aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Die Geschlechterlüge“ von Cordelia Fine

Aus dem Klappentext:

Viele bekannte populärwissenschaftliche Bestseller behaupten auf der Basis neurowissenschaftlicher Untersuchungen:
Männer und Frauen haben unterschiedliche Gehirne und daher unterschiedliche Begabungen. Vermeintliche natürliche Unterschiede werden aufgebaut und dienen als Erklärung für gesellschaftliche Rollenstereotype.
Cordelia Fine entlarvt, wie unter dem Deckmantel der Wissenschaft schlampige Untersuchungen, oberflächlich gedeutete Forschung und vage Beweise zu angeblichen Tatsachen gemacht wurden. Sie zeigt, wie unser Leben als Mann und Frau stark von geschlechtertypischen Erwartungen und Vorurteilen beeinflusst wird, selbst wenn wir sie nicht gut heißen. Und welch subtile Macht Stereotype ausüben können.
Das Einzige, was wissenschaftlich bewiesen ist: Es gibt eine neuronale Plastizität.
Unser Gehirn entwickelt sich vor allem durch psychologische Einflüsse, Erfahrungen und Tätigkeiten.
Und für Männer und Frauen gilt: Alles ist möglich!

Dieses Buch lese ich mit großem Gewinn, allerdings recht langsam, da es sich um eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien und deren Auswertung handelt.
Es ist gut geschrieben und inhaltlich überzeugend, da ihm sämtliche Effekthascherei fehlt, die sonst derartigen Büchern zu Eigen ist.
An vielen Stellen wird deutlich, wie der Status Quo aufrecht erhalten wird, indem Geschlechterstereotype wiederholt wiederholt wiederholt werden. -Und offensichtlich viele Zeitgenossen in „unsicheren Zeiten wie diesen“ nach einem Anker suchen und ihn in uralten Vorurteilen über das andere Geschlecht (besonders hartnäckig und abwertend Frauen gegenüber) finden. Wie schön, dass dieser Welt doch eine (selbstgefertigte) Ordnung zu Grunde liegt – und sei sie noch so unheilvoll für die Hälfte der Weltbevölkerung.

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„Falsch“ im passenden Zusammenhang bedeutet Liebe

Wir alle suchen nach diesem besonderen Menschen, der für uns bestimmt ist.

Aber wenn du erst einmal genügend Beziehungen hinter dir hast, dämmert dir langsam, dass es die richtige nicht gibt, nur verschiedene Geschmacksrichtungen von falsch.

Warum das so ist? Weil du selbst auf die eine oder andere Art fehlerhaft bist und nach jemandem suchst, der auf eine Art fehlerhaft ist, die dich ergänzt.

Aber du musst schon eine ganze Menge mitgemacht haben, bis sich dein Falsch-Sein vollständig entfalten kann. Erst wenn du auf deine innersten Dämonen gestoßen bist, auf deine unlösbaren Probleme -die, welche dich erst zu dem machen, der du wirklich bist -, dann bist du bereit, eine Partnerin für den Rest deines Lebens zu finden. Dann erst weißt du endlich, wonach du suchst.

Du suchst nämlich nach dem falschen Menschen. Aber nicht einfach nach irgendeinem falschen, sondern nach dem richtigen falschen, nach jemandem, den du verliebt anblickst und dabei denkst: „Genau dieses Problem möchte ich haben.“

Ich werde diesen besonderen Menschen finden, der auf die genau richtige Art der falsche für mich ist.

 

Andrew Boyd

„Tägliche Heimsuchung“

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Ein Satz, der mich erfreut – Vierter Teil

„Frau Krüerke, haben Sie mal mit Ihrer Chefin gesprochen, wann Sie hier aufsteigen?“

Ein Vater, der seinen Sohn zur logopädischen Stunde begleitet, ist inzwischen von meinen Fähigkeiten sehr überzeugt und findet, ich solle kräftig Karriere machen. Dass das bei Logopädinnen sehr schwierig ist, ist ihm nicht klar: Entweder die Logopädin ist angestellt, oder sie leitet eine Praxis (Männer sind nie angestellte Logopäden – die wenigen männlichen Logopäden, die es gibt, spielen fast alle den Chef), oder sie geht in die Forschung und versucht, durch Publikationen und Fortbildungen das dicke Geld zu machen. Innerhalb der Praxis von einer „schlechten“ auf eine „gute“ Position zu kommen funktioniert wegen fehlender Hierarchien nicht – und außerdem bezahlen die Krankenkassen allen die gleichen Hungerlöhne, ganz egal, welcher Patienten-Vater meine Arbeit gut findet.
Trotzdem danke für das Kompliment!

