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Online-Seminare für SeniorenbetreuerInnen 2023: Kreatives Schreiben, Achtsamkeit und Mottowochen

Für den bpa Niedersachsen leite ich auch im Frühling-Sommer 2023 Online-Seminare.
Für alle MitarbeiterInnen in der Betreuung von SeniorInnen, die rechtzeitig planen wollen, hier der Überblick:

„Mottowochen und Projekttage“ am Freitag, den 24.03. und Freitag, den 31.03.2023
von 9:00 bis 12:00 Uhr, wieder mit Materialpaket

„Kreatives Schreiben“ am Freitag, den 21.04.2023 von 9:00 bis 16:00 Uhr

„Achtsamkeit für Angestellte und SeniorInnen“ am Freitag, den 12.05.2023 von 9:00 bis 16:00 Uhr

Wer nähere Infos wünscht, findet sie in den folgenden Seminarbeschreibungen:

Projektage und Mottowochen: Bunte Bausteine für die Soziale Betreuung

Termin: Freitag, den 24.03. und Freitag, den 31.03.2023 von 9:00 bis 12:00 Uhr
Umfang in Unterrichtseinheiten: 8

Zielgruppe: Angestellte der Sozialen Betreuung, BetreuerInnen in stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegestellen

Ziele:

Sie lernen vielfältige Bausteine kennen, mit denen Sie entweder kompakt einen Projekttag gestalten oder die Sie flexibel in einstündigen Gruppenstunden umsetzen. Dabei steht eine umfassende Aktivierung der Seniorinnen und Senioren im Fokus, die körperliche, kognitive, kreative und emotionale Aspekte umfasst. Sie lernen, ein Thema für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten und erhalten komplette Konzepte, die Sie direkt in der Einrichtung anwenden können. Im Vordergrund stehen vorrangig kognitiv fitte SeniorInnen.

Inhalte:

Französische Woche rund um das Thema „Savoir Vivre“:

Frische Kräuter verarbeiten, Gestaltung einer Modenschau (real und auf Papier), Basteln von kleinen Geschenkverpackungen, politisches Quiz, Nachmittag mit Chansons.

Chinesische Woche über Kunst und Glück:
Einfache Übungen mit Pinsel und Tusche für Schriftzeichen, Basteln eines Fächers, Aktivierung zum Thema „Glückskekse und Glücksfarben“, Vortrag über die Terrakotta-Armee.

Amerikanische Woche entlang der Route 66:
Einfache Englischsstunde gestalten, Quiz entlang der Route 66, Hot-Dogs statt Abendbrot, Grußkarten im amerikanischen Stil basteln, Lagerfeuer, Totem-Pfähle mit Männern anfertigen.

Tag der Wünsche: Emotionalen Themen Raum geben:
Einen Wunschbaum gestalten, über letzte Wünsche sprechen, philosophischen Nachmittag gestalten, Friedensgebet.

Besonderheiten:

Bitte halten Sie eine Schere, Klebe, Pinsel und einen Tuschkasten bereit. Weiteres Material erhalten Sie als Materialpaket per Post, darin befinden sich benötigte Bastelutensilien für die gemeinsamen Aktivitäten während des Seminars.

Anzahl Tage: 2

Unterrichtsstunden: 8

Kreatives Schreiben mit SeniorInnen

Termin: Freitag, den 21.04.2023 von 9:00 bis 16:00 Uhr
Umfang in Unterrichtseinheiten: 8

Zielgruppe: Angestellte der Sozialen Betreuung, BetreuerInnen in stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegestellen

Ziele:

Kreatives Schreiben schließt die Lücke zwischen kognitivem Training und spaßigen Gruppenstunden. Dabei muss nicht zwangsläufig geschrieben werden: Personen mit leichten demenziellen Veränderungen oder Betroffene von einer neurologischen Störung können durch kritzeln, malen und fantasieren ebenfalls teilnehmen.

Im Vordergrund stehen vorrangig kognitiv fitte SeniorInnen.
Sie lernen den Aufbau einer Gruppenstunde kennen, probieren selbst verschiedene Schreibaufgaben aus und entwickeln in der Gruppe schöpferische Anregungen zur kognitiven Aktivierung.

Inhalte:

In diesem Seminar sprechen wir über den Aufbau einer Stunde zum kreativen Schreiben, um innere Hemmungen abzubauen und die Gedanken zum Fließen zu bringen.

Wir erleben unterschiedliche Aufgaben zum Aufwärmen, um die Gruppe in Schwung zu bringen und eine heitere Atmosphäre anzuregen.
Außerdem zeige ich Ihnen, wie ich als Kursleitung mit den SeniorInnen agiere – mit ganz simplen Mitteln.

Einfache Textaufgaben schließen sich an, die wir selbst ausprobieren. Themen wie Farben, Gefühle, Begegnungen mit Tieren oder wundersame Ereignisse sind dabei mögliche Inhalte. Sie können nach dem Seminar direkt mit der Zielgruppe angewandt werden.

Es folgen Übungen zum Schreiben von Gedichten, auch philosophische Themen kommen zu Wort. Dabei können Sie Ihre Texte mit der Gruppe teilen, müssen es aber nicht!

Im Laufe des Seminartags erhalten Sie einen Überblick über ganz unterschiedliche Schreibspiele und Schreibstile. Dabei steht die Freude am Fantasieren im Vordergrund, perfekte Rechtschreibung oder Formulierkünste werden nicht erwartet!

