Wieder einmal ganz wunderbar: Helga und Marianne, die beiden Nachbarinnen aus Schleswig-Holstein, klären erneut am Gartenzaun die wichtigen Fragen des Lebens. Die wirklich wichtigen Fragen. Heute: Die Menstruation der Frau. Um es mit Helgas Worten zu sagen: „Deal with it oder schiet di wech!“
Die anhaltende Corona-Pandemie raubt vielen von uns den letzten Nerv. Wir können uns kaum über die Lockerungen der Einschränkungen freuen, weil die Bedrohung weiter über uns hängt. Viele sind genervt, erschöpft, einsam. Die bisher mobilisierte Geduld nimmt ab, Hoffnung schwindet zusehens: Erst geben wir unsere Urlaubspläne auf, dann vertagen wir unsere Lebensträume und richten uns in einem engen Radius ein. Nicht für immer, versichern wir uns, aber langsam verlieren wir unsere innere Stärke.
Daher freute ich mich, als ich zufällig über die Geschichte der Sängerin Tasha Layton und ihres Mannes stolperte: Sie waren zutiefst enttäuscht, weil sie keine Kinder bekommen konnten. Er litt seit Jahren unter chronischen Rückenschmerzen, die ihn extrem einschränkten und seine Fruchtbarkeit beeinflussten. Um den Kreislauf aus Versagen und Hoffnungslosigkeit zu durchbrechen, schrieben sie eine Liste, auf die sie drei Punkte setzten: In diesem Jahr wollen wir nach Afrika reisen, ein neues Haus kaufen (sie wohnen in den USA, da tut man das wohl regelmäßig) und schwanger werden. Bäm. Der Drei-Punkte-Plan für dieses Jahr, Gott. Jetzt sieh zu, wie du das geregelt kriegst! Sie legten die Liste in irgendeine Schublade und lebten ihren Alltag, bis sie plötzlich von Freunden nach Afrika eingeladen wurden, um Bands zu coachen. Erster Traum erfüllt. Dort waren die Rückenschmerzen des Mannes eines Abends so schlimm, dass er sich auf die Bühne kniete, um irgendeine halbwegs erträgliche Position zu finden. Er betete, wieder einmal, dass die Rückenschmerzen aufhören, und -bäm- waren sie weg und kamen nie wieder. Zweiter, eigentlich gar nicht laut formulierter Wunsch erfüllt. Als sie nach der Afrika-Reise zurück kamen, wartete ihr neues Haus auf sie (sie verrieten leider nicht, woher es kam, aber es wartete auf sie). Dritter Traum erfüllt. Und zwei Wochen vor Ende des Jahres waren sie schwanger, weil durch den geheilten Rücken die Spermien besser schwammen (sorry, das ist jetzt sehr salopp). Vierter Traum erfüllt. Bäm, drei Wünsche, ein Jahr, alles erfüllt plus ein Wunsch extra, und das durch Gottes Gnade. Das erzähle ich so schnodderig, weil es mich zutiefst berührt und ich nicht in eine schwülstige Form des Märchen-Erzählens verfallen möchte. Aber es tut so, so gut, endlich mal wieder zu hören, wie Gott eingreift und Leben verändert, und den Fokus weg von meinen Grenzen und hin auf Gottes Möglichkeiten zu richten. Wer mag, schaut sich die Geschichte der beiden hier als Video an.
