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Kindermund: Wiedergeborene Salange

Ich frage ein Mädchen, wie viel sie essen möchte.
Sie: „Das Stück Salange (Lasagne) da ist gut!“

Mit einem anderen Mädchen fahre ich an einem Gebäude vorbei, das wie aus einem arabischen Traum aussieht. Es ist allerdings ein ehemaliges Krematorium. Ich erkläre ihr in einigen Sätzen, wozu ein Krematorium dient, was bei ihr (natürlich) auf Ekel stößt. Abschließend füge ich hinzu, dass man die Urne nicht beerdigen müsse, man könne sie auch dazu benutzen, die Asche im Meer zu verstreuen.
Sie: „Oh ja, dann wird man als Meerjungfrau wiedergeboren!“

 

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Das Bild der Tulpen und Forsythien verlinke ich bei Ganz nah dran.

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Spiel und Spaß

In der letzten Zeit habe ich so viele lustige Kindersprüche gehört, dass ich sie dringend archivieren will (während ich die Hälfte schon vergessen habe…).

Eine Erstklässlerin erklärte mir: „Wenn ich hundert Jahre alt werde, gratuliert mir Joachim Gauck.“ Am liebsten hätte ich sie zuerst für ihr Wissen gelobt und anschließend auf das aktuelle Alter von Joachim Gauck hingewiesen, das diese theoretisch korrekte Aussage revidiert. Ich habe dann beides gelassen…

Einem Zweijährigen brachte ich nachträglich zum Geburtstag einige einzeln verpackte Tiere zum Spielen mit. Er knibbelte am Geschenkpapier herum und freute sich die ganze Zeit mit „Hasi!“ auf den Inhalt. Allerdings stellte sich keins der Tiere als „Hasi“ heraus. Dennoch rief er weiter begeistert „Hasi“ und biss den Tieren vorsichtig in den Kopf. Vielleicht hatte er irgendwo den Verzehr eines Schokoladenhasen beobachtet… Als ich die Fetzen des Geschenkpapiers wegbrachte und in den Müll warf, lief er kreischend mit „Meins!!!“ hinterher und sammelte jeden Schnipsel aus dem Müll, während er sehr empört wirkte.

Einem Teeny gab ich die Aufgabe, die perfekte Stellenausschreibung für sich selbst zu schreiben. Da er gleichzeitig schnackte und schrieb, kam ich nicht dazu, die Aufgabe weiter zu erläutern. So kam seine Lösung an einer anderen Stelle heraus als geplant, ließ sich aber dennoch für eine Analyse und Rechtschreibregeln nutzen.
Ich: „Du schreibst hier, dass diese Person mit fünf verschiedenen absolvierten Universitätsabschlüssen von dir 14,- Euro pro Stunde bekommt. Also, jetzt mal grundsätzlich: Wer bekommt denn in Hamburg 14,- Euro die Stunde?“ Es stellte sich heraus, dass er keine Vorstellung von Löhnen jenseits des Mindestlohns hat. Ich erklärte, dass arme Personen in sozialen Berufen mit viel Glück (oder guten Tarifen) so viel verdienen, aber hochspezialisierte Computerprofis andere Löhne verlangen können.
Er: „Ach, ich fand, das ist voll viel, ich wollte eigentlich 13,- Euro schreiben.“ Sehr niedlich.

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Kindermund: Verschwendung verhindern

Szene aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem Mädchen im Kindergartenalter übe ich das richtige Schluckmuster. Als Hausaufgabe soll sie beim Abendbrot die erste Scheibe Brot mit Konzentration korrekt schlucken, danach darf sie ihren Hunger stillen, ohne weiter aufpassen zu müssen (später ist natürlich das Ziel, dass sie die gesamte Mahlzeit korrekt schluckt).
Eine Woche später berichtet das Mädchen, dass sie die erste Scheibe wirklich „mit Aufpassen gegessen“ habe, aber danach nicht weiter geübt habe, denn:
„(…) Ich wollte ja nicht das ganze Brot mit Arbeit verschwenden.“

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Kindermund: Erkältete Bäume

Aus meinem Alltag als Logopädin:

