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Karte mit Puzzleteil: „Du fehlst mir“

Für diese Karte mit einem zentralen Puzzleteil fertigte ich zuerst Schablonen an und bereitete das Aquarellpapier mit einer speziellen Technik vor. Sobald die farbigen Rechtecke getrocknet waren, übertrug ich das Puzzleteil auf das gefärbte Aquarellpapier und schnitt es aus. Aus Pappe faltete ich eine doppelseitige Tor-Karte, beklebte sie mit farblich passendem Motivpapier und setzte das Puzzleteil schräg auf.
Natürlich brauchte die Karte noch eine Botschaft, so stempelte ich „Du fehlst mir“ auf einen Papierrest und färbte die Ränder an einem Stempelkissen. Glitzersterne und Goldfaden runden die obere Karte ab, für die maskuline Variante blieb ich dezenter.

Wer sich eine komplett bebilderte Anleitung wünscht, besonders für die Tintentechnik und den Plan zum Falten der Grundkarte, melde sich gern bei mir!

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Gute Freundinnen sind Leitsterne

Als Teenager sammelte ich weise Sprüche in einem Notizbuch, unter anderem das Zitat „Die Menschen, mit denen du dich umgibst, entscheiden darüber, in welche Schwierigkeiten du gerätst.“ Ich geriet nie in Schwierigkeiten, denke aber derzeit darüber nach, wie meine Freundinnen mich prägen.
Sehr dankbar bin ich dafür, dass ich Freundinnen habe, die definitiv weiser sind als ich. Besonders, wenn sie kluge Fragen stellen und mit einem Blick meine Situation erfassen, während ich noch versuche, laut denkend selbst zu verstehen, was in mir los ist.
Nichts erlebe ich als so anstrengend und sinnlos wie Small Talk. Noch viel irritierender finde ich es, wenn sich ein Gespräch in Oberflächlichkeiten erschöpft und mein Gegenüber völlig zufrieden damit scheint. Wie oft würde ich gerne mittendrin ein Telefonat unterbrechen und fragen: „Bei aller Liebe, reden wir jetzt über etwas Relevantes oder legen wir auf? Meine Zeit ist mir echt zu wertvoll für bedeutungsloses Palaver über das Wetter, Corona und ähnlichen Mist.“

Umso glücklicher bin ich, wenn ich das Geeier zum Aufwärmen weglassen und einfach direkt mit dem loslegen kann, was mich im Innersten berührt. Oder meine Freundin ihrerseits ohne Umwege berichtet, was sie derzeit beschäftigt. Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, in welche Richtung mein Herz und mein Geist wächst. Und oberflächliches Geplauder hat nun einmal keinerlei Substanz, die jemals irgendwohin wachsen könnte.
Ich bin dankbar, dass es Frauen gibt, die mit mir eine Stunde lang intensiv im Gebet verweilen. Deren Hoffnungen und Probleme ich vor Gott bringen darf und die mich ihrerseits mit Gottes Segen ermutigen. Miteinander zu beten ist das größte Geschenk und die stärkste Gemeinschaft, die wir diesseits des Himmels haben können. Nirgendwo wird so tiefe Liebe deutlich, als wenn eine Freundin meine Sehnsüchte vor Gott ausbreitet und damit zeigt, wie sie sich um mich sorgt.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, wie gut ich mich durch ihre Augen selbst durchschaue.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, ob ich immer tiefer in meiner Bestimmung wurzle oder wie ein Blatt im Wind treibe.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, ob ich Schritte auf dem Weg zum Herzen Gottes mache oder von ihm abkomme.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, welche Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale ich kultiviere. Niemand korrigiert mich so sehr wie meine Freundinnen, und niemand unterstützt mich so intensiv.

Mit welchen Menschen umgibst du dich?
Und wie wirken sich ihre Gesprächsthemen, ihr Lebensstil auf dich aus?