Ein umfangreiches Skript hilft bei der späteren Umsetzung im Betreuungsalltag.

Anzahl Tage: 1

Unterrichtsstunden: 8

Achtsamkeit für Angestellte und SeniorInnen

Termin: Freitag, den 12.05.2023 von 9:00 bis 16:00 Uhr
Umfang in Unterrichtseinheiten: 8

Zielgruppe: Angestellte der Sozialen Betreuung, BetreuerInnen in stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegestellen

Ziele:

In den letzten Jahren erschienen viele Bücher zum Thema „Achtsamkeit“ und plötzlich springt uns dieses Motto überall ins Auge. Doch was können wir uns unter dem Begriff praktisch vorstellen und wie wäre es, wenn aus diesem Trend ein Gewinn für unseren Alltag würde? Vor allem: Ist das nur Esoterik oder kann Achtsamkeit auch ganz handfest erlebt werden?
Gemeinsam erforschen wir die Grundlagen des Themas und lernen unterschiedliche Aufgaben und Übungen kennen. Sie erleben, wie bereits kleine Interventionen für eine Veränderung sorgen und erhalten die nötigen Grundlagen, um die betreuten SeniorInnen in Gruppensettings mit achtsamen Elementen zu begeistern. Im Vordergrund stehen vorrangig kognitiv fitte SeniorInnen.

Inhalte:

Wir entdecken Achtsamkeit als innere Haltung und als konkrete Übung:
Erst für uns als Hilfe im Arbeitsleben, danach für die SeniorInnen als Teil der psychosozialen Betreuung.

Wir probieren unterschiedliche Aufgaben aus, um den aktuellen Moment bewusst zu erleben: Als kleine Pause im hektischen Trubel, aber auch als Intervention in Gruppen und Einzelgesprächen.

Wir lassen unsere persönlichen Sehnsüchte zu Wort kommen und geben unserer Seele Raum, um als Mensch zu leben und nicht nur roboterhaft die täglichen Pflichten abzuarbeiten. Denn wir selbst sind die Ressource, die am Beginn der Anleitung von achtsamen Momenten steht. Dabei dürfen Sie Ihre Gedanken mit der Gruppe teilen, können sie aber auch privat halten.

Für Gruppenstunden mit SeniorInnen gebe ich konkrete Anregungen für Übungen:
Zur Entspannung, zum Austausch, als philosophische Stunde oder spirituelle Aufgabe. Einen Teil der Übungen agieren wir zusammen aus.

Dabei bleiben wir mit den Füßen fest auf dem Boden und Esoterik wird weiträumig umschifft! Ein umfangreiches Skript hilft bei der späteren Umsetzung im Betreuungsalltag.

Anzahl Tage: 1

Unterrichtsstunden: 8

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Verlosung des „Teamkalenders 2023 für Pflege und Betreuung“: Hier kommen die Gewinnerinnen!

Juhu, heute durfte ich die Gewinnerinnen aus der Verlosung ziehen!
Die folgenden fünf Personen haben jeweils einen großen Wandkalender für Angestellte in der Seniorenbetreuung und -pflege gewonnen:

Christin F.
Angela K.
Cosima
Heike S.
Jenny W.

Ein Jahr lang Ermutigung, Humor und Praxistipps durch die bunten Kalenderblätter: Viel Vergnügen mit meinen Impulsen!
Ich schreibe euch direkt eine persönliche Mail. Sollte ich darauf bis zum 06.10. keine Antwort erhalten, wohin der Team-Kalender 2023 verschickt werden soll, lose ich erneut aus. Der Versand erfolgt direkt durch den Verlag Vincentz Network, der die inspirierenden Kalender zur Verfügung gestellt hat. Als Urheberin des Konzepts und Autorin der Texte hoffe ich, dass er im kommenden Jahr gute Impulse an all meine Kolleginnen im deutschsprachigen Raum weitergibt!

Wer kein Glück hatte: Der Kalender ist im Buchhandel und online erhältlich, ab 10 Exemplaren gibt es Rabatte!

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Ein gelungenes Experiment: Osterfeuer mit unternehmungslustigen SeniorInnen

Ich hatte heute den Spaß meines Lebens (wieder einmal, auch wenn das in den letzten zwei Jahren sehr selten der Fall war).
Aus einer meiner fröhlichen Launen heraus fragte ich den Direktor der Senioren-Residenz, ob wir nicht zu Ostern ein Feuer organisieren könnten. Und da er sicherlich nicht wolle, dass wir dabei „versehentlich“ für immer und ewig die Terrassensteine verkohlen, würde es sich doch lohnen, ein bis zwei Feuerschalen anzuschaffen: Spätestens zum Sommerfest beim Grillen, zum Laternelaufen im Herbst und zum Basar im Advent könnte man sie erneut einsetzen, überhaupt – wie haben wir je ohne Feuerschalen unseren Job in der Betreuung und Veranstaltungsorganisation machen können? Ökologisch ganz bäh-bäh wegen des ganzen CO2-Ausstoßes, aber was tun wir nicht zur Freude hochaltriger Menschen?! Eben.
Kurz: Wir durften.