Eine Fünfjährige erzählte mir, dass der kleine Baum vor der Haustür ihrer Oma schon alle Blätter abgeworfen habe. Ganz schnell.
Nun machte sie sich Sorgen: „Dann kann der Baum ein bißchen erkältet sein!“

 

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Kindermund: Fertig! Alles aufgetrunken

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 5 Jahre alt, sehr nachdrücklich:
„Das Pferd hat alles aufgegessen. Und aufgetrunken.“

Ich habe der Mutter eines Kindes versprochen, mit der Klassenlehrerin zu telefonieren, sobald sie und ich im Gespräch die nächsten Therapieschwerpunkte geklärt haben. Währenddessen macht sie (Muttersprache nicht deutsch) ihrem Ärger über die mangelnde Organisation der Lehrerin Luft:
„Das muss ich doch alles planieren! Wie kann ich planieren, wann ich den Füller kaufe, wenn sie mir kein Datum gibt, bis wann wir ihn haben sollen?“

Ein Mädchen im Kindergartenalter: „Erst haben die das Lagerfeuer angezündet. Und dann haben sie es wieder ausgezündet.“

Ein Junge, 5 Jahre alt, schaut nach dem Verabschieden beim Hinausgehen über die Schulter und sagt in sehr fürsorglichem Ton zu mir: „Mach’s gut!“

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Kindermund: Oma und die Verwendung der Pilze

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich lasse mir von einem Jungen, 6 Jahre alt, Muttersprache nicht deutsch, das Buch erzählen, das ich ihm für eine Woche ausgeliehen hatte. Einer der beiden Therapieschwerpunkte momentan ist das /r/, Konsonantenverbíndungen klappen allerdings noch nicht.

Er: „Die Oma raucht Pilze.“ (Er wollte „braucht“ sagen)

Ich, kurz darauf: „Und was braucht das Baby?“
„-Babyfutter.“

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Juvenile hyperfunktionelle Dysphonie? Kaufen Sie einen Hamster!

Bei mir in Behandlung ist ein Junge im Vorschulalter, der neben verschiedenen Komorbiditäten im logopädischen Bereich eine hyperfunktionelle Dysphonie hat (Stimmstörung mit Überanstrengung der Stimme). Die gesamte Familie spricht sehr laut, was aber schwierig zu vermitteln ist.
Nun kam die Mutter freudestrahlend in den Therapieraum und erzählte:
„Wir haben einen Hamster gekauft. Der Käfig ist von der Nachbarin, und er steht im Wohnzimmer. Immer, wenn Marcel (Name geändert) laut ist, sage ich: `Was schreist du denn so? Der Hamster wacht doch auf und erschrickt sich! Der ist sooooo klein und hat sooooo kleine Ohren und soooo ein kleines Herz – der erschrickt sich zu Tode, wenn du so brüllst!`
Naja, und dann kriegt er Angst und läuft ganz schnell ganz leise zum Käfig und beruhigt den Hamster. Mit ganz lieber, leiser Stimme.
Und wenn der Hamster abends raus kommt, sitzt er eine geschlagene halbe Stunde davor (trotz Verdacht auf ADHS) und erzählt dem Hamster was vor. Naja, der Hamster turnt dann in seinem Rad rum, und dann will Marcel auch turnen und toben. Aber wenn er das leise macht, hab ich da ja nix gegen.
Also, das ist echt ’ne ganz andere Stimmung bei uns zu Hause jetzt!“

Ich habe mich mitgefreut und abends im Telefonat mit einer guten Freundin, die auch Logopädin ist, diesen heißen Tipp verraten. 😉
Ich finde es klasse, wenn Menschen sich zu helfen wissen – und wenn sich jemand durch diese Schilderung angesprochen fühlt, etwas Ähnliches zu versuchen, freut mich das. Unabhängig davon ersetzt ein kleiner, junger Hamster keine medizinische und/oder sonstige Therapie, aber das sollte jedem klar sein.