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Zum Jahreswechsel: Dankeschön für Freundinnen basteln

Zum Jahreswechsel habe ich aktuell das Bedürfnis, mich bei Freundinnen zu bedanken, die mich dieses Jahr begleitet haben.
Coronabedingt haben wir intensiv am Telefon zusammen gebetet und uns emotional unterstützt.
Eine Freundin hat mich hartnäckig mit Anweisungen für die Verlagsverhandlungen versorgt, damit ich klar und fordernd auftrete.
Das verdient ein bewusst gestaltetes „Dankeschön“, finde ich.
Also schlachtete ich einen Bildband und bastelte daraus „Jahres-Collagen“, deren Bilder von Frühling bis Winter jeweils eine Botschaft für die Freundin tragen.
Auf der Rückseite hielt ich meinen Dank und die Interpretation der Bilder fest, damit die guten Wünsche auch verständlich ankommen.
Dazu einer meiner Lieblingssegen, und dann marschierte ich damit zur Post.

Während ich noch damit beschäftigt war, die Collage zusammen zu stellen, erhielt ich von einer Freundin einen Gruß, in dem sie sich für Gebet und Begleitung in diesem Jahr bedankte.
Zwei Freundinnen, ein Gedanke.

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Klugscheißen: Manchmal das größte Geschenk, das wir anderen machen können

Ich bin eine Meisterin des Klugscheißens.
Meistens merke ich es erst, nachdem ich jemanden umfangreich an die Wand gelabert habe, dass ich es wohl etwas übertrieben habe.
Und auch, dass meine wirklich helfend gemeinte, serviceorientierte Erklärung wohl eher in einer fiesen Runde Besserwisserei endete.
Dann schäme ich mich immer ganz schrecklich und frage Gott, warum er mir keine innere Bremse schenkt, die wie ein Fallgitter im Burgtor runter rasselt, bevor ich mit meiner feurigen Kavallerie temperamentvoller Pferde auf mein Gegenüber los presche.
Ich meine es nur gut, wirklich. Wenn ich all mein Wissen und meine Ratschläge über jemandem ausgieße, ist das in meinen Augen ein Geschenk. Aber es geht eben auch oft daneben…

Umso glücklicher bin ich, wenn eine Person, die sehr viel mehr Sachverstand in einem bestimmten Erfahrungsgebiet als ich hat, mir gegenüber klugscheißt.
Klugscheißen kann ein echtes Geschenk sein: Wenn mein Gegenüber fundierte Kenntnisse besitzt und ich genau diesen Wissensschatz anzapfen möchte, bin ich sehr, sehr dankbar darüber. Derzeit muss ich eine wirklich schwierige Entscheidung treffen und bin so glücklich darüber, eine Freundin zu haben, die mir alle paar Tage saftige Predigten hält. Sie ist in einer Branche, in der ich Quereinsteigerin bin, schon lange beheimatet und hat umfangreiches Hintergrundwissen. Bisher habe ich meine Entscheidungen auf eigene Faust getroffen, ohne eine Insiderin vorher zu befragen – da ist eine Besserwisserin wirklich hilfreich.

Ich habe mich schon oft bei Menschen entschuldigt, die ich mit einem Abfall von Klugscheißen „beglückte“ und denen gegenüber es mir im Nachhinein leidtat.
Mir tat definitiv nicht leid, was ich gesagt habe, mir tat aber sehr wohl leid, dass ich es unbedingt mit so einer oberschlauen Haltung anbringen musste.
Wenn ich jetzt also von meiner lieben Freundin nach einem Telefonat eine „Stopp mich, wenn ich dich überrolle“-Mail bekomme, denke ich: „Nein, ich stoppe dich nicht, denn du erweist mir einen unschätzbaren Dienst, den ich sehr nötig habe.“ Vielleicht ging es den Menschen, bei denen ich mich nach einem Klugscheiß-Anfall entschuldigte, und die meinen Kniefall lächelnd abtaten, ja auch so: Sie fanden es vielleicht wirklich nicht sooo schlimm, wie es mir nachher leidtat.
Kurz: Klugscheißen auf dem Fundament eines reichen Erfahrungsschatzes kann ein wichtiger und wertvoller Freundschaftsdienst sein. Wir Frauen haben ja oft Hemmungen, klar Standpunkt zu beziehen, weil wir grundsätzlich denken: „Vielleicht kann man die Sache ja auch ganz anders sehen und ich liege inhaltlich daneben, also sage ich lieber nichts, bevor ich das Falsche sage.“
Alle, die im Gegensatz zu mir eher zurückhaltend sind, möchte ich heute ermutigen, fröhlich und mutig die eigenen Meinung kundzutun.
Und mit meiner eigenen Besserwisserei bin ich vielleicht gar nicht so eine schreckliche Kollegin und Freundin, wie ich immer dachte…

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Bevor wir Tschüß sagen: Wollen wir noch beten?