Es folgten 80.000 Dramen, wie immer in unserem Arbeitsalltag, aber wir überwanden sie alle. Dachten wir.
Am Ende nahte der Gründonnerstag mit 18° C und leichter Bewölkung.
Ich fuhr vormittags noch fix zum Discounter, um 7 Paletten mit Sommerstauden für unseren internen Bauerngarten (ich liiiiiebe Lobelien: Dankbar bis zum Herbst und Hummel-Magneten) und jede Menge Salzbrezeln, Blätterteiggebäck und Ostereier zu kaufen: Sollte das Feuer zu schnell runterbrennen, gar nicht brennen, im Regen versinken oder ununterbrochen qualmen, wollte ich damit alle ablenken und bei Laune halten. Mit einigen Verrenkungen schaffte ich die sperrige Ladung auf dem Fahrrad in die Einrichtung, wo sich inzwischen alle sehr viele sehr hypothetische Sorgen über alles machten, was möglicherweise in der brenzligen Kombination SeniorInnen – offenes Feuer – fehlende Haustechniker passieren könnte.
Dafür hatte ich keine Zeit, ich musste mal fix vor dem Mittagessen der SeniorInnen (und den daraus resultierenden Aufgaben für uns Betreuerinnen) 70 Stauden im Außengelände einbuddeln. Yeah!


Dann kam der Nachmittag: Es wölkte sich zu, aber wir verteilten eine Auswahl an Decken für die ersten Damen, die sich auf die Terrasse trauten, schenkten Kaffee, Wein und Bier aus. Das Feuer bekamen wir Frauen auch allein an und es brannte ganz wunderbar gleichmäßig vor sich hin. Bald schaute die Sonne raus und blieb bei uns. Brezeln, Kekse und Ostereier wanderten in Schälchen durch die diversen Teile der Stuhlkreise, und auch wenn ich die ganze Zeit rannte und beileibe keine Zeit hatte, träumerisch in die Flammen zu schauen (nachmittags um 15:22 Uhr), war es berührend zu sehen, wie sehr unsere SeniorInnen das Feuer genossen.
Da war es ganz egal, dass es nicht dunkel war, keine Grillwurst gab und keine nackten Feuerwehrmänner (oder was auch immer uns vorher schwante, was im Nachhinein als Beschwerde käme): Wir hatten einfach eine gute Zeit zusammen!
Und ich bin extrem stolz, dass diese Idee von mir kam und es sich letztlich auszahlte, einfach ruhig zu bleiben und sich von hypothetischen Dramen im Vorhinein nicht die Nerven rauben zu lassen.

aufmerksam, kreativ

Gewinnspiel zum Praxisbuch „Schatzkiste Schreibspiele“: Kreatives Schreiben anleiten

Als Impuls gegen die allgegenwärtige Frühjahrsmüdigkeit in Kombination mit Corona-Erschöpfung biete ich eine Verlosung an:
Drei glückliche GewinnerInnen können sich über jeweils ein Exemplar meines Praxisbuchs „Schatzkiste Schreibspiele“ freuen.
Dort stelle ich 43 Tipps und Aufgaben rund um das Thema „Kreatives Schreiben“ vor, die in meiner Arbeit mit SeniorInnen entstanden. Zu Beginn nehmen wir uns Zeit für Aufwärm-Spiele und die Aktivierung des assoziativen Denkens. Anschließend präsentiere ich Aufgaben in den Kategorien „Von Menschen und Tieren“, „Farben und Gefühle“, „Wundersame Ereignisse“, „Philosophische Themen“ und „Poesie schreiben“. Jede Übung veranschauliche ich mit einem Beispieltext, der der Gruppe als Einstiegshilfe vorgelesen werden kann.
Ein Abspann mit Kreativitätstechniken zum eigenen Ausprobieren der Kursleitung rundet das Buch ab.

Und damit wir gleich schöpferisch starten, bitte ich als Beitrag zur Verlosung um die Beantwortung der folgenden Frage:
„Was möchtest du beim diesjährigen Frühjahrsputz unbedingt entsorgen?
Und wovon könntest du dich niemals trennen?“

Die Antwort darf komplett abgefahren sein oder der Wahrheit entsprechen.
Alle eingegangenen Ideen stelle ich anonym als Datei zusammen und schicke sie an die Teilnehmenden mit einem kurzen Impuls, wie daraus eine Aufgabe für eine Schreibgruppe entstehen kann. Damit gewinnen also auch die Nicht-Ausgelosten etwas!

Teilnahmebedingungen:
Pro Haushalt, Familie und Einrichtung darf aus Gründen der Fairness ein Mal teilgenommen werden.
Wer mitmachen möchte, kann das obige Formular nutzen.
Wenn ich feststelle, dass plötzlich ein Postleitzahlbereich auffällig oft vertreten ist (und wahrscheinlich der gesamte Freundes- und Verwandtenkreis für eine Person mitspielt), behalte ich mir vor, nachzufragen, ob mein Verdacht stimmt: Derartige Praktiken wären allen anderen Teilnehmenden gegenüber unfair.
Aus allen MitspielerInnen entscheidet am Ende das Los. Eine Recht oder eine Garantie auf einen Gewinn gibt es nicht.
Einsendeschluss ist der 01. Mai 2022 um 18:00 Uhr.
Die GewinnerInnen werden mit Vornamen am 01.05.2022 anonymisiert veröffentlicht.
Alle persönlichen Daten werden für nichts Anderes verwendet und nach dem Gewinnspiel umgehend gelöscht.

aufmerksam, feminin, glaubhaft, Presse

Presse: Selbstfürsorge für Angestellte in der Seniorenbetreuung

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Aktivieren“ ermutige ich Angestellte der sozialen Betreuung, wertschätzend mit sich selbst umzugehen. Um eine persönliche Ansprache zu ermöglichen, verfasste ich meine Anregungen als Brief. Hier ein Auszug:

„Meine Liebe,
es tut mir so Leid, von deinem Stresspegel und euren Konflikten im Team zu hören! Wie ärgerlich, dass deine guten Ideen und dein immenser Einsatz so wenig wertgeschätzt werden!

