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Andacht zum Thema Heilung: Hoffnung für Seele und Körper schöpfen

In der Senioren-Residenz, in der ich arbeite, ist Gesundheit ein großes Thema. Oder vielmehr: Krankheit und das Fehlen von Wohlbefinden. Daher entwickelte ich einen Gottesdienst zum Thema „Heilung“. Darin lade ich dazu ein, Mut zu schöpfen und Gott ganz ehrlich alles zu bringen, was uns seelisch und körperlich belastet. Am Ende der Andacht steht selbstverständlich kein Heilungsversprechen, dennoch erhielt ich sehr positive Rückmeldungen: Viele Anwesende fühlten sich innerlich gestärkt und hoffnungsvoller.

Hier kann der Gottesdienstablauf kostenfrei heruntergeladen werden: Andacht zum Thema Heilung

Viele weitere Ideen und Konzepte für Achtsamkeits-Nachmittage präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“, erschienen im Verlag Vincentz Network.

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Mein Gebet „Für dich“ in der Zeitschrift Lydia

Die christliche Frauenzeitschrift „Lydia“ druckte eins meiner Gebete ab: Aktuell passiert das ungefähr ein Mal pro Jahr, letztes Jahr war es ebenfalls die August-Ausgabe! Ich schrieb das Gebet im letzten Herbst für eine Freundin, ganz spontan beim Nudeln kochen, weil sie mir innerlich vor Augen stand. Manchmal sind die ungeplanten Nebenbei-Werke diejenigen, auf die wir später am liebsten zurückgreifen, um auch anderen damit eine Freude zu machen.

Für dich

Ich wünsche dir Nahrung
und Heilung für die Seele.

Ich wünsche dir einen wärmenden Pulli,
der dich umfängt und tröstlich einhüllt.

Ich wünsche dir einen Leckerbissen,
der deine Augen leuchten lässt und deine Zunge tanzen,
bis er deinen Bauch wohlig füllt.

Ich wünsche dir einen Anruf,
der dich erst überrascht und dann erfreut:
Jemand denkt an dich, betet für dich, hat dich lieb.

Ich wünsche dir einen Sonnenstrahl,
der sich mutig und frei
durch die Wolkendecke schiebt und dir zuflüstert:
Du bist gehalten.
Du bist geborgen.
Du bist wertgeschätzt.
Dein himmlischer Vater hat dich lieb.

 

© Marie Krüerke

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Gebet für Leichtigkeit

Leicht
Fahr du mit deinem Wind unter meine Flügel
und heb mich hoch
dir entgegen

Leicht
Alles lasse ich unter mir, was mich bedrückt
und steige auf
dir entgegen

Leicht
Dir übertrage ich die Kontrolle über das, was mich besorgt
öffne die Hände, gebe ab
dir entgegen

Leicht
Meine Gedanken wende ich dir zu
löse mich von Urteilen und Bewertungen
dir entgegen

Leicht
Bring mich näher zu dir, mein Gott

Amen

© Marie Krüerke

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Wieder einmal vom Tod überrascht

