aufmerksam, Gäste & Feste, glaubhaft

Entspannt Gastgeberin sein, Trick 1

Herbstfest

 

Erster Trick: Wirklich Lust auf Gäste haben

Niemand mag Pflichtveranstaltungen, weder im Beruflichen noch privat.
Umso irritierender ist es, eingeladen zu werden und vor Ort den Eindruck zu haben, die Gastgeberin freue sich gar nicht über den Besuch.

Wer Lust auf eine (oder mehrere) Freundin hat, aber aktuell keine Freude an Vorbereitungen, lässt den Gastgeberinnen-Aufwand einfach bleiben: Es bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die Gemeinschaft ohne Anstrengung bedeuten.

Pure Ehrlichkeit: „Hallo Anna, ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder treffen. Aber auf Aufräumen habe ich überhaupt keine Lust. Magst du trotzdem spontan vorbeikommen? Es gibt Tee, Kekse und staubige Fußböden…“
Unter Freundinnen darf man das sagen, finde ich.

Freundlicher Überfall: „Hallo Kristina, ich würde dich gerne mal wieder sehen. Hast du in den nächsten Tagen einen Moment Zeit? Ich komme gern vorbei und bringe Kuchen (vom Bäcker) mit.“

Lokalitäten nutzen: „Hallo Simone, lass uns doch mal wieder im Café Mpsjrthasdiö treffen – passt dir das?“


Wer Gäste einlädt, die Wohnung aufräumt und putzt, kocht, backt und dekoriert, aber danach völlig außer Puste ist, tut weder den Eingeladenen noch sich selbst etwas Gutes. Daher empfehle ich: Aus vollem Herzen einladen und vorbereiten oder eine Variante wählen, die Gemeinschaft ohne Anstrengung verspricht.
Ebenso wertvoll ist ein Spaziergang allein oder eine Stunde Lektüre im Ohrensessel: Wer sich Auszeiten gönnt, allein sein kann und abschaltet, sorgt für das eigene Gleichgewicht. Wer danach Lust hat, mal wieder „die Mädels“ einzuladen, tut es mit Begeisterung.

 

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TischTransaktion: Gastfreundschaft mit Unbekannten erleben

„Eine Idee* ist auf Reisen, eine Idee, die sich der Gastfreundschaft stellt und die Gastlichkeit trägt und mit trägt. Ein Tisch, der auf Reisen ist, nein, nicht nur ein Tisch, sondern einige, viele Tische sind auf Reisen kreuz und quer in Rheinland-Pfalz.
Für fünfzig Tage wechseln sie den Ort, ihr Heim und sind erst als Gast in einem fremden Haus, empfangen dann Gäste und kehren reich an Erfahrung nach einem Monat in ihr Heim zurück. Teilnehmen können Familien, jede Frau, jeder Mann, die bereit sind für 4 bis 6 Wochen den eigenen Esstisch, den Küchentisch, den Tisch des inneren Zentrums des Hauses gegen den eines anderen einzutauschen und Gäste zu empfangen. Gäste sind u.a. Personen, die ihren Tisch auch tauschten und Personen, die durch Medienberichte von der Aktion erfahren und die Tische und die Menschen um die Tische besuchen möchten. Die Anzahl der Gäste ist freie Wahl, sie melden sich telefonisch an. Dadurch lässt sich die Anzahl der Besucher selbst bestimmen.

* Die Tischtransaktion wurde von Die Fabrikanten/Linz Österreich und ASA-European/Köln entwickelt“

An den „TauschTischen“ versammeln sich bekannte und bisher fremde Menschen, um Gastfreundschaft zu erleben und den eigenen Horizont zu weiten.

 

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„Worte und Sätze flitzen über den Tisch, Gelächter und Erstaunen. Nie gehörte Berichte und unglaubliche Geschichten wecken das Interesse. Es wird verhandelt, Vernunft, Sinn und Unsinn sammeln sich zum Reichtum, der in der Begegnung liegt.“

Die faszinierende Aktion ist auf der Website TischTransaktion zu entdecken.
Vielleicht schließen sich begeisterungsfähige Menschen in anderen Bundesländern an?