Du wirst lachen: Ich habe mich gestern mal hingesetzt und versucht, mir fünf Aktivitäten einfallen zu lassen, die mir früher (vor dem Job in der Betreuung und vor Corona) Freude gemacht haben. Dachte, das wäre ganz einfach – meine Sehnsucht weist mir den Weg und so. Aber nee, ich fand es richtig schwierig, mich darauf zu fokussieren, was mir Spaß macht, was mein Herz erfüllt, was mich tief durchatmen lässt.
Geht es dir auch so, dass all die Stimmen, die täglich auf dich einstürmen, so viel lauter sind als deine eigene innere Stimme? Dass das, was täglich an dir zieht und zerrt und Aufmerksamkeit beansprucht, noch lange nachhallt – aber deine persönlichen Wünsche oft gar nicht mehr klar zu benennen sind, weil sie unter so viel Anstrengung und Anspannung vergraben liegen?

Ich erlebe das jedenfalls so, und diese Entdeckung hat mich echt entsetzt.
Wie du weißt, bin ich kein Fan von Neujahrsvorsätzen. Aber jetzt frage ich mich doch, was ich tun kann, um im Alltag durchzuhalten – und dabei selbst noch ein schönes Leben zu haben, statt mich für alle anderen ständig aufzureiben.

Als erstes möchte ich einen privaten „Fluchtort“ haben. Einen Ort, wo ich innerlich zur Ruhe komme und Körper und Seele Raum haben, um sich nach einem wilden Tag zu „entknautschen“. Oft fühle ich mich wie ein Blatt Papier, das von anderen zerknickt, zerknäult und zusammengedrückt wird. An meinem „Fluchtort“ möchte ich mir selbst die Möglichkeit geben, mich innerlich zu ent-falten. Wieder ich zu werden, statt von meinen Aufgaben definiert zu werden. Du kennst ja meine Lieblingsbank zwischen den fünf Tannen und der riesigen Buche am Teich, wo ich mich gleich wieder „mehr ich selbst“ fühle. Mal gucken, wo es dafür eine Schlechtwetter-Variante gibt. Und wo für mich Zuhause ein ganz privates Plätzchen bleibt. (…)“

Der komplette Text ist erhältlich in der Ausgabe 1/2022 der Zeitschrift „Aktivieren“
Die blauen Tintenzeichnungen stammen von mir.

aufmerksam, kreativ

Basteln mit SeniorInnen zum Valentinstag: Geschenke der Freundschaft

Gestern haben wir wie verrückt gebastelt: Elf Damen kamen in die Bibliothek, um anlässlich des Valentinstags mit mir kleine Geschenke der Freundschaft anzufertigen. Damit vorab niemand Befürchtungen hegt, dass die Aktivitäten zu schwierig sein könnten, hatte ich im Monatsprogramm extra geschrieben, dass wir alle Arbeitsschritte gemeinsam vollziehen und ich eine Gelinggarantie gebe. Das klappte gut: Niemand blieb aus Angst vor Überforderung zu Hause. Am Ende hatten alle mindestens zwei Kreationen fertig, und ich war absolut abgeschossen.
Die Damen sind größtenteils völlig selbstständig und viele waren so neugierig und motiviert, dass sie einfach loslegten. Meine Ansage, dass wir gemeinsam beginnen und ich alle notwendigen Schritte demonstriere, ging bei vielen unter. Andere benötigen jeden einzelnen Schritt gezeigt, erklärt und am besten noch dank eines Profis durchgeführt – die immense Spannbreite von „Ich weiß überhaupt nicht, was ich tue“ bis zu „Ich mache alles allein (und wundere mich dann über Fehler)“ ist bei elf Anwesenden und einer Leitung nur mit viel Geduld zu schaffen. Ich rannte ständig von einer zur nächsten, während schon wieder drei andere Damen auf mich warteten. So gern hätte ich für jede Einzelne mehr Zeit gehabt.
Aber alle hatten Spaß und waren am Ende stolz auf sich, das ist doch die Hauptsache! (-;

Diese Geschenkverpackung besteht aus einem langen Streifen, der oben und unten abgerundet ist. Er wird lediglich zwei Mal gefaltet, verziert und mit einem Satinband zum Zusammenbinden komplettiert. Mein eigener Entwurf, der sehr gut ankam – auch, wenn er nicht so gelingsicher war, wie ich erwartet hätte. Dank der großen Kreativität und manch einer Besucherin, die querbeet schon mal loslegte, waren die Ergebnisse am Schluss entsprechend individuell…. (-;

