aufmerksam, Gäste & Feste

Wie eine fröhliche, abwechslungsreiche Feier gelingt: Buchempfehlung

Thomas Sünder, ein DJ aus Hamburg, hat vor einigen Jahren ein sehr hilfreiches Buch unter dem Namen „Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen – Tipps vom Profi für die perfekte Hochzeitsfeier“ geschrieben. Mit großem Genuss habe ich es vor Kurzem gelesen und mich einerseits an vielen Stellen bestätigt gefühlt, andererseits viel Neues gelernt.

Im Folgenden möchte ich einige Punkte nennen, die ich nach dem Lesen notiert habe und besonders sinnvoll finde. Da aktuell angesichts des nahenden Frühlings und Sommers wieder viele Paare ihre Hochzeit planen, hoffe ich, dadurch Tipps weitergeben zu können und empfehle die Lektüre des amüsant geschriebenen Ratgebers.

Wo feiern wir
Bezüglich des Raumes ist es vorrangig wichtig, unter sich zu bleiben und sicher zu sein, dass keine Unbekannten dazu stoßen oder laute Parallelveranstaltungen im gleichen Haus stattfinden. Es sind keine eleganten gemieteten Villen nötig – eine gute Mischung an interessanten, liebgewonnenen Gästen garantiert bessere Stimmung als ein teurer Spiegelsaal. Eine regensichere Variante für Veranstaltungen draußen sollte ebenso eingeplant werden wie genügend Parkplätze für alle. Ist die Location für alle, auch ohne Auto, gut zu erreichen? Muss ein Fahrdienst eingerichtet werden oder wird für die Gäste ein Bus gemietet (bei einer Hochzeit von der Kirche zum Ort des Fests beispielsweise)? Gibt es Baustellen in der Umgebung, die zu Umleitungen und Staus führen, was die Anfahrt erschwert (rechtzeitige Information an die Gäste)? Kann die Musik vor Ort so laut sein, wie gewünscht, oder gibt es ein Lautstärkelimit (dann kommt schwer Partystimmung auf)? Ist mindestens eine Stunde vor Beginn alles in der Location fertig vorbereitet – falls Gäste früher kommen oder der vorangehende Programmpunkt kürzer ausfällt?
Die Gastgeber sollten ihre Gäste gut im Blick haben und dezentrale Situationen, wo sich Gäste verlieren und leere Räume entstehen, vermeiden: Das Gemeinschaftsgefühl und damit die Stimmung sinken. Lieber zu „kuschelig“ sitzen und tanzen als für wenige Personen viel ungefüllten Raum haben.
Die Sitzordnung sollte gut geplant sein und, wenn nötig, von den GastgeberInnen gegen spontane „Umplanungen“ seitens einiger Gäste verteidigt werden: Die GastgeberInnen wissen, was sie warum tun.

Wer feiert mit uns
Die GastgeberInnen (das Brautpaar, die Abiturientin, der Jubilar,…) entscheiden nach persönlichem Geschmack, wer eingeladen ist und wer nicht. Niemand sollte aus purer Höflichkeit eingeladen werden: Solche Gäste haben kaum emotionalen Bezug zur Gastgeberin/ zum Gastgeber und sind somit verzichtbar – schließlich kosten Feste oft viel Geld, niemand möchte fast Fremden teure Menüs vorsetzen oder aufgrund ihrer Eigenarten die Stimmung sinken lassen.

Was passiert während unseres Fests
Was wann wie auf dem Fest passiert, bestimmen die GastgeberInnen. Diese wiederum können eine Zeremoniemeisterin / einen Zeremoniemeister bestimmen, die auf der Grundlage der Wünsche und Vorstellungen der GastgeberInnen die Gestaltung koordinieren. Die dazu ausgewählte Person sollte gut kommunizieren können (mit Einladenden und Gästen), Freude an ihrer Aufgabe haben, den Überblick behalten, zuverlässig sein und die Hauptpersonen des Fests vor peinlichen Spielen oder niveaulosen Reden bewahren. Strikt und auch gegen lamentierende Gäste: Die Gäste sind eingeladen, das Zepter behalten die GastgeberInnen in den Händen! Dies im Blick zu behalten und die Regie nicht an übereifrige, aber unkoordinierte Gäste abzugeben, ist von großer Wichtigkeit für das Gelingen der Feier.