Wenn ich morgens in die Senioren-Residenz zum Arbeiten komme, schaue ich an der Rezeption ins Dienstbuch, um alle relevanten Neuigkeiten zu erfahren:
Welche BewohnerInnen sind in den Urlaub gefahren, ins Krankenhaus gekommen, zurückgekehrt oder verstorben? Besonders der letzte Punkt ist extrem wichtig, um im Gespräch mit KollegInnen, SeniorInnen und Angehörigen nicht schwungvoll ins Fettnäpfchen zu stolpern.
Oft passiert es, dass ich auf diese Weise von einem Sterbefall erfahre und mir hundert Gründe einfallen, was ich dieser Person schuldig geblieben bin:
Ich hätte noch einmal anrufen können, einen Besuch zwischen quetschen können, einen Gruß vorbeibringen können….
Natürlich ist mir klar, dass ich bei über 300 BewohnerInnen nicht alle ständig im Blick haben kann, und dennoch…. dennoch….. habe ich oft das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
Umso erleichterter bin ich, wenn wieder einmal ein Sterbefall eintritt und ich guten Gewissens sagen kann, dass ich dort eben noch aktiv war.
Als ich vom Tod von Frau Puttfarken (Name geändert) las, dachte ich direkt daran, dass ich zwei Tage zuvor noch eine Andacht vorbei gebracht hatte. Zudem eine, in der ich die EmpfängerInnen gleich mehrfach persönlich mit Namen angesprochen hatte (hier ist das Booklet zu finden). So konnte ich nur hoffen, dass sie mein Impulsheft gelesen und gute Gedanken daraus mitgenommen hatte. Frau Puttfarken kam zwar immer mal zu meinen Gottesdiensten, war aber keine gläubige Frau im klassischen Sinne. Da ich meine Andachten extra so konzipiere, dass sie offen für alle sind, schien sie sich wohlgefühlt zu haben. Daher vertraue ich darauf, dass zumindest irgendein Detail meines Inputs ihr in den letzten Momenten gegenwärtig war oder kurz zuvor noch zu einem dankbaren Rückblick eingeladen hat.

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Mut in Krisenzeiten: Die Kontrolle abgeben, statt es allein schaffen zu wollen

Abends war ich mit dem Stand Up Paddle Board unterwegs auf der Alster und schon fast wieder zurück an meinem Lieblingssteg. Ich mag es, entspannt auf dem Board zu sitzen, mich treiben zu lassen und den Moment zu genießen. Plötzlich frischte der Wind auf, trieb mich ein gutes Stück ab und brachte die schlafende Haubentaucherfamilie in der Nähe durch die Wellen zum Tanzen. Sie ließen die Köpfe zwischen die Flügel gesteckt und schlummerten völlig unbeeindruckt weiter.
Nachdem ich mich selbst wieder auf Kurs gebracht hatte, sinnierte ich darüber, dass die Haubentaucher ausgerechnet auf dem Wasser am Sichersten sind. Es ist kalt, nass und ungeschützt, und dennoch schlafen sie auf den Wellen statt einem umgekippten Baumstamm am Ufer oder in einem Gebüsch. Bemerkenswert! Ich würde wohl lieber über Nacht einen Unterschlupf in dichter Vegetation suchen, statt mitten auf dem See zu dümpeln.

Aber im Unterholz könnten die Mutter und ihr Junges von einem Fuchs angegriffen werden, sodass die scheinbar unkontrollierbare Situation auf dem Wasser deutlich vorzuziehen ist. Das erinnerte mich an die Geschichte, wo die Jünger mit Jesus unterwegs auf dem See Genezareth sind und ein schwerer Sturm aufkommt. Jesus schläft völlig entspannt weiter, während die Fischer ausflippen. Als sie ihn wecken und mit ihren Vorwürfen konfrontieren, dass er sie im Stich gelassen hätte, bleibt er ruhig, befiehlt dem Sturm, sich zu legen und erklärt den Männern, dass sie nie in Gefahr waren. Das finde ich schwer zu glauben, denn auch ich kenne Situationen, bei denen mir scheinbar die Wogen über dem Kopf zusammenschlagen und ich mich komplett hilflos fühle. Egal, wie sehr ich nach außen versuche, ruhig zu erscheinen und mich selbst in Geduld zu üben (denn bisher hörte jede beknackte Phase früher oder später auf) – in mir drin tobt dennoch ein Unwetter aus Angst, Frust, Sorgen und Befürchtungen.

