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Buchempfehlung: Die „Pille“ für den Mann

Auszüge aus dem Buch „Die Pille und ich – Ein Mann im Selbstversuch“ von Clint Witchalls (rororo):
Das Buch handelt von einem Journalisten, der sich zu Recherche-Zwecken bei einer englischen Studie anmeldet. Getestet werden soll ein hormonelles Verhütungsmittel für den Mann in Form eines Stäbchens, das in den Oberarm gepflanzt wird und kontinuierlich Hormone abgibt.
Mir hat es sehr gut gefallen, weil es sachlich und gleichzeitig sehr humorvoll geschrieben ist – und die Frage stellt: Warum ist grundsätzlich die Frau für die Verhütung beim Sex (und die möglichen Folgen in Form einer Schwangerschaft) verantwortlich, wenn doch beide dabei Spaß haben?

In den 14 Jahren unserer Ehe habe ich mich noch nie so gefühlt wie jetzt. Ich war nie besitzergreifend und anhänglich. Und hatte nie Zweifel an Sams Liebe.
Als ich Sam erzähle, wie ich mich fühle, meint sie: „Genauso fühle ich mich jeden Monat, kurz vor meiner Periode. Ich hab dir gesagt, es sind die Hormone. Jetzt weißt du, wie das ist.“
Wie kann man es aushalten, sich so zu fühlen, nutzlos, hässlich und ungeliebt? Nach Bestätigung betteln. Ich könnte das nicht jeden Monat ertragen.

(…)
Wasser tropft auf meine Tastatur. Das hat mir gerade noch gefehlt, ein Leck im Dach. Ich schaue an die Decke, um zu sehen, von wo das Wasser kommt. Dann wird mir klar, es tropft aus meinem Gesicht. Ich bin am Heulen.
Ich wische mir das Gesicht an meinem T-Shirt ab und bin irritiert. Obwohl ich durchaus eine feminine Ader habe, bin ich keine Heulsuse. Ich heule nur, wenn Leute sterben, die mir nahe stehen, oder wenn mein Penis im Reißverschluss eingeklemmt wird. Was also ist los? Warum heule ich – nur weil ich einen blöden Artikel neu schreiben muss? Ich weiß es ehrlich nicht.
(…)
„Was glaubst du, bin ich fett?“ frage ich Sam.
Sie schaut von ihrem Buch auf. Und sieht mich vor sich stehen mit einem Handtuch um die Hüfte.
„Du tropfst.“
„Ja, aber bin ich fett?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Okay, aber was sagst du dazu?“ Ich packe meinen Hüftspeck und wackle damit hin und her.
„Das ist doch nicht fett.“
„Würdest du mit mir zusammenbleiben, wenn ich ein fettes Schwein wäre?“
„Nein, ich würde dich abservieren,“ sagt sie mit einem schelmischen Grinsen.
„Echt? Nur weil ich fett bin?“
„Was ist los mit dir in letzter Zeit?“
„Ich weiß nicht. Ich komme mir einfach hässlich vor. Ich mache mir Sorgen, du könntest dich in jemand anderen verlieben. In jemanden, der nicht so fett und armselig ist.“
„Weißt du was?“
„Was?“
„Diese Hormone lassen dich langsam zur Frau werden.“

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Kindermund: Trifft eine Katzel den Hasel

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Junge, 5 Jahre alt, erzählt etwas von einem „Themptomeeto“ (Thermometer).

Wir spielen „Tiere füttern“ mit dem Ziel, eine schöne grammatikalisch korrekte Verbzweit-Stellung aufzubauen.
Mädchen, 3 Jahre alt, schaut sich alle Tiere an und benennt sie dabei ganz in die Bilder versunken:
„Ein Igel, ein Hasel, Entel, Ziegel…“
Wo auch immer sie es her hat, als Endung ein „-l“ anzufügen – es klingt so niedlich, das ich mich schwer zusammen reißen muss, um es nicht niedlich zu finden.