Die gemeinsamen Mahlzeiten sollten relativ straff geplant sein. Die Gäste kommen (meist) zum Feiern und um Spaß mit den Hauptpersonen des Tages zu haben, nicht, um stundenlang zu dinieren. Viele Eingeladene können mit acht Gängen aus exquisiten Kreationen wenig anfangen, sodass sich unnötige Längen im Ablauf ergeben und die Gäste sich eher langweilen, als die Speisen zu genießen. Ein zügiges Servieren und Abräumen ist ebenfalls essenziell, um zeitnah die Stimmung steigen zu lassen und die strengen Sitzgruppen aufzulockern. Ständiges Sitzen führt genauso wenig zu ausgelassener Festatmosphäre wie langes Anstehen am Buffet…

In Bezug auf Hochzeiten: Die wenigsten Hochzeitsspiele sind persönlich, lustig und stilvoll. Die meisten sind bekannt und damit ausgelutscht, haben nichts mit dem Brautpaar zu tun und führen zu peinlichen Situationen. Das Zersägen eines Baumstamms mit einer stumpfen Säge in der Mittagshitze, das blinde Füttern des Bräutigams durch die Braut oder seitenlange Verse aus dem Internet sind weder für die Gesellschaft noch für das Paar schön zu erleben. Die „Brautentführung“, die in ländlichen Gebieten noch stattfindet, zerreißt oft das Fest, da durch die Unterbrechung die Stimmung der Feiernden sinkt und das Brautpaar, statt Zeit mit den Gästen in einer teuer gemieteten Location zu verbringen, draußen im Dunklen (und Kalten) nach einander suchen muss.

Grundsätzlich stellt sich die Frage:
Möchte das Brautpaar Spiele und Reden während ihres persönlichen, teuer geplanten Fests erleben? Wenn nicht, hat kein Gast das Recht, die frisch Verheirateten zu peinlichen Aktionen auf der Bühne zu zwingen. Wenn das Brautpaar bestimmte Rituale, Reden und Spiele gut findet, sollte einE ZeremonienmeisterIn diese koordinieren und zeitlich kurz halten: Die meisten Wortbeiträge dauern länger, als die Verantwortlichen dies selbst einschätzen können! Und: Niemand kommt, um Witze von entfernten Onkeln zu hören, die wahlweise niveaulos oder langweilig sind. Wenn die Gäste nicht begründen können, was ihr Beitrag mit den Hauptpersonen zu tun hat und der Witz nicht eindeutig erkennbar ist, sollten derartige Beiträge nicht auf der Bühne erscheinen! Die Investition in einen guten DJ, der weiß, was er tut und für Stimmung auf einer vollen Tanzfläche sorgt, ist besser als die Aneinanderreihung von kostenlosen, aber dafür stimmungsschädigenden Auftritten aus dem Familien- und Bekanntenkreis.

Wie feiern wir und wie kommunizieren wir gut mit unseren Gästen
Die Gäste sollten sowohl auf der Einladung als auch am Tag des Festes immer gut informiert sein, was sie erwartet und wie der Ablauf aussieht. So wissen alle, wie sie sich kleiden, was sie vorbereiten sollen (Angereiste, die plötzlich Gummistiefel für einen Spaziergang brauchen, hätten dies sicher gern vorher gewusst) und wie der zeitliche Ablauf ist. Gibt es Pausen zum Zurückziehen oder für ein Nickerchen im Hotel? Steht Zeit zur freien Verfügung im Laufe des Tages, wenn ja, wann? Oder zieht sich das Fest ohne Unterbrechung über sechs Stunden? Was passiert (in kurzen Stichpunkten) in diesen sechs Stunden? Je nach angekündigten Programmpunkten werden die Gäste eher praktisch gekleidet oder elegant gestylt kommen und sich entsprechend wohlfühlen.

Alle Punkte rund um erfolgreiche Hochzeiten, die sich auch auf andere Feste übertragen lassen, finden sich im Buch “ Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“ von Thomas Sünder.

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aufmerksam

fragen des designs

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„Im Übrigen gibt es keine Möbel, die sich miteinander beißen.
Wenn man Bücher, Zeitschriften und angebrochene Knabberkrampackungen gleichmäßig auf alle Sitz- und Ablageflächen verteilt, passt eigentlich alles sehr gut zusammen.“

Max Goldt

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Kindermund: Verschwendung verhindern

Szene aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem Mädchen im Kindergartenalter übe ich das richtige Schluckmuster. Als Hausaufgabe soll sie beim Abendbrot die erste Scheibe Brot mit Konzentration korrekt schlucken, danach darf sie ihren Hunger stillen, ohne weiter aufpassen zu müssen (später ist natürlich das Ziel, dass sie die gesamte Mahlzeit korrekt schluckt).
Eine Woche später berichtet das Mädchen, dass sie die erste Scheibe wirklich „mit Aufpassen gegessen“ habe, aber danach nicht weiter geübt habe, denn:
„(…) Ich wollte ja nicht das ganze Brot mit Arbeit verschwenden.“

aufmerksam

Genießen. Jetzt.