Mir raubt Corona mit diversen Nebenwirkungen inzwischen wirklich die Lust am Leben und Arbeiten und ich merke, wie die Nerven blank liegen. Daher teile ich mit allen, die Musik mögen, das Lied „The Goodness of God“:
I love You, Lord (Ich liebe dich, Herr) For Your mercy never fails me (Weil deine Gnade mich nie enttäuscht) All my days, I’ve been held in Your hands (Alle meine Tage hälst du mich in deinen Händen) From the moment that I wake up (Vom Moment, wenn ich aufwache) Until I lay my head (Bis ich meinen Kopf hinlege) Oh, I will sing of the goodness of God (Will ich von deiner Güte singen)
Cause all my life You have been faithful (Denn mein ganzes Leben warst du treu) And all my life You have been so, so good (Und mein ganzes Leben warst du so, so gut) With every breath that I am able (Mit jedem Atemzug, zu dem ich fähig bin) Oh, I will sing of the goodness of God (Oh, will ich von der Güte Gottes singen)
I love Your voice (Ich liebe deine Stimme) You have led me through the fire (Du hast mich durch´s Feuer geleitet) And in darkest night You are close like no other (Und in der dunkelsten Nacht bist du dichter als jeder andere) I’ve known You as a Father (Ich kenne dich als Vater) I’ve known You as a Friend (Ich kenne dich als Freund) And I have lived in the goodness of God, yeah (Und ich habe in der Güte Gottes gelebt, yeah)
‚Cause Your goodness is running after, it’s running after me (Denn deine Güte rennt, sie rennt hinter mir her) Your goodness is running after, it’s running after me (Deine Güte rennt, sie rennt hinter mir her) With my life laid down, I’m surrendered now I give You everything
Ein wunderschönes Lied hat mir gestern eine Freundin gezeigt, und ich möchte es gern teilen: Menschen von überall aus englischen Städten singen, über das Internet vereint, gute Wünsche: The UK Blessing Kraftvoll und berührend!
Vor einigen Jahren schrieb ich schon mal, dass sich versunkene Französisch-Kenntnisse unterhaltsam und einfach mit der Karaoke-Show „N´oubliez pas les paroles“ trainieren lassen. Wer den Sender France 2 empfängt, kann die Sendung ab 18:40 Uhr live sehen (täglich bis auf Sonntag). Zwei weitgehend durchschnittliche FranzösInnen treten singend gegeneinander an, wer den Text vergisst oder die passende Liedzeile nicht kennt, fliegt raus. Aber meistens singen sie selig und während dessen läuft der Text über den Monitor, leicht verständlich und gleichzeitig lustig, was wollen wir mehr.
Wer lieber Englisch trainieren möchte und zufällig an Gott glaubt, sollte unbedingt Mike Pilavachi auf Youtube anschauen. Ein sehr humorvoller, griechischer Jugendpastor (nach seinen eigenen Angaben ist er schon seit Noahs Zeiten Jugendpastor) aus England, der die Dinge auf den Punkt bringt. Und perfekt verständliches Englisch spricht, mit sehr viel trockenem Humor. Wer es dennoch lieber mit einer Simultanübersetzung ausprobieren will: Als Einsteigervideo empfehle ich dieses.
Wer sich endlich mal entspannen will, aber aus irgendeinem Grund keine Stille erträgt: Einfach den dänischen Sender dk 4 laufen lassen, und das dänische Nuscheln und Grummeln trägt hervorragend zu einer deutlich verlangsamten Herzfrequenz bei. Ich habe den Verdacht, dass es unmöglich ist, schnell dänisch zu sprechen. Es geht einfach nicht. Wer kein dk 4 empfängt, kann sich zum passenden Kanal bei Youtube flüchten. Oder diese sehr, sehr, sehr lustige dänische Werbung für den öffentlichen Bus anschauen. Oder diese Busreklame. Überhaupt, die Dänen und die Busse: Hier gratulieren sie mit einem Flashmob einem farbigen Busfahrer und singen ein Lied über „dejlig chokolade“ (feine Schokolade, ähem) oder verteilen als Kontrolleure Fastfood im Nachtbus.
Wo wohnt Gott und wie können wir ihm nahe sein? Seit ich in der neuen Gemeinde bin, habe ich morgens regelmäßig ein Lied im Ohr. Während ich frühstücke, lasse ich es laufen und höre der Botschaft zu: Wofür die SängerInnen Gott loben, warum sie ihm danken, wie sie ihn im eigenen Alltag erlebt haben. Dann wohnt Gott in unserer Küche…
Dieses Lied begleitet mich im Laufe des Tages, es ist wie mein persönlicher Wetterbericht: Wenn ich mit einem fröhlichen und dankbaren Lied in den Tag starte, beeinflusst das meinen Blick auf die Welt. Und die Welt schaut ganz anders zurück, als wenn ich ohne ein kraftvolles Lied im Ohr aus dem Haus ginge.
