Wer mein Blog schon länger liest, weiß, dass ich mich darauf konzentriere, meine Mitmenschen zu ermutigen und zu inspirieren. Heute möchte ich bewusst ein kontroverses Thema behandeln, das mich selbst seit vielen Jahren umtreibt: der Schwangerschaftsabbruch.
Als gläubige Frau mit Jesus im Herzen scheint es von außen komplett falsch zu sein, Abtreibungen für alle Frauen, die sie benötigen, zugänglich zu machen und vor allem zugänglich zu halten.
Damit sind wir bereits direkt im Zentrum des Themas angekommen:
Ja, ich bin gläubig. Und ja, ich bin eine Frau.
Ich habe mir nicht ausgesucht, als Frau geboren zu werden.
Ich habe mir nicht ausgesucht, in ein jahrtausende altes Patriarchat geboren zu werden, das alle Generationen und Geschlechter bis heute zutiefst prägt. Und zunehmend die Lebenswirklichkeit von Frauen (wieder zunehmend) verschlechtert.
Ich habe mir nicht ausgesucht, jeden Monat wegen Bauchkrämpfen und Migräne das Haus nicht verlassen zu können.
Ich habe mir nicht ausgesucht, schwanger werden zu können.
Ich habe mir nicht ausgesucht, dass bei jeder sexuellen Aktivität mit meinem Mann das Thema „Verhütung“ wichtiger ist als die Frage, was ich und er gerade wirklich erleben wollen. Gern hätte ich öfter Geschlechtsverkehr, das wäre aber bei einer rein natürlichen Art der Verhütung (ohne Pille, Spirale oder ähnliche künstliche Möglichkeiten) eine Verringerung der 100%en Sicherheit. Ja ja, Petting ist auch schön, blaaablaaa.
Denn, und darauf läuft es hinaus: Wenn warum auch immer die Verhütung schief geht, bin ich als Frau die Angearschte. Ich muss entweder schwanger sein, gebären und ein Kind aufziehen. Oder ich müsste schwanger sein, ein Kind gebären und zur Adoption freigeben. Oder ich müsste einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen.
Ganz ehrlich:
Alle diese Möglichkeiten finde ich schrecklich.
Ich will nicht schwanger werden. Ich will nicht gebären. Ich will kein Kind ernähren, pflegen und erziehen.
Erinnern wir uns noch einmal: Das alles droht mir nur, weil ich eine Frau bin.
Und niemand hat mich gefragt, ob ich eine Frau sein möchte.
Geschweigedenn, ob ich in einer Welt mein Leben verbringen möchte, in der alte weiße Männer regieren und dies mehr und mehr (wieder) frauenfeindlich tun.
Fakt ist, dass keine Frau von allein schwanger wird.
Keine Frau trifft sich mit ihrer Freundin zum Sport und, hupsala, danach ist sie versehentlich schwanger.
Schwanger werden Frauen nur, wenn Männer aktiv im Spiel sind.
Aber Männer haben weder eine Schwangerschaft, noch eine Geburt, noch 20 Jahre Zuständigkeit für ein leibliches Kind an der Backe.
Sie können in der Erziehung beteiligt sein, aber SIE MÜSSEN NICHT.
Frauen dagegen können schwanger werden, ob sie wollen oder nicht. Und dann müssen sie mit sämtlichen Konsequenzen leben, die wiederum so umfassend sind, dass sie das gesamte Leben der Frau dominieren. Schließlich können wir nicht „ein bißchen schwanger sein“ oder „ein bißchen gebären“ oder „nur für zweieinhalb Jahre Verantwortung für das Kind übernehmen, danach entscheiden wir uns für was Anderes“.
Ganz ehrlich, bei dem Gedanken, schwanger werden zu können, überlege ich sofort, o
b ich mich erst umbringe und dann von der Autobahnbrücke springe, oder umgekehrt.
Und das meine ich todernst.
Da ist es doch allemal der kleinere Schaden, eine meiner Eizellen, die leider befruchtet wurden, obwohl ich das nicht will, zu entfernen. Schließlich sind Eizellen keine Menschen.
Aber, klar, wenn bis heute der Schwangerschaftsabbruch KEIN Teil der gynäkologischen Ausbildung ist, weil immer noch Männer die Medizin dominieren, und das Recht auf einen solchen Eingriff immer mehr eingeschränkt und praktisch unmöglich gemacht wird, dann muss sich in letzter Konsequenz die Frau selbst schaden, wenn sie kein Kind haben will.
Und ist das wirklich intelligent?
Entspricht das den Menschenrechten?
Das kann doch noch nicht einmal ein alter, weißer Mann denken….
Wobei die USA genau diesen Gedanken zu Ende durchziehen: Lieber Frau und Fötus zusammen sterben lassen, als ihnen medizinisch zu helfen. Juhu, geile Aussichten für uns Frauen, wenn der Trend sich weltweit fortsetzt!
Insbesondere, da es eben nicht „dumme, ungebildete Teenager“ sind, die vorrangig ungewollt schwanger werden, sondern Frauen in der Lebensmitte, die gut ausgebildet sind, bereits mehrere Kinder haben, arbeiten und den Haushalt schmeißen und teilweise nebenher die eigenen hocha
ltrigen Angehörigen pflegen. Sollen die sich doch nicht so anstellen, ein Kind mehr macht doch keine extra Arbeit! Pffffffffff, immer dieses weibliche Gejammer, Kinder sind doch was Schönes!!!
Ich plädiere dafür, dass auf den Straßen unseres Landes, wo sogenannte Aktivisten für das Leben unterwegs sind, und auf den Kanzeln am Sonntag nur Frauen über Schwangerschaftsabbrüche reden. Die haben nämlich wirklich was zu sagen, im Gegensatz zu den weißen, heterosexuellen Pastoren mit Ehefrau und drei Kindern. Letztere kriegen nämlich einfach (versehentlich…) ein Kind mehr und nennen sich „von Gott gesegnet“, ist doch kein Problem.
Ach, warte, der Pastor kann ja keine Kinder kriegen und hat an dieser Stelle einfach keine Deutungshoheit. Also sollte er zu dem Thema doch bitte in der Öffentlichkeit schweigen, danke.
Von ehelosen, kinderlosen katholischen Priestern fange ich hier gar nicht erst an! Sonst muss ich nämlich noch einen Gottesdienst wegen akuten Brechreizes verlassen – danke, nein, ich bin nicht schwanger, den Kotzanfall hat pure Frauenfeindlichkeit ausgelöst.
Um positiv, inspirierend und ermutigend zu enden:
Wer schreibt mit mir wertschätzende Nachrichten an Praxen, die in schwierigen Zeiten wie diesen mutig zu den Menschenrechten stehen und Frauen ermöglichen, eine eigene Wahl zu treffen, was mit ihrem Körper passiert und wie viele Kinder sie haben (wollen)? Gynäkologische Praxen, die Frauen unter anderem mit Abbrüchen helfen, brauchen dringend positiven Zuspruch!
Sonst gibt es bald keine mehr, und wer weiß, ob nicht ausgerechnet DU (oder DEINE Frau) dann eine bräuchtest?
Ganz aus Versehen…. hat ja keiner so gewollt…..