Ausgerechnet auf dem Wasser treibend auszuruhen wie ein Haubentaucher ist in solchen Momenten das Letzte, was ich wählen würde. Und doch versichert Gott uns, dass wir bei ihm sicher sind, egal, wie verrückt und gefährlich es aussehen mag. In der größten Unsicherheit versuchen wir, uns noch mehr anzustrengen, noch mehr zu leisten, einen noch besseren Weg zu finden, das alles überschattende Problem zu lösen. Mag sein, dass manches davon hilft, aber unsere innere Unsicherheit besiegen wir damit nicht, die Krankheit werden wir so nicht los und die Angst, die uns im Nacken sitzt, auch nicht. Scheinbar müssen wir noch mehr tun und noch bessere Lösungsstrategien finden, damit dieser schreckliche Zustand aufhört. Tatsächlich kann es, dem äußeren Schein zum Trotz, das Beste sein, uns in Gottes Hände fallen zu lassen und einfach einen Moment aufzuhören, wie besessen zu strampeln. Es wirkt völlig verantwortungslos, die eigenen Anstrengungen zu unterbrechen und etwas so Unproduktives wie „auf Gott warten“ zu probieren. Wenn alles außer Kontrolle zu sein scheint, streben wir nach mehr Sicherheit, indem wir noch aktiver werden, um die Führung zurück zu erlangen.

Aber was ist, wenn wir gar keine Kontrolle haben?
Wenn wir uns selbst nur bis zur Erschöpfung antreiben, um eine Illusion von Kontrolle zu nähren?
Was, wenn in der größten Unsicherheit die Wahrheit am meisten Kraft entfaltet: Dass wir es eben nicht alleine schaffen. Dass unsere Bemühungen mehr Chaos verbreiten, als uns zum Ziel zu führen. Dass unser Leben in letzter Konsequenz nicht in unserer Hand liegt, zumindest dann nicht, wenn wir vor lauter Stress und Krise kaum noch zielgerichtet geradeaus schauen können.
Das Allerletzte, was uns dann sinnvoll vorkommt, ist es, uns ausgerechnet auf dem Wasser treiben zu lassen. Wasser ist schwer fassbar, gefährlich, kalt, hat kraftvolle Strömungen und ist einfach nicht unser Lebensraum. Dennoch verspricht uns Gott, dass er den Überblick bewahrt und dass auch in den unübersichtlichsten Momenten er derjenige ist, der uns durchträgt. Wie das Wasser trägt, ob bei Flaute oder Wellengang. In unsicheren Zeiten kann das Sicherste sein, auf jede Sicherheit zu verzichten und Gott das Ruder in die Hand zu geben.
Das fühlt sich paradox an, so paradox wie ich es finde, dass Haubentaucher freiwillig die gesamte Nacht auf dem See driften, ohne darauf zu achten, wohin sie getrieben werden.

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Hunger nach Gott: Warum trockene Käsebrote nicht helfen

Anna Kaufmann erzählte neulich die Geschichte einer Familie, die ihre eigenen belegten Brote mit auf eine Kreuzfahrt nahm. Hier stelle ich sie in meinen Worten vor:
Die Eltern buchten zwei Kabinen für sich und ihre Kinder, was nur mit Hilfe ihrer Ersparnisse möglich war, packten Proviant ein und gingen an Bord. Sie genossen die Stationen ihrer Reise, entdeckten verschiedene Städte und Inseln. Doch die Kinder waren hungriger als sonst, und die Nahrungsmittel reichten nicht. Als abzusehen war, dass dieses Problem gelöst werden musste, ging der Vater zu einem Kellner und fragte, ob sie vielleicht einzelne Mahlzeiten zubuchen könnten. Nicht gleich Vollpension, sondern eine Mahlzeit pro Tag, um die Kosten übersichtlich zu halten. Der Restaurantkaufmann reagierte irritiert und erschrocken, wollte keine Antwort geben und bat um einen Moment Geduld, um die Vorgesetzte zu holen.