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Kindermund: Die Zahnfee unterwegs

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 7 Jahre alt, wird das erste Mal Bruder (noch ist das Geschwisterchen nicht da, aber Mama ist deutlich sichtbar schwanger). Wir üben Adjektive und gehen zu den Steigerungen über.
Das erste Beispiel, „hungrig – hungriger“ klappt gut. Dann sind zwei Frauen auf der Waage abgebildet. Statt „dick – dicker“ ruft er, ohne eine Sekunde zu zögern: „Schwanger – schwangerer!“

Mit einem anderen Jungen, 5 Jahre alt, übe ich das Partizip mit Playmobil-Figuren. Er sucht sich ein kleines Feen-Mädchen aus und meint:
„Hier ist ja die Zahnfee! Die ist bei dir!?“
Später erzählt mir die Mutter, dass er die Zahnfee sehnlich erwartet, aber leider kein Zahn wackeln will.

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Kindermund: Interessante Lebewesen

Szene aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem 9 jährigen Mädchen spiele ich „Personen / Dinge raten“, dazu schreiben wir den zu suchenden Begriff verdeckt auf einen kleinen Klebezettel und kleben ihn an die Stirn der anderen. Da sie sich verplappert, komme ich schnell darauf, dass ich „Meikel Jeksen“ sein soll, wie der Zettel verkündet.
Während sie rät, fragt sie mich: „Bin ich so eine Spachtel? Im Schmetterlingspark laufen die überall rum, so kleine Vögel…die könn` nich` fliegen… so Spachteln eben?!“ Sie meinte „Wachteln“.

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Kindermund: Von Pfannkuchen, verstiefelten Katern und Flugschraubern

Wie kreativ der Umgang mit Sprache ist, wird in den folgenden Zitaten von Kindern, mit denen ich als Logopädin arbeite, deutlich – viel Freude beim Lesen!

Ein Junge, 6 Jahre alt, ruft beim Anschauen eines Bilderbuchs freudig überrascht: „Der verstiefelte Kater!!!“

Mädchen, 6 Jahre alt, zeigt mir stolz ihre neue Zahnlücke und erzählt, dass ihre Mutter beim Verlieren ihres Zahns etwas nachgeholfen habe. Sie, ganz stolz und froh:
„Das tute gar nich weh!“
Etwas später: „Und ein Flugschrauber…“ (Hubschrauber)

Junge, 4 Jahre alt, zu einem Rochen: „Das ist ein Pfannkuchen…“
Außerdem ist sein Satzbau oft hinreißend: „Nein, ich kann mich nicht!“
oder auch bezüglich der Seifenblasen: „Noch mal pusten ganz doller!“

Mädchen, 7 Jahre alt, schreibt: „… Dan FraKT eR Di Schafe ob Si wisen wo deR NekSTe BauerhoF isT Dan SaKT das FeRT…“

Ich unterteile mit einem 4 jährigen Jungen Nahrungsmittel, die nacheinander aus einem Stoffbeutel gezogen werden, in Obst und Gemüse. Er holt eine Paprika aus dem Beutel und ruft, als er sie sieht: „Ein Papa!“

Mädchen, 8 Jahre alt, will mir etwas über Bauklötze bzw. Holzsteine erzählen und sagt: „Klötzsteiner“

Junge, 5 Jahre alt, zu einem Huhn: „Dumm und alt und fett.“

Am Ende der Stunde puste ich mit einem Mädchen, 5 Jahre alt, Seifenblasen aus dem Fenster über den Marktplatz. Da kommt ein gelber Hubschrauber, recht tief, in unsere Richtung geflogen.
Sie: „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“
Ich verstehe nicht, was sie meint, und frage nach.
Inzwischen betritt ihre Mutter den Raum, um mit mir die Resultate der Stunde zu besprechen und erklärt: „Die Seepferdchen sind die Kinder aus der anderen Gruppe im Kindergarten.“
Das Mädchen: „Und der Hubschrauber hat so ’ne Farbe wie Deutschland!“
Trotz dieser Auflösung finde ich den Satz „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“ ganz wunderbar.

Mädchen, 9 Jahre alt, als sie nach unserer letzten Stunde den Raum verlässt:
„Tschüß! Ich werd‘ Sie vermissen!“ Da bin ich doch dankbar für meinen anstrengenden, aber sinnvollen Beruf.