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Ja oder Nein?

Vor zwei Jahren lernte ich sehr plastisch die Schwierigkeit zwischen „Ja“ und „Nein“ kennen: Für einen Urlaub in Tanzania prägte ich mir auf den langen Flügen einige Grundbegriffe auf Suaheli ein. Diese erinnere ich bis heute gut, nur die Wörter „Ja“ und „Nein“ kann ich immer noch nicht sicher zuordnen: „Ndiyo“ ist „Ja“ und „Hapana“ bedeutet „Nein“, für mich völlig willkürlich.

Ich habe den Eindruck, dass wir im Alltag oft mit diesen grundlegenden Begriffen die meisten Schwierigkeiten haben. Auch und gerade in der Muttersprache…
Oft sagen wir „Ja“ zu Aufgaben, um deren Erledigung uns andere bitten, die wir aber eigentlich unattraktiv finden und ihnen wenig Wichtigkeit beimessen. Dagegen sagen wir zu vielen spannenden, neuen und daher unsicheren Herausforderungen sicherheitshalber lieber „Nein“.
Dabei ist die Frage, ob es sich um Bequemlichkeit im Alltag oder tendenziell weibliche Probleme handelt. Ich behaupte, dass Männer zu Pflichtaufgaben, die ihnen jemand anderes aufdrückt, eher „Nein“ sagen als Frauen, die Ablehnung durch Kolleginnen und Freundinnen befürchten, wenn sie sich verweigern. Ob es Unterschiede gibt, wer lieber und öfter aus der Komfortzone kommt und Neues mit einem „Ja!“ anpackt, weiß ich nicht.
So oder so bin ich zutiefst überzeugt, dass insbesondere wir Frauen sehr davon profitieren, wenn wir mit diesen beiden kleinen und doch so weitreichenden Wörtern anders umgehen.

 

Die meisten von uns wissen, dass reiner Fleiß weder besonders gute Ergebnisse noch ein erfolgreiches Vorankommen im Beruf bedeuten. Dennoch summen wir wie fleißige Bienen im Hintergrund, ohne aufzufallen – weder positiv noch negativ. Wir schaffen viel, stellen unsere Leistung aber nie zur Schau (Im Gegensatz zu Männern, die sich gern für Kleinigkeiten feiern lassen). Und manche von uns lassen sich zusätzlich weitere unattraktive Aufgaben von Kolleginnen und Kollegen aufhalsen, die weitere Fleißarbeit, aber nie den „großen Wurf“ bedeuten. Womit wir weiter schön mit den Kulissen verschmelzen und ganz sicher nie auffallen, erst recht nicht positiv. Es könnte ja sein, dass man uns dann schwierige, neue Aufgaben zutraut, an denen wir scheitern könnten, was so peinlich wäre, dass wir lieber schlecht bezahlt im Hintergrund bleiben.
An dieser Stelle wünsche ich uns Frauen viel öfter ein klares „Nein“ gegenüber Vorgesetzten, KollegInnen, Familienmitgliedern und Freundinnen. Wir können nur gewinnen: Mit einem standfesten Auftreten, mehr Freiheit und mehr Entscheidungsspielraum. Alles super Vorteile – warum trauen wir uns so selten?

Außerdem hoffe ich, dass wir immer öfter „Ja“ zu dem Neuen, Ungewohnten, Verheißungsvollen und Beängstigenden sagen. Dass wir „Ja“ zu unseren Talenten sagen, statt zu unseren Gewohnheiten. Ich erlebe, dass nach einem „Ja“ nur sehr selten gleich Wunder zu leisten sind. Meistens geht es Schritt für Schritt in die neue Aufgabe, sodass wir genug Zeit haben, um uns warm zu spielen. Egal, wie groß die Herausforderung wirkt: Wie alles im Leben beginnt sie mit Kleinigkeiten, nicht mit den ganz großen Veränderungen. Und nur sehr selten bedeutet es, tatsächlich den Beruf von heute auf morgen hinzuschmeißen, in eine fremde Stadt zu ziehen und eine Fernbeziehung zu leben (alles drei auf einmal, natürlich!). Wir stellen uns häufig ein ganz großes Drama vor, wenn es an neue Möglichkeiten geht. Dabei brauchen wir wahrscheinlich lediglich den Arbeitsweg zu ändern. Oder drei Wochenenden mit Fortbildungen verbringen. Oder eine halbe Stunde früher aufstehen. Nur sehr selten reißt uns eine neue Perspektive komplett aus dem Alltag und wir müssen plötzlich in Japan eine Modenschau organisieren. Von heute auf morgen, ohne Japanischkenntnisse, dabei warst du bis gestern sieben Jahre lang Vorschullehrerin und kennst weder Designer noch Models.
Du lachst, aber genau so denken wir oft: Wenn ich diese eine Möglichkeit ergreife, dann ändert sich ja mein ganzes Leben. Total. Für immer. Wie anstrengend!

Lasst es uns wagen, Mädels. Immer öfter. Immer mutiger. Und immer freier. Denn es ist unser Leben zu unseren Bedingungen, zu dem wir „Ja“ sagen. Und die Zwänge der anderen, zu denen wir „Nein“ sagen.