Unser Aufwärm-Projekt zu Beginn: Ein Herz am Stab (hier nachträglich als Beispiel, die Originale sind natürlich dreidimensional).
Dazu fertigte ich Herzschablonen an, alle schnitten jeweils zwei große und zwei kleine Herzen aus. Die kleinen Herzen wurden auf den großen befestigt. Die beiden großen Exemplare klebten wir wiederum zusammen, in der Mitte fassten wir einen dicken Strohhalm aus buntem Papier mit. So entstanden „Herzen am Stiel“, die mit einem Gruß, einer Schleife usw. weiter verziert wurden. Sie können in einen Blumenstrauß gesteckt, auf einen Kasten Pralinen gebunden oder zusammen mit einem Brief verschickt werden.
Alle, die nach 70 Minuten noch nicht genug hatten, stürzten sich auf die nächste Geschenkverpackung, die ich demnächst mit kompletter Anleitung vorstellen werde. Hier zeige ich heute nur Beispiele in seniorengerechter Optik…

Wer sich selbst eine Freude zum Valentinstag machen möchte, kann noch schnell an meiner Verlosung des Buchs „Wo die Freude wohnt“ teilnehmen: Ein kreatives Mitmach-Buch für mehr Leichtigkeit und Lebenslust im Glauben, in dem wir die Villa der Freude erforschen. Jeder Raum und die Umgebung der Villa halten Impulse, Aktivitäten, Meditationen und Gebet bereit, mehr dazu unter diesem Link.

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Ergebnis der Verlosung des „Teamkalender Pflege und Betreuung“ 2022

Jippie, die fünf finalen Gewinnerinnen des „Teamkalender für Pflege und Betreuung 2022“ stehen fest!
Mein erstes Gewinnspiel hat mir total viel Spaß gemacht – zu sehen, aus welchen Ecken der Republik sich Interessierte melden, dass es auch eine ganze Reihe teilnehmende Männer gab und überhaupt die Neugier, den Kalender kennenlernen zu wollen! So macht die Arbeit als Autorin zufrieden!
Am Ende habe ich 61 Mails erhalten, dabei war bei der Schlusskontrolle eine doppelt.
Vielen Dank also erstmal an alle, die teilgenommen haben, es war mir eine Freude!

Die Gewinnerinnen sind, wie versprochen zum Datenschutz nur mit Vornamen und Bundesland:
Simone R. aus Hessen
Rebecca L. aus Hessen
Christina W. aus Mecklenburg-Vorpommern
Catharina W. aus Rheinland-Pfalz
Daniela V. aus Nordrhein-Westfalen

Die Losungen wurden per Zufall computergeneriert.
Die Adressen der Gewinnerinnen schicke ich an den Verlag Vincentz Network, der sich um den Versand der Kalender kümmert. Sie werden anschließend umgehend gelöscht!

Für alle, die leider kein Glück hatten:
Für den harten und anhaltenden Einsatz sämtlicher Angestellten in der Seniorenpflege und -betreuung sowie die zusätzlich extrem stressigen zwei Jahre mit Corona haben wir uns alle von der Führungsetage einen Bonus verdient – wie immer er aussehen mag! Geschenke an MitarbeiterInnen kann man sogar steuerlich absetzen, liebe Chefinnen und Chefs.
Den großformatigen, ermutigenden Kalender für gute Laune im Dienstzimmer gibt es ab 10 bestellten Exemplaren mit attraktiven Staffelpreisen, der Verlag schickt die Kalender sogar portofrei!
Nur bestellen braucht man noch selbst!

aufmerksam, kreativ

Gartenprojekt mit Senioren: Bericht aus dem Bienenbeet

Seit Sonntag ackere ich mich durch diverse Beete der Senioren-Residenz, begleitet von wechselnden Damen und Herren.
Um trotz anhaltender coronabedingter Einschränkungen Gemeinschaft zu ermöglichen, gestalte ich den Garten mit einzelnen BewohnerInnen neu. Mein Ziel ist, dass die Anlage einen wesentlich höheren Anteil an ökologisch nützlichen Pflanzen hat, die sich auch für die SeniorInnen verwenden lassen. So säten wir nicht nur Wildblumen für Insekten, sondern legten eine Kräutergarten an und ließen essbare Blüten keimen. Beerensträucher sind ebenfalls bestellt und sollen nächste Woche ankommen, zusammen mit trockenheitsresistenten Stauden für den sonnigen Eingangsbereich.

Als ich im monatlichen „Hauskurier“ zum Mitmachen aufrief, waren die Rückmeldungen seeeehr verhalten. Im Gespräch konnte ich einige dazu verlocken, sich auf meine Liste setzen zu lassen, aber die Vorbehalte und Ängste überwogen deutlich. Nach zwei sonntäglichen Einzelbetreuungen an Terrassenkübeln trommelte ich für den Montag ein Grüppchen zusammen, die an unterschiedliche Beete verteilt wurden, um die Corona-Auflagen zu erfüllen. Mit dabei: „Mein Arm tut so weh“, „Ich kann heute gar nicht gut stehen, mein Bein schmerzt“, „Die Augen-OP schränkt mich ein und ich darf mich nicht bücken“ und als Teilnehmer Nummer vier „Ich kann nicht lange stehen, muss im Sitzen arbeiten“. Ich hörte mir artig die diversen Einschränkungen an und stellte die einzelnen Aufgaben in den verschiedenen Arealen vor. Anschließend schlug ich vor, wer wo arbeiten könnte, platzierte die Stauden, stellte allen einen Stuhl ans Beet, verteilte Schaufeln usw.