Die Vorgesetzte war sich nicht sicher, ob sie das Anliegen verstanden hatte, fragte mehrfach nach und meinte dann: „Ist Ihnen bewusst, dass Sie mit der Buchung der Kreuzfahrt nicht nur die Kabinen bezahlt haben, sondern von morgens um sieben bis nachts um eins in sämtlichen Restaurants speisen können? Dies ist eine All-Inclusive-Reise: Sie haben einmal bezahlt und können sämtliche Angebote des Schiffs in Anspruch nehmen. Von den Sportgeräten bis zum Eis-Café!“
Warum haben sich die Eltern mit den längst trocken gewordenen Käsebroten begnügt?
Warum glauben wir nicht, dass Gott es wirklich gut mit uns meint?
Warum meinen wir, von einzelnen Brotkrumen satt werden zu müssen, indem wir uns mit verflachten Traditionen bescheiden, statt uns nach Gottes ganzer Fülle auszustrecken?
Durch Jesus haben wir uneingeschränkten Zugang zu Gott (das feiern wir Ostern), durch den Heiligen Geist haben wir einen Komplizen, der uns Gottes Gegenwart erfahrbar macht und hilft, mit Gott in Kontakt zu kommen und zu bleiben (das feiern wir Pfingsten).

Warum haben wir nicht mehr Hunger danach, Gott wirklich spürbar und präsent in unserem Alltag zu erleben?
Warum zwingen wir unsere Sehnsüchte mit einem Zischeln und einem Finger auf dem Mund zur Ruhe, statt sie ungefiltert heraus brechen zu lassen und vor Gott zu bringen?
Warum meinen wir, uns in bestimmte Riten, Frömmigkeitsstile und Gemeinden hinein pressen zu müssen, statt die Tiefe unseres Hungers ernst zu nehmen und bei Gott stillen zu lassen?
Kurz: Warum sind wir dermaßen knickerig mit uns selbst, statt unseren himmlischen Vater, der allmächtig ist, für uns sorgen zu lassen?
Er täte es so gern, wenn wir ihm nur unser Herz öffnen könnten.

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.

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Offen werden für Gottes heilende Botschaft

In den letzten Jahren stelle ich immer wieder fest, dass Gott mir regelmäßig die selben Botschaften schenkt. Durch innere Bilder, durch prophetisches Malen, im Gebet sowie durch Lieder und Texte.
Und, kann ich mich darauf einlassen? Theoretisch schon – praktisch bekomme ich die Kurve immer noch nicht.
Je mehr Gottes Botschaft meinen Prägungen und Lebenslügen widerspricht, desto weniger schaffe ich es, die alten Sätze, die in Dauerschleife mein Hirn beschallen, rauszuwerfen und offen für die befreienden Einladungen des Heiligen Geistes zu werden.
Da können noch so viele mir bekannte und unbekannte gläubige Menschen in verschiedenen Kontexten die gleichen Wahrheiten aussprechen oder im „Malen mit Gebet“ Bilder entstehen, durch die Gott endlich zu meinem Herzen durchdringen will: Und doch sind die alten Lebenslügen stärker als alles, womit mich Gottes Wort in die Freiheit rufen möchte.

Wie schaffen wir es, Gottes Reden in uns Raum zu geben und endlich die alten Schallplatten der falschen Prägungen mit seinem befreienden Appell an uns zu überspielen?
– Durch regelmäßige Wiederholung: Indem wir uns Eindrücke aus dem Gebet, die wir schnell in irgendein Notizbuch gekliert haben, abschreiben und gut sichtbar aufhängen.
– Indem wir rein quantitativ einmal zählen, wie oft uns schon die selbe Botschaft erreicht hat. Gern in einer Liste mit dem Datum dazu, damit wir spätestens jetzt glauben, dass Gott es wirklich ernst mit uns meint
– Indem wir passende Lieder hören, die den Wortlaut vertonen oder ähnliche Schlüsselbegriffe beinhalten
– Durch Bibelstudium (geht ganz fix über die Website bibleserver): Wie klingt Gottes Mitteilung an uns in seinem Wort? Es lohnt sich, die entsprechenden Bibelverse auswendig zu lernen!
– Indem wir FreundInnen mit einbeziehen und sie bitten, uns regelmäßig an die Kernbotschaften zu erinnern. Ebenso gern können wir unsererseits ihre blinden Flecken mit guten Nachrichten kontern, die sie genauso wenig glauben können wie wir die unsrigen.

Auf dass es hell werden möge in unseren Herzen und wir voller Frieden, Freude, Kraft und Leichtigkeit durch’s Leben gehen!