 

Schnecke

Egal, wie langsam es voran geht – du triffst die Entscheidungen.

Mehr Gedanken zu einem ähnlichen Thema: Love it – change it – or leave it

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Das große MUSS und das kleine kann

Gestern entwickelte sich ein Gespräch über meinen Abschied aus dem logopädischen Beruf und mein „experimentelles Jahr“ 2015, indem ich nur das arbeitete, was ich wirklich wollte. Ich sprang als Quereinsteigerin in das Event-Business und war (bzw. bin) im Rahmen von Events für Kinder sowie in der Event-Floristik tätig. Parallel arbeitete ich hilfreiche Lektüre durch und entwickelte einen ganz neuen Blick auf das tägliche sowie das Erwerbsleben. Ich besuchte Seminare, bot Workshops an, gestaltete Veranstaltungen und sammelt viele Inspirationen. Täglich schwamm ich mich von meinem eigenen, alten Ich ein Stück weiter frei.

Das gestrige Gespräch erinnerte mich an einen entscheidenden Wendepunkt in meinem Leben, als ich über das MÜSSEN nachdachte.
Ich muss Geld verdienen (und damit Rechnungen begleichen, Steuern zahlen, etc.), ich muss mich gesund ernähren und ausreichend schlafen. Sicher können noch zwei, drei Beispiele hinzugefügt werden, aber der Punkt ist: Wer sich in Ruhe überlegt, was sie / er tun MUSS, dem fällt bei ehrlicher Beantwortung auf, dass es überraschend wenig Dinge sind. Alles andere sind Punkte, in denen wir uns verpflichtet fühlen, sie zu tun: Unserem eigenen Anspruch gegenüber, unseren moralischen Grundsätzen entsprechend, um anderen zu gefallen, um den Lebensstandard zu halten usw.
Aber wenn es darauf ankäme, das Leben in ein Destillat einzudampfen, dann wären es knapp eine Handvoll Tätigkeiten, die wir tatsächlich MÜSSEN. Alle anderen Verpflichtungen sind bei genauem Hinsehen freiwilliger Natur. Weil wir uns einmal dazu entschieden haben, oder weil wir gar nicht auf die Idee kommen, sie aufzugeben. Oder weil wir lieber den Erwartungen und Anforderungen anderer an uns folgen, als uns den Weg in die Unabhängigkeit zu bahnen.
Für mich war diese Erkenntnis sehr befreiend.
Allein durch dieses rationale Experiment entsteht plötzlich eine Fülle an ungeahnter Freiheit.

Wir erwachsenen Deutschen sind so sehr mit dem beschäftigt, was wir glauben tun zu MÜSSEN, dass alles andere in den Hintergrund gerät. Wenn wir alles abgearbeitet haben, was wir in dieser Stunde / diesem Tag / dieser Woche / diesem Monat / diesem Jahr tun MÜSSEN, dann können wir uns auf das Können und Wollen konzentrieren.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
Bedauerlicher Weise sind wir nach all dem Rackern gar nicht mehr in der Lage, zu schauen, was denn das verbliebene, verschobene Vergnügen wäre. Nicht umsonst sind die erschreckenden Zahlen von Burn-Out und Depressionen in Deutschland so hoch, weil unsere ureigenen Bedürfnisse unter dem Zement der Anforderungen und Erwartungen begraben werden.
Und weil wir das Müssen für wichtiger, drängender und relevanter halten als das Wollen.
Was musst du?
Geld verdienen, essen, duschen, schlafen. Ein Mindestmaß an Hausarbeit, damit wir uns in den eigenen vier Wänden wohl fühlen und saubere Kleidung tragen.
Und sonst?
Was musst du?
Und was glaubst du nur, das du musst, weil andere dich dazu gebracht haben? Diese Liste wird wesentlich länger sein als die des tatsächlichen Müssens.
Wer offen darüber sinniert, wird feststellen, dass es nicht das große MÜSSEN und das kleine wollen gibt. Verglichen mit all den Tätigkeiten, mit denen wir uns auf Trab halten und auf Trab halten lassen, ist das müssen das Kleine und das WOLLEN das Große.

Diese Perspektive erleichtert ungemein, bedeutet aber, unsere Träume als Pflicht uns selbst gegenüber ernst zu nehmen. Love it – change it – or leave it. Liebe es – ändere es – oder verlasse es. Es liegt in deiner Hand.

 

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Der eigene Weg

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„Es  war höchste Zeit, Ansprüche an die Frau geltend zu machen,
die sie sein wollte
– ein Mensch, der bereit war, seinen eigenen Weg zu gehen, ohne sich darum zu scheren, wie andere ihren Erfolg oder ihr Versagen bewerten würden, darunter auch die, die sie liebte.

