.841 Mitzeichnern – angesichts der ablaufenden Frist fürchte ich, dass diese einmalige Chance kein Erfolg wird, was ich sehr schade fände.
Deswegen die herzliche Bitte an alle Leserinnen und Leser, fünf Minuten Zeit unserem Ruf nach fairer Vergütung zu widmen.
Genauere Informationen sind zu finden unter https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_03/_11/Petition_40612.nc.html

 

Text der Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen,
– dass die Grundlohnsummenanbindung der logopädischen Vergütung aufgehoben wird,
– dass die Vergütung der logopäd. Versorgung einen Ost-West-Angleich erfährt,
– dass die Beihilfesätze für die logopäd. Behandlung auf den 1,8-fachen Satz der GKV-Vergütung angehoben werden,
– dass die Erf. der Informationspflicht der ärztl.Selbstverwaltung in Bezug auf die Regelungen für die Heilmittelverordnung vierteljährlich kontrolliert wird.

Begründung

Noch immer ist die Entlohnung der logopädischen Leistungen äußerst niedrig, an die Grundlohnsumme gebunden und es besteht ein Ost-West-Gefälle. Eine so niedrige Vergütung wie bisher (für die 45-minütige Einzelbehandlung: 24 Euro (in Brandenburg und Sachsen-Anhalt) bis 38 Euro (im Saarland)) gefährdet jedoch auf Dauer die Versorgung der Bevölkerung, die aufgrund des demographischen Wandels und der Zunahme von neurodegenerativen Erkrankungen (Schlaganfall, Parkinson, Demenz) in den nächsten Jahren immer mehr Logopädie benötigen wird. Darüber hinaus mussten viele LogopädInnen bereits ihre Rücklagen aufbrauchen und z.T. ihre Altersversorgung verkaufen. Somit ist die Gefahr der Altersarmut in diesem Berufszweig hoch. Da seit dem Jahr 2000 die Inflationsrate stets oberhalb der Grundlohnsummensteigerungsrate liegt, ist ein Reallohnverlust entstanden.
Die Grundlohnsummenbindung, also die von der Regierung errechnete maximale Gebührenerhöhung für Heilmittelerbringer für das Folgejahr, ist angesichts der Vergütungsanpassung im ärztlichen und stationär-klinischen Bereich nicht mehr zeitgemäß. Daher fordere ich die Lösung der logopädischen Vergütung von der Grundlohnsumme.
Um die Versorgung von Beamten sicherzustellen, müssen die Beihilfesätze angehoben werden auf den 1,8-fachen Satz der Vergütung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Die Beihilfesätze sind seit 12 Jahren unverändert.
Immer wieder wird deutlich, dass die niedergelassenen Ärzte keine ausreichenden Informationen über die gesetzlichen Neuregelungen der Heilmittelversorgung erhalten (z.B. Praxisbesonderheiten, Langfristverordnungen, Richtgrößen), sondern pauschal von Regressen bedroht werden. Dies gefährdet langfristig die Versorgung der Betroffenen, insbesondere von Kindern mit logopädischem Therapiebedarf. Daher erscheint es mir unverzichtbar, künftig die Erfüllung der Informationspflicht der ärztlichen Selbstverwaltung von einer unabhängigen Stelle vierteljährlich kontrollieren zu lassen.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Internationaler Frauentag

Ich habe bereits erwähnt, dass man mit der Frage „Ist das jetzt höflich, freundlich – oder nicht?“ sexistische Verhaltensweisen schnell als solche entlarven kann.
Ob sozialer Druck in einem bestimmten Bereich frauenfeindlich ist, lässt sich ebenso leicht klären, indem Sie sich umschauen und ganz gelassen fragen:
„Machen Männer das eigentlich auch?“
Wenn die Antwort „nein“ lautet, haben Sie es höchstwahrscheinlich mit etwas zu tun, das wir militante Feministinnen gerne als gequirlte Scheiße bezeichnen.

 

aus: „how to be a woman – WIE ICH LERNTE, EINE FRAU ZU SEIN“ von Caitlin Moran

aufmerksam

Umgang der Krankenkassen mit TherapeutInnen

LogopädInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen wird die Arbeit durch ausufernde bürokratische Maßnahmen erschwert. Statt sich voll auf eine individuelle, kompetente Behandlung der Patienten konzentrieren zu können, verbraucht die tägliche Büroarbeit immer mehr unbezahlte Arbeitszeit. Die neuen Heilmittelrichtlinien der Krankenkassen beziehen sich darauf, wie Verordnungen des Arztes an die Therapeuten auszufüllen sind. Dabei ist es inzwischen von größer Wichtigkeit, ob ein Kreuzchen fehlt oder die ärztliche Formulierung der Leitsymptomatik minimal vom Indikationsschlüssel abweicht. Wenn ja, muss die Logopädin im eigenen Interesse so lange der Rezept-Änderung hinterher sein, bis alles perfekt stimmt – und die Frage, was „korrekt“ bedeutet, ändert sich von Seiten der Kassen häufiger, als man sich an die Vorgaben gewöhnen kann.
Sollte die Therapeutin eine Kleinigkeit übersehen und die Dreistigkeit besitzen, statt des bürokratischen Wahnsinns einfach den Patienten zu behandeln, wird sie dadurch bestraft, dass die Kosten der bereits stattgefundenen Therapie-Einheiten nicht bezahlt werden.
Was bedeutet: Der Patient bezahlt die Kasse, die Kasse jedoch nicht die Therapeutin.
Darunter leidet sowohl die Qualität der Therapie (weil Logopädinnen zu bürokratischen Prinzipienreitern werden müssen, statt ihrer Kompetenzen gemäß zu agieren) als auch die Versorgung der Patienten. Ebenso ist das Verhältnis zwischen verordnenden Ärzten und Logopädinnen zunehmend angespannt, da ungültige Verordnungen vom Arzt wiederholt geändert werden müssen, bis die Krankenkasse zufrieden ist und die Logopädin ihrer Arbeit nachkommen kann.