Alle Bilder sind schnelle Entwürfe aus der Kleingruppe „Creating with the creator“

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Warum ertragen wir es nicht, krank oder erschöpft zu sein? Warum hassen wir uns (und andere) für unsere Schwäche?

Warum behandeln wir kranke und erschöpfte Menschen in unserem Umfeld oft geringschätzig – halb mitleidig, halb abweisend?
Warum können wir es an uns selbst kaum ertragen, mit einem Infekt kurzfristig nicht leistungsfähig zu sein oder längerfristige gesundheitliche Fragen zu haben, die sich nicht auf die Schnelle lösen lassen?
Warum ist uns jede Form von Schwäche verhasst, sodass wir sie lieber vor anderen verbergen, solange es möglich ist?
Ja, klar, die Leistungsgesellschaft hat uns alle im Griff. Auch diejenigen, die meinen, darin nicht so gefangen zu sein wie der Rest der Allgemeinheit.

Ich stelle fest, dass ich keine Schnittblumen mag, die in den Prozess des Welkens übergehen: Sie sollen tiptop aussehen oder kommen in den Kompost. Sträuße mit Wiesenblumen sind etwas anderes, aber die stehen hier in Hamburg selten auf dem Küchentisch – und wenn sie Ansätze von gammelig werden zeigen, verschwinden sie auch ganz fix in der Tonne.
Jeans, die die Form verlieren, und Pullover, die hartnäckige Knötchen bilden oder ausleiern, sind schneller in die Spende gebracht, als sie gucken können.
Klingt mitleidslos, ist die Wahrheit.
Warum können wir das Kaputte, Verbrauchte, Mangelhafte so wenig aushalten?
Weil es uns daran erinnert, dass wir nicht so unermüdlich, brillant und großartig sind, wie wir gern vorgeben?
Weil es uns daran erinnert, dass wir lieber dankbar und umsichtig mit uns, unseren Mitmenschen und den Lebewesen und Gütern um uns herum sein sollten, statt alles zu verschleißen und dann schnellstmöglich abzustoßen – Freundschaften genauso wie T-Shirts?
Weil es uns in letzter Instanz an unsere Sterblichkeit erinnert?

Also.
Ich halte es jetzt mal aus, dass die Tulpen in der Vase räudig aussehen.
Wenigstens bis morgen.
Oder übermorgen.

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Einander loben: Warum fällt es uns so schwer?

Warum fällt es uns so wahnsinnig schwer, andere Menschen zu loben?
Warum ist es unendlich viel einfacher, „hilfreiche“ kritische Bemerkungen zu machen?
Seit Jahren bemühe ich mich, bewusst häufig „Danke“ und „Das habe ich gern gemacht“ zu sagen, für die kleinsten Kleinigkeiten.
Ich übe mich ebenfalls darin, weniger zu bewerten und zu beurteilen und stattdessen einfach nur neutral oder wertschätzend zu beobachten, wie andere (und ich selbst) sich verhalten.
Dennoch habe ich bis heute Hemmungen, einfach mal so etwas Nettes zu sagen – ohne großen Zusammenhang oder besonderen Anlass.
Ich kann wunderbar meine Kolleginnen loben, wenn ich mit Dritten über sie spreche – aber ihnen ein Kompliment ins Gesicht zu sagen, braucht aus irgendeinem Grund mehr Überwindung.

