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Der Garten von Alma de l’Aigle

Gestern besuchte ich im Rahmen eines literarischen Rundgangs, gestaltet vom Stadtteilarchiv Eppendorf, den Garten von Alma de l’Aigle.

Ich hatte von einem verwunschenen Garten geträumt, der der Öffentlichkeit verborgen ist und nur im Rahmen dieser Führung geöffnet wird – dem war leider nicht so. Ein Großteil des ursprünglichen Gartens war Anfang der 90ger Jahre dem Wohnungsbau zum Opfer gefallen, sodass heute nur noch das hintere Teilstück des Gartens erhalten ist. Es befindet sich auf dem Gelände der „Anscharhöhe“, einem sozialen Träger mit verschiedenen Pflegeeinrichtungen. (http://www.anscharhoehe.de/)

Der Vater von Alma de l’Aigle, Dr. jur. Friedrich Alexander de l`Aigle, hatte vom zunehmend lauter und enger werdenden Stadtleben genug und erwarb 1888 ein ca. 8000qm großes Grundstück vor den Toren Hamburgs von einem Bauern. Dort legte er einen Garten an und versuchte der damaligen Reformbewegung gemäß, sich und seine Familie weitestgehend autark zu ernähren. Er konnte von der Hälfte seines ehemaligen Gehalts als Pensionär leben und erwirtschaftete durch die alten Obstgehölze, die aus ganz Europa stammten, im Sommer einen zusätzlichen Gewinn. Seine drei Töchter waren intelligent und begabt und wurden, soweit ich es vom gestrigen Vortrag erinnere, alle Lehrerinnen. Dabei hatten sie für damalige Zeiten sehr freie Ansichten und gestalteten die Bildung der Kinder nach eigenen Maßstäben. So durften die Kinder im Unterricht jede Körperhaltung einnehmen, die ihnen gefiel und diese immer wieder wechseln. In Zeiten von Disziplin und Gehorsam waren dies sehr ungewöhnliche Maßnahmen. Eine Zeitzeugin berichtete aus ihrer Schulzeit und erzählte, dass sie und ihre Mitschüler immer zum Kichern nach draußen geschickt wurden, wenn sie der Drang zum Lachen überkam. Verglichen mit damals üblichen Vorgehensweisen gegenüber ungebärdigem Benehmen waren dies sehr freundliche Regeln. Die Töchter veranstalteten Tanzabende und Feste in dem Garten, und Alma schrieb bezaubernde Bücher über den Garten, die Rosen und für Kinder über die darin lebende Tiere. Da jedoch später keine der Damen im Haus der (inzwischen verstorbenen) Eltern wohnte, verwilderte der Garten zusehends, während sie ihm ab und zu Besuche abstatteten. Keine der Schwestern heiratete, obgleich sie viele Verehrer zu haben schienen.

Leider konnte der Garten als Ganzes trotz entsprechender Verfügungen im Testament nicht der Nachwelt erhalten bleiben, aber ein Rest ist zu besichtigen – wenn man im Lokstedter Weg 100 in den Durchgang zur Anscharhöhe einbiegt und sich dann hinter dem alten Wirtschaftsgebäude links hält, findet man ihn.

 

 

 

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Herrenhäuser nahe Hamburg

Nahe Hamburg liegen in der Nähe von Bargteheide und Ahrensburg zwei schöne Güter: Schloss Tremsbüttel und Gut Jersbek.
Der Park von Schloss Tremsbüttel, das in ein Tagungshotel mit einem standesamtlichen Zimmer zum Heiraten umgewandelt wurde, lässt sich ein kleiner Spaziergang unternehmen: Die Anlage besteht aus blühenden Wiesen um einen Teich mit altem Baumbestand ebenso wie aus Gestaltungslementen der letzten Jahre. Leider ist das Rauschen der nahen Autobahn recht deutlich zu hören, sodass wir nicht lange verweilten.
Im Jagdzimmer (überflüssigerweise in „Lounge“ umbenannt) lassen sich Tee und Torten genießen, die hellen Säle mit Blick auf den Garten sind meist für Gruppen reserviert. Der uns bedienende Hotelfachmann erzählte uns Wissenswertes zum Gebäude und seiner Geschichte.

Weitere Impressionen unter http://www.tremsbuettel.de/

 

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In Jersbek lässt sich das Gut nicht anschauen, da es im Privatbesitz ist. Dagegen ist deutlich mehr Raum für Spaziergänge vorhanden, da in der abwechslungsreichen Landschaft eine historische Anlage soweit wie möglich erhalten wurde. Hier können BesucherInnen entdecken, was man sich unter einem (norddeutschen) Barockgarten vorzustellen hat:
Alleen, doppelte Alleen, sich kreuzende Alleen und von Bosketten unterbrochene Alleen.
Desweiteren halbhohe Hecken, haushohe Hecken und wie eine Burgmauer geschnittene Hecken. 😉
Auf einer breiten Allee mit Sichtachse bis in den Wald sind viele Schlüsselblumen zu entdecken, je nach Witterung blühen sie von Ende März bis Mitte April. Beim ersten Versuch Ende April waren sie leider alle längst verblüht, daher lohnt es sich,den Park etwas früher zu besuchen. Den Hinweis dazu hatte ich hier entdeckt:
„Heute überzieht im späten April ein Meer von Schlüsselblumen das Rasenmittelstück der Allee mit zartem Gelb. “
(Zu finden unter http://www.gartenrouten-sh.de/index.php?id=barockgartenjersbek)
An den Park schließt sich ein Buchenwald an, der inzwischen für Verstorbene als „Ruhewald“ gestaltet wurde. Auch eine Gedenkstätte der Vorbesitzer des Guts kann dort entdeckt werden.
In Jersbek lässt es sich im Anschluss noch im „Fasanenhof“ einkehren: Sowohl zur Teezeit als auch am Abend war ich hier bereits zu Gast, schon durch die unmittelbare Nähe lohnt sich der Besuch.

 

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http://www.gartenrouten-sh.de/index.php?id=barockgartenjersbek
„Heute überzieht im späten April ein Meer von Schlüsselblumen das
Rasenmittelstück der Allee mit zartem Gelb. „
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Gute-Laune-Trick 2: Geräusche entdecken und die Gedanken ruhen lassen

Viel zitiert wird der Gedanke der „Achtsamkeit“: Die Umgebung, sich selbst und den Moment wahrzunehmen hilft sowohl, um aus der Grübel-Falle zu entkommen als auch, mit neuer Leichtigkeit und Dankbarkeit auf das eigene Leben zu sehen.
Wer sich Zeit für einen Spaziergang nimmt und unterwegs aufmerksam auf Geräusche lauscht, entdeckt jenseits des Straßenlärms das Zwitschern eines Vogels, das Singen eines Kindes oder das Läuten einer fernen Kirchturmuhr. Die Gegenwart ist das Einzige, was uns berühren kann: In der Vergangenheit und in der Zukunft können unsere Gedanken zwar spazieren gehen, aber nur den gegenwärtigen Moment erleben wir mit allen Sinnen. Wer sich dafür Zeit nimmt, wird mit innerer Ruhe und Zufriedenheit belohnt.

 

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