„Meine Hoffnung ist lebendig Mein Fundament in dir beständig Auch wenn mein Verstand begrenzt ist, Trau ich Dir alles zu! Du hast gute Gedanken, die mich fest in dir verankern Und weil ich in deiner Hand bin, Trau ich Dir alles zu!
Denn du machst alles neu Schönheit fällt wie der Regen In dir blüht alles auf Du bist pulsierendes Leben Denn du machst alles neu“
Könige und Priester
So entwickelt sich die Melodie und Botschaft meines Aufsteh-Ohrwurms zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung. Auch abends, wenn ich im Wohnzimmer am Boden liege und meine Verspannungen bearbeite, lasse ich mich von den Gedankenfetzen leiten, die mich zu einem passenden Lied bringen. Oder ich liege während meiner Übungen in der Stille und höre Gott reden, der mich zu Neuem herausfordert. Oder er tröstet und ermutigt mich, damit ich anschließend vertrauensvoll schlafen gehe, nachdem ich meine Hände geöffnet und ihm meine Pläne überlassen habe. Statt mich weiter zu verbeißen und alles krampfhaft allein schaffen zu wollen. Dann wohnt Gott in unserem Wohnzimmer, zwischen der Isomatte zum Turnen und dem Sofa…
„Higher than the mountains that I face Höher als die Berge, denen ich gegenüber stehe Stronger than the power of the grave Stärker als die Macht des Grabs Constant through the trial and the change Gleichbleibend durch Prüfungen und Veränderungen One thing remains, yes, one thing remains Bleibt eine Sache gleich, ja, eins bleibt gleich
Your love never fails Deine Liebe scheitert nie It never gives up Sie gibt niemals auf It never runs out on me Sie geht nie zu Ende“
Jesus Culture
„God is able Gott ist fähig He will never fail Er wird nie scheitern He is almighty God Er ist der allmächtige Gott Greater than all we seek Größer als alles, was wir suchen Greater than all we ask Größer als alles, wonach wir fragen
He has done great things Er hat großartige Dinge getan Lifted up Erhoben He defeated the grave Bekämpfte er das Grab Raised to life Er erstand zum Leben Our God is able Unser Gott ist fähig / allmächtig In His name we overcome In seinem Namen überwinden wir
For the Lord Denn der Herr Our God is able Unser Gott ist allmächtig God is with us Er ist mit uns God is on our side Er ist auf unserer Seite He will make a way Er wird uns einen Weg bahnen“
Hillsong
„Before I spoke a word Bevor ich ein erstes Wort sprach You were singing over me Sangst du über mir You have been so, so good to me Du warst so, so gut zu mir
Before I took a breath Bevor ich einen Atemzug nahm You breathed Your life in me Hauchtest du mir Leben ein You have been so, so kind to me Du warst so, so gut zu mir
Oh the overwhelming, never-ending Oh, die überwältigende, niemals endende Reckless love of God Waghalsige Liebe Gottes Oh, it chases me down Oh, sie verfolgt mich Fights ‚til I’m found Kämpft, bis sie mich findet Leaves the ninety-nine Verlässt die (anderen) Neunundneunzig I couldn’t earn it and I don’t deserve it Ich könnte es nicht verdienen, es steht mir nicht zu Still You give Yourself away Dennoch gibst du dich selbst Oh the overwhelming, never-ending Oh, die überwältigende, niemals endende Reckless love of God Waghalsige Liebe Gottes
There’s no shadow You won’t light up Es gibt keinen Schatten, denn du nicht erhellst Mountain You won’t climb up Keinen Berg, den du nicht erklimmst Coming after me Um mir zu folgen There’s no wall You won’t kick down Es gibt keine Mauer, die du nicht umtrittst Lie You won’t tear down Keine Lüge, die du nicht herunter reißt Coming after me Um mir zu folgen