Alle warteten auf konkrete Anweisungen, während ich zwischen den einzelnen Parteien hin und her zischte. Der Herr, der nicht stehen konnte, grub bereits mit dem Spaten das gesamte Erdreich um. Die Dame, deren Arm schmerzte, packte kräftig am Blumenkübel mit an, und die Seniorin, die sich nicht bücken sollte, saß auf dem Stuhl und krebste zischen ihren Füßen im Boden herum. Obwohl alle eine ständige Betreuung erwarteten, was bei einer Leitung und vier Anwesenden für sie wie für mich viel Geduld erforderte, war die Stimmung sehr gut. Immer wieder kamen weitere SeniorInnen vorbei, hielten an, schnackten, trieben ihren Hund zwischen den Beinen aller hindurch oder setzten sich im Strandkorb dazu.
Absolut niemand erwähnte ein einziges Mal all die Gründe, warum sie zu schwach seien, um mitmachen zu können.
Alle wollten gerne weitermachen, als ich zum Aufräumen blies. Niemand fand, es sei an der Zeit, zurück ins Appartement zu gehen. Nur ich wollte gern nach Hause….
Die Dame mit dem schmerzenden Bein lief sogar in den zweiten Stock und zurück, nur um einen Handfeger zu holen, mit dem sie die Beeteinfassung aus Steinen abbürsten wollte.

Am Dienstag war sie gleich morgens wieder am Start, während ich im Hintergrund Löcher für höhere Stauden grub, holte sie mir die Pflanzen aus den Töpfen und fühlte sich allgemein nützlich.
Nachmittags schnappte ich mir eine weitere Dame, die anscheinend nicht ganz verstanden hatte, was genau die Aktivität sein sollte, und sich ständig wunderte: „Ich wusste ja nicht, dass ich alleine hier bin! Und was ich hier alles tun soll! Also darauf hatte ich mich nicht eingestellt!“ Aber sie fuhrwerkte sehr eifrig mit mir herum, erzählte Geschichten von ihrer Tochter, die beide Hosentaschen voller Regenwürmer hatte, und bestimmte ganz klar, welche Stockrose mit welcher Blütenfarbe an welchen Standort kommen sollte.
Außerdem verliebte sie sich in einen Tausendfüßer (Bild oben): „So fein! Schau mal, so fein, wie er sich schlängelt, und so kleine Beinchen…“ Er stürzte mehrfach ab und musste aus dem Gras geklaubt und zurück auf ihre Hand gesetzt werden.

Zum Schluss nahmen die Dame und ich uns ein Beet vor, das gestern nicht ganz fertig geworden war, und ich drängte einen unschuldigen Herrn dazu, der in der Nähe einsam auf der Terrasse saß, mir mit dem Spaten bei den dicken Wurzelausläufern im Boden zu helfen. Mit seinen Birkenstock-Schlappen kam er tatsächlich ins Beet und legte sich kräftig ins Zeug. Während dessen schimpfte er ununterbrochen: „Gestern waren hier sooo viele Leute, und heute biste ganz alleine, Marie. Das ist doch nicht in Ordnung! Wo sind die denn alle?“
Dabei war natürlich Zweck und Ziel der ganzen Aktion, möglichst viele SeniorInnen nacheinander einzubeziehen und aktiv werden zu lassen. Je kleiner die Gruppe, desto eher kann ich ZuschauerInnen mal schnell zum Mitmachen bewegen…

Wer sich konkrete Hinweise und Tipps für ein Gartenprojekt mit SeniorInnen wünscht, wird in der Schatzkiste Seniorenbetreuung fündig.

aufmerksam, kreativ

LandArt: Mandala aus Naturmaterialien legen

Heute möchte ich vorstellen, wie ein Mandala in der Natur aus Fundstücken entsteht. Es setzt sich primär aus Kiefernzweigen und -zapfen zusammen, sodass es auch im Herbst und Winter gelegt werden kann.

Nach mehreren Sturmtagen fand ich diese abgerissenen Kiefernzweige mit ihren Blüten. Ich sammelte sie und schnitt die Zweige so kurz, dass primär die Spitzen mit den gelben Blütenständen übrig blieben.

Um die kreisförmige Grundstruktur anzulegen, arrangierte ich die Zweige in einem äußeren Kranz, auf den ich weitere Zweige schichtete, bis der Kreis gleichmäßig ausgefüllt war.

Auch Kiefernzapfen hatte der Sturm herunter gerissen, ich drapierte sie in einem größeren Kreis rund um die Zweige.Tannenzapfen legte ich zwischen den äußeren und den inneren Kreis, dabei zeigen alle Zapfenenden in die Mitte.
Um Höhe zu schaffen, richtete ich drei Tannenzapfen auf und stabilisierte sie, indem ich die Spitzen aneinander legte.
Ein frühlingsfrisches Mandala mit einem Stern aus Blütenblättern der Magnolie gestaltete ich hier: Frische Blättchen von der Buche hatte der Wind ebenso herab geweht wie die Magnolienblüten und Rhododendronblätter.
In Kürze stelle ich auf AktivierenPlus im Bereich „Kreative Angebote“ meine Anleitungen zu LandArt mit SeniorInnen vor.

