aufmerksam, feminin, kreativ

Der Weg zum alltagstauglichen und individuellen Kleidungsstil

Der neuste Hit in meinem Kleiderschrank: Pailletten

 

Neulich war ich mit einem blöden Infekt krank und hatte so sehr viel Zeit zum Lesen und Fernsehen – für alles andere war ich viel zu schlapp.
Dabei stolperte ich über eine Sendung, in der Frauen auf der Straße angesprochen wurden, ob sie Lust auf ein professionelles Styling hätten: Mit modischer Kleidung, neuer Frisur und Profi-Make-up.
Die beiden englischen Ladies, die die Frauen ansprachen und berieten, sahen selbst natürlich immer perfekt aus. Sie trugen nie Regenjacken oder wetterfeste, bequeme Schuhe (so wie ich hier in Hamburg sehr häufig). Radfahren bei ständigem Wind brauchten sie auch nicht. Inwieweit die Damen als Vorbild für meine eigene Realität taugen (und die der meisten Leserinnen), ist also stark anzuzweifeln. Keine Ahnung, wie sie in England klarkommen, vielleicht fahren sie ständig Taxi und halten sich nur drinnen auf…
Dass ein professionelles Styling großartig aussieht, aber für die meisten Frauen im Alltag utopisch ist, darüber schrieb ich hier schon einmal.
Dennoch breitete sich während des Zuschauens eine Unzufriedenheit mit dem Inhalt meines Kleiderschranks in mir aus. Naheliegender Weise, denn wessen Kleiderschrank beinhaltet nur Lieblingsstücke und traumhafte Klamotten, die vorteilhaft und alltagstauglich zugleich sind? Die meisten von uns haben jede Menge Pullis und Hosen, die in Ordnung sind, aber nicht großartig. Kann man anziehen, würde uns aber niemand aus dem Wäschekorb stehlen. Oder, was sagt eure Realität?
In den letzten Monaten habe ich viel ausgemistet, damit der Anteil der Lieblingsstücke deutlich höher ist als die Anzahl der sogenannten „Basics“ (wie klassische Jeans, einfarbige Baumwoll-Shirts, schlichte Strickjacken usw.). Auf diese Weise bin ich viel losgeworden, das mich nicht mit Freude erfüllt, wenn ich es aus der Schublade hole. Aber woher die wunderbaren Kleidungsstücke nehmen, die ich stattdessen im Kleiderschrank haben will?

 

 

Für alle, die mit mir ihren „Traum-Kleiderschrank“ verwirklichen wollen,
überlegte ich mir neun Anregungen:

1.) Wie möchte ich wirken?
Was passt zu meiner Persönlichkeit und meiner Figur?
Sportlich, feminin, durchsetzungsstark, fröhlich, leger, romantisch, elegant, sexy?
Welche Schnitte gehören dazu? Welche Materialien passen, um den Eindruck von mir darzustellen, den ich mir wünsche? Gibt es ein Motto, mit dem ich meinen Stil griffig beschreiben kann?

2.) Welche Materialien gefallen mir?
Baumwolle, Viskose, Wolle, Leinen, Seide, Materialmischungen, Kunststoffe?
Wie soll die Kleidung sich anfühlen?
Weich, fließend, flauschig, fest, glänzend, robust, strukturiert, glatt, zart?

3.) Welche Farben stehen mir? Welche Töne mag ich?
Sind die Farben, die mir gefallen, auch die gleichen, in denen ich gut aussehe?
Manche Frauen lieben kräftiges Orange, würden aber in kühlen Farben mit hohem Blauanteil viel frischer und gesünder aussehen. Dann darf das Orange jenseits der Kleidung in der Wohnung als Wandfarbe oder Bettwäsche seinen Auftritt haben.
Andere Frauen fühlen sich grundsätzlich zu dick und verhüllen sich in unförmigen, schwarzen Kleidungsstücken. In einer typgerechten Farbe und schmeichelnden Schnitten wird oft eine wunderbare weibliche Figur unter dem „Versteck“ sichtbar.
Hier lohnt es sich, Freundinnen um Rat und Rückmeldung zu bitten oder eine professionelle Farbberatung auszuprobieren.

4.) Welche Schnitte stehen mir? Wie sind meine Proportionen?
Welche Körperbereiche möchte ich ins Blickfeld rücken, welche lieber optisch zurücktreten lassen?
Welche Länge sollten Oberteile am Saum und an den Ärmeln haben? Wie sollten Ausschnitte geformt sein, wie der Brustbereich? Welche Hosenschnitte unterstützen einen schlanken Eindruck?

5.) Welche Muster mag ich? Welche Muster stehen mir?
Streifen, Karos, Punkte, Blumen, verwischte Farbflecken,…
Wenn ich keine Muster mag, wie gestalte ich dann mein Outfit interessant? Durch spannendes Material, das interessant wirkt. Und durch besondere Schnittführungen wie Drapierungen, raffinierte Ausschnitte, Puffärmel, besondere Details.