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Eine Kultur des Feierns

Wenn in Hamburg junge Menschen „feiern gehen“, dann bedeutet es, dass sie sich in Clubs und Discotheken treffen und betrinken.
Mangels Erfahrungen in diesem Bereich frage ich mich seit jeher, was daran den Aspekt des „Feierns“ ausmacht: Saufen, bis das Erbrechen kommt, hat für mich keinen festlichen Charakter.
Aber auch in den älteren Generationen vermisse ich oft eine Kultur des Feierns.
Familienfeste sind (in meinen Augen) unglaublich öde und bestehen vorrangig aus dem Verzehr von Menüs oder Kuchen-Buffets – unterbrochen von einem obligatorischen Spaziergang, wenn die Jubilare noch nicht zu gebrechlich dafür sind.
In traditionellen Familien werden selbstverständlich alle relevanten Ereignisse des Lebens (mehr oder weniger festlich) begangen: Taufen, Konfirmation / Kommunion und Firmung, Hochzeit, runde Geburtstage, Beerdigung. Auf ein ganzes Menschenleben gerechnet sind das wenige Feste, die auf die eigene Person entfallen – was ich schade finde, bietet das Leben doch so viel mehr Möglichkeiten, den Moment zu würdigen und dankbar zu sein. Gleichzeitig sind es ausgesprochen viele Ereignisse, zu denen jede Person reihum eingeladen ist – und dabei erlebt JedeR von uns deutlich zu häufig langweilige und leidenschaftslose Gesellschaften.

 

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Ich sehne mich nach einer positiven Kultur des Feierns: Jenseits von Besäufnissen und Langeweile, das kann doch nicht alles sein!
Einen persönlichen Meilenstein oder Momente der Dankbarkeit zu zelebrieren finde ich essenziell: Sonst ziehen diese Erlebnisse an uns vorbei, ohne gewürdigt zu werden, und hinterlassen in der Rückschau nur undeutliche Erinnerungen. Ich möchte an den Stress und die Herausforderungen zurück denken und gleichzeitig die Festivitäten tief im Gedächtnis speichern, die die Anstrengung anerkannt haben, wenn sich alles in Erleichterung und Leichtigkeit auflöst.
Ich möchte meine Urlaubsbilder wie damals mit einem bunten Abend und Speisen aus dem bereisten Land feiern – mit FreundInnen die Erlebnisse teilen, statt stumm die Fotos im Internet hochzuladen. Und ich entdecke gerne, wie meine FreundInnen ihrerseits die Ferien verbracht haben, weil ich gerne schöne Momente erzählt bekomme.

 

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Feiern ist ein Geschenk an uns selbst und alle Eingeladenen. Und seien es zwei Nachbarn und eine Freundin, egal. Eine Party fängt nicht mit einer endlosen Gästeliste und eleganter Dekoration an – sondern mit dem Willen, den Augenblick zu zelebrieren, auszukosten und genussvoll mit anderen zu vertiefen.

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Gott sei Dank – Tag

Heute feiern Christen „Erntedank“: Ein Sonntag im Kirchenjahr, an dem es nicht um Gott, Jesus oder den Heiligen Geist geht (wie an den Festen Weihnachten, Karfreitag und Ostern sowie Himmelfahrt und Pfingsten), sondern um uns Menschen und was wir Gott verdanken.*
Was ist uns in diesem Jahr** gelungen?
Womit wurden wir beschenkt – im materiellen und immateriellen Sinn?
Welche Veränderungen haben stattgefunden?
Kurz: Wofür sind wir dankbar?

Heute morgen fühlte es sich so gar nicht nach Erntedank an, und dass ich Abendmahlsdienst hatte und vor der Gemeinde beten sollte, war ganz und gar nicht das, was mir an diesem Tag in den Kram passte. In den letzten Tagen ist einiges passiert, was in mir alles andere als Dankbarkeit ausgelöst hat. Dementsprechend wenig motiviert war ich, als wir heute morgen schick gekleidet und mit Equipment für verschiedene Ehrenämter unter dem Arm das Haus verließen.
Bei uns in der Gemeinde wird am Erntedank-Sonntag dazu eingeladen, nach vorn ans Mikrofon zu kommen und zu berichten, worüber wir Gott dankbar sind und was wir in diesem Jahr mit ihm erlebt haben:
Unfälle und langwierige Krankheiten, die gut überstanden wurden, hören wir jedes Jahr und erleben sie gedanklich mit (oft unter Tränen berichtet). Paare haben geheiratet und ein Zuhause im stark umkämpften Hamburger Wohnungsmarkt gefunden. Examen wurden bestanden. In finanziellen Engpässen ergaben sich unerwartete Möglichkeiten. Kinder wurden geboren. Beziehungen wurden gekittet und neu begonnen. Neue Arbeitstellen wurden gefunden, befristete Verträge in unbefristete verwandelt. Senioren danken dafür, immer noch täglich aktiv sein zu können.