Am Samstag war ich nach einer langen Corona-Pause wieder an der Reihe, die Kirche zu putzen. Meine Gruppe war kurzfristig in Quarantäne und damit abwesend, sodass ich zufällig auf einen Mann traf, der das Taufbecken schrubben wollte. In Freikirchen sind das, je nach Architektur, einige Quadratmeter und nicht nur eine kleine Spülschüssel…
Jedenfalls waren wir beide uns unbekannt, aber nachdem wir jedeR für uns verschiedene Ecken des Gebäudes geputzt und am Ende eine Runde geschnackt hatten, meinte er: „Ich bete nochmal.“ Und dann betete er drauf los, und ich hängte mein Gebet dran.

Das finde ich so wunderbar an einer bestimmten Sorte ChristInnen:
Bevor wir uns verabschieden, beten wir ’ne Runde. Völlig egal, ob wir gerade das erste Mal mit einander gesprochen haben oder bereits seit zwei Stunden am Telefon hängen: Gott hat uns zugehört, aber lass uns mal ganz konkret seine Weisheit dazu holen und füreinander um Segen beten. Bevor wir uns trennen, versammeln wir uns als Kinder Gottes ganz bewusst vor unserem göttlichen Vater und bitten um seine Kraft.
Ich finde, im Gebet sind sich Herzen so nahe wie sonst nirgends auf der Welt. Besonders, wenn wir nicht oberflächliches Bla-bla-Gebet praktizieren, sondern der Heilige Geist spürbar anwesend ist.

Umso trauriger ist es, wenn ich den Eindruck habe, dass ChristInnen es von vornherein ausschließen, dass wir miteinander beten. Egal, ob wir uns gerade treffen oder am Telefon sprechen: Viele denken überhaupt nicht daran, die Unterhaltung um eine riesige Dimension zu erweitern und damit die Power Gottes mit all ihrer verändernden Lebenskraft einzubeziehen.
Warum eigentlich?
Klar, beten ist sehr intim. Für manche vielleicht so intim wie Sex oder noch intimer. Wie ich mit Gott rede, geht niemanden etwas an – einerseits. Andererseits sind wir alle Schwestern und Brüder des gleichen himmlischen Vaters. Wenn wir nicht miteinander beten, mit wem denn dann? Allein, ja, okay. Aber wie viel Energie hat das Gebet allein, bei dem wir schnell in die gleiche Routine verfallen, die wir gestern schon abgespult haben?

Ich glaube, dass es einen guten Grund hat, warum Jesus sagte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen (d.h. um mich zu erleben) zusammen kommen, bin ich (unsichtbar, aber spürbar) in ihrer Mitte.“
Die Bibel, Evangelium von Matthäus Kapitel 18, Vers 20

Natürlich hat das Gebet allein seinen Wert, aber seien wir ehrlich: Wir beten doch sowieso ständig allein (hoffentlich), warum schätzen wir die Momente, in denen wir mit einer anderen gläubigen Person zusammen sind, nicht als Chance, um zusammen zu Gott zu kommen?
Haben wir Schiss, unser Gebet klänge in den Ohren des Gegenübers langweilig oder unreif oder theologisch falsch?
Haben wir Schiss, dass es zu persönlich werden könnte?
Haben wir Schiss, dass unser Gegenüber eine Facette unserer Persönlichkeit kennenlernt, die wir lieber für uns behalten hätten?
Und wenn das nun die große Chance des gemeinsamen Gebets ist: Offen, ehrlich, im positiven Sinne „emotional nackt“ vor Gott zu kommen und uns dabei als Wegbegleiter besser und tiefer kennenzulernen?
Garantiert ist der Mehrwert viel größer als der scheinbare Verlust unserer Schutzzone, mit der wir andere lieber auf Abstand halten.

 

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Kann alleine: Vom Glück, es allein zu schaffen

Kleinkinder haben eine ausgedehnte „Kann-alleine-Phase“:
Anziehen, essen, das Dreirad aus dem Gartenschuppen ziehen – immer heißt es „Lleine machen!“ oder „Kann lalleine!“
Uns Frauen mangelt es leider oft am „Lleine machen“: Wir warten darauf, dass unser Partner oder eine Freundin Lust hat, bei unseren Plänen mitzumachen. Wir trauen uns nicht, einfach mal ohne die Ratschläge anderer loszulegen. Wir meinen, schief angeschaut zu werden, wenn wir allein in den Urlaub fahren oder auch nur allein im Café sitzen.