Junge, knapp 4 Jahre alt, beim Instrumente-Raten:
Seine Mutter sitzt dabei und hält ihm ein Tuch vor die Augen, damit er nicht luschert. Zwischendurch darf er zur Abwechslung für mich Instrumente spielen, die ich dann raten muss.
Zu Beginn hatte ich von „Augen schließen“ gesprochen, anschließend von „Augen verbinden“.
Er gibt mir als logische Konsequenz die Anweisung:
„Augen verschließen! Los, die Augen müssen verschlossen sein!“

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Selbstheilungskräfte aktivieren

Gerade habe ich beim heutigen Themen-Abend auf „arte“ interessante Impulse zum Thema „Der innere Arzt – was Gehirn und Psyche für die Heilung tun“ bekommen.

Der Link: http://www.arte.tv/de/4204560.html

Wieder einmal wurde deutlich, wie wichtig das Gespräch zwischen Arzt und Patient bzw. Therapeut und Patient ist und wie viel durch eine sensible Aufklärung sowie den Blick auf die Ressourcen bewirkt werden kann – und das zu geringeren Kosten für das Gesundheitswesen als der Einsatz teurer Medikamente und Operationen.

Dabei ging es darum, wie die Selbstheilungskräfte (wieder) aktiviert werden können und wie der Patient eigenverantwortlich die Behandlung mitgestalten kann.
So kam eine Psychotherapeutin zu Wort, die viel mit Krebskranken arbeitet:
Sie ließ die Patienten einen zufälligen Buchstaben aus dem Alphabet nennen und bat sie, möglich viele Wörter zu finden, die mit diesem Buchstaben anfangen und Wohlbefinden ausdrücken. Durch eine willkürliche Aktivierung positiver Assoziationen kann der Patient sich aus einer Situation der Niedergeschlagenheit selbst zu einem veränderten Blick führen.
-Und sei es nur für den Moment, wo die Hoffnungslosigkeit oder die Angst übermächtig zu werden droht und eine Ablenkung dringend notwendig ist.
Zusätzlich wurde wieder einmal bewiesen, wie wichtig positives Denken ist – auch dabei unterstützt die Übung.

Gerald Hüther, der bekannte Neurologe, kam ebenfalls zu Wort und beschrieb, was Menschen gesund hält bzw. was der inneren und äußeren Gesundheit Auftrieb gibt:
– Das Wissen, kompetent zu sein (Selbstwertgefühl)
– Das Wissen, jemanden zu haben, der einem hilft, wenn man nicht mehr weiter weiß (Soziale Kontakte)
– Das Wissen, dass ich geborgen bin in dieser Welt (Spiritualität, Glaube)

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Engel im Einsatz

Vor kurzem wurde meine Kollegin mir zum Engel, und das war so:
Morgens früh war eine Lok auf der Strecke entgleist, die ich täglich zur Arbeit nehme. Trotzdem kam ich pünktlich in der Praxis an. Abends fragte ich meine Kollegin, als wir beide am Aufräumen waren, ob wir zusammen mit der S-Bahn fahren. Sie war jedoch mit dem Auto gekommen, sodass wir uns auf dem Parkdeck trennten. Ich spurtete zur S-Bahn, die in diesem Moment einfuhr, und sprang gerade noch hinein. Doch statt los zu fahren, kam eine Durchsage, dass die Bahn aufgrund der Bergungsarbeiten noch fünf Minuten warten müsse. Einige Zeit später folgte die Information, dass der Zugverkehr bis auf Weiteres komplett eingestellt sei und ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet würde. So strömten mehrere Hundert Menschen nach unten auf die Kreuzung, wo alle irritiert warteten. Nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass die Busse noch lange brauchen würden, bis sie kämen – und dass längst nicht alle in die Busse passen würden. Ich ärgerte mich, dass ich nicht meine Kollegin gefragt hatte, ob sie mich im Auto mitnimmt – so hätten wir eine Runde schnacken können und ich hätte nicht draußen vor den Toren Hamburgs festgesessen.
Da es sehr kalt und windig war, hatte ich keine Lust, unnötig lange draußen im Dunkeln zu stehen und stellte mich in einer Drogerie unter. Während ich dort im Warmen stand und meine letzte Birne aß, betrat plötzlich meine Kollegin das Geschäft – ich dachte, sie sei längst auf der Autobahn. Beide waren wir ganz überrascht, uns zu sehen, weil wir von der jeweils anderen angenommen hatten, sie sei schon in der Stadt.
Sie erzählte, dass ihr Freund gerade angerufen habe, als sie losfahren wollte und ihr noch einige Einkäufe aufgetragen hatte. Zuerst wollte sie in die Drogerie und dann in den Supermarkt, änderte die Reihenfolge jedoch – wäre sie bei ihrem Plan geblieben, hätte wir uns nicht getroffen.
Wir waren beide ganz aus dem Häuschen, weil das Zeitfenster, in dem wir uns zufällig hätten treffen können, so klein war – und weil wir durch verschiedene Zufälle einander doch wieder über den Weg gelaufen waren. Hätte ich nicht in der Drogerie gestanden, sondern nebenan beim Bäcker, hätte ich sie verpasst.
Unendlich viele Möglichkeiten bestanden, und nur ein einziger „Zufall“ machte es möglich, dass ich an diesem Abend doch warm und zügig nach Hause kam.
Ich bin sehr sicher, dass Gott dafür gesorgt hat.