I couldn’t earn it and I don’t deserve it Ich könnte es nicht verdienen, es steht mir nicht zu Oh the overwhelming, never-ending Oh, die überwältigende, niemals endende Reckless love of God Waghalsige Liebe Gottes“
Ein Film aus Indien hat dieses Jahr bei den Oscars und weiteren Filmfestspielen diverse Preise abgeräumt. Im Kurzfilm „Period. End of sentence“ wird das umfassende Tabu der Menstruation in Indien dargestellt und eine Lösung gezeigt: Dort werden Mädchen nicht aufgeklärt, weder über die hormonellen Abläufe des Zyklus noch über Hygiene, Empfängnisverhütung oder Geburt. Sie gehen während der Blutung nicht in die Schule, sodass sie im Lernfortschritt hinter ihren Mitschülern zurückbleiben und die Abschlussprüfungen nicht oder nur mit schlechten Ergebnissen schaffen. Entsprechend gering sind ihre Chancen auf einen weiteren Schulbesuch sowie auf dem Arbeitsmarkt. Die Mädchen werden in diesen Tagen von ihren Angehörigen nicht berührt, was die Verunsicherung verstärkt. Auch Frauen erleben bis heute, dass ihre Ehemänner sie meiden, während sie bluten. Da beide Geschlechter weder aufgeklärt noch zu einem sachlichen, hygienischen Umgang angeleitet werden, wuchern Mythen und Lügen um die Periode. In den USA sammelten Mädchen Geld, um in einem abgelegenen indischen Dorf eine Produktionsstätte für biologisch abbaubare Hygieneprodukte aufzubauen. Einerseits werden im Rahmen des Projekts die Mädchen und Frauen über ihre körperlichen Vorgänge aufgeklärt, andererseits bringt ihnen die Arbeit in der Fabrik Geld. Auch, wenn es erstmal als „schlechte Arbeit und schlechtes Geld“ von vielen Dorfbewohnern angesehen wird, bleiben die Frauen hartnäckig. Parallel muss sich die Dorfgemeinschaft notgedrungen damit auseinander setzen, wofür denn eigentlich diese „Windeln nicht für Babies“ produziert werden. Und dass die Masche mit der permanenten Scham nicht mehr zieht, wenn die Frauen sich weigern, einen natürlichen Vorgang des Körpers als „böse und tragisch“ anzusehen.
Wer braucht eine Runde Schwung, Ermutigung und Unterstützung? Oder einfach nur ein fröhliches Lied, um endlich alle Fenster zu putzen? Dafür empfehle ich „Sei mein Licht“ von der irischen Band „Rend Collective“. Wer es lieber auf englisch im Original mag: „My Lighthouse“ (tolles Video!) Der mitreißende Rhythmus geht mir seit Tagen im Kopf herum…
Sei mein Licht, deutsch von Andreas Volz, original von Rend Collective
Wenn ich zweifle und kämpf mit mir wenn ich falle bleibst du doch hier. Deine Liebe trägt mich durch, Du bist mein Halt in der rauen See, wooh du bist mein Halt in der rauen See.
Auch im Schweigen bist du stets da, in den Fragen wird dein Wort wahr. Deine Liebe trägt mich durch, Du bist mein Halt in der rauen See, wooh du bist mein Halt in der rauen See.
Sei mein Licht, sei mein Licht. Du strahlst wie ein Leuchtturm, und ich schau auf dich. Sei mein Licht, sei mein Licht. Du gabst das Versprechen: sicher bringst du mich bis ans Land, bis ans Land, bis ans Land, bis ans Land.
Die ganze Welt soll hörn, wie gut du zu uns bist, wie groß und grenzenlos doch deine Gnade ist. Du machst mein Leben reich, mit Liebe füllst du mich. Ich kann nur staunen Herr!
