In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Lydia fand ich den wertvollen Artikel „Wenn ich nicht mehr beten kann“. Wer anhaltende Krisen oder schwierige Krankheiten erlebt bzw. enge FreundInnen darin begleitet, kommt manchmal an den Punkt, an dem es keine Antworten mehr zu geben scheint. Speziell schleichend auftretende Glaubenszweifel verunsichern uns: Sollten wir Gottes Anwesenheit nicht besonders in schweren Phasen intensiv und tröstlich fühlen? Warum scheinen ausgerechnet jetzt unsere Gebete unter der Zimmerdecke festzuhängen?
„Ich hab heut keine Lust zu beten, können wir nicht einfach reden – irgendwo, einfach so?“ singt Albert Frey in diesem Lied: Keine Lust zu beten
Deshalb finde ich es so wichtig, sich mit anderen auszutauschen – ganz ehrlich, auch gerade über die Schwachstellen im eigenen Leben, in denen wir uns besonders dünnhäutig fühlen. Schließlich werden Probleme nur immer verworrener, je länger wir sie geheim halten und im eigenen Kopf im Kreis schwimmen lassen. Natürlich kostet es Überwindung, sich anderen gegenüber zu öffnen und das scheinbare Versagen einzugestehen – dabei geht es im Glauben ja nicht um „Können“ oder „Nicht-Können“, nicht um „Leistung“ oder „Fortschritt“.
Sondern darum, sich begleitet zu wissen -auch an den Tagen, an denen unser göttlicher Begleiter unsichtbar zu sein scheint. Denn selbst, wenn wir Jesus nicht spüren: unsere Glaubensgeschwister sind dennoch da, können für uns beten, uns ermutigen, oder einfach nur die innere Leere aushalten.
Darüber singt Martin Pepper: Ich hör den Ruf / Lazarus:
„Ich bin allein an diesem Ort, man hört kein Flüstern, hört kein Wort,
kein Leben spürt man hier. Die letzte Hilfe kam zu spät, die Hoffnung blieb
vom Wind verweht, dann schloss sich diese Tür.
Es ist ein dumpfes, dunkles Land mit Fesseln fest um mich gespannt,
man hält sich von mir fern. Ich bin vom Leben abgetrennt, ein Name,
den man nicht mehr nennt, ein längst erloschener Stern.
Ich hör ein Rufen vor dem Grab, es klingt wie Jesus, der mir sagt,
Lazarus, steh auf! Ich hab das Leben für dich hier,
lass das Dunkel hinter dir, ich hab dich freigekauft.
Der Weg ist schon für dich gebahnt, auch deine Zweifel sind erkannt,
ein Urteil gibt es nicht.
Ich bin das Leben, das du liebst, ich bin der Wind, mit dem du fliegst,
komm zeig mir dein Gesicht.“
Quelle: Martin Pepper 2013