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Starke Frauen

Deshalb hat es der Feminismus ja auch so schwer.
Patriarchale Erpressung läuft viel über Liebe. Sie ist ein Werkzeug, um Frauen dazu zu bewegen, unbezahlte Arbeit zu leisten: für die Kinder, für den Mann, für die Verwandten.
Aber Liebe kann mehr und sie ist mächtiger: Sie kann Brücken bauen, Solidarität schaffen, wir können mit ihr die Welt verändern. Klingt wie Hippie-Gerede. Aber darum geht es.

Laurie Penny

Näheres dazu unter http://www.kritisch-lesen.de/rezension/reclaim-your-body

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Hyazinthen und ihr Streben nach Höherem

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Da die Hyazinthen, egal wie ich mit ihnen umgehe, immer lange Hälse bekommen und dadurch unfotogen aussehen, darf diese Blüte nun ihrem Willen freien Lauf lassen und, zumindest für einen Augenblick, aus dem geöffneten Fenster schauen.
Durch das Sonnenlicht gewinnt sie an Charme, sodass sich doch ein Foto lohnt 😉

 

Mehr Blumen finden sich bei WeekendFlowers

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Kindermund: Viele gute Schönnkse

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Wer weiß, wie die Mehrzahl von „Chance“ lauten muss?
Das lernte ich indirekt von einem Schulkind, das sich beschwerte, es bräuchte für ein gutes Ergebnis der Aufgabe noch mehr „Schönnkse“.

Ein Kindergartenkind malte einer Schnecke im Sprechzeichen (Schni-Schna-Schnecke schlüpf heraus, schlüpf aus deinem Schneckenhaus) ein paar Fühler.
Mit dem Kommentar: „Dann mal ich da Antennen ran…“

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One Billion Rising – Schluss mit der Gewalt gegen Mädchen und Frauen

One Billion Rising ist eine weltweite Bewegung von Frauen für Frauen, die im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert wurde. Die Kampagne fordert ein Ende der Gewalt gegen Frauen sowie Gleichstellung und Gleichberechtigung.

Für den Valentinstag 2013, am 14. Februar, werden weltweit eine Milliarde (=USA-Zahl: „Billion“) Frauen zu Streiks und Protestkundgebungen aufgerufen. Indem sie ihre Häuser, Geschäfte und Arbeitsstellen verlassen und gemeinsam öffentlich tanzen, wollen sie ihre Solidarität und gemeinsame Kraft demonstrieren. Das Ereignis ist auch der 15. Jahrestag der V(agina)-Day-Aktionstage gegen Gewalt gegen Frauen (victory over violence). Die „Milliarde“ hat im Hintergrund die statistische Aussage, dass ein Drittel aller Frauen und Mädchen in ihrem Leben Opfer von Vergewaltigungen oder Misshandlungen werden.

Die Aktion wurde von Ensler initiiert, nachdem sie mit der Veröffentlichung der „Vagina-Monologe“ schon den Anstoß für die V-Day-Aktionstage gab Einer der Auslöser für ihren Aufruf waren im August 2012 die kontroversen Äußerungen des US-amerikanischen Politikers der Republikanischen Partei Todd Akin über „legitimate rape“ (rechtmäßige Vergewaltigung), die sie mit einem offenen Brief beantwortete.