 

 

 

 

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Ich habe eine Freundin, die ist LKW-Fahrerin

Es gibt eine Kinderbuch-Serie, die sich mit Berufen beschäftigt. Die Titel sind unter anderem:
„Ich habe einen Freund, der ist Lokführer/ Pilot/ Müllmann/ Rennfahrer/ Feuerwehrmann/ Koch/…“
Dabei treten genau drei weibliche Berufe auf – die Zahnärztin, die Briefträgerin und die Tierpflegerin. Die anderen 15 Berufe sind alle männlich besetzt. Darüber könnte ich mich schon wieder aufregen, aber es geht in diesem Artikel um etwas anderes:

Und zwar darum, wie dankbar ich bin, dass meine Freundinnen nicht nur für privaten Plausch zu haben sind, sondern auch gerne in beruflicher Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite stehen. Da bin ich sowohl über meine Logopäden-Freundin dankbar, weil ich sie als Insiderin erlebe und wir fachlichen Austausch haben – als auch über Freundinnen, die gerade nicht Logopädin sind. Schließlich besteht das Leben aus wesentlich mehr als Logopädie:
Wie gut, wenn ich Fragen habe, mit denen ich mich vertrauensvoll an eine Freundin wenden kann und sie den Küchentisch kurzerhand zum Arbeitsplatz umfunktioniert, um mit mir ihre berufliche Erfahrung zu teilen.

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Vielfalt, Mann!

Seit Kurzem gibt es die Aktion „Vielfalt, Mann!“, die sich für einen höheren Anteil an männlichen Erziehern in Hamburgs Kindergärten einsetzt. Auf den großflächigen Plakaten sind Männer mit ihrem „Job-Profil“ als Aufdruck auf dem T-Shirt abgebildet:
„Koch – Beatboxer – Spieleentwickler – Gitarrist – Trostspender – Vorleser:
Sei alles – werde Erzieher“
„Rennfahrer – Tourguide – Künstler – Gärtner – Kaufmann – Teamplayer:
Sei alles – werde Erzieher!“

Je mehr Menschen sich für Bildung und Integration einsetzen, desto besser. Und je mehr positive Vorbilder und Rollenmodelle Kinder beider Geschlechter haben, desto vielfältiger ihre Entwicklung. Nicht nur Jungs brauchen männliche Bezugspersonen – auch Mädchen brauchen sie, um eine gesunde Identität aufbauen zu können. Wer ist das, wenn es keinen Papa gibt?

Mehr Informationen unter

http://www.vielfalt-mann.de/

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Gerechtigkeit?