Sie musste ihren eigenen Lebensentwurf in Angriff nehmen und diesen bis zum Ende verfolgen. Und das ging nicht, indem sie sich versteckte.“

aus: Susan Elizabeth Phillips, „Der schönste Fehler meines Lebens“, blanvalet

Strand

Viele Grüße vom Meer, wo wir trotz Grippe ein schönes Wochenende verbrachten – inklusive anregender Lektüre in einem wunderbaren Hotel. Das obige Zitat habe ich mitgebracht…

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Leerstellen bedeuten manchmal Fülle

Vor Kurzem sprach ich mit Jemandem, der mit mir erfreuliche Neuigkeiten aus seinem Leben teilen wollte. Im Telefonat kamen wir unter anderem darauf, dass sichtbare Erfolge nicht alles sind. Ein Leben jenseits der Komfortzone, und sei es auf Zeit, bedeutet einen ganz neuen Blick auf sich selbst und die eigene Existenz. Wer mutig ins Ungewisse aufbricht, den Alltag hinter sich lässt, jenseits der Routine lebt, erlebt nicht automatisch Höhenflüge und Erfolge. Aber eine Horizonterweiterung, vertiefte Momente und neue Eindrücke.
Mein Gesprächspartner zitierte eine Freundin, die meinte, wenn auf ihrem Lebenslauf Leerstellen stünden, habe sie besonders viel gelernt und sich enorm entwickelt. Wohingegen die geordneten Verhältnisse, die sich viele Personaler auf den Lebensläufen wünschen, von innerem Stillstand zeugen können.
Dabei erlebe ich, dass allein die Tatsache einer fehlenden Routine Kraft kostet. Früher wusste ich genau, wann ich wo sein musste und was ich zu tun hatte. Heute bestimme ich das selbst, und wenn ich unzufrieden mit meinen Fortschritten bin, liegt das zum Teil in meiner Hand und zum Teil an fehlenden Möglichkeiten. Wobei ich grundsätzlich zuerst mich selbst anklage, nicht genug geackert zu haben. Wer jenseits der Komfortzone unterwegs ist, braucht ein gutes Auge für das „Gut genug“.
Ja, ich habe heute nicht alles geschafft. Ja, mein Monatsziel für September wurde nur teilweise erreicht. Ja, mein inneres Ehrgeiz-Barometer schlägt ungleichmäßig aus. Dennoch: Allein das Hinter-sich-lassen unbefriedigender Situationen und das Aufbrechen in neue Möglichkeiten sind viel wert. Sich durchbeißen und die Hoffnung bewahren ist viel wert. Auch, wenn die anvisierten Bestimmungsorte sich außerhalb der Reichweite befinden und finanzieller Erfolg auf sich warten lässt: Das innere Wachstum kann dir niemand nehmen. Was du in diesen Situationen lernst, hättest du durch kein noch so kostspieliges Coaching gewonnen.

„Verlierer sind die anderen. Die, die nichts gewagt haben. Die, die nicht suchten und fragten und hörten, sondern einfach das weitermachten, was sie vorher taten. Koste es, was es wolle. Denen die eigene Gesundheit nicht so kostbar war, dass sie dafür sorgen wollten. Denen der Frust noch immer nicht groß genug war, um etwas ändern zu wollen. Denen ihr persönliches Leben nicht so wichtig war, dass auch sie selbst damit glücklich werden wollten. Denen vielleicht auch eine Menge Geld oder ein bestimmtes Amt wichtiger waren als Gesundheit, Sinn und Segen. (…)“

Kerstin Wendel

aus: „Geliebt, begabt, berufen – Das Berufungsbuch für Frauen“

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Viel zu gewinnen

Es gibt keinen Grund, in Unzufriedenheit zu verharren:
Ob Partnerschaft, Beruf, Wohnsituation, Spannungen in der Familie oder die eigene Gesundheit:
Nichts wird besser, wenn du abwartest. Nichts.
Dieses Leben ist endlich, mehr als du ahnst.
Wir haben keine Zeit zu verlieren – aber viel zu gewinnen.
Es ist kein Grund, wenn du dir vor Augen hälst, dass es anderswo „noch schlechter“ ist.
Das ist keine Entschuldigung – weder für die Umstände, noch für die Täter, noch für die Opfer.
Du hast dein Leben in der Hand: Was machst du daraus?
Hast du jemals erlebt, dass Abwarten langfristig zu positiven Veränderungen führt?
Dass Aushalten eines Tages mit einer Ehrenmedaille belohnt wird?
Dass ständiges „Runterschlucken“ von Unzufriedenheit und Trauer das Leben bunter macht?
Ich nicht.

Natürlich gibt es Momente, in denen Gott im Gebet zu dir sagt: „Warte, ich bin unterwegs, es dauert noch eine Weile.“
Aber bist du dir sicher, dass der Stillstand im Leben daher kommt, dass Gott dich bittet, die Hände in den Schoß zu legen und auf ihn zu vertrauen?
Oder ist es eine ganz andere Macht, die sich darüber freut, wie passiv du bist und wie unbefriedigend dein Leben an dir vorüber zieht?
Dann pack es an und brich, mit Gottes Segen, zu einem weiten Horizont auf und atme die Freiheit.

 

 

Lieblingsstrand Bornholm