Ziemlich genau vor einer Woche wäre mir allerhand eingefallen, wofür ich dankbar bin – manchmal ändert sich der Blick auf das eigene Leben ziemlich schnell. So ging ich aus reinem Pflichtgefühl in den Gottesdienst und erlebte, wie sich in anderthalb Stunden die Perspektive veränderte und ich den Blick wieder heben konnte. Ich erlebte, dass Momentaufnahmen eben nur Momentaufnahmen sind. Und dass wir mit Gott unterwegs sind, auf einem Weg, dessen Ziel er besser kennt und überblickt als wir das können:
„Schritte wagen im Vertrauen auf einen guten Weg. Schritte wagen im Vertrauen, dass letztlich er mich trägt. Schritte wagen, weil im Aufbruch ich nur sehen kann: Für mein Leben gibt es einen Plan.“ (Clemens Bittlinger)

Ein weiteres, sehr schönes Lied zu Erntedank lautet „Du gabst uns das, was wir benötigt haben“. Dort ist ebenfalls von den Hochs und Tiefs im Laufe eines Lebensjahres die Rede, die uns letztlich demütig und dankbar stimmen.

 

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* Unser Pastor sprach heute davon, dass die Städter des 21. Jahrhunderts mit Erntedank und seinen Ursprüngen in der Landwirtschaft nichts mehr anfangen können und er gelesen habe, dass die Formulierung eines „Gott sei Dank – Tag“s als Übersetzungshilfe dienen kann.

** Da das Kirchenjahr mit dem Totensonntag bzw. Ewigkeitssontag im November endet und mit dem Advent beginnt, wird klassischer Weise im Oktober am Erntedanksonntag Rückschau gehalten. Genauso gut kann man natürlich am Sylvesterabend dankbar sein…

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Mein diesjähriges Fasten-Projekt

Traditionellerweise werden in der Fastenzeit Genussmittel gestrichen:
Alkohol, Schokolade, Kaffee, Fleisch, aber auch Fernsehen und im-Internet-surfen.
Dabei geht es grundsätzlich darum, etwas, das das Leben versüßt, einzuschränken – damit es um so mehr ein Genuss ist und keine Routine oder gar eine Abhängigkeit wird.

Im letzten Jahr fastete ich (zum wiederholten Mal) Konsum: Hier und dort nachzulesen.

Dieses Jahr möchte ich alles Negative fasten – blöde Gedanken, Kritik, Sarkasmus, meckern und so weiter. Mein Ziel ist ein ganzes Telefonat lang (und ich telefoniere sehr ausgiebig) nur Gutes zu sagen. Keine Beschwerden, kein „Was mich heute genervt hat“. Wenn ich nichts Gutes zu einem Thema sagen kann, möchte ich mich im Schweigen üben.

Ich gebe zu: Bisher habe ich es nicht geschafft, nicht ansatzweise.
Aber jede Kritik, die schneller über meine Lippen kommt als ich sie bremsen kann, steht mir überdeutlich vor Augen.
Immerhin.
Etwas Zeit habe ich ja noch.

aufmerksam

Nachbarschaftsaktion im Treppenhaus: Mirabellenernte teilen

Schräg vor dem Haus steht ein Mirabellenbaum, der jedes Jahr unterschiedlich viele Früchte trägt, aber immerhin: Er steht mitten in der Stadt und fruchtet.
Nun wohne ich hier seit gut sieben Jahren und habe es bisher nicht ein Mal geschafft, ihn abzuernten. Ich habe es mir häufig vorgenommen und dann doch nie getan. Wenn es mir beim ersten Frost einfiel, war es längst zu spät…
In diesem Jahr (das wohl das letzte hier in der Wohnung ist) bin ich auf meiner kleinen Klappleiter mit den drei Stufen so weit nach oben gestiegen, wie ich konnte, und habe wackelig-schwankend Mirabellen gepflückt. Die meisten hingen viel zu hoch, aber einige habe ich doch erwischt.

 

 

Anschließend wurden sie in Plastik-Becher, die ich mal für nicht vorhandene Kinder besorgt habe, gefüllt und mit einem einladenden und erklärenden Zettel ins Treppenhaus gestellt.

 

 

Am nächsten Tag, als ich von der Arbeit kam, waren alle verschwunden – meine Hoffnung, dass ich stattdessen ein Stück Mirabellen-Kuchen vorfinde, hat sich leider nicht erfüllt… 😥