Warum benehmen wir uns auf diese Weise?
Warum sind wir mit uns selbst und anderen immer so überkritisch?
Warum sind wir mit liebevollen Worten derart geizig?
Warum können wir sie auf einer Geburtstagskarte formulieren, aber einander nicht mal-eben-zwischendurch im Alltag ein Kompliment machen?
Ich finde es oft traurig, dass ich keine Ahnung habe, wer diesen Blog liest und ob all die Arbeit, die ich in meiner Freizeit in diese Website und meine anderen kostenlosen Angebote stecke, überhaupt irgendjemanden interessiert. Daher schrieb ich gestern einer amerikanischen Dame, deren Bastel-Blog ich abonniert habe, einfach mal einen netten Kommentar. Ich hatte keine Ahnung, ob sie viele positive Rückmeldungen aus ihrer Leserschaft erhält oder (so wie ich) praktisch keine. Aus einem inneren Impuls heraus schrieb ich ihr einfach, dass ich ihre farbenfrohen Ideen und Anleitungen mag und ihr Gottes Segen für ihr Leben und ihr Talent wünsche (in Amerika darf man so was ja sagen, in Deutschland leider nicht…).
Daraufhin antwortete sie total gerührt und es schien, als ob sie meinen kurzen Gruß in genau diesem Moment dringend gebraucht hatte.

Also:
Einfach mal mutig sein und aus der Deckung kommen und völlig un-deutsch jemandem etwas Wertschätzendes sagen!
Ja, das kostet uns perverserweise mehr Überwindung, als andere zu be- und zu verurteilen.
Aber es ist so, so wichtig. Für unser Gegenüber und mindestens genauso sehr für unser eigenes Herz! Denn das, was wir tun und sagen, wirkt immer doppelt: Nach innen und nach außen.

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Trotz allem: Freude. Oder zumindest: Hoffnung auf Gott

Ich bin immer wieder begeistert, wie wir Menschen einander Gutes weitergeben und damit unser Herz füllen können. Gestern hatte ich eine intensive Stunde bei einem Videotreffen, in der eine wundervolle Frau und ich uns zu zweit Zeit nahmen, darauf zu hören, welche Weisheiten Gott uns für die aktuelle Situation im Alltag des Gegenübers eröffnen möchte. Wir wurden zufällig zusammen gelost und hatten eine wirklich gesegnete Stunde miteinander. Auch, wenn Tränen flossen und Fragen offen blieben, bin ich sooo reich beschenkt aus diesem Training gegangen.
Zusammen beten ist eine Superkraft, die keine andere Macht dieser Welt jemals ausschalten kann! Das beachten wir im reichen Westen, wo sich (fast) alles kaufen und organisieren lässt, viel zu wenig bewusst. Denn: Gott, der in uns wohnt ist größer als die Kräfte, die diese Erde bewohnen (aus der Bibel, 1. Johannes Kap. 4, Vers 4).
Meine Partnerin schenkte mir ein Lied von Jonny Diaz, dass ich großartig finde und daher auch andere zum Mitsingen und -tanzen einladen möchte. Eine deutsche Übersetzung habe ich dazu notiert.

Song „Joy“ von Jonny Diaz hier zum Anhören

I might be halfway through this valley, (Ich mag dieses Tal halb durchquert haben)
and my eyes just can’t see a quick way out (und meine Augen können einfach keinen schnellen Ausweg sehen)
And it might seem life’s got it out for me, (es scheint, als läge mein Leben im Streit mit mir)
like I’m in way too deep, but I have found: (und als steckte ich viel zu tief drin, doch ich habe entdeckt:)
Every single circumstance, (Jede einzelne Lebenslage)
I can place in greater hands, (kann ich in Hände, die größer als meine sind, ablegen)
I won’t let my trouble bring me down (Ich werde nicht zulassen, dass Chaos mich runterzieht)

I’ve got joy down in my soul, (Ich habe Freude tief in meinem Herzen)
I’m gonna take it everywhere I go, (Ich nehme sie überallhin mit)
not gonna worry ‚bout what I don’t know, (Ich werde mir keine Sorgen machen über das, was ich nicht weiß)
I’ll be alright as long as I’ve got (Ich werde in Ordnung sein, solange ich)
Joy here in my heart, (Freude in meinem Herzen habe)
wavin‘ like a torch fightin‘ off the dark (Die ich wie eine Fackel schwenke, um das Dunkel abzuhalten)
in the jet black night I’m gonna see the stars, (in der pechschwarzen Nacht sehe ich damit die Sterne)
I’ll be alright as long as I’ve got joy! (Ich werde in Ordnung sein, solange ich Freude habe)
Joy! Joy!