Bis zum 20. September 2012 hatten Menschen aus 160 Ländern ihre Beteiligung an den Aktionen zugesagt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/One_Billion_Rising

 

„Dance is holy, sexual, and it’s a way of being very powerful and a little dangerous without being violent.“

Eve Ensler

 

Ein tolles Video von Eve Ensler zu der Aktion ist zu finden unter
Break the chain

Und zum Mitmachen in Hamburg:
One-billion-rising-events-in-hamburg

 

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Weibliche Selbstwahrnehmung zum Thema „Haushalt“

Nach dieser formidablen Überschrift folgt nun ein exzellent recherchierter Essay zum Wandel des Selbstverständnisses der Frau im Rahmen ihrer unbezahlten, häuslichen, selten ausreichend wertgeschätzten Tätigkeit.
Das könnte sein, dem ist jedoch heute nicht so.

Ich ertappe mich vielmehr immer wieder dabei, wie mich angesichts von hergestellten Köstlichkeiten vielbeschäftigter Frauen auf Blogs oder anhand der Erzählungen, welch großartiges Curry mit total exotischen Zutaten meine Freundin letzte Woche am Mittwoch Abend ratzfatz gezaubert hat, der Neid überkommt.
Dann denke ich regelmäßig: „Schön, dass du täglich frisch kochst, Marie, aber so richtig etwas Besonderes machst du selten. Meistens ist es doch das Gleiche (irgendwas mit Gemüse) abhängig von der Jahreszeit in Abwandlungen.“
Anschließend denke ich trotzig: „Macht doch nichts, Hauptsache es ist frisch, saisonal, regional und nährstofferhaltend zubereitet,“ aber dennoch schäme ich mich etwas, weil es so wenig kreativ ist. Okay, neulich habe ich das erste Mal auf dem Wochenmarkt Teltower Rübchen gekauft, aber anschließend in ein „normales Essen“ verwandelt, statt sie zu hobeln und zu hauchdünnen, eleganten Chips zu rösten oder ein saftiges, eloquentes Carpacchio daraus zu bereiten oder sonstige Finessen.

Natürlich ist es total typisch, sich als Frau mit anderen Frauen zu vergleichen und grundsätzlich als Verliererin aus dem Gericht zu gehen, weil es immer etwas gibt, was die andere besser kann. Oder was ich glaube, dass sie besser kann.
Wenn ich eine Frau suche, von der ich annehme, dass sie xyz besser kann als ich, werde ich garantiert fündig – und sei es in meiner Phantasie, weil ich anderen Heldentaten andichte, die ich mir selbst nicht zutraue.

Deswegen an dieser Stelle die Einladung an alle Damen, denen es ähnlich geht, laut mitzusprechen:

Ich kann kochen.
Ich koche kreativ und wohlschmeckend.
Ich tue mein Bestes, mein Repertoire an Gerichten zu variieren, und das reicht völlig aus.
Wenn ich Interesse daran habe, etwas Neues zu versuchen, schaffe ich das.
Wenn ich ein Standardgericht koche, genieße ich anschließend die Mahlzeit und bin dankbar über die Lebensmittel, die mir zu Verfügung stehen.

 

 

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Familiäre Verschwörungstheorien

Es soll ja, behauptet mein Vater, seit ich denken kann, gewisse Signalwörter geben, bei deren Nennung Telefonüberwachungsbänder der Geheimdienste irgendwo in Bonn, Brüssel oder Washington automatisch anspringen, weshalb er noch bei jedem Anruf in Finnland vor dem ersten Gruß erst einmal eine möglichst explosive Begriffssalve abfeuerte, wie etwa „SaddamGaddafiNuclearAttack“ oder „PlutoniumOsamaDeliveryDschihad“. Er täte dies, damit die „Arschlöcher vom CIA“, wie er sich ausdrückte, auch etwas zu tun hätten.
Und ich habe es immer als Zeichen höchster Vertrautheit angesehen, dass meine finnische Frau, wenn sie den Hörer abnahm, nach Erkennen seiner Stimme unmittelbar ein „OlofPalmeCommunismWinterWar“ oder „SomaliExchangeStudentCaricature“ abfeuerte. Die Kinder haben als Baby noch mitgehört und fanden es besonders lustig.

aus: „Kanada kann mich mal“ von Wolfram Eilenberger, blanvalet