aufmerksam

Kindermund: Kaffee-Zwang

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein türkischer Junge, 5 Jahre alt, mit dem ich schon seit längerem das /sch/ übe, fragt mich nach der Stunde: „Welche Kinder müssen mehr das /sch/ üben, die hellen oder die dunklen?“
Ich schaue fragend, er: „Na, den dunklen Kindern muss man mehr helfen als den hellen, die machen alles richtig!“
Diese Beobachtung des Kindes und die Einteilung in „helle“ und „dunkle“ Kinder hat mich erschreckt. Ich erklärte ihm, dass es auch viele „helle“ Kinder gibt, die zu mir zum Üben kommen.

Ein Mädchen, mit der ich zum Kennenlernen Puppenhaus spielte, erzählte:
„So, und den Eimer, den tu ich erstmal auf die Wann-randa.“ (Veranda)
Später: „Jetzt kommt die Mutter und sagt: Kinder, ihr müsst aufschlafen!“
(Verschränkung der Wörter „einschlafen“ und „aufwachen“)

Wir spielen mit Tieren, unter anderem habe ich ein kleines Stoff-Nilpferd und einen Delphin. Das Kind greift in die Kiste und ruft: „Hey, Flippo!“
(Verschränkung von „Flipper“ und „Hippo“)

Junge, vier Jahre alt, als ich einen Schluck Wasser aus meinem Becher nehme:
„Ist das Kaffee?“
„Nein. Ich trinke Wasser.“
„Doch, du trinkst Kaffee!“
„Nein, schau mal, hier habe ich die Wasserflasche (halte sie hoch). Und in meinem Becher ist kein Kaffee, das ist auch Wasser.“
„Aber du musst doch Kaffee trinken!“
„Ich mag aber keinen Kaffee.“
„Doch!“
„Nein, ich finde Kaffee ekelig!“
„Gar nicht! Alle Großen trinken Kaffee! Du musst Kaffee trinken!“

aufmerksam, glaubhaft

Aktuelle Werbung „Aktion Mensch – 5 Sterne Los“

Auf den aktuellen Plakaten zur Sonderverlosung der „Aktion Mensch“ sind Mami, Papi, Sohn und Tochter abgebildet – beim Spielen mit Tieren der Savanne (Schleichwerbung für „Schleich“-Tiere…). So weit, so klischeehaft.
Was mir auffiel: Wenn ich es richtig erkenne, hat das kleine Mädchen, das sie als Tochter ausgewählt haben, Trisomie 21 (ehemals als „Down-Syndrom“ benannt). Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung – klar, wer fängt damit an, solche wenig klischeehaften Kinder abzubilden, wenn nicht eine Organisation wie „Aktion Mensch“?!
Trotzdem, mich hat es positiv überrascht.

 

http://www.aktion-mensch.de/co/am/pls/lotterie/am.controller?psession=13594420017972721&p_seite=sonderverlosung_p1&p_rubrik=sonderverlosung&pP=J

aufmerksam

Kindermund: Von Pfannkuchen, verstiefelten Katern und Flugschraubern

Wie kreativ der Umgang mit Sprache ist, wird in den folgenden Zitaten von Kindern, mit denen ich als Logopädin arbeite, deutlich – viel Freude beim Lesen!

Ein Junge, 6 Jahre alt, ruft beim Anschauen eines Bilderbuchs freudig überrascht: „Der verstiefelte Kater!!!“

Mädchen, 6 Jahre alt, zeigt mir stolz ihre neue Zahnlücke und erzählt, dass ihre Mutter beim Verlieren ihres Zahns etwas nachgeholfen habe. Sie, ganz stolz und froh:
„Das tute gar nich weh!“
Etwas später: „Und ein Flugschrauber…“ (Hubschrauber)

Junge, 4 Jahre alt, zu einem Rochen: „Das ist ein Pfannkuchen…“
Außerdem ist sein Satzbau oft hinreißend: „Nein, ich kann mich nicht!“
oder auch bezüglich der Seifenblasen: „Noch mal pusten ganz doller!“

Mädchen, 7 Jahre alt, schreibt: „… Dan FraKT eR Di Schafe ob Si wisen wo deR NekSTe BauerhoF isT Dan SaKT das FeRT…“

Ich unterteile mit einem 4 jährigen Jungen Nahrungsmittel, die nacheinander aus einem Stoffbeutel gezogen werden, in Obst und Gemüse. Er holt eine Paprika aus dem Beutel und ruft, als er sie sieht: „Ein Papa!“

Mädchen, 8 Jahre alt, will mir etwas über Bauklötze bzw. Holzsteine erzählen und sagt: „Klötzsteiner“

Junge, 5 Jahre alt, zu einem Huhn: „Dumm und alt und fett.“

Am Ende der Stunde puste ich mit einem Mädchen, 5 Jahre alt, Seifenblasen aus dem Fenster über den Marktplatz. Da kommt ein gelber Hubschrauber, recht tief, in unsere Richtung geflogen.
Sie: „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“
Ich verstehe nicht, was sie meint, und frage nach.
Inzwischen betritt ihre Mutter den Raum, um mit mir die Resultate der Stunde zu besprechen und erklärt: „Die Seepferdchen sind die Kinder aus der anderen Gruppe im Kindergarten.“
Das Mädchen: „Und der Hubschrauber hat so ’ne Farbe wie Deutschland!“
Trotz dieser Auflösung finde ich den Satz „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“ ganz wunderbar.

Mädchen, 9 Jahre alt, als sie nach unserer letzten Stunde den Raum verlässt:
„Tschüß! Ich werd‘ Sie vermissen!“ Da bin ich doch dankbar für meinen anstrengenden, aber sinnvollen Beruf.