Mehr dazu unter Frontal 21 von Minute 8 – 17, Sendung vom 22. 05. 2012

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Wann die Emanzipation der Frau erreicht sein wird

Gestern fand ich beim Aufräumen einen Zettel, den ich 2004 in Lübeck an der Tür hängen hatte – das Zitat gefällt mir heute genauso wie damals:

„Wissen Sie,“ pflegte Jo dann zu sagen,
„Frauen und Männer werden erst dann wirklich gleichberechtigt sein,
wenn auf einem bedeutenden Posten eine inkompetente Frau sitzt.“

 

aus: Ildikó von Kürthy, „Mondscheintarif“

aufmerksam

Nette Begegnungen

Die erste Begegnung: Als ich heute im Zug zurück nach Hamburg Löcher in die Luft starrte und dabei versuchte, die Tatsache zu verarbeiten, dass eine wunderschöne Urlaubswoche voller gemeinsamer Unternehmungen schon vorbei war, meinte die Dame neben mir:
„Hier, wollen Sie was lesen? (zeigte mir eine Zeitschrift) Die ist zwar nicht mehr aktuell, aber macht nichts. Sie sehen ja so traurig aus.“
Dass der „Focus“, den sie mir hinhielt, alles andere als erbauliche Lektüre war und von Katastrophenberichten aus allen Ecken der Welt nur so überquoll, entging ihr offenbar. Trotzdem nahm ich das Angebot dankbar an und las einen Bericht über das Sterben eines deutschen Pädagogen (danach ging es mir erst recht so richtig schlecht) und über die aufgetauchte Rezeptur der ursprünglichen Coca-Cola (danach war ich innerlich wenigstens wieder auf dem Nullpunkt). Das Angebot, die andere Ausgabe des „Focus“ ebenfalls lesen zu dürfen, lehnte ich dann aber ab…

Die zweite Begegnung: Was war der erste Geruch, der mich zurück in Hamburg empfing (abgesehen von den verschwitzen Japanern vor mir)? Der von Fischbrötchen! Ich mag keine Fischbrötchen, aber trotzdem fühlte ich mich in gewisser Weise zu Hause.

Die dritte Begegnung: Wenige Sekunden nach dem Fischbrötchen-Duft rief jemand „Frau Krüeeeerke!“ über den Bahnsteig. Ich drehte mich suchend um und entdeckte eine Mutter mit ihrem Sohn, der bei mir in logopädischer Therapie ist – also schnackten wir einen Moment. Sie kamen auch gerade aus dem Urlaub zurück und warteten auf ihre S-Bahn, die vom benachbarten Gleis meiner S-Bahn abfuhr.

So war ich mit dem Umstand, nach einer Woche Gemeinschaft pur wieder allein unterwegs zu sein, zumindest etwas versöhnt.

 

Handtasche

 

 

aufmerksam

Kindermund: Wilde Tiere

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich lernte neulich, dass es wilde Tiere gibt, die „Korpssion“ heißen.

Außerdem ist das Erlernen fremder Sprachen, in diesem Fall des Deutschen, wegen der „Schatz-Wörter“ so langwierig – erklärte mir die Mutter eines Mädchens.
Ich fragte nach.
„Ja, wegen der Wörter-Schatz.“
Nun ahnte ich, dass sie den „Wortschatz“ meint – zugegebenermaßen ein recht ominöses und fast poetisches Wort, man könnte es auch „Wortwissen“ oder „Begriffsmenge“ nennen.

aufmerksam

Kindermund: Trauben-Träume

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Wir üben die Artikel mit Obst aus Plastik. Das Mädchen staunt darüber, wie echt die „Weinkräumen“ aussehen. Da sie /tr/ mit /kr/ vertauscht, wollte sie wahrscheinlich „Weinträumen“ sagen.
Ein schönes Wort, viel besser als die langweiligen „Weintrauben“.

 

Die Mutter eines Patienten (gebürtig aus Russland) berichtet mir auf dramatische Weise, wie heftig sie die letzten Tage unter einem grippalen Infekt gelitten habe.
Sie schließt mit den Worten „Ich war nicht mehr ganz dicht!“