Ich bin gern allein unterwegs, einfach, weil ich auf niemanden Rücksicht nehmen muss und mein eigenes Tempo bestimmen kann. Dennoch gibt es Dinge, die ich vermeide, weil ich meine, es allein nicht zu schaffen. Besonders, wenn es darum geht, mich auf die Kraft meines Körpers zu verlassen.

Letztes Wochenende waren mein Mann und ich im Kletterpark, und es stellte sich heraus, dass ich mich deutlich geschickter anstellte. Überraschung Nummer eins.
Außerdem stellte sich heraus, dass ich es hasste, immer die Erste an der nächsten Aufgabe des Parcours zu sein, aber genauso wenig die Zweite sein wollte. Überraschung Nummer zwei.
Oft genug stand ich auf 14 Metern Höhe auf der Plattform und jaulte: „Ich habe echt Angst, echt jetzt!“ und sprang wenige Sekunden später doch auf das nächste Seil oder hangelte mich über das nächste Hindernis.
Also, liebe Frauen: Kann alleine! Einfach mal machen, im Zweifelsfall hat der Mann an unserer Seite viel weniger Ahnung, als wir so glauben (und hoffen).

Nachdem das Stand-Up-Paddeln im Urlaub so viel Spaß machte, aber eben nur mir Spaß machte, war klar:
Das mache ich in Hamburg bald mal wieder. Lalleine machen.
Also lieh ich mir vorgestern ein SUP aus, um den Kletter-Muskelkater durch Paddel-Muskelkater zu kontern, und legte los. Entgegen der Meinung des Profis schön in die Gegenrichtung der empfohlenen Strecke, um mehr Spaß und Spannung zu haben. Leider besiegte mich bald ein ausgedehntes Kiesbett, das ich mit noch so viel Ziehen am SUP nie überwinden konnte, sodass ich umdrehen, das SUP über die Schleuse tragen und neu einsetzen musste. Wat soll’s, ich hatte meinen Plan umgesetzt, war gescheitert und paddelte nun auf der deutlich langweiligeren Hauptstrecke entlang.

Scheitern gehört dazu, hat aber nichts mit Versagen zu tun – versagen tut nur, wer es gar nicht erst versucht.
Und ich hatte dann ja eine wunderbare Paddeltour, nur wesentlich ruhiger, als auf meiner privaten Abenteuerstrecke geplant.
Obwohl ich eine Menge auf dem SUP herum turnte, um Fotos von der Landschaft zu machen, blieb ich sicher oben. Meine Wechselkleidung war also, wie immer, überflüssig. Und das Schleppen des großen, dreckigen SUPs schaffte ich auch wunderbar alleine. Und der Kletter-Muskelkater war nach dem Paddeln sogar weg.
Na also.
Leine machen!

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Der neue Trend: Ahnungslose Freundinnen mit Überraschungen an der Haustür überfallen

Ich gebe ganz offen zu, dass ich für manche Aktivitäten einfach zu unentspannt bin.
Aus heiterem Himmel Freundinnen besuchen, zum Beispiel.
Oder mich spontan besuchen zu lassen, in 93% der Fälle ist das nicht meine größte Freude.
Was primär an einem sehr geselligen, von wilden Überraschungen geprägten Arbeitsplatz liegt, sodass ich „Ruhe“ als etwas ganz Wunderbares am Feierabend erlebe.
Dank Corona ist die Trendwende eingeläutet, obwohl die berufliche Spontanität mehr denn je gefordert wird:
Letzten Samstag klingelte es nachdrücklich an der Tür, ich wollte sowieso gerade in den Waschkeller, also marschierte ich argwöhnisch zur Haustür runter.
Und fand dort eine Freundin aus dem Nachbarstadtteil vor ihrem Fahrrad, die mal kurz einen Blumenstrauß vorbei bringen wollte. Daraufhin quatschten wir mit vier Metern Abstand so ausgiebig auf dem Bürgersteig, bis wir beide nachhaltig froren.
Diesen Samstag strampelte ich als Revanche erst zu dieser Freundin nach Norden, um ihr meinerseits aufzulauern und eine Geschenktüte mit Überraschungen vorbei zu bringen, um anschließend im großen Bogen bei Sonnenschein durch den Park radelnd eine weitere Freundin zu überfallen, die mit mir soooooo schön am Telefon gebetet hat.
Beide waren verdattert und erfreut, Mission erfüllt!