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Party, Party, wir impfen gegen Corona! Lagebericht aus der Senioren-Residenz

Silvester 2020, ich habe Dienst und soll heute das mobile Impfteam begleiten.
Als ich ankomme, versuche ich zuerst herauszufinden, was genau meine Aufgabe ist, bis der Impfstoff eintrifft. Das Restaurant steckt voller junger ÄrztInnen und MFAs, die sich selbst und die Lage sortieren. Sobald ich den Direktor finde, steckt er mir mehrere Scheine aus dem privaten Portemonnaie zu, damit ich Essen besorge.
Zurück aus dem Supermarkt bringe ich die abgepackten Sandwiches in der Kühlung unter, wasche und portioniere Obst und baue ein möglichst übersichtliches und ansprechendes Buffet auf. Währenddessen sitzen die Putzfrauen, das Küchenteam und die Verwaltung in einer Reihe, um geimpft zu werden. Ich bin etwas irritiert, da offiziell nur das Personal der stationären Pflege geimpft werden sollte und sonst nur SeniorInnen.

Dann geht es endlich los, wir beginnen im fünften Stock und ich bilde die Nachhut. Die SeniorInnen sollten die Wohnungstüren offen halten, um notfalls direkt die Ärzte rufen zu können, statt erst auf den Notknopf zu drücken. Hält sich natürlich kaum jemand dran…
Frau Kronshagen* (alle Namen geändert) meint, dass sie froh sei, geimpft worden zu sein, aber jetzt ja leider drei Wochen lang ihre Familie nicht sehen könne, wegen der Ansteckung. Ich frage nach, sie: „Ja, ich bin doch jetzt durch die Impfung ansteckend!“ Nein, beruhige ich, es sei nur noch nicht hundertprozentig sicher, ob geimpfte Personen trotzdem noch als Überträger auftreten könnten. Aber hier und jetzt sei sie auf keinen Fall ansteckend. Dooooch, das habe der Arzt so gesagt! Ich laufe auf den Flur, um den nächsten Arzt zu bitten, einmal für Aufklärung zu sorgen. Das passiert zum Glück umgehend.

Frau Dr. Siebert sucht nach mir und berichtet, dass ihre Spülmaschine kaputt sei, daher könne sie heute nicht kochen und brauche das Mittagessen aus der Küche geliefert. Die Kausalität dahinter verstehe ich zwar nicht, aber ich laufe in die Küche, um die notwendigen Schritte einzufädeln.

Währenddessen ist Herr Skrobaski jodelnd auf dem Gang unterwegs, sodass sich verschiedene Türen öffnen und die umliegenden Nachbarinnen wissen wollen, was los ist. Spontan entsteht eine Flur-Party, und ich vergewissere mich, dass alle wohlauf sind. Für die Pressearbeit lässt sich Herr Skrobaski strahlend mit seinem Pflaster fotografieren, den Tagesordnungspunkt habe ich damit auch abgehakt.
Frau Ruhte kommt telefonierend aus ihrer Wohnung, hängt sich an meinen Hals und ruft: „Das ist Herr Schreiber, den kennen Sie auch! Sagen Sie mal Hallo!“ Ich grüße artig in den Hörer, den sie mir an die Wange presst, während sie zu den Umstehenden laut: „Unsere Frau Krüerke! Ist sie nicht niiiiiedlich?“ ruft. Ich verstehe Herrn Schreiber, wer auch immer er sein mag, bei dem Lärm kaum. Trotzdem tue ich mein Bestes, ihn zu unterhalten, während Frau Ruhte sich weiter an meine Brust presst. Ohne Maske. Naja, ich will gar nicht daran denken.

Frau Langbein diskutiert mit mir, dass sie schrecklich gern geimpft werden würde, aber weil sie so starkes Asthma hat und alle 14 Tage Injektionen erhält, doch bestimmt nicht mitmachen dürfe, oder? Ich renne dem Impfteam hinterher und bitte sie, Frau Langbein zuliebe noch einmal umzukehren und eine ausführliche Aufklärung vorzunehmen in der Hoffnung, dass sie doch geimpft werden kann.
Eine Kollegin aus der Verwaltung ruft an, wo ich denn die Sandwiches untergebracht hätte und wann ich sie in das Salatbuffet umräumen wolle, damit die ÄrztInnen zugreifen können? Keine Ahnung, zur Mittagszeit? Und warum eigentlich ich, die ich im Nachbarhaus im fünften Stock stecke und dort alle Hände voll mit den BewohnerInnen zu tun habe? Das sage ich natürlich nicht, sondern verspreche, genau um 11:30 Uhr rüber zu laufen, wenn die Verwaltung meint, ich solle die Sandwiches umräumen.

Herr Krüger freut sich, als ich durch die offene Tür trete und an sein Bett komme, wo er sich vorsorglich hingelegt hat: „Naaa, wie schön, Sie zu sehen! Ich habe so an Sie gedacht, schaun Sie mal, wie schön Ihr Weihnachtsstern auf dem Fensterbrett blüht!“ Ich inspiziere artig die Topfpflanze, die ich im Advent zusammen mit meinen Kolleginnen an alle Bewohner als Gruß zum zweiten Advent verteilt habe. Der Weihnachtsstern steht knietief im Wasser, sieht aber tipptopp aus. „Den gieße ich jeden Tag, und schauen Sie, wie dankbar er das aufnimmt!“ Als nächstes fragt er mich, wo ich eigentlich genau wohne, und erzählt aus seinem Berufsleben bei Hein Gas. Ich muss mich losreißen, um mit den Nachkontrollen weiterzumachen.
Frau Plattner fragt, ob sie noch geimpft werden könne, sie habe sich dagegen entschieden und wolle jetzt doch. Wieder gallopiere ich den gesamten Gang hinunter und bitte das Team, noch einmal zu Frau Plattner umzukehren.