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…also, wenn ich so recht darüber nachdenke,
dann komme ich zu der klaren Überzeugung,
dass heute ein sehr guter Tag ist
für Nix tun

(Ich werde es systematisch
in Morgens-, Mittags- und Abends-Nix tun einteilen)
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Text auf einer Postkarte

aufmerksam

Buchempfehlung: „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker – Eine Online-Omi sagt, wie´ s ist“ von Renate Bergmann

Seit Längerem habe ich vor, das Buch „SuperTex“ von Leon de Winter zu rezensieren, das ich auf Zanzibar in der Bibliothek des „Dhow Palace“ entdeckte. Da ich in der letzten Zeit viel Lektüre las, die deutlich lockerer war, fällt es mir am Feierabend schwer, gute europäische Hochkultur wiederzugeben statt eines netten Unterhaltungsromans…
Im Folgenden soll es um das Buch „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker – Eine Online-Omi sagt, wie´s ist“ von Renate Bergmann gehen: Dann wartet die hohe Kunst eben noch ein bisschen, inzwischen kommt´s auch nicht mehr drauf an!

Renate Bergmann ist eine zweiundachtzigjährigen Dame aus Berlin, vierfache Witwe, und behält stets einen guten Überblick: Zu allen Themen des Lebens hat sie etwas zu sagen, seien es Ordnung und Sauberkeit, aktuelle Mode, die Nachbarn und ihre Gepflogenheiten, die schönsten Freizeitbeschäftigungen oder das Internet. Renate Bergmann kennt sich mit Gockel und Fäßbuck aus und erzählt via Twitter aus ihrem Leben: Wie sie mit ihrer besten Freundin Irene und deren quasi blindem Mann als Fahrer im Koyota durch die Gegend braust („Kurt fährt immer so, dass er die gestrichelte Linie mittig unter sich hat. Hinter uns hupt es am laufenden Band“), um im jeweiligen Supermarkt die „Angebote der Woche“ abzustauben und nebenher allerhand Bekannte zu treffen („Gertrud hat aus alten Auflagen der Gartenstühle Kissen genäht, damit wir uns beim Erzählen gemütlich auf die Einkaufswagen lehnen können“).

Hier die schönsten Zitate aus ihren Tweets, die im Buch als Kapitelüberschriften dienen:

„Gertrud kam unverrichteter Dinge vom Arzt zurück. Sie hat sich drei Stunden so nett im Wartezimmer unterhalten, dass sie vergessen hatte, was sie hat.“

„Ilse und ich fahren manchmal aufs Dorf raus und machen mit dem Rollator Kornkreise ins Feld. Hihi.“

„Kurt hat die AOK-Schipkarte in den Geldautomaten geschoben, und der Alarm ging los. Ich weiß nicht, wann die Polizei uns wieder gehen lässt.“

„Bei uns im Einkaufszänter gibt es ein Spezialgeschäft für Dirnen. Es heißt >Pimkie<.“

„Ich habe nicht den Krieg überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen.“

„Ach, ist das ärgerlich. Heute wäre eine tolle Beerdigung mit Leichenschmaus im Kempinski, und mein schwarzes Kostüm ist in der Reinigung.“

„Ich habe zu Kirsten gesagt, sie soll mich im Garten erschießen, wenn ich wie meine Mutter werde. Jetzt ruft sie. Ich soll in den Garten kommen.“

„Auf dem Nutellaglas steht >75 Gramm gratis<. Glauben Sie das bloß nicht! Sie können sich gar nicht vorstellen, was die im Edeka für ein Theater machen, wenn man das ablöffelt.“

aufmerksam, feminin

Kindermund: Beste Wünsche

Aktuell informiere ich sämtliche Angehörige, Pflegepersonal, Lehrerinnen und wo immer ich die Woche über arbeite, über die stattfindenden logopädischen Termine sowie die Terminausfälle aufgrund der standesamtlichen Trauung und später der Flitterwochen. Fast alle freuen sich sehr ehrlich und fragen neugierig nach Einzelheiten (wann wird wo wie geheiratet, gibt es danach einen neuen Namen?). Besonders die älteren Damen im Seniorenheim fiebern regelrecht mit und bestehen darauf, genauestens über den aktuellen Stand der Vorbereitungen informiert zu werden. Da im Heim praktisch nichts passiert, und wenn, dann nur Sterbefälle, kann ich gut nachvollziehen, wie gern die Damen in alten Erinnerungen schwelgen und zumindest ein bißchen an meiner Hochzeit teilhaben wollen. Dort berichte ich also gerne und freiwillig, alle anderen bekommen die reinen Fakten geliefert: Wann bin ich am Arbeitsplatz und wann nicht. Dennoch scheinen auch die, die von mir keine Details hören, gedanklich sehr angeregt über die reine Ankündigung, dass aufgrund der Hochzeit Termine verschoben werden (müssen).
Heute wünschte mir die Mutter eines Therapiekinds „alles Gute für die kommende Woche und eine schöne Hochzeitsnacht.“
Äh, ja, danke bestens….

