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Buchempfehlung: „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker – Eine Online-Omi sagt, wie´ s ist“ von Renate Bergmann

Seit Längerem habe ich vor, das Buch „SuperTex“ von Leon de Winter zu rezensieren, das ich auf Zanzibar in der Bibliothek des „Dhow Palace“ entdeckte. Da ich in der letzten Zeit viel Lektüre las, die deutlich lockerer war, fällt es mir am Feierabend schwer, gute europäische Hochkultur wiederzugeben statt eines netten Unterhaltungsromans…
Im Folgenden soll es um das Buch „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker – Eine Online-Omi sagt, wie´s ist“ von Renate Bergmann gehen: Dann wartet die hohe Kunst eben noch ein bisschen, inzwischen kommt´s auch nicht mehr drauf an!

Renate Bergmann ist eine zweiundachtzigjährigen Dame aus Berlin, vierfache Witwe, und behält stets einen guten Überblick: Zu allen Themen des Lebens hat sie etwas zu sagen, seien es Ordnung und Sauberkeit, aktuelle Mode, die Nachbarn und ihre Gepflogenheiten, die schönsten Freizeitbeschäftigungen oder das Internet. Renate Bergmann kennt sich mit Gockel und Fäßbuck aus und erzählt via Twitter aus ihrem Leben: Wie sie mit ihrer besten Freundin Irene und deren quasi blindem Mann als Fahrer im Koyota durch die Gegend braust („Kurt fährt immer so, dass er die gestrichelte Linie mittig unter sich hat. Hinter uns hupt es am laufenden Band“), um im jeweiligen Supermarkt die „Angebote der Woche“ abzustauben und nebenher allerhand Bekannte zu treffen („Gertrud hat aus alten Auflagen der Gartenstühle Kissen genäht, damit wir uns beim Erzählen gemütlich auf die Einkaufswagen lehnen können“).

Hier die schönsten Zitate aus ihren Tweets, die im Buch als Kapitelüberschriften dienen:

„Gertrud kam unverrichteter Dinge vom Arzt zurück. Sie hat sich drei Stunden so nett im Wartezimmer unterhalten, dass sie vergessen hatte, was sie hat.“

„Ilse und ich fahren manchmal aufs Dorf raus und machen mit dem Rollator Kornkreise ins Feld. Hihi.“

„Kurt hat die AOK-Schipkarte in den Geldautomaten geschoben, und der Alarm ging los. Ich weiß nicht, wann die Polizei uns wieder gehen lässt.“

„Bei uns im Einkaufszänter gibt es ein Spezialgeschäft für Dirnen. Es heißt >Pimkie<.“

„Ich habe nicht den Krieg überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen.“

„Ach, ist das ärgerlich. Heute wäre eine tolle Beerdigung mit Leichenschmaus im Kempinski, und mein schwarzes Kostüm ist in der Reinigung.“

„Ich habe zu Kirsten gesagt, sie soll mich im Garten erschießen, wenn ich wie meine Mutter werde. Jetzt ruft sie. Ich soll in den Garten kommen.“

„Auf dem Nutellaglas steht >75 Gramm gratis<. Glauben Sie das bloß nicht! Sie können sich gar nicht vorstellen, was die im Edeka für ein Theater machen, wenn man das ablöffelt.“

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Preußisch Blau

Wer stilvolle Unterhaltung und lebendige Geschichten aus einer anderen Zeit mag, findet vier schöne Reportagen zum Thema „Gutshöfe in Preußen – damals und heute“ unter folgendem Link:

Ard.Mediathek

Während dessen nehme ich Pullover auseinander und nähe sie anschließend „optisch aufgefrischt“ wieder zusammen, so macht die öde Tätigkeit des Auftrennens und mit-der Hand-Nähens angesichts des vor mir Flimmernden Spaß und ich komme gut voran.

 

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Gut Tremsbüttel nahe Bargteheide
(Seltsam, wie irritierend so eine baumelnde Deutschlandflagge wirkt und negative Gedanken evoziert).