Von Frau Gumpert höre ich ein großes Lob zu meiner „Andacht zum Jahreswechsel“, die ich als kopiertes Heft allen GottesdienstbesucherInnen im Haus verteilt habe.
„Sie haben das doch studiert, sonst könnten Sie das nicht!“ „Nee, Frau Gumpert, ich hab keine Theologie studiert, das kommt einfach von Herzen.“
Am Telefon möchte Herr Kleinschmidt mit mir über seine Mutter sprechen, ich versichere ihm, gleich im Büro in Ruhe reden zu können.
An der Tür von Herrn Jepsen stellt sich heraus, dass er sich nicht hat impfen lassen, davon unabhängig aber „so richtig scheiße drauf“ sei und „nur noch sterben wolle“. Da hilft auch kein nettes Zureden, ich weiß ja, wie schlecht es ihm körperlich und psychisch geht.

Nun renne ich runter ins Nachbarhaus, um das Buffet für die ÄrztInnen aufzubauen und „Ralf mit dem braunen Pulli“ zu finden, der der Koordinator sein soll. Außerdem melde ich in die Verwaltung, dass für den ersten Ansturm das Angebot reicht, aber sicher nicht, um 40 Personen tatsächlich satt zu bekommen. Nachkaufen muss jemand anderes, ich bin mit den Nachkontrollen beschäftigt.
Ich gönne mir den Luxus, im Büro einen Schluck Wasser zu trinken, einen Lebkuchen für den Blutzucker zu essen und einmal ins Bad zu verschwinden, dann rufe ich Herrn Kleinschmidt wegen der Demenz seiner Mutter zurück und hetze schon wieder durch die Gänge.
Frau Puttfarken hat gerade Besuch vom ambulanten Dienst und hadert mit der Entscheidung, geimpft worden zu sein, „wenn man doch noch gar nicht weiß, ob das überhaupt nützt und was uns nachher noch an Nebenwirkungen einholt!“ Ich sehe streng in die Richtung der Kollegin, die mich aber nicht anschauen mag. Verbreitet sie hier gerade völlig sinnlose Panik?
Ich halte mich mit einem Kommentar zurück und laufe zum nächsten Appartement.
Dort zeigt mir Frau Mühlbeck ihre Wohnung, die ich bis heute noch nie betreten habe. Sie ist sehr ausdrucksstark möbliert: Der Flur voller Zerbras in allen Varianten, die Küche komplett in Rot mit Coca-Cola-Souvenirs, das Wohnzimmer in silber-bunt. Ich staune, muss aber weiter.
Herr Lettbach fragt mich, ob ich für ihn zum Bäcker laufen könne, um zwei Berliner zu besorgen. Ich verspreche ihm, dass mit dem Mittagessen aus der Küche garantiert ein Berliner ins Appartement geschickt wird, kann aber nicht zusagen, dass ich persönlich es heute schaffen werde, für ihn zum Bäcker zu laufen.

Frau Hindenburg macht gerade Klarschiff, als ich komme, und unterhält sich mit ihrer Nachbarin und Freundin von gegenüber durch die geöffneten Appartementtüren. Sie erzählt ihrer Nachbarin, die im Rollstuhl sitzt und über Frau Hindenburgs Energie staunt, dass sie zwar kein Doping erhalte, wohl aber „Tabletten gegen Altersstarrsinn“.Herr Menninge freut sich wie immer schrecklich, mich zu sehen, darf mich wie immer in diesem Jahr leider nicht knuddeln und soll mir wie immer keinen Alkohol schenken.

Frau Johannsen ist wieder einmal unzufrieden mit der Portionsgröße ihres Mittagessens gewesen und hat ihren Anwalt eingeschaltet, wie sie mir mit gefährlichem Blitzen in den Augen erklärt. Kleine Randbemerkung: Sie ist im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.
Herr Großmann bittet mich herein, um mir extrem ausführlich von seinen allergischen Anfällen mit heftigen Schwellungen zu erzählen. Es dauert seeeehr lange, bis ich mich loseisen kann.
Herr Wedekind lobt meine „Andacht zum Jahreswechsel“ und schlägt mir vor, doch noch mal fix Pastorin zu werden, mein Talent sei doch sonst eine Verschwendung!
Im Zehn-Minuten-Takt ruft Frau Friedrichs an, weil ich schon seit drei Tagen ihren Wasserkocher nicht entkalkt habe, ob ich wohl riskieren möchte, dass er kaputt gehe?! Ihr Ton klingt ausgesprochen drohend.
Inzwischen ist es kurz vor 18:00 Uhr und ich bin mit den Nachkontrollen immer noch nicht durch, während die Impfteams einpacken.
Tja, dann muss Frau Friedrichs eben tödlich beleidigt sein, bis ich am Sonntag wieder zur Arbeit komme!

* alle Namen sind, wie immer, geändert