 

Dessous

In diesem Sinne… 😉

aufmerksam

Kindermund: Der Flasebrief

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Wir üben das /sch/. Ein kleiner Junge erzählt mir angesichts des Arbeitsblattes zum Thema „Strand“ etwas von einem „Flasebrief“ (Flaschenpost).

Ich warte auf Patienten, die Tür zu meinem Therapieraum steht offen.
Nebenan höre ich die Praktikantin in der Küche im Gespräch mit einem Mädchen im Wartezimmer. Das Mädchen wünscht sich „Apfelschorle ohne Wasser“.

aufmerksam

Kindermund: Heute nicht jugendfrei

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Drittklässler soll in einem Wort den Hauptvokal nacheinander gegen alle anderen Vokale tauschen, zum Beispiel „Igel“: Agel, Egel, Igel, Ogel, Ugel. Im Anschluss überlegen wir als Zusatzaufgabe, ob von den entstandenen Wörtern eins „echt“ ist und klären die Bedeutung.
Wir sind bei „Besen“. Er: „Basen, Besen, Bisen, Bosen, – “
Er gerät ins Stocken, schaut auf meinen Oberkörper, das Blatt, meinen Oberkörper, das Blatt, mein Gesicht und meint: „Busen.“
Im Anschluss an die Stunde zeigen wir seiner Mutter die Aufgaben und der Junge ist sehr erpicht darauf, ihre jede Zeile zu zeigen, die wir geschafft haben, bis er endlich bei der „Besen“-Zeile ankommt. Er: „Guck mal, Mama, was da noch steht! Da hab ich mich voll erschrocken!“

Ein Kindergartenkind hat ein Handtäschchen voller Haarreifen und Accessoires mitgebracht. Ich nehme einen weißen Haarreifen mit kleinen Öhrchen daran in die Hand und meine:
„Oh, wenn du den aufsetzt, siehst du aus wie ein Kätzchen.“
Sie: „Nee, wie Hello Titty!“

aufmerksam

Kindermund: Die Logopädin isst Hasenfutter, echt!

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich schließe die Tür meines Therapieraums ab und gehe in die Mittagspause, in meiner Hand eine Tüte voll Kohlrabi und Karotten. Während das Kindergarten-Kind, das ich gerade verabschiedet habe, von seiner Mutter angezogen wird, ruft es:
„Mama, die isst nur Hasenfutter!“

Eine Woche später.
Auf dem Arbeitsblatt ist unter anderem ein Teddy abgebildet. Das Kind kritisch:
„Der Teddy braucht noch einen Pieschermann!“ und greift mit seinem grünen Stift fürsorglich ein.

aufmerksam

Kindermund: Leckere Lo-iven

Szenen aus meinem Alltag in der logopädischen Praxis:

Sigmatismus-Therapie. Mit einem Vorschüler spiele ich Quartett (Hast du für mich ein Eis?), bei dem unterschiedliche Gerichte abgebildet sind und gesammelt werden sollen.
Er gibt sich große Mühe: „Hassssst du für mich noch… Lo-iven?“ Er meinte „Oliven“.

Nachdem ich mit einem türkischen Mädchen im Vorschulalter über zwei Monate Verben mit Vorsilbe geübt habe (anmalen, einsammeln, auspacken usw.) und davon scheinbar nur wenig in der Spontansprache ankam, benutzt sie nun plötzlich Äußerungen wie „Was willst du jetzt unternehmen?“ oder „Ich muss das mal überprüfen!“
Ich bin völlig überwältigt!

Das gleiche Mädchen fragt mich über die Putzfrau aus, die abends kommt. Ob sie wohl Angst hat, wenn sie allein abends durch die „verschlossene“ Praxis läuft und putzt? Noch bevor ich antworten kann, meint sie: „Wenn ich hier Putzfrau bin, habe ich keine Angst!“
Ich dagegen hoffe, dass dieses türkische Kind niemals Putzfrau wird, sondern größere Ziele verwirklichen kann.