6.) Welche Details mag ich?
Wie viele Details überhaupt – eher verspielt oder eher schlicht?
Mag ich kontrastfarbige Nähte oder Säume? Oder auffällige Gürtel, um die Taille zu betonen und damit Proportionen gerade zu rücken? Highlights wie Spitze, glänzende Knöpfe, kleine Perlen, große Anstecker?

7.) Gibt es Schmuck, der zu meinem Wunsch-Aussehen passt?
Habe ich ihn, kann ihn bei einer Freundin ausleihen oder für kleines Geld kaufen?
Passt meine Frisur noch zu mir?
Frauen, die seit vielen Jahren die gleiche Frisur tragen, merken oft nicht, dass sie damit optisch in den Achtzigern oder Neunzigern stecken geblieben sind und entsprechend unvorteilhaft wirken. Allein der Wechsel des Friseursalons und eine neue Beratung durch eine fremde Person können viel bewirken.

8.) Wie sieht es eigentlich in der Unterwäsche-Schublade aus?
Alle ausgeleierten BHs und Höschen können weg, alle farblos gewordenen auch. Was am Bauch drückt oder sichtbare Slip-Linien am Po verursacht, gehört sowieso in die Tonne. Da über 70% der Frauen die falsche BH-Größe tragen, sollte im nächsten Kaufhaus eine nett aussehende Verkäuferin um Rat gebeten werden. Einfach ein paar BHs der Lieblingsmarke anprobieren und den Profi einschätzen lassen, ob es passt oder nicht. Wer sparen muss, schaut sich anschließend in der Schlussverkaufs-Ecke um, ob es ein entsprechendes Exemplar zum Ausprobieren gibt. Durch Veränderung des Gewichts, nach einer Schwangerschaft und nach Ende der Stillzeit ändert sich natürlicherweise der Körper und braucht andere Unterstützung als bisher.
Denn: Die schönste Kleidung taugt nichts, wenn der Busen hängt und es am Po kneift.

9.) Wer gerade kein Geld für solche Raffinessen hat, aber dennoch Ballast loswerden will, kann erstmal alles ausmisten, was unvorteilhaft aussieht.
Alle verbeulten Hosen, alle verwaschenen Shirts, alles was langweilig wirkt, das meiste Schwarze (den wenigsten Personen steht schwarz wirklich, meist hat es eine optische Schutzfunktion). Allein dadurch, dass automatisch nur Lieblingsstücke überbleiben, wird der Blick in den Kleiderschrank am Morgen schon viel positiver ausfallen.

Wer weiß, was sie will, kann viel gezielter einkaufen.
Neues auszuprobieren finde ich einfacher, wenn ich dafür nur wenig Geld ausgebe. Mit auffälligen Stücken aus dem Second-Hand-Laden oder vom Flohmarkt kann ich Experimente wagen, ohne viel dafür zu zahlen. Wenn es mir in den nächsten Monaten doch nicht gefällt, kommt es eben in die Kleiderspende. Wenn es einen festen Platz im Kleiderschrank bekommt und ich viele Komplimente ernte, schaue ich mich vielleicht nach einer hochwertigeren Version um, die ich länger tragen möchte.

Wer vorhandene Kleidung erstmal nur aufpeppen möchte, findet hier viele Anregungen.

 

Bis auf die rote Jeans lauter Neuzugänge in meiner Hosen-Abteilung. Juhu!

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Typberatung einmal anders

Vor sehr vielen Jahren habe ich meinen Jahresurlaub gespart, um die Zeit für eine Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin zu nutzen. Damals reiste ich als überzeugter Frühlingstyp an und musste mich zu Beginn mit meinem Los, ein Sommertyp mit warmen Anteilen zu sein, erst anfreunden. Zu der Zeit trug ich seit Längerem Orangetöne in sämtlichen Varianten und liebte Maigrün heiß und innig. Da ich dazu oft Naturtöne kombinierte, die aus dem Spektrum des Sommers kamen, fiel es meist nicht weiter auf, dass ich zwar warme und kühle Anteile in mir vereine, die kühlen jedoch deutlich überwiegen. Mit der Zeit dunkelten meine honigblonden Haare immer mehr nach, sodass ich mich auf das Urteil der Ausbilderin verließ: Jetzt ist Jetzt, und wenn meine Haare noch vor drei Jahren deutlich warm-golden waren, so lag diese Tatsache nun einmal in der Vergangenheit.
In meiner Jugend war ich dem Irrtum aufgesessen, dass mir sympathische Farben auch zu mir passende Farben sind – und dass die Selbstdiagnose einer damals Sechzehnjährigen nicht unbedingt die Wahrheit trifft, versteht sich wohl von selbst. Nach wie vor erkenne ich mich in meinem damaligen Erleben wieder, am liebsten klare, leuchtende, vitale und durchsetzungsstarke Farben zu wählen. Es entspricht meinem Temperament und dem Wunsch, frei und tatkräftig zu sein.
Auch heute noch wählte ich diese Farben um ihrer Aussage willen, wenn ich nicht längst wüsste, dass sie sich mit meinem Teint einfach nicht vertragen: Je mehr ich arbeite, und das stets drinnen, weshalb meine Haut sehr hell bleibt, fast nie bräunt und meine Haare nur noch selten goldene Strähnen von der Sonne bekommen; desto wichtiger ist es, mich in den Farben des Sommertyps zu bewegen und die warmen Anteile dosiert einzusetzen.
Wie jede Person, die eine Farbberatung erlebt hat, musste ich mich zu Beginn streng umerziehen, beim Kleidungskauf die richtigen Farben zu wählen und das „Hinterher-Weinen“ nach dem, was ich früher trug, bald bleiben zu lassen.
Längst erlebe ich, dass meine Ausstrahlung keineswegs darunter leidet, wenn ich kühle Farben trage – im Gegenteil, da ich sehr offen und herzlich agiere, tun mir die distanzbetonenden Nuancen oft gut. Speziell im professionellen Umfeld genieße ich es, zu besonders „hakeligen“ Terminen in kaltem Anthrazit und elegantem Petrol zu erscheinen. Ich liebe Power-Dressing – es gibt nichts Besseres, als sich Durchsetzungskraft buchstäblich anzuziehen.