Und ich singe, denn du bist gut. Und ich tanze, denn du bist gut. Und ich rufe laut: Du bist gut, du bist gut zu mir!
Nichts kommt dir jemals gleich, niemand ist so wie du. Der Himmel und das Meer rufen dir jubelnd zu. In meiner tiefsten Nacht strahlst du als helles Licht. Ich kann nur staunen Herr!
Für ruhige Sonntagnachmittage und verregnete Abende: Der schweizer Film „Die göttliche Ordnung“ spielt 1971 in einem beschaulichen Dorf. Von den aktuellen Studentenunruhen, gesellschaftlichen Diskussionen und sich verändernden Lebensperspektiven ist hier nichts zu spüren. Nora ist verheiratet, hat zwei Kinder und führt dem Schwiegervater den Haushalt. Als sie auf der Straße auf die bevorstehende Abstimmung über ein mögliches Frauenwahlrecht angesprochen wird, kann sie mit dem „Kampf zur Befreiung der Frau“ nicht viel anfangen: „Ich fühle mich aber nicht unfrei,“ meint sie. Sie kommt langsam ins Nachdenken, als ihr Mann ihr verbietet, wieder in ihrem Ausbildungsbetrieb als Reisesekretärin zu arbeiten und im örtlichen Frauenverein massiv Stimmung gegen das Frauenwahlrecht gemacht wird. Auch, dass ihre Schwägerin erst ins Erziehungsheim und dann ins Frauengefängnis gesteckt wird, weil sie sich nicht an die engen moralischen Regeln hält, rüttelt sie auf. Doch viele Frauen im Dorf kennen nur, was sie gewohnt sind, und leben in den Grenzen, die es schon immer gab. Erst langsam gerät die weibliche Bevölkerung in Bewegung und die Handlung gewinnt an Tempo. Das legendäre Jahr 1968 jährt sich zum fünfzigsten Mal und der Film lädt dazu ein, sich mit den damaligen Ereignissen und den Auswirkungen bis heute zu beschäftigen. Was bleibt, ist die Tatsache, dass Frauen bis heute gesellschaftlich und sozial nicht gleichberechtigt sind. Zum Teil sind dafür die Männer verantwortlich, die nur ungern auf dem Thron zur Seite rutschen. Zum Teil sind wir Frauen selbst Schuld, wenn uns unser kleines, ruhiges Privatleben wichtiger ist als unbequemes Handeln und konsequentes Stellung-beziehen.
Dank eines grippalen Infekts, der mich und mein Leben vorübergehend lahmlegte, öffnete sich für mich die Welt derer, die gern Fernsehserien schauen. In diesem Fall nutzte ich den Amazon-Account meines Mannes, um mich von ekligen Schmerzen abzulenken. Dabei stolperte ich über die Serie „Good Girls Revolt“: Im Jahr 1969 dürfen in einer modernen Redaktion des Wochenmagazins „News of the Week“ Frauen recherchieren, Kontakte spielen lassen, sich im Archiv vergraben und stundenlang Polizeireviere auf der Suche nach Informationen abtelefonieren. Sie dürfen auch auf der Grundlage ihrer Recherchen eine eigene Darstellung des Themas schreiben. Sie dürfen diese allerdings nicht veröffentlichen, und schon gar nicht unter ihrem Namen. Das tut der ihnen jeweils zugeordnete Journalist, der in der Vorlage der Frauen zwei Kommata ändert und fünf Minuten später den Artikel unter seinem Namen veröffentlichen lässt. Bei gleicher Ausbildung dürfen Frauen nur Rechercheurinnen sein, nie Journalistinnen. Und mit einem Bruchteil des Gehalts dürfen sie auch zufrieden sein. Das macht den hübschen, schlanken Mädchen aber gar nichts aus, denn sie sind schrecklich froh, überhaupt arbeiten zu können – und das in einem derart modernen Büro! Langsam wird ihnen klar, dass ihre beruflichen und persönlichen Lebensumstände nicht so wunderbar und erstrebenswert sind, wie sie bisher glaubten. Den einen dämmert es früher, den anderen später, was innerhalb der Belegschaft zu neuen Dynamiken führt. Die erste (und leider bereits letzte) Staffel endet damit, dass die Frauen sich so weit zusammen raufen, dass sie Beschwerde wegen Ungleichbehandlung gegen ihren Arbeitgeber einreichen und mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gehen. Die Serie lebt von schwungvollen Dialogen, sehr hübschen und sehr schlanken jungen Frauen, kurzen Röcken, viel Sex, tollem Design von der Frisur bis zur Tapete und einer grundlegend guten Laune, egal, wie dramatisch es zwischenzeitig aussieht. Kurz: Es macht Spaß, zuzuschauen.
