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„Das Schmuckstück“ oder: Wie lange braucht es noch, bis die Emanzipation der Frau vollzogen ist?

Heute war ich mit meinen Hauskreis-Freundinnen im „Magazin“ (Fiefstücken), um „Das Schmuckstück“ von Francois Ozon mit Catherine Deneuve zu sehen. Abgesehen von dem Personenkult um „la Deneuve“ und die übertriebene Theatralik ein guter Film.
Auf dem Heimweg fragte ich mich:
Wie lange dauert es noch, bis die Emanzipation der Frau a) deutlich vorwärts geht und b) vollendet ist?
Ich hoffe, dass ich erst sterbe, wenn Frauen alle Möglichkeiten der Welt offen stehen – muss aber pessimistisch mit weiteren Jahrzehnten, in denen es einen Schritt vor geht und zwei zurück, rechnen.
Ja ja, Frauen können heute tun und lassen, was sie wollen.
Sagt man.
Hört man.
Dass dem nicht so ist, sieht jede/jeder, wohin sie/er auch schaut. In Wirklichkeit hören die Zwänge, wie eine Frau leben soll, nicht auf – alte Zwänge werden durch neue ersetzt, nichts bewegt sich. Und was sich bewegt, wird in den nächsten Jahren wieder rückgängig gemacht.

Dass vorrangig die Mütter ihre Kinder in die logopädische Praxis begleiten, finde ich bedauerlich und gleichzeitig typisch. Wenn dann doch einmal „aus Versehen“ der Vater das Kind bringt, läuft das meist wesentlich holpriger und emotional kühler ab. Zwar frage ich die Väter grundsätzlich genauso wie die Mütter vor Beginn der Stunde, wie die häuslichen Übungen während der Woche klappten. Trotzdem kann ich davon ausgehen, dass die Väter keine Ahnung haben und sich durch meine Frage auch nicht verleiten lassen, sich pädagogisch mehr zu investieren.

Schade, dass den Männern meiner Generation dieses Thema so egal ist.
Und schade, dass wir jungen Frauen ebenfalls nicht richtig wissen, wie wir es anpacken sollen.
Umso angenehmer, wenn es Menschen wie den Phoniater Dr. Graf von Waldersee gibt, der ein interessantes Buch über „Gewalt und die zu hohe Stimme der Frau“ geschrieben hat. Ein Arzt, der mich als (unter ihm stehende) Logopädin zurück ruft, sich Zeit nimmt, am Austausch interessiert ist und mir „noch einen schönen Mai“ wünscht. So heute geschehen.
Inwieweit er auch im beruflichen Alltag eine Lanze für Frauen bricht, weiß ich nicht.
Aber so zugewandte, intelligente Männer gibt es selten. Wenn es mehr davon gäbe, wäre die Mission der weiblichen Emanzipation wesentlich leichter zu bewältigen.

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