Du hast Hände, die schreiben und streicheln und bauen können.
Du hast einen Mund, der sprechen und küssen und lächeln kann.
Du hast Beine, die gehen und stehen und tanzen können.
Du hast Augen, du hast einen Kopf.
Du kannst sehen, denken, rechnen, überlegen und fordern.
Du kannst erfinden, dichten, erkennen, verändern.
Eigentlich bist du ein Mensch,
keine Kuh, kein Staubsauger, keine Kaffeemaschine, keine Legehenne, keine Puppe.
Du bist ein Mensch.
Du kannst sogar einen Menschen zur Welt bringen.
Deshalb bist du arbeitslos,
deshalb bekommst du weniger Ausbildung, weniger Lohn.
Du bist eine Frau.

 

von einer mir unbekannten, französisch-vietnamesischen Dichterin,
zitiert von Renate Schmidt am 19.03.1981 im Bundestag

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Schmutzige Schokolade

„Schokolade essen ist kein ausschließlich harmloses Vergnügen – nicht für Kinder in Afrika. Hilfsorganisationen verdächtigen die Schokoladenindustrie, von Kinderhandel und -arbeit zu profitieren. Miki Mistrati ist diesem Verdacht nachgegangen.

Schokolade ist ein beliebtes Genussmittel. Die Hälfte aller Schokolade weltweit essen Europäer. 1,5 Millionen Tonnen im Jahr – das sind 15 Milliarden Tafeln. Jeder Deutsche isst im Durchschnitt etwa elf Kilo jährlich. Doch vielleicht würde Verbrauchern die Schokolade bitter aufstoßen, wenn sie um ihre Produktionsbedingungen wüssten. Hilfsorganisationen verdächtigen die Schokoladenindustrie, von Kinderhandel und Kinderarbeit in Afrika zu profitieren.

Der investigative Journalist und Filmemacher Miki Mistrati ist nach Mali und an die Elfenbeinküste gereist, dem weltgrößten Produzenten von Kakaobohnen. Eine gefährliche Reise, denn erst vor wenigen Jahren wurde dort ein Journalist bei einer ähnlichen Recherche entführt und ist bis heute verschwunden. Miki Mistrati drehte oft mit versteckter Kamera, führte aber auch offen Interviews mit Menschen, die wissen müssten, was vorgeht, zum Beispiel mit dem größten Kakao-Exporteur der Elfenbeinküste und mit einem Staatssekretär, zuständig für den Kampf gegen Kinderhandel. Beide leugnen Kinderhandel und Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen. Miki Mistrati aber beweist das Gegenteil. Er stieß auf geflohene Opfer, traf auf Plantagen kleine Jungen bei der Arbeit und sprach mit einem Polizisten von Interpol, der soeben eine Razzia geleitet hatte, bei der 65 Kindersklaven auf Kakaoplantagen befreit wurden.

Zurück in Europa wollte Miki Mistrati die Schokoladenindustrie mit seinen Beweisen konfrontieren. Doch keine der Firmen, die er kontaktierte, war bereit, seine Beweise anzusehen und Stellung zu nehmen. Es erging lediglich eine Stellungnahme ihres Verbands-Sprechers. Nach seiner Argumentation sind die Plantagen nicht in Besitz der Firmen, diese also nicht verantwortlich für Vorgänge auf den Plantagen. Diese Argumentation zeigt, dass die Schokoladenindustrie Kinderhandel und Kinderarbeit zumindest duldet. Vielleicht kann die eindrucksvolle und erschütternde Dokumentation dazu beitragen, die Ausbeutung von Kindern auf Kakaoplantagen zu beenden.“

Quelle: http://programm.ard.de/Homepage?sendung=287246797716403

Der Film findet sich z. B. unter http://www.greenaction.de/beitrag/schmutzige-schokolade-33-dokumentation

Die Lösung: FairTrade-Schokolade kaufen!
Das macht sich im Portemonnaie bemerkbar, wenn man gerne Schokolade isst, dabei hat man aber überraschender Weise endlich wieder das Gefühl, dass Schokolade Luxus ist.
Gerechter Luxus.