Vor kurzem lief bei uns eine ähnliche Serie im ZDF namens „Zarah – Die wilden Jahre“. Hier übernimmt eine durchsetzungsstarke Frau 1973 die Position der stellvertretenden Chefredakteurin in Deutschlands fiktiver größter Illustrierten. Zarah ist, ähnlich wie die Hauptdarstellerin in der amerikanischen Variante, ebenfalls schrecklich dünn und trägt genauso enganliegende Kleider und superkurze Röcke. Davon abgesehen weiß sie vom ersten Moment an genau, was sie will. Sie ist bissig, kantig, pfeift auf nette Konversationen und macht sofort deutlich, worin sie ihre Aufgabe in der Redaktion sieht. Im Privatleben ist sie genauso schlecht gelaunt wie im Beruf, und Gefühle sind nicht so ihrs. Damit das Ganze nicht versehentlich in einen dieser oberrealistischen, pessimistischen deutschen Filme abgleitet, muss sie natürlich Sex haben und nackt zu sehen sein, bloß mit einer Frau statt mit einem Mann.
Was nach dem Konsum beider Serien hängen bleibt: Frauen im Fernsehen müssen primär dünn sein, dies deutlich zeigen, und regelmäßig nackt auftreten. Dass die Filme vorrangig Frauen ansprechen sollen, ist an dieser Stelle völlig egal. Die Optik, die alle Filme durchdringt, die Männer machen, muss auch in kritischen Frauenfilmen durchgehalten werden. Wo kommen wir denn da hin, wenn es plötzlich moppelige Frauen im Fernsehen gäbe? Oder welche mit mausbraunem Haar statt roter Mähnen (wie komischerweise beide Hauptdarstellerinnen in Deutschland und USA)? Oder gar Frauen, die nicht eindeutig weiß sind? Nein nein, egal, wie politisch das Thema ist, Frauen sind dünn und oft nackt, das muss so. Auch und gerade in Filmen über Emanzipation. Schließlich weiß ich, Marie Krüerke, ja nicht, wie dünne nackte Frauen aussehen, nachdem ich täglich tausende davon auf Reklametafeln und Zeitschriftenseiten gesehen habe (oder mich selbst im Spiegel…)! Und in den Sechzigern und Siebzigern trugen alle immer superkurze Röcke ohne Strumpfhose, besonders im Winter, wo beide Serien gedreht wurden. Es gab ja keine bodenlangen Walla-walla-Kleider oder wilde Schlaghosen, nein, es gab nur kaum pobedeckende Minis. Ehrlich, die Darstellerinnen müssen beim Dreh chronische Blasenentzündungen gehabt haben. Solch eklige Themen interessiert die Filmcrew aber nicht, das läuft unter „privaten Problemchen“. Offensichtlich haben selbst in Fernsehprojekten, die politische Revolutionen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung darstellen sollen, Männer genug Durchsetzungskraft, dass die herrschenden Schönheitsmerkmale propagiert werden müssen. Und Sexismus in einem Film gegen Sexismus ist nun wirklich Korinthenkackerei.