Da die eigene Wohnung mit meinem Teint nichts zu tun hat, darf ich hier sämtliche Apricot-Töne, alle Arten von warmem Braun, sattes Gelb und frisches Grasgrün einsetzen. Im Herbst gibt es mehr Kissen und Sofa-Polster in abgestimmten Rostrot- und Orange-Nuancen, als ich sie jemals am Körper tragen könnte. Ich vermisse also nichts.

 

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Dennoch passiert es manchmal, dass traumhaft schöne Kleidung genau in den für mich falschen Farben hergestellt wird – gut für all die Frühlingstypen, von denen ich hoffe, dass sie es zu schätzen wissen… Aber schade für mich, wenn es ausgerechnet diese Bluse oder dieser Pulli nicht in einer Sommer-Typ-tauglichen Variante vorhanden ist.
Da ich zu Gunsten der Umwelt und meines schmalen Gehalts vorrangig Second-Hand kaufe, ist es einfach Glück oder Pech, was gerade im Angebot ist. Ein schönes Stück gibt es grundsätzlich nur einmal in genau diesen Farben, entweder es harmoniert oder eben nicht.
Vor Kurzem entdeckte ich diese zauberhafte Bluse in meinem Lieblings-Second-Hand-Geschäft und musste sie leider dort lassen, weil sie derart warmtonig ist, dass ich sie im Leben nicht tragen kann. Ihr wunderbares Muster ließ mir jedoch während der Flitterwochen keine Ruhe, sodass ich sie, in Hamburg wieder angekommen, doch kaufte.
Nun trägt meine Schneiderbüste, genannt „die Dame“ dieses traumhafte Muster, das aus jedem Pigment „Sommerzeit!“ trompetet. „Die Dame“ steht im Schlafzimmer und hat normalerweise unfertige Kreationen von mir am Leibe, nun dient sie der Dekoration.
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie morgens anschaue und das perfekt komponierte Blumenmuster genießen kann…

 

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Ein Abend für Freundinnen: Typberatung

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Mit einer Freundin widmete ich mich in mehreren Treffen und Mails der Farbberatung, die ich als 2005 zertifizierte Typberaterin durchführen darf:
Zu Beginn ganz klassisch mit den Analysetüchern und anschließend mit den passenden Tüchern aus der ermittelten Farbfamilie, außerdem kümmerten wir uns um die passenden Farben für ihre Businesskleidung (Hosenanzüge und passende Blusen).
Da ich durch meine Tätigkeit als Logopädin, meine privaten Kreativ-Projekte sowie das Engagement in der Kirche vollkommen ausgelastet war, habe ich dafür in der letzten Zeit keine Kapazitäten gehabt.
Umso mehr Spaß machte es, mit der Freundin vor dem Spiegel die Farbtücher an ihrem Gesicht zu testen und zu beobachten, welche Töne ihr besonders schmeicheln. Tags darauf klickte ich auf einer Internetseite für ökologisch einwandfreie Mode schöne Kleidungsstücke in den passenden Farben und Größen zusammen, die sie durchsah und bestellte.
Wir nahmen uns Zeit für eine Prüfung des Kleiderschranks und probierten die angekommenen Kleidungsstücke zusammen mit der vorhandenen Garderobe an.
Zum Schluss kennzeichneten wir den Farbpass von hinten mit passenden Notizen wie „Anzugfarbe“ und „Blusenfarbe“: Einerseits, damit sie die persönlichen „Farbhighlights“ im Geschäft wiederfindet und andererseits, um die schönsten Kombinationen als Gedächtnisstütze griffbereit dabei zu haben.

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