Was der plötzliche Schnee gestern und heute sollte, weiß ich zwar nicht, aber es war eine schöne Abwechslung für alle inhaftierten zu Hause bleibenden Kinder

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Buchempfehlung: „Freundinnen. Eine Kulturgeschichte“ von Marilyn Yalom

 

„Lass niemals einen Ehemann die Rolle deiner besten Freundin spielen.“ Amy Poehler

 

Der Titel des Buchs „Freundinnen. Eine Kulturgeschichte“ von Marilyn Yalom und Theresa Donovan Brown klingt bereits etwas trocken. Glücklicherweise trifft das aber nur auf die ersten Kapitel zu: Von biblischen Zeiten und der Antike bis ins Heute zieht sich die umfassende Darstellung von Frauenfreundschaften. Naturgemäß sind in patriarchalischen Darstellungen der Geschichte (also bis vor knapp zweihundert Jahren) wenig Zeugnisse von Frauen selbst erhalten. Geschweigedenn, dass sie selbst ihre Geschichte dargestellt und veröffentlicht hätten. Insofern ziehen sich die ersten Kapitel reichlich, weil wenig Material vorhanden ist und wenn, dann nur Bösartiges aus den Federn von Männern. Nein, das wiederhole ich hier absichtlich nicht, der Dreck soll aussterben!
Danach liest sich der Band deutlich flüssiger, weil Frauen selbst zu Wort kommen und Zeitgeschichte mit ihren Augen lesbar wird. Je näher die Darstellung der Gegenwart rückt, desto vielfältiger und politischer werden die weiblichen Beziehungen. Entsprechend steigt das Lesevergnügen.

 

„Unsere Freundschaft ist schon so alt, dass Zeit und Distanz nie eine Rolle gespielt haben.“
Brief von Eleanor Roosevelt an Isabella Selmes Ferguson Greenway King, 9. Oktober 1953

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Entspannt Gastgeberin sein, Trick 1

Herbstfest

 

Erster Trick: Wirklich Lust auf Gäste haben

Niemand mag Pflichtveranstaltungen, weder im Beruflichen noch privat.
Umso irritierender ist es, eingeladen zu werden und vor Ort den Eindruck zu haben, die Gastgeberin freue sich gar nicht über den Besuch.

Wer Lust auf eine (oder mehrere) Freundin hat, aber aktuell keine Freude an Vorbereitungen, lässt den Gastgeberinnen-Aufwand einfach bleiben: Es bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die Gemeinschaft ohne Anstrengung bedeuten.

Pure Ehrlichkeit: „Hallo Anna, ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder treffen. Aber auf Aufräumen habe ich überhaupt keine Lust. Magst du trotzdem spontan vorbeikommen? Es gibt Tee, Kekse und staubige Fußböden…“
Unter Freundinnen darf man das sagen, finde ich.

Freundlicher Überfall: „Hallo Kristina, ich würde dich gerne mal wieder sehen. Hast du in den nächsten Tagen einen Moment Zeit? Ich komme gern vorbei und bringe Kuchen (vom Bäcker) mit.“

Lokalitäten nutzen: „Hallo Simone, lass uns doch mal wieder im Café Mpsjrthasdiö treffen – passt dir das?“


Wer Gäste einlädt, die Wohnung aufräumt und putzt, kocht, backt und dekoriert, aber danach völlig außer Puste ist, tut weder den Eingeladenen noch sich selbst etwas Gutes. Daher empfehle ich: Aus vollem Herzen einladen und vorbereiten oder eine Variante wählen, die Gemeinschaft ohne Anstrengung verspricht.
Ebenso wertvoll ist ein Spaziergang allein oder eine Stunde Lektüre im Ohrensessel: Wer sich Auszeiten gönnt, allein sein kann und abschaltet, sorgt für das eigene Gleichgewicht. Wer danach Lust hat, mal wieder „die Mädels“ einzuladen, tut es mit Begeisterung.

 

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Im Herzen aufräumen

Vor Kurzem dachte ich an einen Moment während der geführten Traumreise, an der ich neulich teilnahm. Mittelpunkt des Gedankens war, in einem Raum unseres Herzens Platz für Gutes, Neues zu schaffen. Wir wurden aufgefordert, uns all das vorzustellen, womit dieser Raum angefüllt war. Diesen Dingen, Gefühlen, Beziehungen und Belastungen sollten wir die Erlaubnis geben zu gehen. Wir sollten uns nicht überlegen, wir wir es schaffen, all diesen tatsächlichen und emotionalen Müll dort heraus zu schleppen. Die einfache Erlaubnis, Unerwünschtes gehen zu lassen, hat bereits eine große Kraft.
Welche Themen gibt es in unserem Leben, die wir gern verabschieden würden?
Routinen und Gewohnheiten, die uns an Altes binden, das wir längst hinter uns lassen wollten?
Unübersehbare Gegenstände, die nicht nur Platz in Schränken und Kellern rauben, sondern auch Energien – weil sie uns an Verlorenes, Vergangenes, Niederlagen erinnern?
Personen, die uns nicht gut tun: Freundinnen, die fünf Mal angemailt werden, um sich ein Mal zurück zu melden? Verwandte, die stets besucht werden wollen, aber zu bequem sind, selbst vorbei zu kommen? Chefs und Chefinnen, die total freundschaftlich tun und hinterrücks Arbeitsbedingungen verschärfen?
Was es auch sein mag – als erster Schritt reicht es, sie gehen zu lassen. Die Beziehungen frei zu geben und uns damit Raum zum Atmen. Die Gegenstände als Ballast zu entlarven und sich davon zu lösen.

 

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Ich habe festgestellt, dass wir oft so damit beschäftigt sind, wie wir etwas erreichen, etwas bekommen, etwas kaufen oder verkaufen, dass wir gar nicht mehr wissen, warum eigentlich. Ob wir dazu innerlich bereit sind, es in unser Leben aufzunehmen. Oder uns unbewusst an etwas klammern, von dem wir den Abschied nicht schaffen.
Ob es sich dabei um eine veraltete (positive) Hoffnung oder eine ehemalige (negative) Enttäuschung handelt – oft überspringen wir den Schritt des Loslassens. Stattdessen brüten wir, wie wir die Dinge geregelt bekommen und ärgern uns, dass es nicht vorwärts geht. Dabei sollte es uns nicht wundern, wenn etwas, das wir unbewusst festhalten, immer noch im Weg steht und wir es einfach nicht schaffen, es loszuwerden. Oberflächlich liegt es an den Öffnungszeiten des Recyclinghofs, dass wir etwas nicht entsorgen. Oder an „all dem, was sie/er für mich getan hat“, dass wir eine verdorbene Beziehung nicht aufgeben. Tatsächlich fehlt uns das innere „Ja“ zu diesem Schritt, das die Grundlage für tatsächliche Veränderung ist.

Wenn wir Belastendes aus vollem Herzen freigeben können, sind  wir offen für das, was wir stattdessen einladen. Auch hier können wir krampfhaft versuchen, eine neue Perspektive herbei zu zwingen. Wir können täglich nach dem passenden Job suchen, der richtigen Partnerin hinterher hetzen, nach der perfekten Wohnung recherchieren. Das kann zum Erfolg führen – wahrscheinlicher ist aber, dass wir erschöpft und mit leeren Händen aufgeben. Einerseits, weil wir vielleicht Ersatzbefriedigungen für das suchen, was uns wirklich fehlt. Und andererseits, weil wir für das Neue, das wir herbei zerren wollen, gar nicht bereit sind.
Der erste Schritt dorthin kann gelingen, wenn wir uns an einem ruhigen Ort Zeit nehmen. Eine gute Position im Sitzen oder Liegen finden und alles Äußere ausblenden. Die Idee ist, mit dem Ausatmen alles Belastende aus uns strömen zu lassen. Und mit dem Einatmen Gutes, Ersehntes hinein zu lassen. Wer mag, stellt sich diese Bewegungen und die daraus resultierende Veränderung bildlich vor.

 

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Diese Gedanken, entstanden aus einem inspirierenden Abend, sind mir noch nachgegangen. Ich möchte eine Person sein, die Altes freigibt und Neues einlädt. Belastendes gehen lässt und Beglückendes einlädt.
Machst du mit?